Der Graf von Käse

Es war ein Tag wie jeder andere, nur in weiß. Die ganze Landschaft um das rießige Schloss des Grafen von Käse war in weiß gehüllt. Der Schnee ließ das leicht heruntergekommene Schloss wie ein Zauberschloss aussehen. Ein Puderzuckerschloss. Das war es, was ein Dichter sagen würde. Der Graf betrachtete voller Stolz die ganzen Bediensteten, die das Schloss für die große Weihnachtsfeier herrichteten. Der Schlossgarten glitzerte von den ganzen Lichtern, die im Schnee wiedergespiegelt wurden. Der stattliche Eingang wurde von zwei meterhohen Tannenbäumen gesäumt. An den Zweigen hingen bunte Kugeln, in denen sein Gesicht fast tausendmal zurück blickte. Wieder fiel ihm auf, wie alt er doch in all den Jahren geworden ist. Auf seinen Händen zeichneten sich eindeutige Altersflecken ab. Die Augen waren müde und hatten seit dem Tod seiner Frau vor 20 Jahren allen Glanz verloren. Er hatte keine weiteren Angehörigen und auch keine Kinder. So wird die adelige von - Käse Linie nach seinem Tod in sich zusammen fallen. Der Gedanke stimmte ihn irgendwie traurig. Seine Augen streiften das Gelände, als suchten sie etwas und das taten sie tatsächlich. Das Monokel, das seine Frau ihn zum letzten Hochzeitstag schenkte. Es war seit diesem Tage verschwunden. Zu gerne würde er es auf seiner höchstwahrscheinlich letzten Weihnachtsfeier tragen. Er merkte, dass der Sand aus seiner Lebenssanduhr in Kürze ausgelaufen sein wird. Es hatte wieder begonnen zu schneien. Weiße Flocken rießelten sanft auf ihn herab. Sie malten weiße Flecken auf seinen schwarzen Wintermantel. In seinen weißen Haaren konnten sie sich nicht verfangen, da diese unter einem schwarzen Zylinder vergraben waren. In der Ferne schlug die Kirchturmuhr viermal. Noch fast eine ganze Stunde blieb ihm, bis die Leute aus dem nahegelegenen Dorf heranströmen würden und mit ihm den vierundzwanzigsten Dezember feiern würden. Seufzend stapfte er durch den knöcheltiefen Schnee. Sein Blick wanderte über das ganze Gelände auf der Suche nach der besonderen Glasscheibe. Es war doch zum Mäuse melken. Aus dem Pferdestall drang der Duft nach Mist und eben Pferd. Die wenigen, die ihre Köpfe hinausstreckten, bließen ihren warmen Atem in die Luft und blickten ihm verwundert nach. Sonderbar war es ja wirklich. Ein altersschwacher Mann lief an einem kalten Winterabend draußen herum und saß nicht wie jeder andere in der warmen Stube und trank Tee. Der mittlerweile 100 Jährige wollte nur noch das Monokel finden, bevor er zur Feier ging oder gar starb. Das war der einzigste Halt, der ihn die ganzen 20 Jahre davon abhielt, von einer Brücke zu springen oder ähnliches. Der einzige Lebenswille, den er in sein Grab mitnehmen wollte. Seine Spuren waren ebenfalls nicht ganz normal. Zwei Fußabdrücke. Ein linker und ein rechter. Doch da war noch ein anderer Abdruck. Der Abdruck seines Gehstocks. Ein stabiler Holzstock mit einem Greifen als Knauf. Eigentlich war es eine käseessende Maus, doch diesen Knauf hatte er irgendwann einmal verloren. So wanderte er weiter. Durch den wunderschönen Garten. Die Buchsbäume wurden von einer leichten Schneeschicht bedeckt und der Pavillion strahlte in gleißend hellem Licht. Der Graf ging auf den Pavillion zu und setzte sich auf einen der Stühle. Dies war der Lieblingsort seiner Frau gewesen. Versonnen dachte er an die vielen schönen Augenblicke, die er hier erlebt hatte. Unter diesem Pavillion hatte er vor siebzig Jahren um ihre Hand angehalten. Es war ein wunderschöner Moment gewesen. Nach ihrem Tod ging er öfters hierher, da er sich unter dem Dach des schützenden Pavillion sicherfühlte und sprach mit ihr. In seinem Kopf hörte er dann ihre Stimme, die ihm wieder die Kraft gab, weiter zu machen. Er griff in seine linke Jackentasche und holte ein etwas zerknittertes Papier heraus. Es war sein Testament, welches er immer bei sich trug. Der Graf nahm einen Stift aus der anderen Jackentasche und fing an zu schreiben:

Ich, Graf Kevin von Käse, gebe hiermit das ganze Anwesen (Felder, Weiden, Schloss, Garten, etc.) in die fähigen Hände von Frau Müller, der Leiterin des Kinderheims im Dorf und außerdem meine Schwägerin. Sie soll aus meinem Schloss ein neues Heim für die Kinder machen. Das ganze Geld, sowie Schmuck und andere Wertgegenstände spende ich an das Heim.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Jenseits

Graf Kevin von Käse

Zufrieden faltete er das Blatt zusammen und steckte es wieder zurück. Langsam stand er auf und ging wieder zurück ins Schloss. Drinnen ging er die imposante Marmortreppe nach oben. Er bog nach rechts ab und machte vor einer verstaubten Tür halt. Er beschloss, er werde jetzt in das Zimmer seiner Frau gehen und dort nach dem Monokel suchen. Er drückte die Klinke hinunter und trat auf einen roten Teppich. Schon ewig war er nicht mehr hier drin gewesen. Vorsichtig ging er auf den Schreibtisch zu. Auf ihm lag ein Briefumschlag, der an den Grafen gerichtet war. In dem Umschlag befand sich ein Brief und das Monokel.

Lieber Kevin,
ich habe gemerkt, dass du das Monokel verloren hast, du alter Schussel. Ich habe tagelang danach gesucht und habe mir versprochen, es hier zu hinterlassen, wenn ich sterbe und das werde ich. Wenn du das hier liest, muss ich wohl vor dir ins Jenseits gereist sein. Hier ist das Monokel. Es steht dir übrigens hervorragend.
Ich liebe dich immer noch von ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Auch wenn ich weit weg bin, kannst du auf mich zählen. Wir werden uns irgendwann wieder sehen.

In Liebe

Carolin von Käse geb. Müller

Gerührt blickte er auf den Brief und das Monokel. Dann verlies er mit diesen Sachen das Zimmer.
Der Graf lief den langen Gang hinunter, bis er vor einer dicken Eichenholztür stehen blieb. Er drehte an dem vergoldeten Türknauf in der Form eines Löwen. Im Zimmer stand ein großes Himmelbett mit einem roten Samtbezug. Auf dem Boden lag ein teurer Teppich, wahrscheinlich aus dem Orient. An einem bodentiefen Fenster stand ein Mahagonischreibtisch auf dem eine alte Stehlampe Platz fand. Auf diesen Tisch legte der Graf das Testament. Zusammen mit dem Monokel und dem Brief legte er sich in das Bett und schloss die Augen.

Ja..... Wir können uns alle selbst ausmalen, was dann passieren wird. Ich muss zugeben, sie ist besser geworden, als ich es erwartet habe. Na ja. Mir war eben etwas langweilig.

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