Das Schicksal kann mich mal
Auch wenn ich es nie gedacht hätte, regt mich das Ganze auf. Meine Mutter ist mit mir schneller in die Limosine gestiegen, als ich Kayla suchen kann, um mich bei ihr zu verabschieden.
Als die Limosine sich in Bewegung setzt und wir die raunende Menge hinter uns lassen, beginnt meine Mutter mein Leben zu zerstören.
,,Ich wusste, dass du nicht vollkommen schwach bist. Mit der Akademie werde ich natürlich sofort ins Gespräch kommen, damit sie mit dir deine Kräfte trainieren können."
Oh nein. Ganz sicher nicht. Als Antwort schnaube ich nur abfällig und lasse meinen Blick durch die vorbeiziehende Gegend schweifen. Auf ein paar arrogante Kinder habe ich absolut keine Lust, vielleicht war das auch gar nicht meine Magie, oder ein Einzelfall. Wer weiß? Kayla war zwar echt nett, aber das ändert nichts daran, dass ich nichts mit diesen oberflächlichen Halbgöttern zu tun haben will. Das Schicksal hat einen echt miesen Humor.
,,Mutter. Nein, ich gehe in die Menschenwelt und werde Journalistin oder so."
,,Du scheinst dir nicht sicher zu sein. Und deine Zukunft liegt nicht alleine in deiner Hand."
,,Doch, das tut sie. Es ist mein Leben."
,,Du wirst auf diese Schule gehen."
,,Die werden mich mit Sicherheit nicht annehmen. Ist es nicht so, dass absolut vorbildhaftes Benehmen für eine Annahme dort wichtig ist? Und wissen die das mit dem Club, der Pokergeschichte, meinem Ausflug in der Menschenwelt... Du weiß schon, der mit den Tauben, die ich in die göttliche Welt gelassen habe."
Je mehr ich aufzähle, desto mehr Falten graben sich in ihre Stirn.
,,Wir werden ja sehen."
Ihr Unterton gefällt mir nicht im geringsten, es ist dieser Ich-habe-Recht-und-du-wirst-es-schon-
noch-merken-aber-ich-sage-es-jetzt-nicht-Unterton.
Er regt mich dezent auf.
,,Wie kannst du immer denken, dass du es dir anmaßen kannst, mir immer zu sagen, was ich tun soll, aber nicht weißt, wer mein Vater ist?"
,,Ich weiß es nicht, aber das ist kein Grund so respektlos zu werden. Man kann da schon mal den Überblick verlieren, das wüsstest du, wenn du jemals etwas mit jemandem hättest."
Autsch. Denkt sie wirklich, dass ich so werde wie sie und dann nicht wüsste, wer mich geschwängert hat?
,,Weißt du was? Lass mich einfach für den Rest meines Lebens in Ruhe!"
Wir schweigen uns den Rest der Fahrt wütend an und ich reiße die Autotür schneller auf, als sie noch etwas sagen kann.
In meinem Zimmer sitze ich gedankenverloren auf dem Bett und starre die Wand an. Ich bin einfach nur froh, dass hier so wenig Spiegel sind, dadurch muss ich nicht an das Mitternachtsdebakel denken. Wie kann ich es vermeiden auf der Schule zu laden? Eigentlich müsste es so sein, dass die mich niemals annehmen, da ich schon so viel Mist gebaut habe. Die meisten echt krassen Dinge, waren allerdings aus Versehen, aber ich pflege meinen schlechten Ruf. Schließlich ist ein schlechter Ruf besser als nichts.
Wenn schon denn schon.
Was bin ich nur für ein Optimist...
Am nächsten Morgen werde ich von einem lauten Poltern geweckt.
Ich lasse meine Augen noch eine Weile geschlossen, um den Traum und die damit einhergehende Ruhe zu genießen. Doch das Rumpeln wird immer lauter und eindringlicher, bis ich stöhnend meine Augen öffne und die entspanntesten Diebe der Welt erblicke. Meine Möbel werden einfach hochgehoben und raus getragen, als sich mein Bett in Bewegung setzt sage ich laut: ,,Ihr wisst schon das ich hier drin bin, oder?"
Jetzt erkenne ich unsere Angestellten, welche sofort das Bett fallen lassen, sodass es mit einem lauten Knall aufkommt. Was soll das Ganze, verdammt noch mal?
,,Was macht ihr hier eigentlich?"
,,Wir sollen Sie so wecken und ihre Sachen aus dem Zimmer entfernen. "
Okay, das habe ich gemerkt, stellt sich nur die Frage wieso?
,,Eure werte Mutter erwartet Euch und Ihr sollt in den Speisesaal kommen."
Speisesaal? Meint sie unser Esszimmer? Die Angestellten, die meine Mutter überall hin begleiten sind "Speisesäle" wahrscheinlich eher gewohnt als ein kleines Esszimmer in einer Hütte in den Bergen.
Verschlafen steige ich in meine flauschigen Pantoffeln und schlurfe den Flur entlang zum Esszimmer. Nachdem ich die Tür geöffnet habe, erblicke ich einen kleine alte Frau, welche neben meiner Mutter sitzt und Tee trinkt. Sie scheint keine Göttin zu sein, was ich aufgrund des fortgeschrittenen Alters vermute.
,,Hallo?"
,,Mein liebes Kind. Ich will dir nur selbst als stellvertretende Direktorin zur Annahme gratulieren. Du darfst in das renommierteste Internat der Welt."
Sie wirkte regelrecht entrüstet, dass ich nicht quitschend aufspringe und mich freue. Was ich noch nie gemacht habe, also kann sie darauf lange warten.
,,Vielen Dank. Aber nein danke. Ich lehne das ab."
,,Das ist ein Privileg!"
,,Für mich nicht."
Die stellvertretende Direktorin schlägt sich die Hände vor den Mund und sagt empört: ,,Das ist die Höhe. Und Sie erlauben das, werte Aphrodite?"
Meine Mutter atmet eine Sekunde ein und sagt anschließend entschlossen: ,,Nein, sie wird gehen. Machen sie sich keine Sorgen. Sie wird noch heute mit Ihnen mitfahren."
Und wann fährt sie? Das wäre schon spannend zu wissen.
,,Ich ziehe es aber vor in einer Minute zu fahren."
,,So sei es."
Ich fühle mich hilflos und wütend.
,,Das könnt ihr nicht machen!"
,,Doch, siehst du doch."
Sie dreht sich um, tätschelt meine Schulter und verschwindet.
Die stellvertretende Direktorin mustert meinen Schlafanzug und meine Pantoffeln und geht nach draußen in Richtung Auto.
Nicht mit mir!
Soll sie doch alleine fahren. Ich verschränke gerade trotzig meine Arme, als ich zwei Hände spüre, die mich hochheben. Auch, dass ich mich nach Kräften sträube, bewirkt nichts. Leider.
Schneller als mir lieb ist, werde ich auf einen Sitz geschnallt und das Ganze nimmt seinen Lauf.
Der Anschnallgurt ist so versiegelt, dass ich ihn nicht öffnen kann und ich meinen Traum schnell sterben sehe. Und leider einen ganz langen qualvollen Tod, da ein Stückchen Hoffnung mich daran festhalten lässt.
Witzig, sie erwarten Dankbarkeit für eine Freiheitsberaubung? Super. Ergibt total Sinn. Früher wollte ich zu ihnen gehören, zu denen, die mächtig, schön und beliebt sind. Jetzt weiß ich, dass all diese Leute, Personen sind, mit denen ich nichts zu tun haben will. All die Schikanen haben mich genau das gelehrt. In dieser Schule ist Kayla vielleicht die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Sie ist das Einzige, was mit der ich Spaß haben könnte.
,,Hier ist Ihre Schuluniform.", sagt die stellvertretende Direktorin und reicht mir einen Stapel ordentlich gefalteter Klamotten.
Ich nehme ihn an und wäge ab was schlimmer ist: die Bluse mit dem Rock oder meinen Schlafanzug anzubehalten? Als ich jedoch meine Schuhe wechseln will, verschwindet der Stapel und statt meinen Pantoffeln, trage ich nicht die flachen weißen Ballerinas, die ein bisschen wie Gesundheitsschuhe aussehen, sondern echt hübsche schwarze Stiefel und auch ansonsten hat sich mein Outfit verändert. Ein schwarzes ledernes Oberteil und ein relativ kurzer schwarzer Rock spiegeln schon eher mein Gefühl wieder. Meine Haare scheinen leicht geflochten zusein, zumindestens so wie ich es ertasten kann. Eigentlich ja ganz praktisch, auch wenn es unheimlich ist.
Ich habe absolut keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber da vieles in dieser Welt magisch ist, wundere uch mich nicht weiter darüber.
Zügig begebe ich mich nach draußen. Dort herrscht ein beschäftigtes Treiben und meine Freude Kayla vor mir zu sehen, überschattet die Angst und Wut in Bezug auf meine Mitschüler. Denn ja, erstmal muss ich wohl mit dieser Akademie klar kommen.
,,Kayla."
Stürmisch werde ich umarmt. So fühlt es sich also an, wenn jemand einen mag, wenn man eine Freundin gefunden hat.
,,Hey, Claire? Ich habe mich direkt dafür gemeldet dich rumführen zu können. Mir wurde erzählt, was passiert ist und ich konnte es nicht so ganz glauben. Aber da du meinen Namen kennst, musst du es wirklich sein. Krass. Naja und deine Augen sind deinen vorherigen relativ ähnlich. Sie zeigen diese Entschlossenhei, die ich bis jetzt bei sehr wenigen gesehen habe."
,,Danke. Ich freue mich, dass du mich rumführst, dann wird der Tag besser als ich dachte."
,,Du wolltest nie hierher, oder?", fragt sie mich leise.
,,Nein, nicht wirklich.", antworte ich ebenso leise.
Sie sagt eine Weile nichts und deutet nur in Richtung Schloss.
,,Wo hast du dein Outfit her? Es sieht toll aus."
,,Das wurde mir gerade quasi gegeben."
Naja so halb.
,,Hätte ich nicht gedacht, dass sowas hier erlaubt wird."
Ich glaube nicht, dass ich das darf, aber ich mache es.
,,Also das hier ist ein riesiges Gebäude. Es ist in verschiedene Orden unterteilt, aber erst nach dem Mittagessen wirst du wissen in welchem Haus du bist. Die Durchmischung soll ein besseres Miteinander fördern oder so ähnlich. Aber das Wichtigste: Wo musst du hin?"
Gute Frage. Es ist einfach extrem unübersichtlich.
,,Das zeige ich dir während der nächsten Tage. "
,,Schule ist immer wann?"
,,Ganz normal, von Montags bis Freitags. Also haben wir heute keine Schule, schließlich ist heute Sonntag."
Schön.
Der Schlaftrackt ist laut ihr von den Lehrräumen getrennt.
Es gibt hier so vieles: Yogaräume, eine Schwimmhalle,einen Golfplatz, Bibliotheken, eine Reithalle, einen Bogenschießplatz und alle möglichen anderen Aktivitäten.
Sie zeigt mir auch ihren Lieblingsplatz. Er ist auf einer riesigen Eiche, neben dem Reitstall, von dort aus hat man den Überblick auf das ganze Gelände.
Wir sitzen dort eine Weile und genießen die Ruhe.
,,Oh, ich muss kurz los. Mein Vater ruft gleich kurz an, um zu wissen, wie es mir geht."
,,Wer ist dein Vater?"
,,Hermes, der Götterbote."
,,Cool, kein Problem. Geh ruhig telefonieren, ich werde nicht wegrennen."
Das er überhaupt anruft... Ich glaube meine Mutter hat mich noch nie angerufen, um zuhören, ob es mir gut geht. Ist so etwas normal? Ich wünschte meine Mutter würde Interesse an mir zeigen. Ich spüre einen leichten Stich der Eifersucht, den ich aber schnell loswerde. Ich würde Kayla keinen schlechten Vater wünschen, sondern freue mich einfach für sie.
Sie klettert zügig runter, versichert mir aber, dass sie schnell wieder zurück kommt.
Ich lehne mich noch ein wenig an den Stamm, bis mich ein Knacken aufhören lässt.
,,Was machst du denn da? Bist du ein Vögelchen?"
Ein blonder Kerl schwebt plötzlich auf meiner Höhe und schaut mir direkt in die Augen.
,,Ne, ein Eichhörnchen. "
Seine blauen Augen beginnen zu strahlen, als er lacht.
,,Und Humor hat es auch. Was machst du hier Vögelchen?" Willst du mir nicht deinen Namen verraten ?"
,,Nein."
Er blinzelt verwirrt als hätte er sich verhört.
,,Du sagst nein, aber meinst eigentlich ja?"
,,Nein, nein ist nein."
,,Okay, dann lass mich mal überlegen. Du bist neu. "
,,Mach dir keine Mühe."
,,Ich bin Jake. Der Sohn von Zeus. Du hast wahrscheinlich schon von mir gehört."
Überheblichkeit dein Name sei Jake.
,,Nein."
Er legt den Kopf schräg und starrt mich verwirrt an.
Tja, das muss ein Schlag fürs Ego sein.
,,Vögelchen, du bist seltsam."
Das sagt der Kerl der zwanzig Meter über dem Boden schwebt.
,,Ich werde schon noch herausfinden, wie du heißt."
,,Jake. Verschwinde.", sagt Kayla genervt.
Ich habe sie gar nicht bemerkt.
,,Ich verschwinde erst wenn sie will, dass ich verschwinde."
,,Sie will auch das du verschwindest. ", erwidere ich."
,,Wir sehen uns, Vögelchen."
Zwinkernd schwebt er nach unten und verschwindet zwischen den Bäumen.
,,Vögelchen? Ich bin drei Minuten weg und du redest mit dem König der Schule? Der dich anscheinend interessant findet, sonst ignoriert er Mädchen für gewöhnlich. Oder schläft mit ihnen und lässt sie fallen. Sei vorsichtig. "
,,Lange Geschichte. Aber keine Sorge ich will nichts von ihm."
,,Dann wärst du die Erste."
Sowas nennt sich versagen. Warum sollte man etwas mit jemandem anfangen, der sich absolut nicht für einen interessiert? Den man nicht liebt?
,,Warum sollte ich mit so jemandem was anfangen?"
Okay, er ist heiß wie die Hölle. Die es nicht gibt, aber ihr wisst, was ich meine.
,,Sein Sixpack, seine Macht, seine Badboy Ausstrahlung?"
,,Sowas wie Macht ist mir egal."
Was stimmt. Es interessiert mich nicht, mehr interessiert mich der Charakter.
,,Selbst ich finde ihn relativ attraktiv... und ich achte nicht auf Jungs. "
Will sie ihn mir eigentlich schmackhaft machen? Langsam kommt es mir so vor.
,,Wie auch immer. Was machen wir als nächstes?"
,,Mittagessen. Dort bekommst du deinen Orden bestimmt. Übrigens relativ mutig von dir, in einem kurzen Rock auf einem Baum rumzuklettern. Mir ist das auch erst aufgefallen, als er dich wie ein Steak angesehen hat."
Oh shit. Ich glaube nicht, dass er mich wirklich so interessant findet. Was sollte er auch interessant finden?
Langsam klettern wir den Baum runter und gehen die Allee entlang bis wir vor einem Hintereingang stehen und das Gebäude betreten.
Mosaike und Statuen stehen in den Nischen im Flur und lassen den Bereich eher wie ein Museum wirken, als eine Schule. Auch die Kronleuchter passen nicht so ganz in meine Vorstellung einer Schule.
Selbst die Vorhänge vor den großen Fenstern sind aus feinem, roten Samt. Es ist eigentlich wirklich schön. Wir bleiben vor einer großen Tür stehen und Kayla klopf dreimal dagegen. Sie öffnet sich ohne Quietschen, als wäre selbst sie zu edel für solche Geräusche.
Drinnen sitzen alle in der Schuluniform und ich fühle mich in meiner Kleidung leicht fehl am Platz. Aber warum sollte ich mich in dem Punkt jetzt anpassen? Mein Aussehen spielt für mich schon seit längerem keine Rolle mehr, warum sollte es das jetzt tun?
Mit Kayla an meiner Seite, betrete ich den Saal. Sollen sie doch denken, was sie wollen.
,,Miss Kayla. Ihr seid eine Minute zu spät, jetzt aber schnell."
,,Verzeihung, Frau Williams."
,,Und Miss Claire nehme ich an?"
,,Jap, die bin ich dann wohl."
Sie zieht eine Augenbraue hoch und deutet auf eine Bühne auf der anderen Seite des Raumes.
Da soll ich hoch?
Never ever.
Aber in der Mitte des Raumes rumstehen geht auch nicht. Schleichend setze ich mich in Bewegung und steige die drei Treppen hoch. Dort befinden sich verschiedene Schüsseln mit Erde, Wasser, Blütenblättern, einer Kerze, einem wirklich lecker wirkenden Eis, und einem Ventilator. Okay, das ist zwar seltsam, aber da ich sowieso nicht lange hier sein werde, kann das Ritual ja keine großen Auswirkungen auf mich haben. Oder?
Und zu dem Zeitpunkt konnte ich gar nicht ahnen, wie viel Drama durch dieses Ritual entstehen würde.
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Wie findet ihr die Kapitellänge?
Noch wichtiger, was haltet ihr von Jake ?
Und welche Schale passt wohl am meisten zu ihr?
Ich liebe Feedback und bin immer dankbar dafür. Also ein Dankeschön an dieser Stelle an alle die helfen die Geschichte zu verfeinern ♡ und das schon im ersten Part♡
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