15.
„Oh mein Gott, was macht ihr da?", schreit Angel.
Entsetzt öffne ich die Augen und starre die junge Frau an, die in pinkem Minikleid in meinem Türrahmen steht.
„Hä?", murmle ich. Das Pink ist für mich immer noch intensiver, als es vermutlich in echt ist, aber ansonsten bin ich wieder ziemlich down.
„Ich dachte immer, du bist hetero!", stößt sie hervor und ich blicke verwirrt an meinem nackten Körper hinab. Und dann blicke ich an einem weiteren nackten Körper hinauf, bis zu seinem Gesicht.
„Jace", stelle ich überraschte fest und Angel schüttelt nur den Kopf, ohne den Blick von unseren nackten Körpern abzuwenden.
Als hätte sie noch nicht genügend nackte Männer in ihrem Leben gesehen.
„Ich bin bi, okay", knurre ich dann und schlechte Laune brodelt in mir auf. Angel hätte das nicht herausfinden dürfen, denn David ist alles, aber nicht tolerant für eine andere Sexualität als hetero.
„Ist doch nicht schlimm", grinst sie, jetzt nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hat, „Es ist süß."
Ich schüttle nur kühl den Kopf und richte mich auf. Jace öffnet nicht einmal die Augen, aber ich höre seinen schnarchenden Atem. Also lebt er noch.
„Wehe du sagst es David", drohe ich, auch wenn ich sie mit nichts erpressen kann. Angel ist neben ihrem Job als Nutte eine wirklich gute feste Freundin.
„Keine Sorge", grinst sie, „Aber verrat mal, wer von euch ist der Dominante? Hat er dich gefickt?"
Augenverdrehend schlüpfe ich in meine Boxershorts von gestern und ziehe meine Jeans drüber.
„Sag mal Angel, ich welchen Positionen fickt mein Bruder dich? 69 oder doch nur Missionarsstellung?"
Sie lacht und ich bin froh, dass sie nicht antwortet. Ich hätte es ihr zugetraut.
„Hat David sich nochmal gemeldet?", wechselt sie das Thema und ich folge ihr in die Küche, um Jace nicht zu wecken. Er sieht friedlich aus, wenn er schläft.
Außerdem habe ich keine Lust auf das Gespräch, das jetzt mit ihm ansteht.
„Ne, ich glaub er sitzt noch immer ein. Er hat doch auch gefälschte Papiere", meine ich kühl. Spätestens nach einer Woche ist er immer wieder frei, aber heute ist erst Mittwoch.
Frühestens Samstag sollte ich mich darum kümmern, was mit ihm ist.
„Weißt du, wo er ist? Ich würde ihn gerne besuchen", meint sie und fährt sich durch die Locken. Ich schüttle den Kopf, während ich auf Toilette trotte, um zu pissen.
Angel bleibt vor der Tür stehen. „Brauchst du sonst irgendwas? Soll ich was einkaufen oder so?"
„Nicht nötig", grunze ich, während ich die Spülung betätige und mir die Hände mit kaltem Wasser wasche.
Verdammt, schon wieder kein warmes Wasser. Dabei wollte ich duschen.
„Ich bestell mir abends zusammen mit meinen Mitbewohnerinnen Pizza. Kannst ja vorbeikommen", bietet sie mir an, während ich die letzten Reste vom Schokomüsli in meine Schüssel schütte.
Ich müsste wirklich einkaufen gehen, aber ich wüsste nicht, wo David sein Geld versteckt.
Also willige ich ein, zum Pizzaessen zu kommen. Nicht, dass ich viele Alternativen hätte, wenn ich nicht eine unfreiwillige Müsli-Diät machen möchte.
Allein der Gedanke erinnert mich an meine verstorbene Oma, die immer gesagt hat: Iss was Bursch, nur gut gedüngtes Gemüse kann wachsen.
„Dann bis heute Abend", meint Angel und hebt die Hand zum Gruß, „Kannst ja Jace mitbringen."
Sie grinst, ich nicke ihr amüsiert zu und nehme einen weiteren Löffel trockenes Müsli.
In meinem Schlafzimmer poltert es und Jace grunzt verschlafen.
Verdammt, eine Sekunde Ruhe ist doch nicht zu viel verlangt.
Aber dann steht schon Jace in der Tür, die blonden Haare ganz verwuschelt und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Für ihn verzichte ich doch auf jede Sekunde Ruhe.
17.03.2019
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