Gleichgewicht - Zehn (2) - Wiedervereinigung

»Heather!«, rief Carlos ihren Namen, auch wenn der tobende Sturm seine Stimme immer wieder verschluckte und ihn zurückschleuderte.

Die junge Frau stand im Auge des Sturms. Die Ruhe darin ließ sie erschaudern, stach auf sie ein. Vor ihr setzte sich die wabernde Gestalt zusammen. Er war der Gott, der sie angegriffen und von den anderen getrennt hatte. Hatte er etwas mit der Explosion in Seths Palast zutun? Würde diese Gottheit sie nun töten?

Der Rhythmus des Windes hatte eine seltsame Wirkung auf Heather. Sie konnte sich nicht bewegen, obwohl sie vor der Gottheit fliehen wollte, und sie war nicht in der Lage, ihre Augen zu schließen, sondern musste die Gestalt vor sich anstarren. Langsam lösten sich die Schlieren des Windes, gaben zwei Hände frei. Darauf folgte ein groß gewachsener Körper, breite Schultern und lange Beine. Helle Schliere flossen wie Nebelschwaden über sein Gesicht und ergossen sich über den Boden. Nur die goldenen Augen waren ihr fremd.

Mit einem Donnern verstummte der Sturm und der Gott brach zusammen. Sein Mund stand offen, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Er packte sich an die Brust, zerknüllte den Stoff seiner Jacke und seine goldenen Augen wurden schmaler, als müsse er in die Ferne sehen. Die dunkelbraunen Haare reichten ihm bis zu den Ohren, umrahmten das Gesicht, mit dem er vorwärts auf der Erde aufschlug.

Sein Schrei erschütterte Heathers Körper und mit ihm frischte der Wind auf. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, aber sie sah ihn vor sich. Unverändert und doch anders. Tränen schossen ihr in die Augen, wurden vom Wind davongetragen. Sie schluchzte. Sachte setzte sie einen Fuß vor den anderen, ging auf ihn zu und vor ihm auf die Knie. Der Gott, der zusammengekrümmt vor ihr seinen Schmerz herausbrüllte, würde sie nicht umbringen. Nicht, wenn er noch etwas seines früheren Ichs besaß.

»M... Milan?« Sie sprach seinen Namen so leise aus, dass die kleinste Windböe ihn mit sich nahm. »Milan, wieso bist du hier?«

»Das ist deine erste Frage?«, konterte er und keuchte. Als er seinen Kopf hob, glitzerten Tränen auf seinen Wangen. Erschöpft und farblos wirkte seine Haut, bis auf die Stelle an seiner Stirn, die den Fall als erstes abgefangen haben musste. »Das ist die erste Frage, die du mir nach über 300 Jahren stellst?« Sein Körper erbebte, sackte abermals ein Stück in sich zusammen. »Ich bin hier, weil ich nach dir gesucht habe.«

»Aber ich war tot! Wieso hast du nach mir gesucht, das ist doch Wahnsinn.«

»Ja, dieser Wahnsinn hat mich all die Zeit am Leben gehalten.« Er streckte die zitternde Hand nach ihr aus, verharrte in der Bewegung und schreckte zurück. »Lässt mich der Wahnsinn jetzt wieder halluzinieren? Das war schon die ersten Male nicht lustig. Bist du ... echt?« Heather nickte. »Ich hatte dich verloren und nun tauchst du einfach so aus dem Nichts auf? Ich hatte nicht länger daran glauben wollen, dich jemals wiederzusehen.«

»Milan.« Sie rückte näher an ihn heran und nahm seine kalte Hand in ihre. »Siehst du? Ich bin es wirklich. Ich ... lebe wieder. Milan?« Ein sanfter Druck ließ ihn aufschauen. »Ehrlich gesagt, verstehe ich selbst noch nicht, wie ich es aus der Duat geschafft habe und für diese Erklärung haben wir keine Zeit, also ... Der Wind? Es ist dein Wind. Du bist ...«

»Horus«, beendete er ihren Satz und atmete tief ein. »Und du bist echt. Du lebst.« Der Sturm löste sich endgültig auf und Carlos und die anderen stürzten zu ihnen. »Verschwindet!«

»Lass sie gehen, sie hat dir nichts getan! Sie kann einem Gott wie dir nicht gefährlich werden«, forderte Carlos und verstummte kurz. »Heather, du bist unverletzt?«

Die junge Frau stellte sich zwischen die Gottheit und ihre Verbündeten, die perplex rückwärts gingen. »Alles in Ordnung. Dieser Gott ist ein Freund. Mein ...« Sie wandte sich Milan zu, aber er reagierte nicht, sondern starrte seine Hand an. »Er wird euch nichts antun, dafür sorge ich, aber wir müssen von hier verschwinden. Die Explosion hat die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich gezogen, aber den Sturm von eben können sie nicht übersehen haben.«

Sie schrie auf, weil Milan sie von hinten gepackt hatte und mit einem Satz auf das Dach der kleinen Hütte gesprungen war. Er schulterte sie und atmete tief ein, was die Luft in Vibration versetzte. Ehe er vom Dach abheben konnte, rammte Heather ihm das Knie in den Bauch und rollte sich über seinen Rücken ab.

»Milan, du kannst mich nicht einfach mitnehmen und die anderen zurücklassen!«

»Ich kann sie aber auch nicht mitnehmen«, knurrte er und fixierte Carlos. »Du kannst nicht hierbleiben, wenn Seth dich findet, dann ... Wenn du schon nicht meinetwegen mitkommen willst, dann komm wegen Cara mit. Sie wartet auf dich.«

»Du Idiot!« Schwungvoll kam sie zurück auf die Beine und packte ihn am Kragen seiner Jacke. »Ich weigere mich doch nicht, mit dir zu kommen, ich sage nur, dass wir die anderen nicht in einem Sklavenlager zurücklassen können. Sie haben mich die letzten Wochen beschützt.«

Milan biss sich auf die Unterlippe und beobachtete die Rauchschwaden, die aus Seths Palast in den Himmel stiegen. »Wir haben nicht genügend Zeit, sie alle zu retten. Es gibt zahlreiche Sklavenlager, die auf Hilfe warten, aber ich muss dich in Sicherheit bringen. Ich kann dich nicht verlieren, nachdem ich dich gerade erst wiedergefunden habe.«

»Heather, das ist deine Chance!«, hörte sie Carlos am Boden. »Geh mit ihm, wenn du ihm vertraust. Wir kommen schon klar. Hol uns, sobald ihr ...«

»Sobald wir genügend Krieger für einen Überfall haben?«, hakte Milan nach und stellte sich an den Rand des Daches. »Denkst du, dass wir uns gegen Seth erheben sollten?«

»Weswegen sollte ein Gott wie du sonst in dieses Sklavenlager kommen und eine einfache Frau entführen? Du kennst sie und weißt, dass sie wichtig ist.«

»Oh ja, sie ist mir wichtig, weil sie mir gehört!« Ein Windstoß erfasste Carlos und warf ihn auf den Rücken. »Dachtet ihr, ihr könntet sie ewig verstecken? Was, wenn Seth sie gefunden hätte? Ich kann es nicht fassen.« Er wirbelte herum zur jungen Frau, die die Arme vor der Brust verschränkte. »Du lebst und hast dich kaum verändert.«

»Oh doch, ich habe mich verändert, immerhin war ich tot und gemeinsam mit Apophis in der Duat. Und ich sehe, dass du dich verändert hast.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Du kannst diese Menschen nicht ignorieren, nur weil es überall Menschen gibt, die leiden.«

»Du verstehst es nicht, wir ...«

Ein Knall und das Kreischen panischer Menschen schnitten ihm das Wort ab. Im selben Moment peitschte die Luft Heathers Haare um ihren Kopf und ein Lichtschwall ummantelte Milan. Es blitzte und funkte, ehe der Wind das Licht mit sich trug und einen geflügelten Mann entblößte. Carlos und die anderen nahmen Abstand von der Hütte.

»Wir müssen gehen.«

»Milan, du ... bist wirklich Horus geworden.« Heather streckte die Hand nach den riesigen Schwingen aus. »Das ist definitiv anders als vorher.«

Wäre es der Milan gewesen, den sie kannte und liebte, hätte er ihr ein Lächeln geschenkt, das vor Überlegenheit gesprüht hätte, aber das tat er nicht. Über 300 Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen und sie konnte sich nicht vorstellen, was er in der Zeit alles erlebt hatte – die guten wie die schlechten Dinge. Dennoch würde sie nicht zulassen, dass er ihre Verwunderung dazu nutzte, andere Menschen im Stich zu lassen.

»Milan, hör mir bitte zu, wir müssen Carlos und den anderen helfen. Ohne uns sind sie verloren.«

»Er hat selbst gesagt, dass sie schon klar kommen. Außerdem kann ich sie nicht mitnehmen und du bist nicht in der Lage, dich um andere zu sorgen, wenn du dich nicht einmal selbst vor Seth und seinen Anhängern schützen kannst.«

Er hatte recht. Sie war schwach, schwächer als die Menschen am Boden und machtlos gegen Seth. Trotzdem konnte sie seine gefühlskalte Art nicht nachvollziehen. Bevor sie Atem für ihren Protest holen konnte, hatte Milan sie wieder in seine Arme geschlossen und schirmte sie mit den riesigen Flügeln ab. Der federnde Schutzschild ließ die Stimmen der anderen und das gedimmte Licht der Sonne hindurch, versperrte ihr jedoch die Sicht. Milan vergrub seine Nase in ihren strähnigen Haaren.

»Ich habe dich schrecklich vermisst«, raunte er und im selben Moment schlugen die Flügel auf den Boden. Zwei kräftige Schläge später hoben sie bereits ab. »Deswegen werde ich kein zweites Mal zulassen, dass dich mir jemand wegnimmt. Kein Mensch, keine Gottheit und schon gar nicht der Tod.«

Diese Worte klangen wie ein Befehl, auch wenn sie sicherlich seinem Wunsch und den inneren Wunden entsprangen, die Heathers Verlust hinterlassen hatten. Sie entgegnete nichts, sah Carlos und den anderen dabei zu, wie sie zu Punkten am Boden des Lagers zusammenschrumpften, während sie in den Himmel emporstieg.

»Du kannst sie nicht zurücklassen«, murmelte sie gegen den Wind und die sauerstoffarme Luft.

»Ich kann und ich werde sie zurücklassen.«

Seine Entscheidung war endgültig und stand so fest wie Seths Palast, in dem sich das Feuer der Explosion legte. Der Qualm verflüchtigte sich in den Weiten des blauen Himmels und in wenigen Sekunden schien alles vergessen – Carlos, die Menschen im Sklavenlager und die Gefahr der Sethets. In den Wolken war es gespenstisch leise und einsam, sodass sie den Flug niemals hätte genießen können. Hatte sich Milan ähnlich einsam gefühlt? Immerhin war er nicht allein auf dieser Welt, so wie sie allein in der Duat gefangen gewesen war.

Je weiter er sie von den Überresten der Akademie und vom Sklavenlager verschleppte, desto entspannter atmete er. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war, würden die nächsten Minuten zeigen, denn so wie es aussah, flog er mit ihr über die zerstörte Stadt und darüber hinaus. Wenige der großen Gebäude standen noch in einem Stück an Ort und Stelle, der Großteil des ehemaligen Industriegebiets und der Wohnsiedlungen war verlassen. Die Natur holte sich hier das zurück, was die Menschen nicht länger benötigten.

Sie verloren an Höhe und ein kastenförmiges Gebäude mit Säulenkonstruktionen, die einst das Vordach getragen haben mussten, baute sich unter ihnen auf. Milan segelte lautlos herab, ließ sie aber nicht auf den Boden, sondern trug sie in den Einsturz gefährdeten Kasten hinein. An den stoffverkleideten Wänden hingen goldene Rahmen mit Plakaten. Die ausgeblichene Schrift ließ sich nicht entziffern, egal wie sehr sie sich anstrengte, doch das Bild zeigte noch die Umrisse eines Mannes, der unter einem Balkon seine Angebetete anschmachtete. Romeo und Julia.

»Das Theater«, stellte Heather fest und Milan blieb stehen, folgte ihrem Blick. »Wieso sind wir hier?«

»Ich sagte doch, dass ich dich zu Cara bringe. Das Theater ist mehr oder weniger sicher und unser heutiger Treffpunkt.«

Etwas an seiner Stimme, an der Betonung gefiel Heather nicht.

»Euer Treffpunkt?« Da er nicht auf ihre Frage reagierte und weiterlief, strampelte sie ihre Beine frei und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. »Warum braucht ihr Treffpunkte? Seid ihr nicht zusammen geblieben, nachdem ich ...«

»Nachdem du gestorben bist?« Er starrte an die Wand vor ihnen, in der tiefe Risse von der naturgemachten Zerstörung zeugten. »Cara und ich sind unseren eigenen Zielen gefolgt, dafür hatten wir ja ausreichend Zeit.«

»Wie konntet ihr all das alleine überstehen? Wieso seid ihr nicht beieinander geblieben?« Sie platzierte ihre Hände auf seinen Wangen und zwang ihn dazu, ihn anzuschauen. »Wieso habt ihr euch getrennt?«

»Aus demselben Grund, weshalb wir uns wieder zusammengerauft haben.«

»Und der wäre?«

»Unwichtig.«

Ihn so verschlossen zu erleben, war befremdlich für Heather, doch sie gab sein Gesicht wieder frei und machte sich in seinen Armen kleiner. Die mächtigen Flügel lösten sich in einem goldfarbenen Gestöber auf, sobald er durch eine Tür trat und sich unter der abgesenkten Decke hindurchzwängte. Ohne sie war er wendiger und weniger angsteinflößend.

In Heathers Bauch wüteten Mächte, derer sie sich bisher nie bewusst gewesen war. Angst vor der Zukunft brodelte heiß, kochte auf und presste ihren dürftigen Mageninhalt hinauf in ihre Kehle. Vorfreude auf Cara löschte den säuerlichen Geschmack und ließ sie erschaudern. Jeder Schritt war wie ein Wassertropfen auf heißem Gestein. In ihren Ohren rauschte ihr Puls und ein seltsames Summen mischte sich dazu. Die Luft war wie elektrisiert, als Milan sie in den großen Zuschauersaal brachte, in dem die einst geordneten Sitzreihen nun kreuz und quer standen. Die gepolsterten Sessel waren aus ihren Angeln gerissen worden und konnten ihrem Zweck nicht länger dienen.

Dann stockte Heather der Atem und sie stemmte sich an Milans Schultern auf, wandte den Blick nicht ab. Da saß sie, wirkte älter und schaute sofort auf. Der junge Mann räusperte sich, gab Heather aber nicht frei.

»Du hast sie tatsächlich gefunden«, hörte sie die Stimme ihrer Freundin, die so viel klarer klang als in ihrer Erinnerung. »Heather, du lebst!«

Cara sprintete los, überwand die Sitzreihen in wenigen Sprüngen und landete federleicht vor ihnen. Ihre Augen funkelten und Freudentränen bahnten sich ihren Weg von ihrer Wange hinab bis zu ihrem Kinn. Sie streckte ihre Hand aus, doch Milan wehrte sie ab.

»Was soll das?«, knurrten beide Frauen gleichzeitig und Heather ergriff Caras Hand, beugte sich so weit über Milans Arme hinaus, dass er sie hätte fallen lassen müssen, aber es gelang ihm irgendwie, sie entgegen der zerrenden Schwerkraft festzuhalten.

»Es tut so gut, dich wiederzusehen«, wisperte Cara und drückte Heathers Hand. »Wir hatten dich verloren und ich habe nicht daran geglaubt, dass meine Träume ... meine Visionen von dir echt sein könnten. Ich habe gedacht, dass meine Trauer mir einen Streich spielt, doch dann ... habe ich dich gehört.«

»Dem Himmel sei Dank! Ich habe dich auch gesehen, habe aber keine Ahnung, ob es ein Traum oder die Realität war.« Sie rieb sich die Augen und die feuchten Hände anschließend an der Hose ab. »Die Duat ist ein merkwürdiger, gruseliger Ort, der das Echte mit dem Unechten mischt. Gut, dass du meinen Hilferuf gehört hast, allerdings habe ich auch nichts anderes von der Katzengöttin höchstpersönlich erwartet.« Milan festigte seinen Griff, presste Heather fester an sich und raubte ihr den Atem. Sie wehrte sich nicht gegen ihn. »Was ist mit der Welt passiert?«

»In den letzten Jahrhunderten sind eine Menge Dinge geschehen.« Cara strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und schenkte ihr ein seichtes Lächeln. Feiner Staub hatte sich auf ihre Haut niedergelassen. »Ich werde dir alles erklären, sobald wir in Sicherheit sind.«

»Habt ihr die Explosion in diesem monströsen Palast ausgelöst?«, hakte Heather nach und fummelte an Milans Fingern herum, die ihr die Blutzufuhr zu ihren Beinen abklemmten.

»Ja.« Eine so schnelle und direkte Antwort war sie von ihrer Freundin nicht gewöhnt. »Es war kein einfaches Ablenkungsmanöver, aber es hat funktioniert.« Caras Blick fiel auf Milan und ihre Augen verengten sich. Sie wirkte wacher als er, aber genauso erschöpft. »Du kannst sie ruhig runterlassen.«

»Genau, ich bin nur überrascht und nicht fußkrank!«

Milan zögerte, verzog das Gesicht und ehe er den Mund öffnen konnte, schlang Heather ihre Arme um seinen Hals.

»Ich werde nicht gleich wieder verschwinden, nur weil du mich loslässt.« Ihr Flüstern verklang in dem großen Raum und sie fragte sich, ob Cara sie hören konnte. »Du denkst doch wohl nicht, dass Cara mich entführen würde, oder?« Sie spürte sein Kopfschütteln und die warme Luft, die ihren Hals streifte. »Dann lass mich bitte für einen Moment runter.«

Brummend gehorchte er und nachdem ihre Füße den knirschenden Boden berührt hatten, fiel sie Cara um den Hals. Egal was in den Jahrhunderten, die auf der Erde vergangen waren, zwischen den beiden Gottheiten geschehen war, für Heather blieben sie ihre Freunde. Sie waren alles, was sie noch hatte. Denn – und diese Erkenntnis schlich sich langsam in ihren Kopf – ihre Eltern, Verwandte, Bekannte und sterblichen Freunde gab es nun nicht mehr.

»Seit wann bist du wieder unter den Sterblichen?«, wollte Cara wissen. »Dass Hunderte Jahre seit deinem Tod vergangen sind, hat dich nicht allzu sehr schockiert.«

»Ein paar von Seths Sklaven haben sie aufgenommen.«

»Sie haben mich nicht nur aufgenommen«, ergänzte sie Milan. »Carlos und die anderen haben mich vor den Sethtets beschützt und mir erklärt, wie diese neue Welt funktioniert. Ohne sie hätte Seth mich sicher vor euch gefunden.«

»Carlos?« Cara stand kerzengerade und knabberte an ihrer Unterlippe. »Ein Sklave namens Carlos?«

»Ja, genau.« Heather wusste nicht, was diese Rückfrage zu bedeuten hatte, bis sich Caras Gesicht erhellte und eine unsichtbare Last von ihren Schultern fiel. »Kennst du ihn?«

»Nun ja, ich suche nach ihm und die Tatsache, dass er lebt und anderen hilft, ist überwältigend. Das ändert einiges.«

»Nicht so schnell.« Milan drängte sich zwischen Heather und Cara. »Mir ist es ziemlich egal, nach wem du suchen willst, aber erst bringen wir Heather in Sicherheit. Wenn Seth erfährt, dass wir sie haben, dann wird er handeln. Jede Möglichkeit, die seine Macht bedroht, wird er vernichten und ich werde nicht zulassen, dass ...«

»Ja, ja!«, unterbrach ihn Heather, nahm seine Hand und legte sie auf ihre Wange. »Wir haben es kapiert: Du willst mich nur beschützen, aber ich nehme dafür nicht in Kauf, dass andere sterben.« Sie atmete durch, löste seine Hand von ihrer Wange und zwängte sich an ihm vorbei zu Cara. »Also, was machen wir? Wie lautet der Plan?«

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