Tamino

Wir alle saßen am nächsten Morgen ziemlich gerädert am Frühstückstisch im Speisesaal. Naja, fast alle. Aylin und Jonas waren ausgeschlafen. Die beiden hatten uns auf dem Abenteuertrip auch nicht begleitet und wir hatten ihnen alles haargenau erzählen und die Fundstücke zeigen müssen. Sie hatten kaum glauben können, was wir da entdeckt hatten, und wir wollten bereits nach dem Frühstück die ganzen Nachforschungen tätigen. Gustav hatte sogar vor, die Bibliothek von Amsterdam aufzusuchen, um dort mit Hilfe seines Übersetzers etwas über van Berg und das Hotel herauszufinden. Doch unsere Lehrer machten uns einen Strich durch die Rechnung. Einen gewaltigen Strich.

Anstatt uns nach dem Frühstück auf eigene Faust auf Erkundungstour zu begeben, wurde uns von den Lehrern eine Stadtführung aufgedrückt, die angeblich „unerlässlich" war, um die „wunderschöne Geschichte von Amsterdam" kennenzulernen. Selbstverständlich war keine der alten Geschichten, die uns der Stadtführer mit Begeisterung erzählte, auch nur annähernd so spannend wie das, was wir am Vorabend entdeckt hatten. Ich beobachtete ständig die Gesichter der anderen, und man konnte deutlich sehen, dass sie alle nur darauf warteten, dass dieser Tag endlich vorüberging, damit wir uns wieder den viel interessanteren Geheimnissen des Hotels und des Kellers widmen konnten.

Als wir an einem weiteren alten Gebäude anhielten, flüsterte ich Gustav zu: „Hey, das ist der perfekte Ort, um sich von der Gruppe abzusetzen. Wir sollten uns auf eigene Faust hier umsehen."

„Die Lehrer haben ein Auge auf uns, Tamino. Die ahnen, dass wir gestern nicht um Mitternacht in unseren Betten lagen, so müde wie wir heute Morgen waren. Nach dieser Stadtführung bekommen wir hoffentlich Freizeit und dann werden wir uns aufteilen, um weiter zu recherchieren. Doch jetzt müssen wir diesem Stadtführer lauschen. Auch wenn er nicht ansatzweise so viel über Amsterdam weiß, wie ich. Da findet man im Internet mehr über die Stadt heraus."

„Aber auch nur, wenn man Gustav heißt", fügte Marleen grinsend hinzu, die dem Gespräch gelauscht hatte. Neben ihr saß Daxter und gähnte ausgiebig. Er fand diese Tour wohl auch äußerst langweilig. Frau Jansen hatte doch tatsächlich erlaubt, den Hund die Woche über hierzubehalten, nachdem Marleens Vater ausführlich mit ihr telefoniert und ihr seine missliche Lage beschrieben hatte. Marleen war so erleichtert gewesen, als Frau Jansen ihr heute Morgen die Nachricht überbracht hatte und wir freuten uns mit ihr. Daxter mit bei unseren Nachforschungen dabei zu haben, hatte den Zufall, dass er ein ausgezeichneter Spürhund war und unglaublich mutig.

„Marleen, Gustav und Tamino? Was hat der Stadtführer uns gerade über das Gebäude erzählt?", fragte Frau Jansen plötzlich mit ernster Stimme und blickte uns an.

Ich schluckte. Natürlich hatte ich meine Aufmerksamkeit nicht auf die Führung gerichtet, und die anderen beiden auch nicht.

Doch Gustav wäre nicht Gustav, wüsste er nicht etwas über das Gebäude vor uns.

„Ich weiß zwar nicht, was der wehrte Herr uns erzählt hat, jedoch weiß ich, dass dieses Gebäude, das wir gerade bestaunen, im 17. Jahrhundert als Lagerhaus für die East-India-Company diente. Es wurde später als Wohnhaus umgebaut und beherbergte angeblich eine geheime Loge, in der sich Alchemisten trafen. Man sagt, dass sie hier nicht nur mit Metallen experimentierten, sondern auch uralte Schriften studierten, die auf die verborgenen Geheimnisse der Stadt hindeuten. Besonders bekannt ist eine Legende, nach der unter diesem Haus ein geheimes Archiv existieren soll, in dem Karten und Aufzeichnungen über Amsterdam versteckt liegen."

Frau Jansen zog eine Augenbraue hoch und sah ihn überrascht an. „Das ist interessant, Gustav." Wir alle drei wussten, dass der Stadtführer nicht ansatzweise darüber berichtet und wohl selbst gerade zum ersten Mal davon gehört hatte.

Frau Jansen wandte sich wieder der Gruppe zu, während Marleen und ich uns verstohlen angrinsten. Gustav schien sich nie von einer Gelegenheit abhalten zu lassen, sein historisches Wissen zur Schau zu stellen – ob es nun relevant war oder nicht.

Doch als wir weitermarschierten, flüsterte Marleen mir zu: „Glaubst du, Gustav hat das mit den Alchemisten gerade erfunden? Oder könnte da wirklich etwas dran sein?"

Ich zuckte die Schultern. „Bei Gustav weiß man nie."

„Vielleicht führt uns der Zufall ja genau hierher zurück", meinte Marleen nachdenklich und streichelte Daxter, der sich sichtlich freute, wieder in Bewegung zu sein. „Vielleicht gehörte das Archiv zu van Berg."

Der Gedanke ließ mich nicht los. Was, wenn dieses unscheinbare Gebäude tatsächlich Teil eines Netzwerks von Geheimnissen war, die weit über das hinausgingen, was wir bisher über das Hotel erfahren hatten?

Nach einem scheinbar endlosen Tag voller Sehenswürdigkeiten und Informationen, die an uns vorbeizogen, als wären sie kaum real, hatten wir endlich unsere Freizeit. Sofort trafen wir uns alle in einem kleinen Café, abseits der Lehrer, die sich ebenfalls eine Pause gönnten.

„Okay, Leute", begann Gustav, kaum dass wir uns hingesetzt hatten, „wir müssen uns aufteilen. Ich gehe mit Elia in die Bibliothek und schaue nach Hinweisen über van Berg und das Hotel. Marleen, du, Oscar und Tamino, ihr solltet euch das Gebäude von heute genauer anschauen. Aylin und Jonas, ihr versucht, bei den Lehrern etwas über das Hotel zu erfahren. Ich bin mir sicher, sie haben es nicht über das Internet gebucht."

Alle nickten, einverstanden mit Gustavs Plan. Bevor wir uns allerdings an die Arbeit machten, ließen wir es uns nicht nehmen, einen Kaffee und ein Stück Kuchen zu verspeisen, bevor wir uns trennten und uns um neunzehn Uhr wieder im Hotel treffen wollten.

Ich schlenderte schließlich mit Marleen und Oscar, die Händchen haltend die schönen Fassaden von Amsterdam bewunderten, in Richtung des Gebäudes, während Daxter aufgeregt einem Schmetterling folgte, doch feststellte, dass er selbst nicht fliegen konnte.

Wir hatten uns überlegt, dort zu klingeln und zu berichten, dass wir von einem alten Archiv gehört hätten und wir für unsere Schülerzeitung einen Artikel darüber schreiben wollen. Ich hatte wenig Hoffnung, dass das Archiv frei zugänglich war, doch einen Versuch sollten wir wagen.

Als wir schließlich vor dem alten Backsteinhaus standen, welches drei Etagen in die Luft ragte und ein verziertes Dach besaß, welches mir sehr gefiel, trat Marleen an die Tür und drückte auf einen kleinen schwarzen Klingelknopf in der Wand. Oscar und ich standen hinter ihr. Wir konnten hören, wie es im Inneren des Hauses läutete. Ein Zeichen, dass dort wohl jemand wohnte, sonst wäre die Klingel vermutlich abgestellt worden.

Es dauerte einige Sekunden, Marleen war kurz davor, erneut auf den schwarzen Knopf zu drücken, als die Tür vorsichtig geöffnet wurde und wir einer Ende Sechzig-jährigen Frau gegenüberstanden, deren Haare bereits weiß waren. Auf ihrer Nase saß eine Brille, dessen Gläser bereits etwas dreckig waren.

Marleen begann, sich ihr auf Englisch vorzustellen, doch die alte Dame unterbrach sie.

„Ich spreche Deutsch, mein Kind. Was kann ich für euch tun?", fragte sie und sah auch zu Oscar und mir.

„Ich heiße Marleen Winkler und das sind meine Freunde Oscar und Tamino. Wir machen hier gerade eine Klassenfahrt und haben von einem alten Archiv gehört, welches unter diesem Haus sein soll. Wir schreiben für die Schülerzeitung und würden super gern einen Artikel darüber verfassen."

„Und jetzt wollt ihr euch das Archiv ansehen, stimmt's?", hakte die Dame nach und wir nickten.

„Dann kommt mal hinein. Ich habe selten Besuch, ignoriert die Unordnung. Seit mein Mann verstorben ist, sitze ich in seinem ganzen Schrott fest und weiß einfach nicht, wohin damit."

Wir folgten der alten Frau ins Innere und betraten ein Wohnzimmer. Ich wusste schnell, was die Frau meinte. Überall standen kleine Statuen von den verschiedensten Personen, außerdem lagen Kompasse, ein Sextant, ein Jakobsstab, der früher für die Navigation benutzt wurde und jede Menge Karten von verschiedenen Landschaften auf dem Sofa.

Daxter schien sich sofort wohlzufühlen und ließ sich von der alten Dame streicheln.

„Ihr müsst wissen, mein Mann war Archäologe, und in seiner Freizeit hat er den Schatzsucher gespielt. Als er von dem Verkauf dieses Hauses hörte, hat er all sein Geld zusammengekramt und es gekauft. Er wusste natürlich von dem Archiv unter dem Haus und hat es vermutlich deshalb gekauft."

„Das klingt total spannend, Frau..." Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Namen der Dame gar nicht kannte.

„Frau Robbertsen. Ich heiße Anita Robbertsen."

„Das klingt total spannend, Frau Robbertsen", sagte Marleen und sah sich neugierig um. „Hat Ihr Mann das Archiv gefunden?"

Sie nickte. „Das hat er. Er hat Jahre lang dort unten geforscht. Wenn ihr wollt, dürft ihr euch dort für euren Artikel umsehen. Ich bin leider nicht mehr so gut zu Fuß. Es befindet sich gleich hinter der Tür neben der Treppe. Die Tür ist nicht abgeschlossen. Bringt dort unten aber bitte nichts durcheinander. Und wenn ihr Durst habt, ich habe frische Limonade gemacht. Die hat mein Mann geliebt. Ihr dürft euch gern welche nehmen. Sie steht in der Küche, direkt gegenüber vom Wohnzimmer. Und stresst euch nicht. Ihr dürft dort unten so lange forschen, wie ihr wollt. Ich freue mich immer, wenn sich jemand für das Archiv interessiert."

„Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Robbertsen. Wir wissen dies sehr zu schätzen", sagte Marleen.

Frau Robbertsen lächelte freundlich, als sie uns zum Archiv hinunterwies. „Keine Ursache, meine Liebe. Mein Mann hätte sich gefreut, zu wissen, dass junge Leute sich für seine Arbeit interessieren."

Marleen, Oscar und ich wechselten kurze, aufgeregte Blicke. Niemand von uns hatte erwartet, dass es so einfach sein würde, ins Archiv zu kommen. Doch jetzt, da wir hier standen, fühlte sich die Luft im Raum plötzlich schwerer an, als ob wir an der Schwelle zu etwas Geheimnisvollem standen, das seit Jahren unter Verschluss gewesen war.

Wir machten uns auf den Weg zur Tür neben der Treppe, wie Frau Robbertsen es beschrieben hatte. Die Holztür knarrte leicht, als Marleen sie öffnete. Dahinter lag eine enge, steinerne Treppe, die in die Dunkelheit führte. Eine kalte Brise wehte uns entgegen, und ich spürte, wie sich die Härchen auf meinen Armen aufstellten. Oscar schluckte hörbar. „Ich hab so ein Gefühl, dass das hier mehr ist als nur ein verstaubtes altes Archiv."

Daxter eilte aufgeregt die Steintreppen hinunter und verschwand in der Dunkelheit.

„Vielleicht sind da unten Antworten auf unsere Fragen", flüsterte Marleen und stieg vorsichtig die ersten Stufen hinunter. Ich folgte ihr dicht, während Oscar hinter uns zögernd die Tür offen ließ, um genug Licht hereinzulassen.

Die Treppe schien viel länger zu sein, als es von oben den Anschein gehabt hatte. Schließlich erreichten wir den Boden, und der Raum öffnete sich vor uns. Es war kühl und der Geruch von feuchtem Stein lag in der Luft, vermischt mit dem muffigen Duft von altem Papier.

„Wow...", murmelte Oscar, als er uns einholte.

Ich betätigte einen Lichtschalter, der an der Wand angebracht war.

Vor uns erstreckte sich ein weitläufiger Kellerraum, gesäumt von alten Holzregalen, die vollgestopft waren mit Büchern, Karten und Dokumenten. In der Mitte des Raumes stand ein massiver Holztisch, auf dem diverse Artefakte verteilt waren – seltsame Objekte, deren Bedeutung wir auf den ersten Blick nicht erfassen konnten. Alte Karten lagen zerknittert daneben, und überall standen Kerzenständer, die seit Ewigkeiten nicht mehr angezündet worden waren.

„Das ist unglaublich", flüsterte Marleen ehrfürchtig und trat näher an den Tisch heran. „Frau Robbertsens Mann muss hier jahrelang geforscht haben."

Ich ließ meinen Blick über die Regale schweifen und bemerkte, dass einige der Bücher Titel in lateinischer Schrift trugen. Andere waren in Sprachen geschrieben, die ich nicht einmal identifizieren konnte. Doch etwas an einem bestimmten Regal zog meine Aufmerksamkeit besonders auf sich. Es war eine einzelne Kiste, die sich von den restlichen Gegenständen abhob. Sie war alt, aus dunklem Holz, und mit Metallbändern verstärkt.

„Seht mal her", sagte ich und deutete auf die Kiste. „Das sieht wichtig aus."

Marleen und Oscar kamen zu mir, und gemeinsam hoben wir die Kiste vorsichtig auf den Tisch. Sie war überraschend schwer. Marleen untersuchte das Schloss, das sie versiegelte, während Oscar skeptisch daneben stand. „Denkst du, wir sollten das wirklich öffnen?"

„Warum nicht? Frau Robbertsen hat gesagt, wir dürfen alles untersuchen", entgegnete ich und nickte ermutigend.

Marleen zog an dem alten Metallgriff des Schlosses, und mit einem leisen Klicken sprang es auf. Sie hob den Deckel vorsichtig, und wir starrten in die Kiste. Darin lagen alte, vergilbte Pergamentrollen, zusammengebunden mit dünnen Lederschnüren. In der Mitte der Kiste befanden sich vergilbte Fotos.

„Wie im Keller gestern Nacht", flüsterte Oscar aufgeregt und zog vorsichtig ein Foto aus dem Stapel. Es zeigte das Archiv zu früherer Zeit. Auf einem weiteren Foto, welches er sich ansah, waren drei Personen abgebildet. Sie waren in Mäntel gekleidet und sahen professionell aus.

„Wartet mal... Ist das nicht... Alfred van Berg auf diesem Foto?"

Ich nahm Oscar das Bild aus der Hand und begutachtete es. Er hatte Recht. Das war Alfred van Berg. Die Männer neben ihm erkannte ich allerdings nicht. Doch das Gebäude im Hintergrund. Es war das Haus, unter dem wir uns gerade befanden.

„Was hat van Berg hier gemacht?", fragte ich und sah mich im Archiv um. Es sah nicht danach aus, dass sich hier Freimaurer oder eine andere Geheimorganisation aufhielten. Und wir waren auch nicht in der Nähe des Hotels. Doch dann erinnerte ich mich.

„Gustav hat doch erzählt, dass unter ganz Amsterdam Geheimgänge und Tunnel sind."

„Ein Tunnelsystem, ja. Meinst du etwa, ein Tunnel führte zu diesem Archiv?", kombinierte Marleen.

„Das wäre eine logische Erklärung für dieses Bild mit van Berg", antwortete ich und drehte das Bild um. Manchmal standen auf der Rückseite die Namen derer, die auf dem Foto abgebildet waren. Vielleicht ja auch hier.

Tatsächlich konnte ich neben Alfred van Berg noch zwei weitere Namen entziffern. Leonard Robbertsen und Nicolai Vanders. Nicolai Vanders sagte mir nichts, und er war auch nicht auf den Bildern, die wir im anderen Keller entdeckt hatten, zu sehen, doch der andere Name – bestimmt war das Anita Robbertsens Mann.

„Was ist, wenn Anitas Mann tatsächlich ein Freimaurer war? So wie van Berg? Wenn hier weitere Geheimnisse, versteckt in den ganzen Büchern und Karten liegen? Vielleicht hat Robbertsen das Haus gekauft, weil es hier einen Tunnel gibt, der zum Versteck der Freimaurer führt", überlegte ich laut.

„Lasst uns die Wände absuchen. Wenn es hier einen Geheimgang gibt, sieht er vermutlich so ähnlich aus, wie der im Hotel", schlug Marleen vor und wir machten uns daran, die Wände abzutasten.

Nach einer Weile des Suchens waren wir immer noch ohne Erfolg. Die Wände waren kalt und unnachgiebig, nur das Echo unserer Hände, die über den Stein strichen, begleitete uns. Plötzlich stieß Oscar gegen ein Regal, das leicht wackelte.

„Hey, schaut mal!", rief er, und seine Augen leuchteten vor Aufregung. „Das Regal steht nicht ganz fest!"

Wir eilten zu ihm und begannen, das Regal leicht hin und her zu schieben. Tatsächlich gab es einen kleinen Spalt hinter dem Regal, den wir vorher nicht bemerkt hatten. „Glaubt ihr, dass es dahinter einen Geheimraum gibt?", fragte Marleen mit leiser Stimme.

„Das wäre fantastisch", flüsterte ich und stellte mir vor, was sich dort verbergen könnte. „Vielleicht noch mehr alte Schriften oder sogar Hinweise auf die Freimaurer!"

Gemeinsam schoben wir das Regal zur Seite. Es knarrte und quietschte, als wir es bewegten, und wir hielten kurz inne, um sicherzustellen, dass wir nicht zu laut waren. Gang hinter dem Regal war dunkel, und ich konnte kaum etwas erkennen.

„Wir sollten eine Kerze oder eine Taschenlampe holen", schlug Oscar vor. „Sonst sehen wir hier nichts."

„Ich hab eine Taschenlampe in meinem Rucksack!", rief ich und kramte in meiner Tasche, während Marleen und Oscar das Regal weiter zur Seite schoben.

Als ich die Lampe herauszog und sie einschaltete, erleuchtete ein schwaches Licht den kleinen Gang hinter dem Regal. Was ich sah, ließ mir das Herz schneller schlagen: Er hatte verwechselnde Ähnlichkeit mit dem Gang von gestern Nacht.

„Das sieht aus, als wäre das Regal schon lange nicht mehr von der Stelle bewegt worden", murmelte Marleen und trat näher. „Meint ihr, wir sollen den Gang entlanggehen?"

„Ich bin mir nicht sicher. Wir könnten uns verlaufen. Laut den Plänen von gestern Nacht ist das hier alles sehr verzweigt. Was ist, wenn wir nicht mehr herausfinden? Hier unten gibt es keinen Handyempfang."

„Oscar hat recht", sagte ich. „Wir sollten uns da ohne einen Plan nicht hineinbewegen."

Marleen sah etwas enttäuscht aus, doch schließlich nickte sie und wir schoben das Regal zurück an Ort und Stelle.

Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass es Zeit war, zurück zum Hotel zu kehren. Schnell machten wir einige Fotos von Dingen, die wir als wichtig empfanden, bevor wir die Treppe hinaufstiegen und uns bei der alten Dame bedankten. Sie verabschiedete uns und wir machten uns auf den Rückweg zum Hotel.

Auf der Hälfte der Strecke stießen wir auf Jonas und Aylin. Doch warum waren sie so aus der Puste und sahen verängstigt aus?

„Leute, es ist was passiert!", keuchte Jonas, als er uns erreicht hatte. „Wir waren bei den Lehrern, und die haben uns erzählt, dass Marek spurlos verschwunden ist. Schon während der Stadtführung war er plötzlich nicht mehr da."

„Der hatte bestimmt keinen Bock auf die Führung", mutmaßte ich, doch Aylin schüttelte den Kopf.

„Seine Kumpel haben erzählt, dass er die Stadtführung äußerst interessant fand und nach Gustavs Erklärung zu dem alten Gebäude ist er plötzlich nicht mehr da gewesen."

„Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache. Marek ist ein Streber. Der wäre nicht einfach so verschwunden. Wo kann er nur stecken?"

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