Acht - Verwirrte Herzen

Der Vorlesungsraum fühlte sich durch die ewig dröhnenden Heizkörper schwül an und war viel zu voll. Heather wunderte sich, woher die vielen Studenten kamen. Das ganze Semester über war es doch nicht so voll gewesen.

Zu ihrer Rechten kritzelte Bianca irgendwelche kleinen Zeichnungen in ihre Notizen. Heather warf einen Blick über die Schulte und entdeckte Cara einige Plätze weiter hinten. Heute Morgen erschien sie kurz vor knapp, warum wusste sie auch nicht. Doch sie sah ziemlich fertig aus. Hatte das etwas mit dem gestrigen Abend zu tun? Die beiden jungen Frauen hatten sich nicht sonderlich lange bei Milan und Jade aufgehalten. Heather fragte sich immer noch, was Milan damit überhaupt bezwecken wollte, wenn er sich nicht einmal mit ihnen unterhalten hatte. Und von Jade brauchte sie gar nicht erst anfangen. Aus ihm ein Wort zu bekommen, grenzte an die Unmöglichkeit.

„Im Alten Ägypten gab es bereits viele medizinische und sogar chirurgische Praktiken, dennoch glaubten die Menschen damals an den Schutz und die Kraft der Amulette«, führte der Dozent, dessen Namen Heather einfach nicht behalten konnte, seine Vorlesung fort. „Die Beschwörungen von Magiern waren ebenso anerkannt. In der Medizin besaßen sie, den Mumifizierungen nach zu urteilen, Fähigkeiten, die es erlaubten, Brüche zu richten und Amputationen vorzunehmen. Alles in allem wirklich bemerkenswert, was die Menschen zu dieser Zeit schon für Kenntnisse besaßen«, sein Blick huschte über die Uhr, die oben neben der Tür hing. „Zum Schluss muss ich noch eine Ankündigung machen. Da das Semester sich seinem Ende zuneigt, steht der alljährliche Winterball an. Ich bitte Sie alle, daran teilzunehmen und das in ihrer besten Kleidung. Außer den Studenten und Dozenten werden zudem noch einige Wissenschaftler sowie angesehene Historiker der Eröffnungsrede beiwohnen. Sie können also einige Kontakte knüpfen, daher ist ihr gehobenes Benehmen gefragt. Das wäre alles. Wir sehen uns in zwei Tagen.«

Der Raum leerte sich schnell, wie ein Fluss strömten die Leute an ihr vorbei. Ein Ball, überlegte Heather. Für sie war das nichts Besonderes mehr, ihre Familie besuchte solche Veranstaltungen oft und jedes Mal musste sie sich mit der gehobenen Schicht unterhalten. Über Wirtschaft, Politik und irgendwelche Innovationen in der Forschung. Eigentlich interessierte sie sich für Letztere, doch mit eingesessenen Fachleuten zu diskutieren, die ohnehin nur auf ihrer Meinung beharren, erschien ihr sinnlos.

»Ein Ball!«, schwärmte Bianca auf dem Weg zur Mensa. »Ich kann es gar nicht erwarten. Hast du schon ein Kleid? Sollen wir zusammen shoppen gehen?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich bereits ein Kleid«, entgegnete Heather. »Meine Mutter hat es mir vor zwei Tagen zukommen lassen, weil sie von dem Ball wusste.«

»Wow«, staunte Bianca mit glitzernden Augen. »Deine Mutter ist echt gut informiert. Na ja, dann werde ich mich allein in die Läden stürzen. Am besten ziehe ich gleich los, sonst schnappen mir die anderen noch die guten Teile weg.«

Bevor Heather etwas erwidern konnte, verfiel Bianca auch schon in einen Sprint in Richtung Eingangstor. Verdutzt schaute Heather ihr nach, entschied sich dann aber mit knurrendem Magen, etwas zu essen. Das Mensaessen gestaltete sich besser, als sie je erwartet hätte. Hier konnte man ohne Probleme leben und sich sattessen.

Auf den Grünflächen war es zum Winter hin leer. Ein eisiger Wind fegte über die Wege und Heather zitterte stark. Sie zog ihren Schal enger und beeilte sich, ins nächste Gebäude zu kommen. Trippelnd versuchte sie sich aufzuwärmen und streifte ihre Jacke ab. Auf ihrem kleinen Hocker lag der Karton, in dem ihr Kleid ruhte. Sie hatte noch keinen Blick riskiert, doch da sie es nun tragen musste, blieb ihr keine andere Wahl. Der Deckel fiel geräuschlos zu Boden und sie begutachtete den bauschigen Stoff, der wallend von beiden Seiten des Kleides hinabfiel. Ihre Mutter hatte mal wieder übertrieben, so viel stand fest. Seufzend ließ sie das Kleid verschwinden und schrieb auf ihrem Handy ein paar knappe Zeilen an Cara. Die Antwort kam rasch. Ein nein. Heather murrte und rief sie an.

»Ja?«, ertönte Caras sanfte Stimme am anderen Ende. »Heather?«

»Wer wohl sonst«, sie lachte. »Wieso willst du nicht mit auf den Ball?«

Stille. Am anderen Ende hörte man weitere Stimmen, wahrscheinlich Caras Mitbewohnerinnen, die laut miteinander sprachen. Dann holte Cara Luft und antwortete.

»Erstens, weil ich die einzige Stipendiatin wäre, die sich dorthin wagt und zweitens, traue ich mich nicht dorthin, da ich weder ein passendes Kleid, noch Lust auf so eine Veranstaltung habe. Ich wäre da Fehl am Platz.«

»Ach Quatsch«, widersprach Heather. »Keiner wird erkennen, dass du eine Stipendiatin bist, wenn du ein schönes Kleid hast.«

»Aber das habe ich nicht.«

»Du kannst eines von mir haben. Komm rüber, dann probierst du einfach ein paar an.«

»Ich möchte nicht dahin. Was soll ich da schon?«

»Kontakte knüpfen, dich mit anderen vergnügen und eventuell läufst du auch Jade über den Weg«, zählte Heather mit einem Lächeln auf den Lippen auf. »Komm schon. Allein will ich da nicht hin und Bianca wird sich sowieso von mir abkappen, sobald sie einen Kerl gefunden hat.«

»Bin ich etwa nur zweite Wahl?«, hakte Cara mit bebender Stimme nach.

»Echt jetzt? Was glaubst du denn wohl? Würde ich so auf dich einreden, weil ich Schiss habe, allein da zu stehen? Ich will mit dir dahin. Glaub mir, es wird dir gut tun.«

»Fein«, willigte Cara leise ein. »Doch ich bin weg, falls es mir nicht gefällt.«

»Abgemacht. Bis gleich.«

Es dauerte nicht lange, da klopfte es auch schon an Heathers Tür. Erst einmal ganz leise, dann ein wenig fester. Heather reif Cara herein, die daraufhin eher schleichend eintrat und sich mit weit aufgerissenen Augen das prächtige Zimmer anschaute. Diejenigen, die aus gutem Hause stammten, erhielten auch an der Akademie den gewohnten Luxus, das wusste selbst Heather. Allerdings fiel ihr diese Tatsache meist gar nicht weiter auf.

Ohne ein Wort an Cara zu verlieren, kletterte Heather in ihren Schrank und fischte einen Haufen Klamotten heraus. Die teuren Kleider hing sie an allen möglichen Stühlen und Regale auf, sodass man diese in ihrer ganzen Größe begutachten konnte. Die weniger wertvollen, eine Hand voll Kleider, die sie sich für den Sommer gekauft hatte, breitete sie ordentlich auf ihrem Bett aus.

Cara guckte sich jedes Stück genau an, wanderte eine ganze Zeit hin und her. Sie schien sich nicht entscheiden zu wollen. Heather sammelte ein rotes und ein schwarzes Kleid ein und drückte diese Cara in die Hand.

»Probiert die mal an. Vom Anschauen kannst du dir gar kein Bild vom Gesamteindruck machen«, erklärte sie. »Ab ins Bad.«

Die Stipendiatin gehorchte und schloss sich für einige Minuten in Heathers Badezimmer ein, um sich umzuziehen. Dann benötigte sie doch Hilfe beim Reißverschluss am Rücken, der sich allein kaum schließen ließ. Zuerst trug sie das Rote, aber Heather war skeptisch, denn diese knallige Farbe betonte Caras Charakter wenig. Sie scheuchte diese zurück ins Bad.

»Bist du fertig?«, fragte Heather.

»Ja«, erwiderte Cara und kam hervor. »Wie sehe ich aus?«

»Toll!«, platze es aus Heather heraus. »Wirklich. Schwarz ist jetzt zwar keine Neuheit, aber das Kleid steht dir richtig gut. Vielleicht ...«, sie zerrte ein bisschen an dem Saum. »So, jetzt sitzt es besser.«

Der schwarze Stoff saß eng an Caras Körper, betonte ihre Vorzüge und schmeichelte ihrer Haut. Der Schnitt ähnelte einer Meerjungfrau und machte es so etwas verspielter, doch die silbernen Absätze, die sich um den Oberkörper schlangen, gaben dem Ganzen auch einen erwachsenen Touch. Heather war zufrieden. Dieses Kleid hatte die vergangenen Jahre in ihrem Kleiderschrank einsam herumgebaumelt, doch nun bekam es eine wichtige Aufgabe.

Cara betrachtete ihr Spiegelbild und wirkte ebenfalls verblüfft, während Heather ein weiteres Mal in den Tiefen ihres Schrankes abtauchte. Mit schwarzen Pumps, die je eine dezente Silberschleife zierte, kehrte sie freudestrahlend zurück. Ein wenig wackelig auf den Beinen übte Cara das Laufen noch einmal von Neuem.

»Und auf denen soll ich den gesamten Abend laufen?«, jammerte sie und klammerte sich an dem Gestell des Himmelbettes fest.

»Nicht nur Laufen«, entgegnete Heather belustigt. »Auch noch Tanzen.«

»Sicher nicht!«, lachte Cara und ließ sich in das Bett sinken. »Vielen Dank, dass du mir das ausleihst. Wo du mich so ausgiebig anstarren durftest, möchte ich auch mal dein Kleid sehen.«

Heather legte den Kopf in den Nacken, stimmte ihrer Freundin aber zu. Sachte öffnete sie zum zweiten Mal an diesem Tag den Karton und entblößte das pompöse Ballkleid. Ohne Umschweife zog sie ihre Klamotten vor Cara aus und schlüpfte in das Kleid.

»Wow«, seufzte Cara und legte ihren Kopf auf die Hände. »Das sieht atemberaubend aus.«

Die Blonde drehte sich, wobei die einzelnen Teile des Kleides in Wellenbewegungen herumflogen. An der Brust saß es perfekt und wies ein dunkles Pink auf. Je weiter es nach unten ging, verfärbte sich das Pink in ein Rosa und schließlich endete es in einem strahlenden Weiß. Ihre Mutter kannte ihren Geschmack, obgleich sie sich vermutlich selbst nie so ein auffälliges Stück ausgesucht hätte. Jetzt war es eben so und sie würde es auch tragen. Ihrer Mutter zuliebe und es sah nun auch nicht schlecht aus, das musste sie zugeben.

»Kann ich dich was fragen«, murmelte Cara und bekam prompt ein Nicken von Heather. »Es geht um Jade ... Du weißt ja, dass ich gerne mit ihm reden würde. Wie stelle ich das am Besten an, wenn ich doch so schüchtern bin?«

»Du solltest dich nicht verstellen. Ja, die älteste Weisheit der Welt, aber er soll dich mögen, weil du du selbst bist«, sie setzte sich mit aufs Bett. »Wahrscheinlich bin ich nicht die richtige Ansprechpartnerin, was solche Tipps angeht. Wie wäre es, wenn du ihn zum Tanz aufforderst?«

»Ich soll ihn auffordern?«, Cara klang fast vorwurfsvoll. »Nie im Leben. Das schaffe ich nicht. Ich bin ja froh, wenn ich ein paar gescheite Worte hervorbringe.«

»Okay, jetzt wo ich deine Verlegenheit herausgefordert habe, wird das Sprechen kein Problem mehr darstellen«, sie grinste breit. »Denk einfach daran, dass eine banale Frage zum Studium oder ob er noch Geschwister hat, wesentlich einfacher ist, als ihn um einen Tanz zu bitten.«

Cara stöhnte auf, fiel zurück in die weichen Kissen und musste dennoch lachen. Die jungen Frauen unterhielten sich bis zum Abend und Heather versprach ihr, in den kommenden Tagen ein paar Tanzschritte zu zeigen, obgleich sie selbst keine allzu erfahrene Tänzerin war. Nachdem Cara sie unzählige Male bedankte, ging sie zurück auf ihr Zimmer und Heather öffnete für einen Augenblick die Fenster. Sie genoss die kühle Winterluft, denn diese Jahreszeit war ihr die Liebste. Der fallende Schnee, der alles unter sich begrub und Ruhe einkehren ließ. Der feine Frost, der die Äste der Bäume in Kunstwerke verwandelte. All das hatte sie schon als keines Kind verzaubert.

Auf dem Campus herrschte das pure Chaos. Jedenfalls empfand Heather es so. Überall huschten Menschen hin und her, vor und zurück. Sie schleppten Getränke, Stühle ja sogar Tische an ihr vorbei in den großen Festsaal der Akademie. Noch wenige Stunden, dann würde es losgehen.

Cara erwartete sie bereits an ihrer Zimmertür. Die beiden machten sich zusammen fertig, halfen einander in die Kleider und korrigierten die Frisuren, falls diese sich lösten. Als sie endlich vorzeigbar waren, strahlten sie über das ganze Gesicht. Selbst Cara konnte sich kaum zurückhalten, hatte sie sich doch die letzten Tage hartnäckig auf den Ball und den Tanz vorbereitet.

Gemeinsam schritten sie durch die Eingangshalle, die an den Festsaal angrenzte. Viele Leute tummelten sich in aufwendigen Anzügen und schönen Kleidern in dem Foyer, das recht klein erschien. An einer Anmeldung musste sich jeder namentlich einschreiben, das war hier Brauch und gehörte zu den Gepflogenheiten der oberen Schicht. Auch Cara und Heather mussten sich dieser unterziehen.

Im Saal, dessen Wände und Boden ausschließlich aus weißem Material bestand, lichtete sich die Masse. Einige Leute standen an Stehtischen und aßen eine Kleinigkeit oder tranken Wein. Hinter ihnen prangten die Gemälde berühmter Künstler, allesamt in goldenen Rahmen. Heather schaute sich um und entdeckte zu ihrem Missmut sogleich Milan Freyer, der in ein Gespräch mit seinem Vater und zwei anderen, anscheinend hochrangigen Männern vertieft war. Also wandte sie sich eilig von ihnen ab und suchte zwischen den Grüppchen, die sich bildeten, Schutz. Dabei verlor sie allerdings Cara, die jetzt auf sich allein gestellt war.

Da ihr die Luft in dem Saal zu dünn erschien, verzog sich Heather auf einen der vielen Balkone, die sogar von kleinen, unscheinbaren Heizstrahlern erwärmt wurden. Sie streckte sich ausgiebig und nahm auf einer Bank Platz, genoss den Ausblick auf die Grünflächen der Akademie und den Sternenhimmel über sich. Plötzlich berührte sie etwas Warmes am Arm und sie zuckte heftig zusammen.

»Entschuldige bitte«, entgegnete Milan, der ihren Arm festhielt. »Ich hatte mich nur gewundert, wo du dich vor mir versteckst«, sie sagte nichts, sah ihn einfach nur verschreckt an. »Sonst benimmst du dich auch nicht so schüchtern. Nicht, dass ich diese weiche Seite an dir nicht mögen würde, aber ich hatte mich bereits auf ein kleines Wortgefecht gefreut. Tja, dann komme ich eben ohne viel Aufwand zu meinem Tanz.«

»Warte«, stammelte Heather als er sie hochzog. Durch den Ruck und die hohen Schuhe verlor sie das Gleichgewicht und fiel ihm in die Arme.

»Heute sind wir aber ziemlich stürmisch, was?«

Sie schüttelte seine Hände von sich und stolperte zurück, musste an dem Geländer Halt suchen. Wütend funkelte sie ihn an. Ihr Herz raste, das war zu viel für einen Moment, der ihr schon jetzt länger vorkam, als er tatsächlich war.

»Was willst du nun schon wieder von mir?«, beschwerte sie sich. »Du kannst doch mit jeder anderen tanzen, wenn du unbedingt Bewegung brauchst.«

Er schwieg, eine Reaktion, die Heather nicht einschätzen konnte. Verwirrt machte sie sich kleiner. Eine Strähne hatte sich aus ihrem Dutt gelöst und seine Hand haschte danach, wodurch er ihr viel zu nah kam. Ängstlich schlug sie seine Hand von sich, doch er gab nicht auf.

»Was ist, wenn ich mit keiner anderen Zeit verbringen möchte?«

»Ich glaube, das ist etwas, was du den anderen auch erzählst, damit sie sich besonders fühlen«, konterte sie. »Bitte. Ich habe keine Lust, mich auf deine Spielchen einzulassen.«

Sie floh aus dieser Situation, aber im Saal war es mittlerweile beinahe doppelt so voll und sie kam kaum von der Stelle. Zwischen den Körpern Fremder eingeklemmt, konnte sie weder vorwärts noch zurück. Eine unbekannte Panik machte sich in ihr breit und sie wollte nur noch weg. Verzweifelt versuchte sie sich von den Menschen zu befreien, doch es gelang ihr einfach nicht. Eine Hand ergriff ihre und sie schaute auf.

»Komm«, befahl Milan und zerrte sie hinter sich her. Erst zurück an der frischen Luft beruhigte sie sich. »Alles klar.«

»Ja, danke«, sie erwiderte seinen neugierigen Blick. »Das war ... komisch.«

Er lachte laut auf und drückte ihre Hand leicht. Die Erkenntnis, dass sie Händchen hielten, veranlasste Heather dazu, sich wieder zu wehren.

»Hey, für meine heldenhafte Rettung der holden Maid sollte ich auch entsprechend entlohnt werden«, sie blickte ihn fragend an. »Ein Tanz, mehr verlange ich gar nicht.«

Ihr Nicken war unscheinbar, allerdings verstand Milan es sofort und schob sie zurück in den Saal. Auf der Tanzfläche begeisterten sich die Gäste für das gerade endende Lied. Wie passend, dass es genau jetzt zu Ende war, murrte Heather innerlich. Milan nahm ihre Hand in seine und platzierte seine andere an ihren unteren Rücken. Wehe ihm, er lässt sie hinabrutschen, drohte sie ihm in Gedanken und er schien es in ihren Augen lesen zu können.

»Keine Angst«, flüsterte er ihn ins Ohr. »Hier vor all den Menschen werde ich dich schon nicht unsittlich berühren. Dafür haben wir auch später noch Zeit.«

Sie stampfte ihm unverzüglich und mit aller Kraft auf den rechten Fuß. Mit einem schmerzverzogenen Gesicht tanzte er weiter und ließ sich nichts weiter anmerken. Für einen solchen Idioten führte er sehr gut, bemerkte Heather anerkennend. Ihre bisherigen Tänze fühlten sich immer plump und eher unbeholfen an. Doch mit Milan war es anders. Elegant schwebten sie regelrecht über den Boden, die Blicke der übrigen Leute hafteten an ihnen, was Heather Magenschmerzen verursachte. Das Lied endete und damit auch der Tanz.

Der letzte Ton verklang und Heather wollte endlich gehen, beziehungsweise würde sie erst einmal Cara suchen. Jedoch machte Milan keine Anstalten, sie an sich vorbei zu lassen. Sie war gezwungen, vor ihm stehen zu bleiben. Er hob sogar den Arm, um ihr den einzigen Fluchtweg zu verwehren. Ihre blau-grauen Irden reflektierten das Licht, während er sich zu ihr herunter beugte.

»Milan«, zischte sie leise.

Sein warmer Atem streifte ihr Gesicht, ihre Wange und ihren Hals. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und die freien Beine. Seine Mundwinkel zuckten und ein Lächeln zierte seine Lippen. Den Blick auf ihr verfestigt, kam er ihr näher. Viel zu nah. Sie schloss die Augen und wand den Kopf von ihm.

»Ich möchte einen Kuss«, raunte er.

»Wa-.«

Mit seinen Lippen verschloss er ihren Mund und schnitt sie mitten im Wort ab. In ihr tobten die Emotionen, kochten auf und ließen ihr Innerstes in einen Krampfzustand verfallen. Sie spürte, wie er einen Arm um ihre Hüfte legte und drückte sich von ihm.

Auf zitternden Beinen preschte sie hinaus. Weg von ihm. Im Augenwinkel nahm sie Caras Silhouette wahr, aber dafür hatte sie keine Nerven mehr. Dieser Kuss kam zu plötzlich. Aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung. Das stimmte nicht ganz, korrigierte sie sich, denn er hatte es angekündigt. Nur ihre Einwilligung wollte er nicht abwarten. In ihrem Kopf drehte sich alles. Was sollte sie nur tun? Dieser Trottel brachte sie um den Verstand und das in keiner guten Weise.

Heather war einfach in der Menschenmenge verschwunden und hatte sie stehen gelassen. Verzweifelt stand sie in dem pompös hergerichteten Ballsaal und wollte einfach nur die Flucht ergreifen. Immer wieder schaute Cara sich um, in der Hoffnung ihre Freundin doch noch wieder zu finden. Aber von ihr war keine Spur. Sie hatte kurz nach ihrem Verschwinden einen Blick auf den reichen, gut aussehenden Milan Freyer erhaschen können, welcher auch in der Masse verschwand.

Die Stipendiatin wand sich gerade zum Gehen, als sie Blicke auf sich spürte. Mit Schwung drehte sie sich um und erblickte Jade, der sie anstarrte. Sie spürte, wie sie rot anlief und schaute verlegen zu Boden.

Eine hohe, hochnäsige Stimme drang durch den Saal, sie übertönte alle Gespräche. »Jade, mein Schatz, da bist du ja!« Bianca sah in ihrem hautengen, knallig rotem Kleid sehr sexy aus. Es schmeichelte ihrem Körper, besonders ihrer beachtlichen Oberweite. Der sehr tiefe Ausschnitt trug nur dazu bei, dass sich alle jungen Männer im Raum nach ihr umsahen. Sie schlang ihre langen Arme um seinen Hals und drückte sich fest an Jade.

Caras Herz schmerzte bei dem Wort »Schatz«. Warum hatte Heather ihr nicht erzählt, dass der Junge, an dem sie gefallen fand, etwas mit der platinblonden Schönheit hatte. Von einem auf den anderen Moment war ihre Hoffnung zunichte gemacht worden. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie den jungen Mann mit den karamellblonden Haaren mochte. Bisher hatte sie diese Gefühle immer geleugnet, gesagt, dass sie ihn zwar interessant fand, doch mehr auch nicht. Wie konnte es nur sein, dass sie sich in ihn verliebt hatte, obwohl sie kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte? Am Anfang hatte sie sogar Angst vor ihm gehabt. Hätte sie doch nur die Initiative bei dem Abendessen ergriffen, um ihn besser kennen zu lernen. Aber auch da wäre er schon mit Bianca zusammen gewesen.

Eine kleine Träne lief ihre Wange hinunter, geschwind wischte sie diese mit dem Handrücken weg. Cara verließ den Festsaal, bevor es noch peinlicher für sie werden würde. Draußen war es eisig kalt, doch die frische Luft tat ihr in diesem Moment ganz gut. Gedankenverloren begutachtete sie ihre Fußabdrücke, die sie im Schnee hinterließ. Sie wollte noch nicht zurück ins Wohnheim, der Abend hatte gerade erst angefangen. Wenn sie nun schon ins Zimmer zurückginge, würden ihre Mitbewohnerinnen wissen, dass sie aufgegeben hatte. Soviel Stolz hatte sie noch.

»Miau!«

Cara schreckte zusammen, als etwas an ihre Beine streifte. Sie schaute hinunter und sah, dass zwei kleine goldene Augen sie beobachteten. »Du findest mich immer, wenn ich traurig bin, nicht wahr, Chione?«

Ein zustimmendes Miauen erklang von der schwarzen Katze. Die Studentin wunderte sich, wie sie sich wohl aus dem Zimmer geschlichen hatte und hoffte, dass sie es unbemerkt geschafft hatte. Bis jetzt war Chione ihren Zimmergenossen immer noch unbekannt. Während Caras Ägyptenaufenthalt war die kleine draußen auf dem Gelände gewesen, so wie sie es auch wahrscheinlich vor ihrer Begegnung gewohnt war. Doch sobald die junge Frau aus dem Bus gestiegen war, war die Katze wieder um ihre Beine gewuselt. Zärtlich hob sie das Fellknäuel in ihre Arme. Die Körperwärme der Kleinen ließ die Gänsehaut auf ihren Armen verschwinden. Zusammen mit ihr ging Cara zum Bibliotheksgebäude, wo unter dem Vordach des Einganges Bänke standen. Dort setzte sie sich hin und legte Chione auf ihren Schoß. Während es zu schneien anfing und der Campus wie eine Winterwunderwelt wirkte, kraulte sie den Kopf der Katze. Wäre doch nur alles einfacher. Mit dem Katzen war alles viel einfacher, zu ihnen eine Beziehung aufzubauen, war leichter als zu anderen Menschen.

Cara begann zu zittern, lange würde sie es in dieser Kälte nicht mehr aushalten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich in ihr Zimmer zurück zu ziehen. Auf den Ball wollte sie auf keinen Fall mehr, sie wollte nicht zusehen, wie verliebt Bianca an Jade hing.

Plötzlich legte sich eine Jacke über ihre Schultern und sie schreckte hoch. Chione sprang von ihren Beinen und beschwerte sich lautstark. Mit erstaunten und verwirrten Blick schaute Cara in die hellgrünen Augen, die leicht braun gesprenkelt waren. Wieso war er hier? Noch vor einigen Augenblicken stand er im Ballsaal. Ihr Herz machte einen Sprung, bei dem Gedanken daran, dass er ihr hinterher gegangen war.

»J... Jade, was machst du hier?« Cara brachte kaum ein Wort heraus, sie war zu sehr aufgeregt.

Ohne ihr eine Antwort zu geben, hockte der Student sich hin und streckte seine Hand nach der Katze aus. Chione kam zögerlich auf ihn zu und schnüffelte an seinen Fingern. Als sie es zuließ, streichelte er ihren Kopf, was ihr zu gefallen schien. Bei diesem Anblick erwärmte sich Caras Herz.

»Magst du Katzen?«, fragte sie schließlich.

»Ich finde, es sind sehr elegante Tiere. Als Kind wollte ich immer eine Katze haben, doch meine Eltern haben es mir nicht erlaubt.«

»Ich hatte auch nie ein Haustier. Dieses Fellknäuel hier ist mir zugelaufen. Hab sie auf einem Baum gefunden, seitdem verfolgt sie mich.« Cara lachte leicht. Endlich unterhielt sie sich mit Jade und dann auch über ein Thema, was ihr gefiel.

Jade richtete sich wieder auf und schaute die Stipendiatin an. »Ein Lächeln steht dir besser als dein sonst so ernstes Gesicht.«

Cara stutzte. Ein Kompliment von ihm hatte sie nicht erwartet. Er war sonst immer so zurückhaltend. Sie merkte, wie ihre Wangen erneut brannten. Sie wand ihren Blick von dem gut aussehende Mann ab und schaute ihre Schuhe an.

»Wie wäre es, wenn wir zurück zum Ball gehen. Es wird doch etwas kalt«, schlug er vor. Wie ein perfekter Gentleman hielt er Cara seinen Arm hin. Sie hielt kurz inne, doch dann ergriff sie seinen Arm. Er führte sie zurück zum Hauptgebäude, Chione tapste erst noch hinter ihnen her, bis sie schließlich im Gebüsch verschwand.

»Danke, dass du mir dein Jackett gegeben hast. Das war sehr nett.« Cara wollte ihn anschauen, doch irgendwie traute sie sich nicht. Jetzt wo sie so bei ihm eingehakt war, dachte sie wieder, wie Bianca noch vor einigen Minuten an ihm hing. Ruckartig blieb sie stehen und Jade schaute sie fragend an. »Wieso?«

»Wieso, was?«, fragte er.

»Wieso bist du mir hinterher gelaufen? Du bist doch mit Bianca zusammen.«

Der Student brach in Gelächter aus, was sie nur noch mehr verwirrte und verunsicherte. Sein Lachen hallte in der Eingangshalle des Hauptgebäudes wieder. Cara befürchtete schon, dass die anderen Gäste gleich aus dem Festsaal kommen würden, um zu sehen, was passiert sei. Jade fing sich schnell wieder und schaute sie dann ernst an. »Bianca denkt zwar, dass wir zusammen sind, doch ich sehe das anders. Nur weil unsere Eltern wollen, dass wir uns verloben, heißt das nicht, dass ich ihrem Wunsch Folge leisten werde.«

Erstaunt schaute sie ihn an. Sie wunderte sich, dass er jetzt so offen zu ihr war und dies wollte sie weiter beibehalten. Je mehr sie von ihm erfuhr, desto mehr Hoffnung hatte sie. »Eure Eltern wollen, dass ihr heiratet?«

»Ihre und meine Familie gehören zum französischem Adel. Dass die Eltern den Partner aussuchen, ist Tradition, aber eine, die ins Mittelalter gehört, wie ich finde.«

Cara war erleichtert. Bianca war nicht mit ihm zusammen und Jade wollte es auch gar nicht sein. Den Gedanken an den Wunsch seiner Eltern schob sie zur Seite, denn sie war einfach froh, dass die platinblonde Frau nicht immer alles bekam, was sie wollte.

Sie erreichten den Festsaal. Sehr höflich und mit einer kleinen Verbeugung forderte Jade Cara zum Tanzen auf. Sie kicherte leise, innerhalb kurzer Zeit hatte sich Jades Verhalten ihr gegenüber vollkommen verändert. Doch noch immer fragte sie sich, warum es erst an diesem Abend passiert war. Sie reichte ihm ihre Hand und er führte sie Richtung Tanzfläche. Doch bevor sie dort ankamen, sah Cara, wie Heather an ihr vorbei lief. Sie sah sehr aufgewühlt aus und die Stipendiatin machte sich sofort Sorgen um ihre Freundin.

»Verzeih mir, Jade! Ich muss hinter Heather her. Sie sah etwas verstörrt aus. Ich will lieber mal nach ihr sehen. Doch den Tanz holen wir ein anderes Mal nach.«

Der junge Mann nickte enttäuscht, aber schien sie auch zu verstehen. Widerwillig ließ er sie gehen. Auch Cara fand es sehr bedauernswert, dass es nicht zu dem Tanz gekommen war, doch sie hatte das Gefühl, dass Heather sie nun brauchte.

Schnell eilte sie ihr hinterher. Auf dem Campusgelände war die Studentin schon nicht mehr zu sehen. Cara hoffte, dass sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Sie ging zum Wohnkomplex und machte sich auf zu Heathers Zimmer. Die Treppe eilte sie hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Den Flur rannte sie schon fast entlang, wobei sie den Saum ihres Kleides hoch halten musste, damit sie nicht darauf trat. Vor Heathers Zimmertür angekommen zögerte sie, bevor sie zaghaft an die Tür klopfte. War es die richtige Entscheidung gewesen, der blonden Schönheit zu folgen? Es bestand schließlich die Möglichkeit, dass sie allein sein wollte.

Cara musste nicht lange warten, bis das gedämpfte »Herein« von Heather zu ihr drang. Leise öffnete sie die Tür und fand die andere Studentin auf ihrem Bett liegend vor. Sie trug noch ihr wunderschönes Kleid, nur ihre hohen Schuhe hatte sie in die Ecke gepfeffert.

»Alles in Ordnung bei dir? Du bist so schnell vom Ball geflohen.«

Heather atmete tief durch und setzte sich auf. Cara ließ sich neben ihr nieder und schaute sie erwartungsvoll an. Doch bevor die Studentin antwortete, schluckte sie noch einige Male und atmete hörbar ein und aus. »Es ist Milan ...« Eine Pause, die Cara nur noch mehr verwirrte. Was war nur geschehen? »Er ... er hat mich geküsst.«

»Aber das ist doch toll. Warum siehst du dann so verzweifelt aus? Er ist doch eine super Partie. Jede Studentin ist in ihn verknallt und er sucht sich dich raus. Das beweist schon, dass du was Besonderes bist.« Cara wusste auch nicht woher diese Worte so plötzlich kamen. Sonst war sie in Liebesangelegenheiten nie die passende Ansprechpartnerin.

»Das ist es ja«, sagte Heather, während sie ihr Gesicht in den Händen vergrub. »Ich bin so verwirrt. Ich bin nicht mehr Herrin über meine Gefühle. Eigentlich geht mir der Freyer Sohn auf die Nerven und das in den meisten Fällen. Doch dann ist er wieder so charmant und ... ach, ich weiß auch nicht. Vorhin, als ich mit ihm getanzt habe, hat mein Herz wie wild geschlagen. Und wie er mich dann geküsst hat ...«

Cara musste augenblicklich lächeln. »Ganz klar, du bist in Milan verliebt!«

»Was! Nein, ich kann nicht in ihn verliebt sein. Er ist ein totaler Playboy. An jedem Finger ein Mädchen.«

»Warum sträubst du dich so gegen ihn. Er scheint dich wirklich sehr zu mögen, so wie er dich bei dem Date angeschaut hat. Und er hat mit dir getanzt und dich geküsst, obwohl sein Fanclub ihn umzingelt hat.«

»Ich weiß auch nicht. Zum Glück sind jetzt erstmal Ferien und ich fahre in mein Elternhaus. Da kann ich mir in Ruhe über meine Gefühle ins Reine kommen.« Heahter ließ sich nach hinten aufs Bett fallen.

Den restlichen Abend lagen sie auf dem großen Bett und sprachen über allerlei Dinge. Cara fühlte sich so glücklich, da dies sich als ihr erstes, richtiges Mädchengespräch entpuppte. In der Vergangenheit hatte sie viel zu lange gebraucht, um jemandem zu vertrauen. Und wenn sie endlich mit jemanden Freundschaft geschlossen hatte, war sie schon wieder umgezogen. Mit Heather fühlte sie sich so wohl. Die beiden Studentinnen schliefen irgendwann einfach ein, ohne sich ihren Kleidern entledigt zu haben.

Am nächsten Tag hatte Cara ihr Zimmer für sich ganz alleine. Anna, Ingrid und Susan waren schon in den frühen Morgenstunden abgereist. So konnte sich Chione wenigstens frei im Zimmer bewegen. Sie sprang von Bett zu Bett und tobte durch den Raum. Die Studentin hatte sich irgendwann einen Schnürsenkel genommen und spielte mit der kleinen Katz und Maus, bis ihr Handy klingelte. Sie wusste sofort, wer anrief, denn diese harmonische Melodie erklang nur, wenn ihre Mutter am anderen Ende wartete.

»Hi, Mum«, sagte sie sogleich, als sie den grünen Hörer betätigte. »Wie sieht der Plan für die Feiertage aus? Wo soll ich hin reisen?« Caras Freude über das bevorstehende Wiedersehen mit ihren Eltern brach aus ihr heraus. Sie erzählte ihrer Mutter alles, was sie mit ihnen machen wollte, wie viel sie zu erzählen hatte und wie schön es sein würde, sich endlich wieder zu sehen.

»Schätzchen, bitte hör' mir einen Moment zu!«, unterbrach Daniela ihre Tochter.

Cara stutzte, die Stimme ihrer Mutter hörte sich nicht gerade fröhlich an.

»Weißt du, Cara, dein Vater und ich haben momentan sehr viel zu tun. Wir haben gerade an einer neuen Grabungsstätte angefangen und du weißt, wie anstrengend und wichtig die erste Zeit mit dem neuen Team ist. Es wäre also besser, wenn du über die Ferien in der Akademie bleibst.«

»Oh«, mehr brachte sie nicht heraus. Vor Enttäuschung sank sie betrübt auf ihrem Bett zusammen.

»Es tut mir wirklich leid. Und ich weiß, dass du jetzt traurig bist. Wir werden unsere gemeinsame Zeit bestimmt nachholen.«

Viel hatte die junge Studentin nicht mehr zu erwidern, also beendete sie das Gespräch mit ihrer Mutter. Kaum hatte sie aufgelegt, kullerten auch schon die Tränen ihre Wange herunter. Alle, die sie hier an der Akademie kannte, fuhren über die Feiertage nach Hause zu ihren Familien, nur sie würde alleine in diesem riesigen Gebäude festsitzen. Sie hätte ihre Eltern nur zu gerne gesehen, ihnen von Heather und Jade erzählt.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Cara wischte schnell ihre Tränen weg. Sie bedeutete Chione, sich zu verstecken. Erst als der lange, schwarze Schwanz unter dem Bett verschwunden war, ging sie zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand Heather, die sie freundlich anstrahlte.

»Ich wollte etwas essen gehen und fragen, ob du vielleicht mitkommen möchtest?«

»Ähm ...«, fing Cara an.

»Was ist los? Du siehst aus, als ob du geweint hast?«

Cara räusperte sich. Ihr Hals fühlte sich zugeschnürt an. »Vor dir kann man wohl nichts verbergen.«

Die blonde Studentin verneinte dies und schaute sie weiter erwartungsvoll an. Sie wünschte sich wohl eine Erklärung.

Die Stipendiatin gab nach. »Ich hab gerade mit meiner Mutter telefoniert. Wie es aussieht, habe ich über die Ferien die gesamte Akademie für mich alleine.« Sie versuchte zu lachen, wusste jedoch, dass es sich künstlich anhörte. In ihrer momentanen Stimmung wollte sie nur noch weinen.

»Sag doch nicht sowas«, sagte Heather tröstend. »Wenn du nicht zu deiner Familie fährst, kommst du einfach mit zu mir. Ich lasse nicht zu, dass du die Weihnachtsfeiertage alleine verbringst.«

Nun lächelte Cara und dieses Mal musste sie sich nicht dazu zwingen. Sie war ihrer Freundin so dankbar, dass sie nicht alleine bleiben musste.

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