.:47:. Fragwürdige Vaterfreuden und ... ein Playboy?

Zur Feier des Tages, weil ich gerade darüber benachrichtigt wurde, dass Teufelsnacht einen Watty gewonnen hat, ein weiteres Kapitel für euch :3

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Der Saal war bereits mit Gästen gefüllt, als sie eintraten. Da es das erste Mal seit Langem war, dass er ohne weibliche Begleitung auftauchte, musterten ihn einige verwundert. Sie schienen sich zu fragen, wo er seine Frau wohl gelassen hatte. Eine erneute Erinnerung daran, dass die Dinge nicht mehr im Bereich des Normalen lagen. Als erstes trat eine seiner Verflossenen an ihn heran. „Eleasar, heute Abend ohne Frau, die eifersüchtig über dich wacht?"

Verdrossen fischte er sich Leannes Hand von seiner Jacke. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht." Desinteressiert sah er sich nach seiner Mutter um. Sie schaffte es, ihn das ein ums andere Mal zu beruhigen, wenn er glaubte wegen seiner Frau durchzudrehen. Aber Sara befand sich am anderen Ende des Saales und plauderte munter mit Talisha. Das bedeutete für ihn, sie an diesem Abend zu meiden. Ansonsten würden sie ihn nur unnötig über seine bislang fragwürdigen Vaterfreuden ausquetschen. Keine gute Sache, wenn ihn die Sorge um seine Frau schier auffraß.

„Hast du deine Kleine endlich satt? Zugegeben, sie ist ganz niedlich, aber sie kann dich doch unmöglich auf Dauer glücklich machen", säuselte die hoch geschossene, wohlwollend proportionierte Brünette vor ihm.

„Verschwinde." Kalt sah er sie an. „Kommt mir noch einmal zu Ohren, dass du meine Gemahlin beleidigst, war das die letzte Feier, die du besucht hast."

Aram atmete ebenso scharf ein wie Leanne. Eleasar war wirklich geladen. So redete er sonst nie mit einer Frau. Andererseits hatte Leanne es eindeutig übertrieben.

„Aber Darling." Verzweifelt versuchte die Frau in seiner Gunst zu steigen. Ihre ganzen Komplimente und Schmeicheleien prallten ungehört an ihm ab. Irgendwann sah sie die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens ein und zog davon.

„Wenn das so weiter geht, war ich die längste Zeit hier", beschwerte Eleasar sich knurrend, nachdem die dritte Kandidatin niedergeschlagen abgezogen war.

Lachend reichte sein Freund ihm ein Glas mit einer cremefarbenen Flüssigkeit. Wenn er seiner Frau Glauben schenkte, schmeckte dieses Getränk so ähnlich wie Champagner. Was auch immer das sein sollte. „Sie halten dich immer noch für einen Playboy."

„Was ist das?" Stirnrunzelnd sah er Aram an. „Ein Playboy?"

„Adele sagt das immer, wenn sie jemanden meint, der sich oft mit verschiedenen Damen trifft, ohne eine feste Beziehung mit ihnen eingehen zu wollen", erklärte der schulterzuckend. „Für mich klingt es einfach nur lustig."

Resignierend leerte er sein Glas. „Ich bin seit etwa drei Jahren vergeben. So langsam sollten sie es verstanden haben."

„Du bist vermutlich der einzige, dem die Blicke der anderen Damen entgangen sind. Sie haben nie aufgehört dich zu begehren. Deine Frau hat eine ziemlich besitzergreifende Ausstrahlung, wenn sie in deiner Nähe ist."Aram tauschte ihre leeren Gläser gegen volle aus. „Trink zur Abwechslung mal wieder was. Du solltest lockerer werden."

Eleasars Blick verfinsterte sich nach kurzem Schweigen. Wenn Blicke töten könnten... „Anscheinend habe ich mich vorhin nicht deutlich genug ausgedrückt." Arams Blick ruhte fragend auf ihm. „Warum verschweigt sie mir ihre Vorwehen?"

Der Vampir machte große Augen. „Vorwehen? Es sind doch noch Wochen, bis es soweit ist. Vielleicht interpretierst du da zu viel hinein. Du solltest dir abgewöhnen, deine Frau zu belauschen."

Er war kurz davor, die Veranstaltung zu verlassen. In diesem Moment trat der Kaiser zu ihnen. „Geht es Ria immer noch nicht besser?"

Da Eleasar viel zu sehr damit beschäftigt war herauszufinden, was die Mädchen besprachen, übernahm Aram das Reden. „Majestät. Er leidet mit seiner Frau."

„Sie hat mich angelogen", grollte er ungehalten.

Raphael reagierte überrascht, Aram seufzend. „Eleasar. Deine Frau reißt dir den Kopf ab, wenn du jetzt zu ihr gehst. Mädchenabend heißt Mädchenabend. Du warst doch selbst bei Cians Geburt im Krankenhaus. Das kann sich hinziehen. Sie haben versprochen, dir Bescheid zu geben, sollte deine Frau doch recht behalten."

Jetzt verstand der Kaiser, was den Prinzen so herumtrieb. „Er hat recht. Du machst dir zu viele Gedanken. Ria würde dir wirklich den Kopf abreißen."

„Ihr habt gut reden", seufzte Eleasar frustriert. „Schließlich ist das nicht euer erstes Kind."

„Nein", entgegnete Raphael heiter. „Aber mein erstes Enkelkind."

Aram klopfte ihm mitleidig auf den Oberarm und deutete auf Sara. „Deine Mutter würde bestimmt gerne tanzen. Oder die anderen Damen, die ohne männliche Begleitung hier sind."

„Oder ich lasse es einfach. Tanz du doch mit den armen einsamen Frauen." Um aus dem Schneider zu sein, griff er nach einem neuen Glas.

Aram teilte ihm mit, dass er das mit Freuden tun würde, wäre er nicht schon an seinen blonden Schatz vergeben. Raphael erlöste sie schließlich um die Bemühung, eine Beschäftigung zu finden, indem er seine Eröffnungsrede hielt. Während der Reden saß Eleasar auf glühenden Kohlen. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder in seine eigenen vier Wände zu gehen. Dementsprechend verwundert war er auch, als er daran erinnert wurde, dass man von ihm ebenfalls eine Rede erwartete. Natürlich hatte er eine vorbereitet. Er erinnerte sich auch an den Text. Dennoch hielt er mitten im vierten Satz inne. Rias Empfindung hatte ihn eiskalt erwischt.

Die Gäste sahen ihn verunsichert an. Er registrierte es gar nicht, sondern verneigte sich eilig vor Raphael, entschuldigte sich mit den Worten „Danke für Ihre Aufmerksamkeit" und verschwand durch eine Seitentür. In Windeseile überbrückte er die Distanz zu seiner Wohnung. Er konnte Adele hören, die Ria zu überreden versuchte, ihnen Bescheid zu geben. Eine weitere Schmerzenswelle streifte sein Bewusstsein. Hektisch öffnete er die Tür. Ria lag im Bett, schien aber keine wirkliche Ruhe zu finden. Entschuldigend lächelte sie ihren Mann an. „Es kam so plötzlich. Ich habe mich erschreckt."

Besorgt setzte er sich neben sie. „Geht es?" Seine tapfere Frau strich ihm lächelnd über die Wange. „Du scheinst dir mehr Gedanken zu machen als ich. Unserem Engel geht es gut." Mit ihrer Hand griff sie nach seiner und legte sie auf ihren Babybauch. „Ich kann es spüren."

„Seit wann hast du deine Wehen?" Seine Frage klang schärfer als er beabsichtigt hatte.

Schuldbewusst klimperte sie mit ihren Augen. „Ein paar Stunden." Sie bemerkte, dass er etwas sagen wollte und hob Einspruch erhebend den Zeigefinger. „Ich habe nicht bemerkt, dass das Wehen sind." Schmerzhaft verzog sie das Gesicht. „Bis Adele meinte, dass das nicht von den Bewegungen des Kindes kommt."

„Ich geh und hole die Ärztin", erbot Adele sich hilfreich.

Als die Tür ins Schloss gefallen war, fuhr Eleasar sich nervös durch die Haare. „Kann ich dir etwas Gutes tun?"

Dankbar lächelte sie ihn an. „Ein Glas Wasser wäre super. Ich bin am Verdursten."

Leise klopfte es an der Wohnungstür. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat Sara ein. Ein Blick auf Ria genügte, um ihr eine Erklärung zu liefern, warum ihr Sohn die Feier so überstürzt verlassen hatte. „Sohnemann, mach mal Platz. Deine Mama kennt sich damit aus." Sie schob ihn aus dem Türrahmen des Schlafzimmers und half ihrer Schwiegertochter, sich in eine angenehmere Position zu legen. „Bleib so, bis der Arzt da ist. Lea, du linderst ihre Schmerzen noch nicht. Sonst wissen wir nicht, wann die Wehen regelmäßiger kommen."

Sich dem entschlossenen Regiment seiner Mutter beugend, zog Eleasar sich aus dem Schlafzimmer zurück, um seiner Frau das gewünschte Glas zu holen. Mehrfach griff er ins Leere, bis er endlich den Gegenstand in der Hand hielt. Auf dem Weg ins Zimmer bemerkte er, dass er zwar das Glas in der Hand hielt, aber es nicht mit Wasser gefüllt hatte. Beim dritten Anlauf gelang es ihm schließlich, ihr das gewünschte Wasser auszuhändigen.

Beruhigend nahm Sara ihn in die Arme. „Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut."

Der Morgen graute bereits, als Ria sich erschöpft in die Kissen fallen ließ. Das Schreien ihres Kindes war so ziemlich die schönste Melodie, die sie bislang gehört hatte. Vorsichtig wischte ihr Mann ihr den Schweiß aus der Stirn. Dabei strahlte er ein solches Glück aus, dass es ihr den Atem raubte. Sara stand ein wenig abseits und schaukelte das schreiende Bündel fürsorglich in ihren Armen. Die Ärztin hatte vorhin die Untersuchung des Säuglings beendet und verkündete nun den frischgebackenen Eltern, dass sich das Kind trotz der frühen Geburt bester Gesundheit erfreute und alle Organe vollständig entwickelt seien.

Zutiefst erleichtert schloss Ria ihre Augen. „Ein Mädchen also, hm?" Müde grinste sie ihren Mann an. „Sieht aus, als hättest du dieses Mal deinen Willen bekommen."

Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Sieht ganz danach aus. Das hast du großartig gemacht, ich bin so unglaublich stolz auf dich."

Glücklich sah sie zu Sara. „Darf ich meine Kleine halten?"

„Aber natürlich, Liebes." Mit einem Strahlen trat sie ans Bett und übergab ihr vorsichtig den Säugling. „Sie ist ein wirklich hübsches Baby. Wie soll meine reizende Enkelin denn heißen?"

Ria war so in den Anblick ihres Kindes vertieft, dass sie die Frage gar nicht hörte. Eleasar antwortete an ihrer statt. „Eilean."

Verzückt seufzte seine Mutter. „Ja, das passt zu ihr. Zu euch." Ihr Blick fiel auf die Uhr. „Sohn, ich will dich ja nicht von deiner kleinen Familie loseisen, aber du hast unseren lieben Kaiser vorhin einfach stehen lassen. Du solltest die Zeit, in der deine Frau und dein Kind gleich schlafen, nutzen und dich wenigstens kurz zeigen."

Er wehrte sich so lange dagegen, bis Ria erschöpft eingeschlafen war. Sara wachte unterdessen selig über ihre blutjunge Enkeltochter. Glücklich-erschöpft gesellte er sich im Saal zu Aram, der ihn sogleich beglückwünschte. Auch Adele ließ es sich nicht nehmen und umarmte ihn sogar herzlich. Sie hatte sich zurückgezogen, nachdem sie die Ärztin informiert hatte. „Deine Haare sind ganz durcheinander", informierte sie ihn munter.

Es war seltsam, aber es war ihm tatsächlich egal, was die noch verbliebenen Gäste über sein Aussehen denken mochten. Seine Welt war gerade so perfekt, wie sie nur sein konnte.

Raphael erspähte ihn und kam grinsend zu ihm. „Also deine Rede war mit Abstand die spannendste. Wo hast du bloß die ganze Nacht gesteckt?"

Eleasar lächelte ihn glücklich an. „Ich hatte gehofft, du verzeihst mir."

„Das kommt ganz auf die Ausrede an", teilte der Kaiser ihm großzügig mit. „Solltest du dich nur gedrückt haben, weil du meintest, deine Frau könne keinen ganzen Abend ohne dich überstehen, hat sie dir hoffentlich schon genug Beine gemacht."

„Zählt eine Geburt als Ausrede?"

Mit großen Augen machte Raphael auf dem Absatz kehrt. „Das muss verkündet werden."

Eleasar beeilte sich, seinen Vater zu finden und ihn zu Ria ins Krankenzimmer zu schicken, bevor er in Glückwünschen ertrank.



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