Schöne Geschichten
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich Wärme an meiner rechten Seite. Ich drehte mich um und sah meine Oma schlafend auf der anderen Seite. Ich streckte mich kurz ein bisschen und legte meinen Kopf auf Omas Brust und schlief weiter. Irgendwann wurde ich wieder wach durch schwere Atemzüge meiner Oma. Sie reckte sich kurz und wandte ihren Kopf dann ganz langsam zu mir.
„Guten morgen meine Enkelin, hast du gut geschlafen?"
„Ja, das habe ich. Es war besser als ich je geschlafen habe! Es fühlte sich irgendwie - wie soll ich es sagen - so safe an, weil, also Mum - Mum hat ja nie mit mir gekuschelt oder in einem Bett geschlafen - das wollte sie nicht - und jetzt so hier rumzuliegen und nix zu machen, ist eigentlich ganz schön, finde ich - weil, es ist das erste mal, das ich mit jemandem in einem Bett liegen darf und wir auch noch kuscheln."
„Wirklich?"
„Ja", sagte ich und legte meinen Kopf wieder auf Omas Brust.
Wir kuschelten noch eine ganze Weile, es war so schön das wir gar nicht mehr aufstehen wollten. Irgendwann sagte Oma dann: „komm Enkelin, wir stehen auf".
Ich stand auf und reckte mich noch einmal; dann machte ich mit Oma das Bett.
„Oma, was soll ich heute anziehen?"
„Mmmmmmm, ich weiß was. Ich habe ein blaues Kleid von mir ,das könnte dir vielleicht passen - hm, was sagst du?"
„Cool, darf ich es mal anprobieren?"
„Ja klar, warte, ich hole es dir kurz aus dem Schrank."
Oma holte das Kleid aus dem Schrank. Es war wunderschön. Ich zog es gleich an und betrachtete mich im Spiegel.
„Schön siehst du aus."
„Danke Oma !"
Ich legte meinen Pyjama auf Omas Bett und ging runter ins Bad mich waschen. Ich fühlte mich heute morgen so richtig gut, viel besser als gestern. Ich kämmte mir meine leicht welligen Haare, wusch mich kurz und putzte mir die Zähne.
Nach einer Weile kam Oma, sie trug heute auch ein blaues Kleid. Zusammen gingen wir ins Esszimmer.
„Lassen wir deine Mum heute einfach mal ausschlafen, die hat doch gestern so viel getrunken - hm, was meinst du? Und wir machen uns heute erstmal ein richtig gemütliches Frühstück, ganz allein!"
„Oh ja, das ist toll!! Soll ich den Tisch decken Oma? "
„Aber gern doch Enkelin, nimm am besten die schönen großen Teller."
Ich deckte den Tisch und Oma machte Frühstück. Sie briet Eier, Schinken, Hashbrowns und Würstchen. In einem Topf machte sie Bohnen mit Tomatensoße.
Als das Frühstück fertig zubereitet war, setzte ich mich an den Tisch, da kam Oma und stellte mir eine Tasse heiße Schokolade neben meinen Teller.
„Ohhh danke Oma, die sieht total gut aus! Was trinkst du? "
„Auch heiße Schokolade, meine Liebe."
Ich nippte kurz an meiner Tasse - die heiße Schokolade schmeckte fabelhaft, war aber noch heiß.
„Lass es dir schmecken, meine Liebe", sagte Oma und tat mir Eier, Schinken, Hashbrowns, Würstchen und Toast auf den Teller. Ich fing an zu essen, es schmeckte bezaubernd. Ich kaute kurz zu Ende und fragte meine Oma dann: „Ähem Oma, wie heißt du eigentlich in Echt?".
„Ach Kind, du weißt meinen Namen ja noch garnicht, oh Gott! Also ich bin Marga Smith, 52 Jahre alt und deine wirkliche Oma; ich bin die Tochter eines alten Buchbinders und einer Zofe, die später einmal in einer Wirtschaft arbeitete. Ich bin das 2. von 3 Kindern. Meine ältere Schwester Jean ist schon früh von zuhause ausgewandert; sie war nur sehr selten Zuhause; sie besuchte eine Mädchenschule in Schottland. Und meine jüngere Schwester Sandy - ach, die war immer die witzigste in der Familie - sie machte dauernd Witze. Also, das waren sie alle in unserer Familie. Es sind Jahre her das die ganze Familie wieder einmal zusammen gesessen hat; meine Schwestern sehe ich nur einmal im Jahr und meine Eltern sind schon tot. Sie starben noch bevor sie das dritte mal Großeltern wurden in Oxford. Sie wussten, wie ich bei deiner Mum damals, auch nichts von meiner Beziehung und meiner Heirat."
„Wer war dein ehemaliger Ehemann eigentlich?"
„Er hieß Harry Smith. Er war großartig, fand ich. Leider hatte ich nie Zeit ihn meinen Eltern vorzustellen, da sie damals nicht Zuhause waren. Sie waren in Schottland bei meiner Schwester."
„Oh, und wie wussten Sie dann von meiner Mum oder waren sie da schon tot?"
„Ich war schon schwanger bevor wir überhaupt richtig zusammen waren. Das war das Problem, denn nach dem one-night-stand wusste ich nämlich noch gar nicht wo er wohnte. Da musste ich im Telefonbuch nachschauen, wo er wohnt und als ich zu ihm hin ging, um ihm das ganze zu erzählen, wollte er mich sofort heiraten - also waren wir zusammen. Kurz darauf heirateten wir also; ich war hochschwanger, die Hochzeit war für mich der Horror. Die ganze Zeit dieses schwere Brautkleid auch noch zu tragen. Und die ganze Zeit mit den vielen Gästen. Kurz davor sind meine Eltern gestorben, deshalb war ich sehr traurig in diesem Moment, aber dann wurde es langsam besser und dann, ja als deine Mutter dreizehn war, ist Harry leider gestorben - seit dem habe ich mich nicht mehr verliebt."
„Schade, und meine Mum hat auch keine Geschwister, so wie ich?! Du hast ja welche, das ist cool."
„Ja, irgendwie hat deine Mum keine Geschwister bekommen- keine Ahnung warum, das weiß ich nicht mehr."
Ich fand Omas Storys total spannend irgendwie; was ihr alles schon so passiert ist! Ich schnitt mir mein Würstchen durch und nippte noch einmal an der heißen Schokolade.
„Weist du was, ich erzähl dir mal einen Schwank aus meinem Leben, meine Liebe", sagte Oma und lächelte zu mir herüber. Dann nahm sie ihre Tasse und trank einen guten Schluck bevor sie anfing mit der Erzählung.
„Hihihi, ich muss immer lachen wenn ich an diese Story denke, weiß nicht warum, jedenfalls war es so, ich und mein damals noch lebender Ehemann waren mit deiner Mum im Supermarkt einkaufen. Deine Mum durfte vorne im Wagen sitzen, sie war damals 2 Jahre alt. Wir gingen also durch den Supermarkt und kauften ein. In einer Gasse mit Soßen und Konserven parkten wir den Wagen und suchten nach Spargel im Glas. Deine Mum blieb im Wagen sitzen. Es dauerte aber voll lange weil wir keinen Spargel fanden. Da nahm sich deine Mum in der Zwischenzeit eine Flasche mit roter Soße; sie ging komischerweise ziemlich leicht auf. Deine Mum öffnete die Flasche und fing an zu essen von der Soße - das war blöd, denn sie verschmierte sich im ganzen Gesicht und an den Kleidern und Händen. Als wir wieder kamen und sahen was sie angestellt hatte, wollten wir ihr die Flasche natürlich wegnehmen, doch sie wollte die Flasche einfach nicht hergeben - sie weigerte sich so sehr das sie sich an einem Regal festklammerte. Das Regal kippte um und alle Flaschen mit verschiedenen Soßen vielen aus dem Regal auf den Boden und waren kaputt! Da mussten wir zur Strafe 40 Pfund bezahlen, das war ganz schön viel."
Oma lachte wieder, ich glaub sie fand es einfach witzig, wie sich meine Mum an der Flasche festgeklammert hatte und dann das Regal umgeschmissen hatte, da musste ich auch lachen.
„Oma, seit wann wohnst du hier in diesem Haus?"
„Seit deine Mum lebt; kurz bevor sie geboren wurde, sind wir hier eingezogen. Mein ehemaliger Ehemann kaufte das Haus von einem älteren Typ. Ich fand das Haus schon immer total schön, wegen der vielen Zimmern und der großen Küche. Es liegt am Rande Oxfords in einer kleineren Stadt; deine Mum liebte dieses Haus auch schon immer. Deine Mum - sie war früher immer so nett und jetzt ist sie so anders, manchmal so unfreundlich zu dir - aber ich habe sie immer geliebt, all die ganzen Jahre, wo wir uns nie gesehen hatten."
„Ich weiß, ich habe sie auch immer geliebt - früher als ich noch klein war, da war sie viel netter zu mir - erst als ich so 5 Jahre alt war, wurde sie so fies zu mir. Ich mag sie aber trotzdem, eigentlich noch sehr gern, auch wenn sie mich immer schlecht behandelt und raucht und trinkt was das Zeug hält - sie ist und bleibt meine Mum!"
Oma lächelte wieder zu mir herüber, das macht sie oft, das finde ich schön. Ich mag sie sehr gern, sie ist immer so lieb zu mir.
„Oma?"
„Ja, meine Liebe, was ist ?"
„Mum - ."
„Was ist mit deiner Mum?"
„Sie schläft immer noch, wir haben sie gar nicht aufstehen sehen."
„Oh Gott, vielleicht ist sie zu müde zum aufstehen, weil sie gestern so viel getrunken hat!"
„Oma! Es ist 11.20 Uhr und sie hat noch kein einziges Geräusch von sich gegeben, man hört sie auch gar nicht atmen!"
„Weißt du was, wir räumen den Tisch ab und gucken dann mal nach, ob sie noch schläft, hm, was meinst du ?"
„Ja das finde ich eine gute Idee Oma."
So, das war dann das zweite Kapitel, doch etwas länger, als ich gedacht hatte, aber immerhin ganz gut. Das nächste Kapitel wird leider etwas trauriger wie das zweite jetzt, aber ungefähr genauso lang. Also viel Spaß beim lesen, LG Maddeline Mcgonagall
Ps: Hier habe ich noch ein Bild von dem Kleid, das Oma Marga an diesem Morgen anhatte. Das Kleid von Mds (Addelin ) habe ich oben hinzugefügt.
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