Zwanzig (1) - Erwachen

Heather folgte Jade durch die dunklen Gänge im Untergrund. Den kleinen Leuchtfleck des halb verschütteten Einganges, durch den sie in die Tiefe gerutscht waren, konnte sie schon seit einiger Zeit nicht mehr sehen. Sie sah nur dem jungen Mann nach, der vor ihr lief und sich manchmal umsah, um sich zu orientieren und sicher zu gehen, dass sie noch hinter ihm war.

»Wie zerstören wir das Tor?«, fragte sie endlich, als die Anspannung zu zerreißen drohte. »Du sagtest, es gäbe eine Möglichkeit.«

»Die gibt es auch«, erwiderte er kurz angebunden und verschwand nach rechts.

Die Studentin folgte, hörte allerdings einige Stimmen aus der Richtung, aus der sie gekommen waren und weitere von links. Ohne weiter darüber nachzudenken, holte sie Jade ein und packte ihm am Oberarm. Er wandte sich ihr verwirrt und etwas erbost zu, doch als sie den Zeigefinger an ihre Lippen hob, schien er zu verstehen.

»Mist«, flüsterte er. »Dein Beschützer macht seinem Namen alle Ehre.«

»Und die anderen Stimmen?«, hakte sie nach und zeigte in den Gang zu ihrer Linken. »Von da kommen auch Leute. Freyers Leute, oder?«

Jade schwieg, wirkte nachdenklich und Heather ließ von ihm ab. So einfach würde es nicht werden, das hatte sie sich schon gedacht. Auch Milan würde sie nicht einfach in den Abgrund rennen lassen, niemals. Ebenso wenig Nate, der ihr schon des Öfteren das Leben gerettet hatte. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und ging auf die Stimmen ihrer Freunde zu.

»Was machst du da?!«, hörte sie Jade hinter sich und spürte seine grobe Hand an ihrem Handgelenk. »Wir wollten doch-.«

Ein Leuchtkegel erfasste die zwei und der junge Mann verstummte abermals, ehe er Heather mit sich reißen wollte, aber sie befreite sich. »Hier lang«, keuchte sie und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wenn wir nicht laufen, bekommen sie uns.«

»Und wenn wir zurücklaufen, bekommen und Milan und die anderen«, entgegnete er wütend. »Dann war es das! Kein Tor, keine Rettung und vor allem keine Cara.«

Heather musste eingestehen, dass ihre Situation - so heikel und schlimm sie bereits zu Beginn gewesen war - sich nun noch verschlimmerte. Vor ihr das Tor in greifbarer Nähe, das die Welt ins Chaos stürzen könnte. Links von ihnen stürmten Freyer Männer durch die Gänge und rechts von ihnen ihre Freunde. Sie saßen in der Klemme, aber Jade schein das wenig zu stören. Er zerrte wieder an ihrem Arm und wollte sie zum Tor mitnehmen.

»Hey!«, hallte Milans Stimme an den porösen Wänden wider und kurz darauf tauchte er im Schein einer Handtaschenlampe auf. »Zum Teufel! Was denkt ihr, was ihr hier macht?«

Jade gab Heather sofort frei und Milan war nach nur zwei großen Schritten an ihrer Seite, packte sie an den Schultern und konnte sich gerade noch zurückhalten. Aber die Wut und die Angst in seinen Augen ließen sie zusammenzucken. Seine Hände fühlten sich war und feucht an, sogar auf seiner Stirn rannen kleine Schweißperlen hinab.

»Sie kommen von links!«, rief Nate, hinter dem Linus außer Atem auftauchte.

Kurz darauf brach das Chaos aus. Milan schubste Heather zur Seite und stürzte sich gemeinsam mit den anderen auf Freyers Männer. Die junge Frau sah Fäuste fliegen, hörte die anderen schmerzerfüllt aufschreien. Sie selbst sank auf den Boden und kauerte sich zusammen. Sie würde nicht gegen ausgewachsene und gut trainierte Wachen ankommen und wäre den Jungs nur im Weg. Im schlimmsten Falle würde sie gefangen genommen und dann hätten sie wirklich verloren.

Dennoch konnte sie ihre Augen nicht von dem Kampf abwenden. Sie konnte nicht blinzeln, musste Milan immer sehen und sobald er im Getümmel verschwand, setzte ihr Herz aus. Erst als er wieder auftauchte, atmete sie auf und spürte ihren Plus durch ihren Körper rauschen.

Nate gewann gegen zwei der Männer die Oberhand und rang sie nieder. Er war immerhin der Einzige von ihnen, der kämpferische Erfahrungen besaß und bereits trainiert wurde. Für ihn schien es ein Leichtes, einem anderen die Faust in Magen oder Gesicht zu rammen, aber auch Linus schlug sich gut. Obwohl er einige Schläge kassierte, rappelte er sich eisern wieder auf und griff seinen Gegner unermüdlich an.

Milan wiederum befand sich in der Defensive, musste ausweichen und wurde in eine dunkle Ecke gedrängt. Heather reckte den Kopf, streckte ihren Hals, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Erfolglos. Milan kämpfte weiter, zumindest hörte es sich so an und die Studentin wusste, dass sein Stöhnen und Fluchen der Beweis waren, dass er noch auf den Beinen war. Sie musste warten, geduldig sein und nicht - wie sonst immer - kopflos in den Kampf stürmen.

»Heather«, flüsterte jemand neben ihr und sie zuckte so heftig zusammen, dass sie sich auf die Zunge biss.

Neben ihr kniete kein anderer als Jade. Hielt er sich aus dem Kampf heraus? Aber warum? Warum half er den anderen nicht, sondern versteckte sich hier mit Heather? Er müsste doch wenigstens seinem Freund helfen wollen. Wenn ihm auch Nate und Linus egal waren, Milan sicherlich nicht. Verwirrt schaute sie ihn an, ohne ein Wort zu sagen, weil sie nicht so recht wusste, was sie sagen sollte. Immerhin konnte sie ihm auch keine Vorschriften machen oder ihn dazu zwingen, zu kämpfen.

»Wir müssen weiter«, erklärte er ihr ernst und griff ihren Oberarm. »Solange wir noch können.«

»Was?!«, entgegnete sie entsetzt. »Und die anderen? Wir können doch nicht zum Tor und sie im Stich lassen.«

»Wenn das Tor zerstört ist, gibt es keinen Grund mehr zum Kämpfen. Also Beeilung«, sagte er streng und zerrte an ihr. »Komm schon und-.«

»Jade!«, hörte Heather Milans Stimme dicht bei sich. »Was machst du denn?«, er befreite die junge Frau, wobei ihr seine aufgeplatzte Lippe und ein roter Striemen an seinem Hals auffielen. Bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, redete er weiter mit Jade. »Du musst uns helfen, oder wir sind bald alle Gefangene meines Vaters.«

»Dann lasst uns verschwinden«, schlug dieser vor.

»Was? Wohin denn bitte?«, hakte Milan erschüttert nach und warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Nate und Linus mit ihren Angreifern zurechtkamen. »Wir müssen hier raus.«

»Alles klar, dann folgt mir, ich kenne einen Weg hier raus«, energisch deutete Jade in die Richtung hinter sich.

»Und die anderen?«, wimmerte ich.

»Nate!«, brüllte Milan plötzlich und weckte sofort dessen Aufmerksamkeit. Der Junge hielt einen der Männer im Schwitzkasten und wirkte ziemlich überlegen. »Wir verschwinden von hier. Kommt ihr klar, oder soll ich bleiben?«

»Nein, geht!«, entgegnete Nate hektisch und kniff dem Mann, den er noch immer fest hielt, dabei die Luft ab. »Bringt Heather in Sicherheit. Wir holen euch ein, nachdem wir hier aufgeräumt haben.«

Jade rannte voraus, Heather in der Mitte und Milan bildete das Schlusslicht. Sie wusste nicht, wohin Jade sie führen würde, doch die junge Frau befürchtete, dass er ihnen nicht den versprochenen Ausgang zeigen würde. Nein, er war noch immer darauf aus, das Tor zu erreichen und es zu zerstören. Eigentlich eine gute Sache, dachte sie, aber sie hatten keine Ahnung wie. Sie sollte diesem Ding, das die Welten miteinander verband, nicht zu nahe kommen und trotzdem fühlte sie sich von etwas tief unten angezogen. Ein seltsames Gefühl, dass jede ihrer Fasern durchzog. Angst? Vorfreude? Aufregung? Sie schüttelte den Kopf und wäre beinahe mit Milan zusammengestoßen, der nicht auf den Weg vor sich, sondern nur auf den hinter sich achtete.

»Entschuldige«, murmelte er sichtlich besorgt. »Dir ist vorhin nichts passiert, oder?«

»Nein, alles in Ordnung«, sie verlangsamte ihr Tempo und lief nun neben ihm. Seine Lippe blutete noch immer. »Aber du siehst nicht so gut aus.«

»Sollte das jetzt ein Kompliment sein?«, lachte er, aber sein Lachen klang gezwungen. »Der Held verletzt sich eben dabei, die holde Maid zu retten. Ist eh nur ein Kratzer nichts Bedrohliches oder so.«

Obwohl er sie offensichtlich davon abhalten wollte, sich auch noch um ihn Sorgen zu machen, nahm Heather ihren Ärmel und tupfte vorsichtig das Blut ab. Abrupt blieb er stehen und starrte sie erschrocken an, als hätte sie ihm eben eine Ohrfeige verpasst.

»Das musst du nicht machen«, erwiderte er nun ruhiger und nahm ihre Hand, um sie auf seine Wange zu legen. »Du versaust dir nur deine Kleidung.«

»Ja«, blaffte sie. »Als wäre ein dreckiger Pullover momentan mein größtes Problem.«

»Du musst das wirklich nicht machen«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Bitte. Es muss einen anderen Weg geben.«

»Vielleicht ...«, erwiderte sie schwach an seiner Seite. »Wenn wir das Tor zerstören würden?«, er nickte leicht, aber sein Gesicht zeigte den Zweifel, der ihn plagte. »Das könnte Jades Plan sein, oder? Ich allein kann ohnehin nicht viel ausrichten und falls wir das Tor zerstören könnten, gäbe es keinen Grund für deinen Vater, die Gottheiten zurückzuholen.«

Er machte einen Schritt auf sie zu und schlang seine Arme für einen kurzen Augenblick um ihren zierlichen Körper. Sie hörte ihn ausatmen, bemerkte selbst, dass sie schwer atmete und genoss die wenigen Sekunden, die sie sich gönnten. Dann holte Jade sie zurück in die grausame Realität und scheuchte sie weiter.

»Wir müssen zum Tor«, brummte er. »Bevor Freyers Leute dort sind. Sie wissen ja jetzt, dass wir hier sind.«

Die drei liefen weiter, mittlerweile aber nicht mehr, weil Freyers Handlanger hinter ihnen her waren, sondern vielmehr weil Jade es so wollte. Er machte ihnen deutlich, dass sie weiterrennen müssten, egal was geschehe und dabei gelangten sie immer tiefer in die Katakomben, deren labyrinthartiger Aufbau sie zu verschlucken schien. Heather war sich sicher, dass sie hier nicht mehr ohne Hilfe herausfinden würden. Ihr Hals schnürte sich bei diesem Gedanken zu und ihre Hände waren schon seit einer Weile schweißnass.

Auch Milan wirkte unsicher auf sie. Er sah sich viel zu oft um, lief immer dicht hinter ihr und hielt ihre Hand etwas zu fest, als dass sie sich einreden könnte, er machte sich nur Sorgen. Nein, er hatte Angst vor dem, was vor ihnen lag und sie fühlte diese Angst ebenso. Ihre Furcht war gut begründet, denn je weiter sie kamen, desto stiller wurde Jade. Er hatte ihnen nicht sagen können, wie sie das Tor zerstören könnten. Er meinte nur, dass es einen Weg gäbe.

»Wartet«, wies sie Jade an und stoppte vor ihnen. Horchte in den benachbarten Gang hinein.

Heather spürte, wie kalter Schweiß ihre Stirn benetzte und sich ihre Nackenhaare aufstellten. Ihr Magen drehte sich um und ihr Puls rauschte in ihren Ohren, sodass es ihr schwer fiel, etwas zu hören. Dann drängte sich Milan vor sie, ließ ihre Hand zögerlich los und stellte sich zu Jade. Die beiden tauschten ein paar gewisperte Worte aus, ehe Milan vorausging.

Während auch Jade hinter der Ecke verschwand, hielt die Studentin den Atem an. Nur Sekunden vergingen, da schallte ein dumpfer Knall, gefolgt von einem schmerzerfüllten Stöhnen von den Wänden wider. Sie rührte sich nicht. Ihre Hände verkrampften sich, sodass jeder ihrer Finger schmerzte. Was war geschehen? Wer war verletzt? Sollte sie hier bleiben, oder ihnen helfen?

»Schnell!«, rief ihr Jade zu und packte sie an den Schulter. Ihre Glieder fühlten sich zwar taub an, aber an eine Pause war nicht zu denken. Dasselbe dachte wohl auch Jade, der sie weiter drängte: »Mir nach!«

»Aber Milan?!«, kreischte Heather verzweifelt, als sie ihren Freund nicht entdeckte und stemmte sich gegen den anderen. »Wir müssen ihm helfen. Er-.«

Sie brach ihren eigenen Satz ab, als sie Milan bewusstlos am Boden liegen sah. Alle Glieder von sich gestreckt, die rechte Wange auf die Erde gepresst. Doch sie erspähte keinen von Freyers Männern und bezweifelte zugleich, dass sie dessen Sohn etwas angetan hätten, also drehte sie sich langsam zu Jade um und sah in ein Gesicht, das sie zum Schaudern brachte.

»Du ...«, wimmerte sie und abermals griff er ihre Schultern, um sie weiter den Gang entlang zu schieben. »Du bist nicht Jade«, stellte sie geistesabwesend fest. »Du bist ...«

»Seth«, beendete er ihr Gestammel genervt und mit einer Stimme, die aus den Tiefen seines Körpers an die Oberfläche brach, als hätte sie nur auf ihren Moment gewartet. »Und du, Wächterin, kommst jetzt mit mir.«

Sie rief um Hilfe, hoffte darauf, dass Nate und Linus sie einholen würden, wenn sie nur laut genug wäre. Doch Jade hatte andere Pläne und hielt ihr nach nur wenigen Metern den Mund zu. Seine Hand fühlte sich warm und rau an. Roch ein wenig nach Rus und Qualm. Heather stand ihm allein gegenüber und ihr bleib nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und seinen Befehlen Folge zu leisten. Seth würde sie nur solange lebendig brauchen, bis sie das Weltentor geöffnet hatte. Danach wäre sie ihm egal, vielleicht sogar lieber tot als lebendig. Schweren Herzens atmete sie durch, versuchte sich zu beruhigen und ihn nicht weiter zu reizen.

Die Wände der Gänge wurden ebenmäßiger. Die Höhle wandelte sich allmählich zu einem Gebilde, das von Menschen erschaffen worden war. Einer Gruft, wie sie fand und die plötzliche Kälte nahm sie ein. Ihre Schritte hallten in den nun leeren und verwinkelten Gängen wider, während ein einziges Licht in der Ferne flimmerte. Anfangs leuchtete es nur schwach und erreichte kaum die gegenüber liegende Wand. Dann, als sie weiter darauf zu liefen, breitete es sich aus und nahm den gesamten Raum ein, der scheinbar Seths Ziel gewesen war.

Ägyptische Zeichen zierten die Sandsteinwände, die hier aufgestellt worden waren, und einzelne Statuen von gottesähnlichen Wesen bewachten regelrecht die Eingänge. Der halbrunde Raum besaß zwei Eingänge, jeweils an den Enden der geraden Seite, und in der Mitte der Rundung war ein massiges Tor eingefasst.

»Seth«, winselte Heather, während er sie zum Tor führte. »Willst du das wirklich?«

»Was soll ich wirklich wollen? Wobei soll ich mir unsicher sein?«, knurrte dieser und riss sie mit einem Ruck an den Rand des Tores. »Glaubst du ernsthaft, ich würde meine Chance, meine ursprünglichen Kräfte zurückzuerlangen, nicht ergreifen? Nur weil du oder jemand anderes Schaden nehmen könnte?«

»Jemand anderes?!«, fuhr sie ihn wütend an. »Was ist mit Milan, deinem besten Freund und Cara, deiner Freundin? Die Personen, die du liebst?«

»Horus?«, blaffte Seth und musste beinahe lachen. »Selbst du solltest wissen, dass Horus und ich keine sonderlich gute Beziehung zueinander pflegen. Und Bastet ... Nein, sie ist mir nur eine Last. Auch mit ihren Kräften werden sie mich nicht besiegen können und sie sollten sich freuen. Ewiges Leben ist schließlich das, wonach die Menschheit ebenso trachtet wie nach Macht. Beides werden sie in wenigen Minuten bekommen.«

Die junge Frau weigerte sich, seinen Worten zu glauben und hoffte noch immer, dass Jade Seths Geist zurück in die Tiefen seiner Seele verbannte. Wieso konnte diese eine Gottheit den Menschen, der dessen Seele Schutz bot, so ausnutzen? Und warum ging es den anderen Reinkarnationen nicht ähnlich?

»Lass uns keine Zeit mehr verlieren«, sagte Seth und ergriff Heathers rechte Hand. »Hier«, sprach er erhaben weiter und verbog ihre Finger so, dass sie ihre Hand öffnen musste. Sie fühlte die leicht warmen Steine auf ihrer Haut, wie einer nach dem anderen in ihre hohle Hand fiel.

»Woher ...«, begann sie, brach aber mitten im Satz ab. »Du und Freyer«, stellte sie endlich fest und verschluckte sich beinahe an der Erkenntnis. »Nein... Nein!«

Abermals unternahm sie den Versuch, ihren wahrscheinlich letzten, sich zu befreien. Vergebens. Seth hielt sie fest, würde ihre Arme brechen, wenn es sein müsste. Dies Wut, dieser Zorn und diese dunkle, triefende Boshaftigkeit, die von ihm ausgingen, scheuten keine Toten. Er drückte ihre Hand, in der die zwölf Wächtersteine ruhten, zusammen und führte ihre linke Hand an das Tor.

Ihre Haut kribbelte, wurde erst kalt, dann warm und wieder kalt. Ihr Körper vibrierte, oder bebte die Erde unter ihren zitternden Füßen? Ihre Sicht verschwamm. Ihr Körper brodelte und ihr Blut begann zu kochen, während ihre Hand mit dem Weltentor zu verschmelzen drohte. Ein grelles Licht erfasste sie und verschluckte auch Seth, dessen Gesicht zu einer fiesen, hocherfreuten Grimasse verzogen war. Würde es nun so enden? Hatte sie wieder mal eine falsche Entscheidung getroffen und statt nur sich in Gefahr zu bringen, fiel nun auch noch die ganze Welt ihren Fehlern zum Opfer.

Eine unsagbar schwere Last legte sich auf ihre Schultern. Die Arme wurden träge, ihre Knie gaben nach, ihre Fingerspitzen spürte sie schon gar nicht mehr und in ihrem Kopf rauschte ihr Puls. Das Licht ebbte ein bisschen ab, leuchtete nun golden und flimmerte vor ihren Augen. Sie sah direkt hinein, sah hinein in eine Welt, die von einem unbekannten Glanz umgeben war und dennoch unsicher schien. Obwohl alles um sie herum hell und freundlich wirkte, wusste sie, dass ein Krieg bevorstand.

"Heather«, eine liebliche Stimme drang zu der Studentin hindurch. Eine Stimme, die ihr nicht fremd war. »Heather«, hörte sie sie erneut und musste sich anstrengen, um die Augen offen zu halten. Plötzlich fühlte sie sich leicht. Die Last und der Druck, die auf ihr gelegen hatten, waren fort. Am liebsten hätte sie sich fallen gelassen und tatsächlich: Sie stürzte zu Boden. Schneller als ihre Sinne es mitbekamen und selbst wenn sie die Kontrolle über ihren Körper gehabt hätte, fehlte ihr die Kraft, um sich abzufangen. Kein Schmerz. Kein Gefühl mehr. Nur Caras Stimme, die ihren Namen rief.

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