Diese Männer....wer versteht sie schon?

Als Kayla und Grayson den Raum verlassen, tuscheln alle aufgeregt miteinander und schreiben wie wild etwas mit ihren Handys. Was? Das kann man sich entweder denken, oder drei Sekunden später selbst lesen, denn die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer und selbst ich bekomme eine Nachricht, in der steht die beiden wären ein Paar.

,,Willst du das nicht stoppen?", frage ich Jake stirnrunzelnd.

,,Nö, ich denke Grayson wollte genau das.", sagt er, als fände er das vollkommen normal.

Die ganze Schule, die darüber spricht, dass beide ein Paar seien? Na super. Das wird Kayla nicht gefallen. Sie nimmt sich lieber zurück und kümmert sich heimlich um die Menschen in ihrer Umgebung, sie kann gar nicht anders.

Cole schaut nicht zu mir und Jake rüber. Ich verstehe ihn einfach nicht. Für ihn bin ich doch sowieso nur eine Pflicht und vielleicht eine Freundin, aber mehr auch nicht. Warum schaut er uns jetzt konsequent nicht an?

Männer. Wer versteht sie schon?

Langsam lese ich mir meinen Text durch und beginne mit meinem Part: ,,Was denkst du, wie unsere Liebe standhalten kann, wenn alle um uns herum dagegen sind?"

Jake schaut mich ernst an und sagt: ,,Weil nichts stärker ist, als wahre Liebe. Und das ist sie: Wahre Liebe."

Es geht nicht eine Weile so weiter und als wir zu einer Szene kommen, wo ein plastik Messer auf mich zu fliegen soll und Jake mich retten soll, zieht mich Cole von dem Teil der Bühne.

,,Keiner wird sie mit Gegenständen bewerfen.", knurrt er und funkelt Jake an.

Auch nicht mit Plastik? Warum?

,,Ähm, Bruder, das sind keine echten.", sagt Jake und legt den Kopf leicht schräg.

,,Ach ja? Gut zu wissen, dann sind Dinge auf jeden Fall immer das, was sie zu sein scheinen.", sagt er ironisch und erinnert mich dadurch an das Gift, was als Wasser getarnt war.

,,Okay, kann sein.", lenke ich schließlich ein.

,,Dann machen wir nur die Rettungsszene.", schlägt Jake vor und will mich bei meiner Hüfte anfassen, um die Szene nachzuspielen.

Cole jedoch schiebt sich zwischen uns, sodass nun Jake Cole an der Hüfte berührt. Ich versuche mir mein Lachen zu verkneifen, aber es sieht wirklich witzig aus, wie Cole stocksteif in den Armen von dem total perplexen Jake ist, bis sich beide schließlich voneinander trennen.

,,Willst du mir irgendwas beichten?", fragt Jake lächelnd und zwinkert Cole zu, der nur die Augen verdreht.

Ich wende mich von den beiden ab, als Kayla mit hochrotem Kopf und Grayson mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen aus dem Nebenzimmer kommt.

Was ist denn da passiert?

Kayla nimmt meine Hand und wir gehen nach draußen.

,,Ich hasse ihn.", sagt sie betont fröhlich und wir gehen durch die Flure zur den Spinden. Dort nimmt sie ein Buch raus und knallt den Spind anschließend zu, als sie das Getuschel der Mitschüler bemerkt.

Ich bin mir nicht so sicher, ob sie ihn wirklich hasst, aber das werde ich ihr nicht sagen.

,,Und jetzt kann ich noch nicht einmal aus dem Stück austreten, bei dem er ja Regisseur ist. Das ist so blöd.", sagt sie leicht verzweifelt.

,,Warum nicht?"

,,Weil die Frist dafür genau gestern abgelaufen ist.", sagt sie und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht.

,,Zeitprobleme?", fragt Nathan, der gerade den Flur entlang läuft.

,,Ne eher Probleme mit Jungs. ", antworte ich leise.

,,Oh, da bin ich euch absolut keine Hilfe, aber ich könnte euch einen Roboter bauen.", sagt er als wäre das ein völlig normaler Lösungsvorschlag.

,,Dankeschön Nathan, aber ich ignoriere diese Person einfach.", antwortet Kayla entschlossen.

,,Oh viel Erfolg damit. Geht es um Grayson? Alle sagen ihr seid zusammen, aber das seid ihr doch nicht."

Oh, wenn es sogar Nathan gehört hat, dann hat es jeder, denn sowas interessiert ihn in der Regel nicht.

,,Nein sind wir nicht und das werden wir auch nie."

Nathan und ich werfen uns heimlich einen Blick zu. Er scheint sich da auch Zweifel zu haben.

Kayla schaut kurz auf ihr Handy und lächelt dann.

,,Leute, ich habe morgen ein Date."

Kayla datet jemanden? Und das freiwillig?

,,Wen?", fragen Nathan und ich gleichzeitig.

,,Nicolas, er ist einer der Söhne von Athene."

Sie zeigt mir ein Foto und ich erkenne eine gewisse Ähnlichkeit mit Grayson, aber so ein Kommentar würde ihr garantiert nicht helfen.

Na dann.

Ich wünsche ihr viel Glück und gehe in die Trainingshalle. Diesmal kommt ein bisschen mehr Wasser zu stande, was mich glücklich macht, auch wenn der Fortschritt wirklich gering ist.

Ich spüre, wie mich jemand anschaut, aber es ist nicht dieser unangenehme heiße Blick, sondern eher eim angenehmer warmer Schauer, als meine Verbindung zu Cole anfängt zu kribbeln, weiß ich das nur er es sein kann.

Es ist nicht schlimm, dass Cole mich als Pflicht sieht, denn ich glaube sowieso nicht an die Liebe. Von daher ist es gut, dass niemand versucht mein Herz zu erobern, denn das wäre vergebens.

Ich gehe zum nächsten Unterricht, diesmal geht es um den Wind.

P.o.V. Cole

Unsicher, ob er von ihr entdeckt wurde, geht er ihr langsam nach. Er redet sich ein, es wäre schon okay ihr zu folgen, schließlich beschützt er sie ja. Sie geht zum Unterricht für das Beherrschen von Luft und dafür benötigt man absolute Körperkontrolle. Keiner außer ihr ist dort. Sie, die sein Herz zum brennen bringt und es so schnell schlägen lässt, dass er zwischendurch dachte, er würde einen Herzinfarkt bekommen.

Langsam betritt er im Schatten der Bühne den Raum. Sie scheint ihn nicht zu bemerken, denn sie beginnt zu tanzen. Etwas, was sie seiner Einschätzung nach, niemals mit Publikum tun würde. Was für eine Schande, denn sie tanzt mit einer Eleganz, die man selten erleben kann. Aber es schwingt auch etwas trauriges und sehnsüchtiges darin. Es spiegelt wider, wie er sich fühlt, auch wenn er versucht es mit viel Training zu verdängen.

Langsam schafft sie es den Wind zu beschwören und während einer Umdrehung fliegt sie ein Stück nach oben. Es ist wunderschön. Doch er hat ein schlechtes Gewissen, weil er sie in so einem persönlichen Moment sieht.

Er will sich abwenden, doch nicht ohne sich zu wünschen er könnte ihr die Traurigkeit nehmen.

P.o.V. Claire

Langsam drehe ich mich noch ein letztes Mal zu der Musik und bemerke, dass der Wind diesmal viel stärker ist als sonst. Ich bin sogar ein Stück nach oben geflogen, was mir bis jetzt noch gar nicht gelungen ist.

Zufrieden kehre ich in mein Zimmer zurück, wo Ruby mit mir in meine Dusche springt. Sie macht zwar alles nass, aber sie gurrt auch zufrieden, als ich sie in ein weiches Handtuch wickele. Sie stupst mich mit ihrer Schnauze an und wir kuscheln uns zusammen in mein Bett.

Ruby sieht meine Duftkerzen und sieht mich bettelnd an. Ich nicke leicht und sie zündet vorsichtig die Kerzen an. Inzwischen haben wir eine Vereinbarung, was man anzünden darf und was nicht.

Als sie müde wird, wird sie wieder zu einer magischen Tattowierung auf meinem Arm.

Langsam mache ich das Licht aus und schlafe ein.

~♡~

Am nächsten Morgen liegt eine gewisse Aufregung in der Luft.

Als Kayla und ich zum Spind gehen, müssen wir uns erst durch eine Menschenmenge kämpfen.

Vor dem Spind von Kayla sind jede Menge Zitate aus Büchern, wie mir scheint. Immer ein Buchstabe ist dicker gedruckt als alle anderen.

Wenn man nur die gedruckten Buchstaben liest, ergibt sich ein: ,, Gehst du mit mir zum Ball?"

Von wem das zu sein scheint, lässt sich nicht schwer erraten.

Nachdem Kayla ihre Bücher und einen Stift aus dem Spind nimmt, schreibt sie ein "Nein" unter das letzte Zitat.

Und wir gehen in den Speisesaal. Ich bin noch total verschlafen und nur froh mich mit meinen Schokoflakes hinzusetzen und nicht reden zu müssen.

Kayla macht sich einen Obstsalat und ich bewundere im Stillen die Kraft so früh Obst zu schneiden. Sie könnte es auch einfach bestellen, aber sie meinte es sei so lustiger. Mir sollte man morgens kein Messer in die Hand drücken.

Nathan programmiert gerade eine Maschiene um und beschwert sich monoton, dass sie nicht so funktioniert, wie er will. Ich habe noch nie gehört, dass man sich monoton beschweren kann, aber Nathan ist ein Meister im Erfinden und anscheinend hat er auch das erfunden.

,,Was ist das eigentlich für ein Ball?", frage ich als ich bereit bin zu reden.

,,Der Sommerball, es gibt zu jeder Jahreszeit einen Ball, der thematisch der Jahreszeit angepasst wird.", erklärt Nathan und schraubt an etwas quitschendem herum.

,,Das ist absoluter Blödsinn.", sagt Kayla verärgert und wir schauen sie verwundert an, bis sie beginnt ihre Aussage zu erklären.

,,Naja überlegt doch Mal. Vier Bälle im Jahr, geht es denn noch übertriebener? Dieses Jahr gehe ich nicht dorthin.", sagt sie und schneidet den letzten Apfel drastischer als den Rest.
Der arme Apfel.

Dann schaut sie auf ihr Handy und entfernt sich kurz um zu telefonieren.

,,Anscheinend hat sich die Lage verändert.", sagt sie und stopft frustriert das Handy in ihre Tasche.

,,Was ist denn passiert?", frage ich sie verwundert.

,,Mein Vater hat mir gerade gesagt, wie sehr er sich freut, dass ich mit Grayson zum Ball gehe und dass er sich sehr für mich freut.", sagt sie und ich bemerke, dass sie zwar mit sich ringt, aber dennoch zum Ball gehen wird, damit ihr Vater sich keine Sorgen um sie macht.

,,Seit meiner Mutter klingt er nicht mehr so glücklich. Das werde ich ihm nicht nehmen.", sagt Kayla und schaut Grayson, der ein paar Tische weiter sitzt, böse an.
Dieser zwinkert ihr nur zu und zieht eine Augenbraue nach oben.

Trotzdem spürt man ein gewisses Knistern zwischen den beiden.

Nach dem Frühstück gehen wir in unsere Unterrichtsräume, diesmal hätten wir normalerweise Fremdsprachen gehabt. Diese Stunde habe ich alleine könnte man sagen. Nur mir unbekannte Personen sind in dem Unterricht. Naja fast unbekannt. Viele habe ich entweder in Jakes oder Celines Hofstaat schon einmal gesehen.

Trotzdem starren sie mich an und ich hasse es angestarrt zu werden. Es ist wie eine Musterung und diese hatte ich in meinem Leben so oft. Jedes Mal kam ein enttäuschten oder mitleidig Kommentar.  Ich hasse Mitleid. Man kann sich weder was davon kaufen, noch fühlt man sich danach besser, weil sowieso keiner einen versteht.

Als Frau ,,La Croix " erneut meinen Namen nennt, höre ich auf weiter gedankenverloren abzudriften und versuche darauf zu achten, was sie sagt.

Irgendwas auf Französisch. Super. Ich kann nur leider kein Wort Französisch. Jetzt kann man deutlich merken, wer in Celines Freundesgruppe ist und wer in Jakes, denn während Celinesanhängerschaft breit grinst, versucht die von Jake ernst zu bleiben. Was Jake denen wohl gesagt hat?

Der brennende Blick meiner neuen Französischlehrerin setzt mich unter Druck.

,,Ich kann kein Französisch. ", gebe ich schließlich zu.

,,Kein Problem...Claire. Hier bleibt keiner sitzen. Dann bleibst du halt länger in meinem Kurs.", antwortet sie mit starkem französischem Akzent.

Oh oh. Die Kurszusammenstellung gefällt mir aber absolut nicht, weshalb ihr Versuch mich zu beruhigen mich noch nervöser macht.

~♡~

Die Tage vergingen und obwohl ich dutzende Französisch Stunden hatte, wurde ich kein bisschen besser. Es ist die Hölle jedes Mal dort zu sitzen und absolut kein Wort zu verstehen. Wir beginnen auch nicht bei den Grundlagen , sondern bei einem Niveau von drei Jahren, was für einen Anfänger total ungeeignet ist, aber es ist der leichteste Kurs der Schule.

Frustriert setzen ich mich auf meinen Platz in der letzten Reihe und schalte innerlich ab. Ich wünschte, ich wäre Franzose.

,,Claire, wo könnte man hin, wenn man in Deutschland keinerlei Arbeit findet?"

Mit geschlossenen Augen antworte ich: ,,Zum Arbeitsamt vielleicht, oder im Internet. Vielleicht sogar im Inserat einer Zeitung."

,,Du kannst ja doch Französisch, auch wenn du dein Aussehen dafür verändert hast."

Warte was?

Ich öffne erschrocken meine Augen und tatsächlich, ich sehe aus wie dieses französische Model aus der Zeitschrift, die Kayla mir letztens gezeigt hat.
Heißt das ich kann eventuell gewisse Fähigkeiten von Personen in die ich mich äußerlich verwandele übernehmen?

Das würde nie wieder Französisch bedeuten.

,,Das zählt aber nicht, sie hat ihre Kräfte dafür benutzt. Das ist ungerecht.", beschwert sich die eine Freundin von Celine aufgebracht.

,,Na und? So ist das Leben nun einmal. Meine Aufgabe ist es nur euch dazu zu bringen die Sprache zu können. Wir sehen uns bei der Abschlussprüfung Claire. Du musst nur zeigen, dass du dich in Frankreich unterhalten könntest und dafür darfst du auch Magie einsetzen."

Erstaunt von meiner neuen Freiheit,  blinzele ich ein paar Mal, bevor ich schneller aus dem Raum bin, als jemand noch etwas sagen kann.

So langsam finde ich Magie unglaublich praktisch, aber zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, welche Gestalten meine Kräfte auch noch 'praktisch' finden.


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