Der entscheidende Kampf

Das Monster hebt seine Tentakel und schlägt nach uns. Wir können gerade noch zurück springen. Okay ...das wird wirklich gefährlich, denn wir brauchen ja nur eine Berührung von diesen Tentakeln auf unserer Haut und es ist aus. Das Viech schreit genervt auf und ein lilanes Leuchten durchbricht die tiefe Finsternis.

Oh verdammt. Das Monster, oder Heinz wie ich es insgeheim getauft habe, faucht und das Licht wird immer intensiver.
Heinz war eine Spinne, die ich loswerden wollte, die aber immer zurück gekommen ist, selbst als ich sie weit weg gebracht habe. Heinz wurde zu einem unfreiwilligen Zimmergenossen  und hatte sehr ähnliche Beine, wie das Monster. Deshalb heißt er für mich auch Heinz.

Als Cole einen Dolch auf Heinz wirft, reißt er ein Loch in den Körper und ein bösartiges und wütendes Zischen erklingt.

Gerade als ich die Hoffnung habe, dass wir Heinz schnell erledigen können, heilt sich die zuvor verletzte Stelle und es sieht aus, als wäre nie ein Dolch diese Stelle getroffen.

Das Viech kann sich heilen?

,,Ihr Narren, jetzzzzt ist es zu ssspät für diese Welt. Meine Brüder und ich werden euch vernichten und die Menschheit versklaven."

,Was für ein kleiner Schatz', denke ich sarkastisch und ziehe meine Schwerter. Ich habe nicht wirklich viel Kampferfahrung, aber die Schwerter fühlen sich natürlich in meinen Händen an. Schwertkampf hat relativ viel Ähnlichkeit mit Tanzen. Zumindest hofft das mein innerer Optimist.

Cole und ich schlagen auf das Monster ein, doch es wird nur ein bisschen langsamer. Wir kommen nicht schnell genug voran.

,,Wir kommen gerade schlecht durch, aber wir geben unser bestes.", ruft Jake über das Headset.

,,Wenn ihr lilanes Licht seht habt ihr noch ca. drei Minuten und wir haben ein  gigantisches Problem, denn nur eine Elementreaktion aus all unseren Kräften kann das Monster umbringen, zumindest hoffe ich, dass unsere Kräfte ausreichen. Die Waffen können nur ein bisschen Schaden anrichten. Seid vorsichtig!", fügt Nathan hinzu und ich betrachte schockiert die lilanen Rauchfäden, die den Raum immer mehr ausfüllen.

Wir haben ein Problem.

Cole flucht und zieht mich mit sich ein Stück nach hinten.

,,Zusammen haben wir zwei Elemente, aber die Magie kostet uns einiges. Also können wir nicht einfach jetzt schon damit anfangen.",flüstert Cole und überlegt fieberhaft.

Mir kommen die Worte meines einen Lehrers in den Sinn: Pass auf, dass du nicht zu viel beschwörst, denn die Energie dafür fehlt dir dann für deinem Körper. Du könntest bei zu viel Anstrengung sterben.

Doch in dem Moment fasse ich einen Entschluss:
Wenn ich etwas tun kann, um auch nur einen Menschen zu retten, dann werde ich es ohne Zögern tun.

Ich gehe langsam auf das Monster zu.
Cole flucht und will mich festhalten, aber ich befreie mich aus seinem Griff.

,,Es tut mir leid Cole, vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.", flüstere ich und werfe ihm einen letzten bedauernden Blick zu. Mein Herz wird schwer und fühlt sich an als würde es brennen.

Cole reißt die Augen auf und starrt die Flamme an, die sich langsam in meiner Hand manifestiert. Als aus meiner anderen Hand ein Wasserstrahl kommt atmet Cole hörbar geschockt ein.

,,Du...kannst zwei Elemente gleicher manifestieren?!",ruft er erstaunt.

Langsam umhüllt mich ein starker Wind und ein paar Strähnen lösen sich aus meinem Zopf.

Wasser, Feuer, Wind.

Ich spüre wie es an meiner Kraft zerrt, doch meine Entschlossenheit gibt mir Kraft. Ich muss meine Freunde schützen.

,,Claire....hör sofort auf. Das bringt dich noch um!",ruft Cole entsetzt und will mich daran hindern auf das Monster zu zugehen.

Eine Ranke wächst auf meinen Wunsch aus dem Boden und umklammert einen Tentakel des Monsters. Außerdem hält eine Ranke den entsetzten Cole auf Abstand, damit ich meinen Plan durchsetzen kann.

Das Element der Pflanzen...

Und dann fehlt noch Eis und Erde.

Ein riesiger spitzer Fels spießt das Monster auf und eine Eisschicht setzt sich auf der Haut fest.

Ich zittere vor Anstrengung und will nur noch meine Augen schließen, aber das pulsierende lilane Licht zeigt mir deutlich, dass ich noch nicht fertig bin. Noch ein bisschen.
Dann habe ich es geschafft.

Ich denke an meine Freunde...an meine wahre Liebe. An Cole. An die Menschheit und die Welt die ich wohl nie sehen werde. In diesem Moment weiß ich es mit Gewissheit, dass Cole mein Seelenverwandter ist. Eine Stimme in mir schreit mich an, dass ich das nicht tun kann.

Eine kleine Träne läuft meine Wange hinunter und fällt auf den zugefrorenen Boden, wo sie sofort gefriert. Es ist eine Träne voller Bedauern, voller verlorener Chancen und alten Träumen, die niemals Wirklichkeit werden können.

Ich will nicht sterben, aber ich kann meine Freunde nicht sterben lassen. Dieser Gedanke gibt mir die letzte Kraft und wärmt mich von innen.

Ich laufe mit Entschlossenheit auf Heinz zu. Das Viech reißt erst seine dunklen Augen auf und flüstert schließlich leise: ,,Nein, wenn ich zurück in den Tartarusss mussss, dann wirssst du auch sssterben."

Ich sehe den einen freien Tentakel auf mich zu rasen.
Ich weiß, dass ich mich, wenn ich jetzt meine letzte Kraft einsetze, nicht mehr gegen den Schlag wehren kann. Das ich fallen werde wie eine Schachfigur und mir nicht mehr helfen kann.

So sei es.

Langsam strecke ich meine zitternden Hände in Richtung des Monsters. Mein Herz schlägt immer langsamer, doch ich weiß, dass die Kräfte noch nicht ausreichen. Die Elemente müssen noch stärker werden, damit sie das Monster voll und ganz besiegen können.

Um mir selbst mehr Kraft zu geben. Verlässt meine Lippen ein letzter Schrei. Man könnte ihn vermutlich auch als meinen Todesschrei bezeichnen, denn in diesem Moment trifft mich der Tentakel mit voller Wucht. Ich knalle auf den kalten Steinboden und hinterlasse einen Krater.
Meine Haut auf dem Rücken reißt auf und es fühlt sich an als würde sich etwas in mein Fleisch fressen.

In Zeitlupe sehe ich wie das Monster sich auflöst, als es auf eine bunte Farbexplosion in Form der Elemente trifft und schwarze Schmetterlinge aus dem Monster fliegen. Dann verschwindet das lilane Licht, das Monster und die Schmetterlinge. Ich denke müde darüber nach, was es mit den Schmetterlingen auf sich hat und gehe davon aus, dass es die Seelen der Opfer sind.
Mein Blick wird immer verschwommener und ein scharfer Schmerz durchfährt meinen Rücken an der Stelle, wo ich getroffen worden bin und ich zucke erschöpft zusammen.

Mein Körper wird schwerer und ich hoffe die Seelen bekommen irgendwie ihren Frieden.

Frieden. Das wünsche ich mir in dem Moment auch für mich.

Ich höre nicht mehr so gut, doch ich meine einen Schrei zu hören. Cole?

Meine Ranke hat ihn gerade losgelassen, als ich anstatt des harten, kalten Bodens seine Arme spüre.

,,Claire? Bitte...bleib wach... wir kriegen das wieder hin, verdammt. Bleib bei mir. Leute da seid ihr ja, kommt schnell hierher! Wir müssen was machen sie wurde von einem Tentakel getroffen und ist schon total blass.", ruft er verzweifelt.

,,Zum ersten Mal hasse ich Wahrscheinlichkeiten, aber wenn sie von dem Tentakel verletzt wurde, dann liegt die Wahrscheinlichkeit bei 100 Prozent, dass sie das nicht überlebt", ruft Nathan von dem anderen Ende des Raumes und zum Schluss bricht seine Stimme ab.

Cole schaut mich an und etwas in ihm scheint zu zerbrechen.

,,Claire halt durch. Wir finden jemanden, der dir helfen kann." schluchzt er und ich sehe eine Träne auf seiner Wange.

,,Lass Kayla nicht zu mir, bitte versprich mir das ja?",verlange ich leise von ihm.

,,Ja alles was du willst aber was meinst du damit?", fragt Cole verwirrt.

,,Naja ist ist mit Leib und Seele Heilerin...", flüstere ich und huste erschöpft.

Die Welt scheint sich immer weiter zu entfernen und der Rand meines Sichtfeldes wird immer schwärzer. Die Schmerzen verschwinden und ich will mich ganz in dem Frieden verlieren, bis ich drei Wörter höre, die mich ein Stück in die Welt zurückbringen.

,,Ich liebe dich. Und ich werde dich immer lieben.", flüstert Cole mir ins Ohr.

Anschließend küsst er mich. Vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich. Es ist ein perfekter Kuss. Zu schade, dass es mein letzter ist.

So habe ich mir meinen ersten Kuss nicht vorgestellt. Es ist ein Kuss voller Sehnsucht und Nostalgie. Ein Kuss verlorener Chancen. Er ist bittersüß und salzige Tränen mischen sich unter den Kuss.
Eine Sekunde spüre ich Reue. Reue meine Zeit verschwendet zu haben. Reue nicht genug gelebt zu haben. Und Bedauern nicht mehr Zeit zu haben, um mit Cole etwas aufzubauen.

Schlussendlich drückt er mich an seine  Brust und streicht behutsam über meinen Kopf.

,,Claire! Cole lass mich durch!", ruft Kayla entsetzt.

Doch Cole hält sich an mein Versprechen und zieht mich außerhalb von Kaylas Reichweite.

Ich höre meine Freunde streiten, was jetzt zu tun ist, doch all das entfernt sich immer weiter von mir.
Mein Herz stolpert ein letztes Mal und dann habe ich keine Angst mehr zu sterben.
Denn was ist ein Leben ohne Freunde und Menschen die man liebt?
Ich lebe lieber mit ihnen und sterbe schlimmstenfalls für sie, als lange zu leben und nie Menschen zu finden, die man liebt.

Der Tod ist, in den Armen einer Person, die man liebt, weniger schlimm.
Ich halte noch kurz am Leben fest, um noch ein paar Sekunden in Coles Armen zu verbringen. In seiner Wärme.

Sein Schluchzen klingt in meinen Ohren laut wieder.

,,Cole. Ich bin für immer bei dir, aber bitte lebe für mich mit ja? Genieße jeden Moment und finde jemand anderen, mit dem du dein Glück teilen kannst. Ich liebe dich.", flüstere ich und streiche zitternd über seine Wange und streiche eine Träne weg.

,,Das kann ich nicht. Ich will nur dich, denn du bist mein Leben und mein Glück.", sagt er traurig und zugleich fest überzeugt.

Er gräbt seinen Kopf in meinen Nacken und streicht liebevoll über meinen Arm.

Dann geschieht alles relativ schnell, denn meine Adern werden innerhalb von Sekunden schwarz, bis meine Haut langsam Gold aufleuchtet.

,,Verdammt, das ist das göttliche in dir. Aber warum ist da so viel Licht? Eigentlich dürfte da nur halb so viel sein.", sagt Nathan knapp und ich schnautzt in ein Taschentuch.

Alle um mich herum sehen mich voller Trauer an.

,,Es tut uns leid, dass wir zu spät gekommen sind", flüstert Grayson.

Als Sohn des Hades ist er noch am gefasstesten aber auch seine Augen sind feucht. Die anderen nicken nur und wissen nicht, was sie sagen können.

Das Licht wird immer heller und ich komme mir immer mehr wie eine Lampe vor.

Als ich nicht mehr kann und ich meine Augen schließe, spüre ich nichts außer seinen Armen und dann schwebe ich nur noch. Mein schwerer Körper bleibt zurück und ich sehe mich an und ich bin  komplett strahlend.

Das Licht macht die endlose Dunkelheit um mich erträglicher.

Ist es so zu sterben?

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Fortsetzung folgt...

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