13. Kapitel - Eros
Das Glück, Aidos in meinen Armen zu halten, war das schönste Gefühl, das ich bisher erleben durfte. Trotz der Kälte fühlte sie sich wie eine warme Quelle an, die mir Kraft gab. Ich fühlte mich angenommen und geliebt. Dieses Gefühl war mir schon lange verloren gegangen. Denn ich hatte versucht, alle Götter von mir fernzuhalten. Aber Aidos konnte ich nie entkommen. Mein Herz und meine Gedanken kreisten immer um sie.
Göttin der Schande... die einzige Schande war, dass Aidos so genannt wurde. Niemand war so makellos und gleichzeitig so bescheiden, dass man ihren Namen nicht kannte. Ich hielt Aidos fest, unfähig, sie loszulassen oder mich von ihr zu trennen. Und zum Glück wollte sie nicht entkommen. Wir gaben uns ununterbrochen Küsse, bis wir schließlich an die Wasseroberfläche auftauchten. Aidos' Wangen erröteten, als sie mich und sich sah und hastig nach ihrem Kleid griff.
Sie zog sich an und rannte schnell aus dem Wasser. Aber ich war genauso schnell. Am Ufer holte ich sie ein und griff nach ihrer Hand. »Es ist alles okay, Aidos. Lauf nicht vor mir weg, nachdem wir eins geworden sind.« Erneut errötete sie. Sie nickte und diese Geste genügte mir. Denn ihre Kräfte gehörten nun einmal zu ihr und sie konnte sie schließlich nicht vollständig ignorieren. Genau wie im Flusswasser. Diese Idee hätte mir auch einfallen können. Aber sie war es nicht.
Gemeinsam kehrten wir zum Haus zurück. Die Sonne war bereits untergegangen und in wenigen Stunden würde sie schon wieder aufgehen. Es war ein langer Tag und so viel war passiert. Ich entzündete ein Feuer in der Feuerstelle im Haus und wir setzten uns auf das Fell davor, um uns zu trocknen. Aidos strahlte für mich noch heller als dieses Feuer. Ich dachte, ich wäre ihr bereits ganz verfallen, aber meine Liebe zu ihr hatte sich noch einmal gesteigert. Wie konnte man jemanden bei jedem Atemzug noch mehr lieben?
»Ich habe mich dir ergeben«, flüsterte Aidos leise. »Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden sich hier wem ergeben hat. Immerhin hast du den ersten Schritt gemacht.« Sie neigte nachdenklich den Kopf. »Eros, wenn ich bei dir bin, empfinde ich keinen Schmerz. Vielleicht hat Zeus nur gedroht und seine Worte waren leer. Vielleicht wollte er nur, dass du Angst hast und mich verlässt.« Ich schüttelte den Kopf. »So funktionieren seine Urteile nicht. Das müsstest du inzwischen wissen.«
Als Aidos Gesicht traurig wurde, spürte ich sofort, wie sich mein Herz zusammenzog. »Dann liebst du mich wohl doch nicht. Eine andere Antwort gibt es nicht«, sagte sie. Ich sah das Schimmern in ihren Augen und konnte nicht zulassen, dass sie so dachte. Nicht für eine Sekunde! »Aidos, ich liebe dich mehr als jemals jemanden geliebt hat. Und mit jeder Sekunde liebe ich dich noch mehr! Du kannst dir nicht vorstellen, welches Glück ich empfand, als wir um Fluss zusammen fanden!...« schockiert stockte ich. »Ich habe... die Worte ausgesprochen...«
Aidos blinzelte, während ich aufmerksam jede Regung von ihr beobachtete. Doch sie saß einfach nur am Feuer und schaute mich an. Ich musste sicher gehen, also rückte ich näher zu ihr und küsste sie schnell. Doch außer einem erneuten Erröten und dass Aidos zu Boden sah, passierte nichts weiter. »Ich verstehe nicht«, sagte ich verwirrt. »Eros... ich glaube, ich verstehe es«, hauchte sie, nachdem sie tief eingeatmet hatte.
»Sie ist nicht wie wir und wird es auch niemals sein! Das waren die Worte von Zeus. Vielleicht bedeutet das, dass ich irgendwie ausgeschlossen bin. Zwar hält mich niemand für so wichtig...« »Für mich bist du das Wichtigste, Aidos«, unterbrach ich sie sofort. Sie lächelte mich an und meine Hand berührte ihre. Unsicher knabberte sie an ihrer Unterlippe. »Ich muss zugeben, dass ich immer Angst habe, zu weit zu gehen.« »Der Überraschungsmoment ist eine gute Möglichkeit, meine Gedanken im Keim zu ersticken. Wir können zwar nicht so weit gehen wie im Fluss, aber was wir jetzt tun, nachdem du mir deine Gefühle gestanden hast, ist in Ordnung.«
»Du fühlst wirklich keinen Schmerz? Wie kann ich so viel Glück haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich spüre Sicherheit, Geduld, Vertrauen und Liebe«, antwortete sie lächelnd. Obwohl ich am liebsten Aidos in die Arme genommen hätte, wusste ich, dass wir heute schon einen großen Fortschritt gemacht hatten. Ich musste einfach geduldig sein und hoffen, dass dieser Tag bald kommen würde. Plötzlich rückte Aidos jedoch etwas näher zu mir.
Kurz darauf lehnte sie sich an mich, genau wie ich es mir gewünscht hatte. In diesem Moment war ich wie erstarrt, aus Angst, sie zu erschrecken. »Vielleicht könnten wir hier schlafen und uns am Feuer wärmen?«, schlug sie vor. »Es klingt nicht so unsittsam wie dein Schlafplatz zu teilen. Es könnte funktionieren, wenn deine Absicht ist dich lediglich zu wärmen.« Mir war nicht kalt, aber ich wusste, dass sie gehen würde, wenn ich in diesem Moment etwas anderes gesagt hätte. Also nickte ich einfach.
Wir kuschelten uns hin und ich versuchte meine Wünsche zu unterdrücken. Aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Hände Aidos näher an meinen Körper zogen und festhielten. »Lass mich dich so zusätzlich wärmen. Es gäbe noch eine andere Möglichkeit, aber ich denke, das wäre zu viel des Guten, oder?« Aidos nickte nur und ein kleiner Funke Enttäuschung blieb in mir zurück. »Wenn wir uns am Fluss reinigen, dann hätte ich nichts gegen zusätzliche Wärme...«
Mein goldenes Blut schien zu glühen und ich kämpfte darum, es davon abzuhalten, sich in einem Teil meines Körpers auszubreiten. Etwas hatte sich zwischen uns verändert und ich war erleichtert, dass es keinen Schmerz bei Aidos verursachte. Dennoch war ich nicht vollkommen beruhigt. Zeus bekam immer, was er wollte. Falls er es diesmal nicht bekam, würde er seinen Willen auf andere Weise durchsetzen.
Zumindest war vorerst mein Wunsch erfüllt, dass Aidos sich mir unterwirft. Auch wenn ich denke, dass ich mich ihr mehr unterworfen hatte. Am Ende spielte es jedoch keine Rolle. Hauptsache, es war so, wie es gerade war. Leicht und friedlich. Jedoch würde es für Aidos nach dem Einschlafen anders sein, denn ihre Albträume würden niemals verschwinden. Aber ich könnte für sie da sein und sie halten.
1012 Wörter
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Hallo allerseits,
zu diesem Kapitel fallen mir nur folgende Wort ein: Die Ruhe vor dem Sturm.
Aber wäre es nicht langweilig, wenn es immer ruhig bliebe? Schließlich müssen wir in dieser Geschichte irgendwann zum Ende kommen.
Das bedeutet für euch, dass dies die letzte Gelegenheit ist, Wünsche und Fragen zu äußern, damit ich sie noch berücksichtigen kann.
LG Patty 💕
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