Zwei - Ankunft

Am Flughafen angekommen, erkannte Heather bereits von weitem den auffallenden, pinken Hartschalenkoffer ihrer Freundin. Daneben stand wie erwartet Bianca, die nervös an ihrer Lederjacke herumfummelte und auf ihren Absätzen auf und ab wippte. Die platinblonden Haare, die sicherlich nicht ihre Naturhaarfarbe waren, auch wenn sie dies immer behauptete, hatte sie zu einem nahezu perfekten Dutt zusammengesteckt. Als ihre Augen durch die Sonnenbrille hindurchblinzelten, trafen sich die Blicke der jungen Frauen und Heather genoss eine überschwängliche Umarmung.

»Hey Süße«, säuselte Bianca. »Ich hab schon auf dich gewartet. Was hat dich aufgehalten?«

»Ach, der übliche Kram.«

Bianca zog die Stirn kraus und legte den Kopf schief. Belustig hob Heather die Hände in die Luft und deutete ihr an, dass es sich um nichts Wichtiges handelte. Während die zwei noch eine Weile redeten, brachte Heathers Chauffeur ihre Koffer zum Empfang.

»Wenigstens haben wir erste Klasse gebucht«, stöhnte Bianca und ließ ihr Handgepäck von einer Angestellten begutachten. »Ganz ehrlich, Economy würde ich mir nicht mal für Geld geben.«

»Komm schon. So schlimm ist es auch nicht und sei lieber froh, dass wir uns den Luxus noch leisten können. In ein paar Tagen sieht das wahrscheinlich ganz anders aus.«

»Sag das nicht«, sie klammerte sich an Heathers Arm. »Ich vermisse mein Zimmer ja jetzt schon. Wieso haben wir uns noch mal bei der Uni eingeschrieben? Wenn ich genau drüber nachdenken, war das deine geniale Idee.«

»Ja, deshalb ist sie ja auch genial«, lachte Heather und schob ihre Freundin weiter. »Wenn wir weiter trödeln, dann verpassen wir noch unseren Flug.«

»Ach, die warten bestimmt auf uns.«

Der Start des Fliegers erfolgte wie geplant und selbst die Landung, vor der sich Heather heimlich fürchtete, verlief problemlos. Einzig auf ihre Koffer mussten die Beiden über eine Stunde warten, was Bianca sichtlich missfiel und die machte ihrem Ärger lautstark Luft.

»Das kann ja mal nicht angehen, dass wir hier eine geschlagene Stunde auf unsrer dämlichen Koffer warten müssen. Ich meine, wir haben schließlich was Besseres zu tun als hier herum zu vegetieren.«

»Ich bitte vielmals um Verzeihung«, versuchte der Mann an der Information zu beschwichtigen. »Die Verspätung tut uns schrecklich leid, aber im Moment kann ich daran auch nichts ändern, Miss LeBelle.«

»Das ist ja mal wieder typisch!«, keifte sie weiter. »Da verlässt man sich einmal auf andere und wird schon-.«

»Bianca«, unterbrach Heather ihre Freundin, die bereits rot angelaufen war. »Deine Beschwerden werden die Koffer auch nicht schneller kommen lassen.«

»Stört dich das alles etwa kein bisschen?«

»Natürlich stört mich das, doch was sollen wir schon großartig machen? Ich denke nicht, dass du über das Gepäckband hinter die Kulissen kriechen und dort nach unseren Sachen suchen willst«, daraufhin wandte der Mann sich ab, um sein Grinsen zu verstecken. »Komm, wir holen uns einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Allzu lang kann es nun nicht mehr dauern und wir haben schließlich keinen Zeitdruck.«

»Du magst gar keinen Kaffee«, beschwerte sie sich.

»Aber Kuchen!«

»Das werde ich nie verstehen, wie du so viel Süßkram in dich hineinstopfen kannst und dabei nicht anschwillst wie ein Fuß, der in die höchsten High Heels der Welt gequetscht wurde.«

»Ja, schöner Vergleich ... danke für die Blumen.«

Schmunzelnd, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schlenderten die Mädchen zur nächstgelegenen Bäckerei und deckten sich dort für die kommende halbe Stunde ein. Länger brauchte das Flughafenpersonal dann auch nicht, um die Problematik mit den Koffern zu beheben. Sie entschuldigten sich noch einige Male für die Unannehmlichkeit, was Bianca nur mit einem Naserümpfen anerkannte.

»Nehmen Sie es ihr nicht übel«, sagte Heather an die Angestellten, die nur noch einen gefühlten Meter groß waren, nachdem Bianca sie zusammengestaucht hatte. »Sie meint es nicht so ... wir haben nur eine stressige Woche hinter uns.«

Das entsprach zumindest teilweise der Wahrheit, dachte sie sich. Die letzten Wochen bestanden zum größten Teil daraus, die eigenen Wertsachen für die Wohnhäuser der Freyer Akademie zusammen zu suchen und gleichzeitig diejenigen zu kontrollieren, die diese Sachen abholten und an ihren neuen Platz brachten. Heather wollte das alleine durchziehen und hatte sich Adressen und Telefonnummern für die Umzugsdienste von ihrem Vater geholt, diesen aber komplett von der Aktion ausgeschlossen. Insgeheim betete sie nun dafür, dass auch alles angekommen war.

Mit einem schwarzen BMW, den sie sich zum Flughafen bestellt hatten, wurden die beiden angehenden Studentinnen zur Uni gefahren. Die Betonlandschaft, die an Heathers Augen vorbei raste, erschien ihr wenig einladend, allerdings hatte sie nichts anderes erwartet. Eine weitere Großstadt, sagte sie zu sich und kniff sich in den Unterarm. Mit schlechten Gedanken wollte sie sich den ersten Tag nicht vermiesen und hier gab es bestimmt auch ein paar grüne Plätze. Vielleicht sogar so wie man es aus Filmen kannte. Viele junge Studenten, die sich mit Büchern auf den Wiesen unter die Bäume setzten und lasen.

»Hey, du Tagträumerin«, witzelte Bianca, die bereits aus dem Auto gestiegen war. »Wir sind da. Beeil dich, ich will mich umsehen.«

Der BMW war durch das große Eingangstor gefahren, wo zwei Wachmänner diesen durch gewinkt hatten. Auf eine Art Rondell waren sie bis zum Eingang in die Haupthalle, die links und rechts von sich weiter nach vorne reichte als das gigantische Mittelstück, vorgefahren. In der Mitte gab es einen kreisrunden Garten, wo sich bereits einige Studenten tummelten, die allesamt nach gehobenem Stand aussahen. Heather warf sich ihre Umhängetasche über die Schulter und staunte bei dem Anblick des Festsaales nicht schlecht, welcher sich direkt im Hauptgebäude befand. Sie war nicht überrascht, denn die Bälle und Veranstaltungen, die sie mit ihren Eltern besuchte, besaßen ähnlich pompöse Inneneinrichtungen. Dennoch überkam sie eine andere Atmosphäre. Das Gefühl von Freiheit konnte sie deutlich feststellen, sowie das der sie umgebenen Jungend. Die Professoren schienen noch nicht anwesend zu sein, kein Wunder, wenn man bedachte, dass die Vorlesungen erst morgen begannen. Heather lauschte ein wenig, wurde jedoch schnell aus ihrer Trance gerissen, da sich ihr lautnachhallende Schritte auf dem beigen Mosaikboden näherten. Dabei fielen ihr die Muster des Bodens auf, die wie große Sonnenstrahlen von der Mitte aus in alle erdenklichen Richtungen verliefen.

»Wenn man mal eine Sekunde nicht auf die achtet, bist du plötzlich verschwunden«, sagte Bianca, die vor Heather erschien. »Ich will jetzt unser Zimmer sehen!«

Heather lachte und darauf erntete sie einen leichten Schlag gegen die Seite. Sie schrie gespielt verletzt auf und wollte weglaufen, doch als sie sich umdrehte, stand ein großer, junger Mann vor ihr. Seine grünen Augen tanzten interessiert auf Heather umher und wanderten dann zu Bianca, die sich zusammennahm und ladylike dastand. Wie aus dem Bilderbuch, dachte Heather.

»Seid ihr zwei Erstsemester?«, erkundigte er sich und ließ damit das eher kindische Verhalten der Beiden unter den Tisch fallen. Die Freundinnen nickten bedacht. »Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Elias Sander, ich studiere schon seit einem halben Jahr hier.«

»Sehr erfreut. Das dort drüben ist meine Freundin Bianca LeBelle und ich heiße Heather McCarthy. Wir sind eben erst angekommen und schauen uns ein wenig um.«

»Ja, das habe ich gesehen«, ein seichtes Grinsen zog seine Mundwinkel in die Höhe. »Wollt ihr eine kleine Führung? Ich biete mich gern als Geleit an.«

Die beiden Mädchen tauschten ein paar Blicke aus, aber ihre Antwort wäre ohnehin dieselbe gewesen. Wer hätte einem offensichtlich sportlich begeisterten Zweitsemester schon so ein verlockendes Angebot ausschlagen können?

»Das ist überaus freundlich von Ihnen«, erwiderte Bianca, zog ihren Jeansrock zurecht und stellte sich neben Heather, die sich plötzlich ein bisschen unscheinbar in ihrem grauen Pulli und der hellblauen Jeans vorkam. »Es wäre uns beiden eine Freude, denn wir kennen uns hier nun mal nicht sonderlich gut aus und würden uns nur ungern verlaufen.«

»Ihr zwei dürft ›Du‹ zu mir sagen. LeBelle und McCarthy ... Also eine Adelstochter und der Spross des berühmten Schriftstellers Bernhard McCarthy. Eine angemessenere Gesellschaft könnte ich mir nicht vorstellen.«

Wieder zierte ein strahlendes Lächeln Elias Lippen und entblößte zwei Reihen makelloser Zähne. Heather hörte, wie Bianca die Luft scharf einzog, sie wirkte ihm sehr angetan. Nun musste sie selbst lachen, fühlte sich zugleich angesteckt von seinem Grinsen und empfand die Situation ziemlich merkwürdig, obgleich sie dies nicht sollte. Eigentlich müsste ihr alles normal vorkommen, aber sie hatte gehofft, dieser hochgestochenen Welt endlich entkommen zu sein.

»Und mit wem haben wir das Vergnügen? Elias Sander kommt mir irgendwie bekannt vor«, grübelte Bianca laut vor sich hin.

»Meine Eltern sind in der Wirtschaft tätig. Nichts Besonderes hier«, entgegnete er. »Du hingegen«, er beugte sich hinunter zu Heather, die dem Gespräch nicht mehr aufmerksam gefolgt war. »Ich habe einen Roman deines Vaters vor kurzer Zeit gelesen.«

»Oh, tatsächlich. Ich hätte nie damit gerechnet, dass seine Werke so eine junge Zielgruppe ansprechen«, antwortete sie und wich etwas zurück. »Er missbraucht mich nur manchmal als Testleserin.«

»Du solltest dich glücklich schätzen, Heather! Ich bin ein sehr begeisterter Leser seiner Bücher, ob nun zur Unterhaltung oder Bildung. Die Ägyptische Mythologie beschreibt er einfach zu fesselnd, dass man die Seiten nur so verschlingt.«

»Vielen Dank. Ich werde ihm deine Begeisterung mitteilen.«

»Das wäre sehr nett, danke. Und jetzt will ich euch herumführen. Wir haben eine Menge vor, denn das Gelände ist sehr weitläufig.« Elias bot den beiden jungen Damen sein Geleit an und sie hakten sich fröhlich gestimmt bei ihm ein.

Voller Erstaunen stand Cara zusammen mit ihren Eltern vor dem imposanten Hauptgebäude der Freyer Akademie, dessen Zinnen sich weit hoch in den Himmel erstreckten. Hätte die frischgebackene Studentin nicht gewusst, dass es sich bei den Gemäuern um sie herum um eine Universität handelte, wäre sie davon ausgegangen, vor einem großen Museum zu stehen, ähnlich dem Louvre in Paris.

Auf der Wiese vor dem Hauptgebäude tummelten sich einige Studenten. Sie saßen auf einer großen Picknickdecke und genossen die vielleicht letzten sonnigen Tag in diesem Jahr. Man würde meinen, dass dies eine ganz normale Situation im Leben eines Studenten war, doch es gab etwas, das Cara an diesem Bild störte. Die jungen Leute saßen nicht direkt auf den ausgebreiteten Decken, sondern auf dicken Kissen. Vor ihnen standen Teller und Tassen aus Porzellan und die Mitte zierte ein große, voll beladene Etageren. Cara erkannte von weitem kleine Schnittchen und Pralinen, eingepackt in feinem, bunten Papier. Ihr bereitete dieser Anblick Unbehagen. Sie konnte sich nicht vorstellen, an solchem Schickimicki Teepartys teilzunehmen.

Sie wendete sich ihren Eltern zu, die sie besorgt an schauten. Auch sie hatten die Studentengrüppchen auf der Wiese betrachtet. Daniela legte ihre Hände auf Caras Schultern.

»Bist du dir sicher, Schatz, dass du hier zurecht kommst? Die meisten Studenten hier kommen aus einer ganz anderen Welt, als wir.«

Cara schnaubte, wie oft hatte sie diese Worte in den letzten Wochen schon auf die eine oder andere Art und Weise gehört.

»Ja, bin ich. Dies ist eine Chance, die man kein zweites Mal erhält. Ich habe mich sehr angestrengt, um von einer solch renommierte Universität angenommen zu werden. Vielleicht finde ich jemanden, der so bodenständig ist wie meine Wenigkeit.« Sie kicherte vergnügt, doch dies war nur Fassade, um ihre Eltern zu beruhigen.

Cara wusste genau, wie schwer es werden würde, an einem solchen Ort, wo überwiegend nur Kinder aus reichem Hause studierten, ihresgleichen kennenzulernen. Aber sie war es bereits gewohnt alleine zu sein, ihr machte die Einsamkeit nichts mehr aus.

Nun war Cara bereit. Sie verabschiedet sich von ihren Eltern. Daniela gab ihre Tochter einen sanften Kuss auf die Stirn und knuddelte sie fest. Stephan umarmte sie ebenfalls und wuschelte durch ihr braunes Haar.

»Dad!«, rief Cara empört. Eilig sortierte sie ihre Strähnen wieder und schaute ihren Vater vorwurfsvoll an.

Stephan grinste. »Du bist doch mein kleines Mädchen. Als du klein warst, hast du das immer gemocht.«

»Ich bin aber kein Kind mehr. Nun bin ich zwanzig und fange an zu studieren.«

»Ich kann es noch gar nicht fassen. Wir werden dich eine lange Zeit nicht sehen«, sprach Caras Mutter und fing an zu schluchzen. »Versprich, dass du dich melden wirst. Schreib uns einfach eine SMS oder ruf an. Lern fleißig, aber passt auch auf, dass du dich nicht überanstrengst. Ich habe dich lieb, meine Kleine. Ich werde dich vermissen.«

Zusammen gingen sie wider durch das Hauptgebäude, zu dem Platz, an dem Autos an- und abfuhren. Ein letztes Mal verabschiedete sich Cara, bevor sie sah, wie ihre Eltern ins Auto stiegen und davon fuhren. Sie winkte ihnen hinterher, bis sie hinter einer Kurve verschwunden waren.

Sie holte einmal sehr tief Luft und atmete seufzend aus. Es war ein komisches Gefühl, nun von ihren Eltern getrennt zu sein. Und ihr bereitete dieser Ort etwas Angst. Sie hatte gewusst, dass diese Universität hauptsächlich für Studenten aus höherem Hause war, doch hatte sie gehofft, dass sie wenigsten einige halbwegs normale junge Leute treffen würde, doch bis zum jetzigen Zeitpunk war von ihren keine Spur.

Cara schaute auf den Campusplan, den sie zusammen mit ihren Uniunterlagen zu geschickt bekommen hatte. Sie suchte nach dem Wohnheim, fand es auch gleich. Es war von dem Hauptgebäude nicht weit entfernt. Zum Glück musste sie ihre Koffer nicht selber schleppen. Kurz nachdem sie mit ihren Eltern eingetroffen war, war ein freundlicher junger Mann in einer roten Uniform gekommen und hatte ihr Gepäck auf einen Karren geladen. Er hatte sich die Zimmernummer der jungen Studentin auf einem Klemmbrett notiert und war davon gehuscht. Aus dem Augenwinkel hatte Cara vieler solcher uniformierten Männer gesehen.

Wieder kam sie zu der großen Wiese, auf der noch immer zahlreicher junger Leute picknickten. Das Wohnheim lag direkt östlich daneben und wirkte ähnlich imposant wie das riesige Hauptgebäude. Etwas schüchtern drückte sie die Flügeltüren auf und vor ihr blitzte makelloser Marmorboden, welcher die Lichter des Kronleuchters hoch über ihr spiegelte. Meterhohe Säulen, die der Halle einen leichten römischen Touch gaben, wanden sich bis zur Decke und als sie an ihnen vorbei ging, dachte sie einen Augenblick, sie könnten umfallen. Bei dem Gedanken von einer Säule zerquetscht zu werden, statt sich von irgendwelchen Adligen als unwürdig abstempeln zu lassen, zauberte ihr ein Lachen ins Gesicht.

An der Rückwand der Eingangshalle des Wohnblocks baute sich eine Kieferntreppe vor dem Mädchen auf, das gar nicht mehr aus dem Staunen heraus kam. Ihre Augen weiteten sich, denn das dunkle Holz erinnerte sie sehr an eine alte Bibliothek, die sie und ihre Eltern einst besucht hatten. Etwas wehmütig kletterte sie die Stufen hinauf und bog in den Westflügel ab, der als Mädchenwohntrakt gedacht war. Die Flure wurden von dem Sonnenlicht, welches durch die hohen Fenster schien, geradezu geflutet. Cara achtete nicht mehr sonderlich auf ihren Weg und stieß mit einem anderen Mädchen zusammen.

»Pass doch auf!«, empörte diese sich und schubste Cara. »Wo kommst du denn her, dass du dich nicht mal auf den Weg vor deiner Nase konzentrieren kannst?«

»Ich bitte vielmals um Verzeihung«, entschuldigte sich Cara, die eigentlich lieber etwas anderes auf diese hochnäsige Art erwidert hätte, aber dazu fühlte sie sich nicht in der Lage. »Ich bin gerade erst angekommen und ein wenig von der Schönheit dieser Uni überwältigt.«

»Wenigstens hast du ein paar Manieren.«

Mit erhobenem Kopf stolzierte die platinblonde Studentin auf ihren High Heels und mit ihrer superteuren Lederjacke davon, hin zu einer anderen Studentin mit goldblondem Haar. Die beiden verschwanden den Gang hinunter. Cara plagte dabei nur ein Gedanke, hoffentlich würde sie nicht dasselbe wie sie studieren, dann müsste sie diese unfreundliche Person nämlich auch noch die nächsten Jahre Tag für Tag ertragen. Kurz vor ihrem Zimmer blieb sie stehen. Von dort drangen gedämpfte Stimmen zu ihr durch. Sie zählte die verschiedenen Stimmlagen, sie würde sich wohl mit drei weiteren Mädchen einen Schlafsaal teilen. Mit einem mulmigen Gefühl öffnete sie die Tür und einige Augenpaare blickten neugierig zu ihr rüber. Doch statt sich vorzustellen, kümmerten sie sich wieder um ihre Koffer, die sie eifrig auspackten und die Kleidung in den Wandschränken verstauten. Auch Cara tat es ihnen gleich und grüßte sie nur freundlich. Die Himmelbetten hatten es ihr auf den ersten Blick hin angetan. Müde von der Reise und erschöpft von dem Abschied ihrer Eltern ließ sie sich in den weichen Laken versinken und zog die Vorhänge ein Stück zu. Würde sie hier wohl Leute kennenlernen, die zumindest ein paar Worte mit ihr wechselten? Nach einer halben Stunde hatte sie ihren Mitbewohnerinnen wenigstens entlocken könne, dass sie ebenfalls aus gewöhnlichen Familien stammten, also keinerlei Reichtum besaßen und dazu auch durch ein Stipendium an diesen Ort gelangt waren. Dennoch schien es Cara unmöglich, ein vernünftiges Gespräch mit ihnen zu führen.

Etwas niedergeschlagen stiefelte sie hinaus auf Außenanlage und schlenderte über die großzügigen Grünflächen. Sie musste sich eingestehen, dass diese Akademie ganz anders war, als sie es sich erhofft hatte. Trotzdem würde sie nur, weil sie an ihrem ersten Tag noch niemanden gefunden hatte, der ihr freundlich gesinnt war, nicht so einfach alles hinwerfen.

Sie machte sich wieder auf den Weg Richtung Hauptgebäude. Die Begrüßungsveranstaltung der Erstsemester würde gleich beginnen.



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