Zweifelhafte Damen
Originaltitel, wenn ich keine Abneigung gegen englische Titel in deutschen Büchern hätte: OUTLAW GENTLEMEN & SHADY LADIES
Es klingt jetzt nicht mehr halb so cool, okay! Aber nun. Soundtracks.
Johnny Cash - Personal Jesus
https://youtu.be/qpYW3qng78E
IDLES - Colossus
https://youtu.be/VODKZxsRa_E
Volbeat - The Hangman's Body Count
https://youtu.be/Dj1sVQ2qdnI
~
Das ist der letzte Fremde, der in unsere Stadt kam.
Das Schild, das der Tote um den Hals trug, war bereits verwittert, die Farbe blätterte bei jedem leichten Windzug herunter. Seine Kleidung war ausgeblichen, die Haut trocken und bleich wie Pergament. Als hätten sich alle Fremden, die nach ihm gekommen waren, ein Beispiel an ihm genommen und wären wieder davongeritten, irgendwohin, wo es mehr gab als Sand, Steine, sengende Sonne und die übellaunigen Dorfbewohner.
Neshira blies den Rauch ihrer Pfeife in die Luft und ließ den Blick von dem beschaulich schaukelnden Erhängten zu der kleinen Ansammlung von heruntergekommenen Holzhäusern schweifen. Sie konnte die Hütten an den Fingern abzählen. Dazwischen die Ruine einer Wasserpumpe, ein paar selbst von weitem dürr erscheinende Pferde und eine Leiche mitten auf dem Platz, den die Bauten einschlossen. In der Ferne, erleuchtet von der noch immer glühend heißen Abendsonne, lagen die verwitterte Wracks von Luftschiffen, umringt von Trümmern. Der Tänzer von Oren Mor hatte ihr von der Wolkeninsel berichtet, ein kleiner Splitter der Dahlwüste, wie die Einöde im Westen Kasiens vor der Katastrophe geheißen hatte. Die Bewohner lebten von dem, was sie vom Himmel fingen, mit selbst gebauten, kruden Geschützen und der Macht einer Steppenvettel. Nie ließ sie zu, dass die Luftschiffe, die ihretwegen in den Sand stürzten, noch heil genug waren, um ihre Gebannten von ihrer Insel fliehen zu lassen.
Neshira trat Anghiske in die Seiten, und der Wassergeist preschte die staubige Straße entlang. Ihr Schatten war ein lang gezogener Flecken mit zu vielen Gliedmaßen. Es gab eine einzige Wasserquelle auf der Insel, klein und schlammig, und Neshira ahnte, dass der ehemalige See bald verdampft war. Es grenzte an ein Wunder, dass er sich seit der Katastrophe vor fünf Jahren hielt.
Die langen Schatten verwandelten die Gassen zwischen den Häusern in Schluchten. Der Boden war noch warm, strahlte genug Hitze ab, dass sie sie noch auf Anghiskes Rücken spürte, doch der Wind brachte bereits die Kälte der Nacht mit sich. Sie lauschte seinem Flüstern, dem Knarren des alten Holzes, dem Klimpern eines Klaviers, dem zackigen Hufschlag ihres Dämons. Er hasste es hier. Zu wenig Wasser. Seine Bewegungen waren längst nicht so flüssig wie gewöhnlich, als trocknete die Sonne auch seine Seele aus, selbst wenn sie noch keine halbe Stunde hier waren. Bei jedem Schritt rammte er seinen Huf geradezu wütend in den Boden. Doch wer eine Steppenvettel töten wollte, musste sich in trockene Gefilde begeben.
Neshira lenkte Anghiske auf das einzige Gebäude zu, in dessen Fenstern Licht brannte. Alle anderen Häuser blickten wie aus leeren Augenhöhlen auf sie hinab, doch dieses roch bereits von weitem nach miesem Alkohol, nach schlechter Gesellschaft und nur wenig besserer Musik.
Sie rutschte von Anghiskes Rücken und klopfte ihm auf den Hals. „Töte jeden, der die Taverne verlässt."
Sein Knurren verriet ihr, dass er ihrem Wunsch mit Freuden nachkommen würde. Ihren Speer lehnte sie gegen den Balken, an dem gewöhnliche Pferde angebunden wurden. In der Taverne war es zu eng, als dass sie ihn gebrauchen konnte.
Der Vorhang, der statt einer Tür im Rahmen hing, blähte sich im Wind. Eine Aura von drückender Mittagshitze wehte mit ihm, ein Gefühl von unter Stiefeln splitternden Knochen, sonnengebleichten Felsen und Sand zwischen den Zähnen. Neshira meinte, schwarze Flügel in ihrem Gesicht zu spüren. Das Krächzen von Raben und Wolfsgeheul hallte in ihren Ohren wider, und ihr Fell sträubte sich.
Sie schlug den Vorhang beiseite und trat ein. Männer und Frauen, Anima und alte Völker gleichermaßen, bevölkerten grob zusammengezimmerte Tische und Stühle, mit schmutzigen Humpen in den Händen, hämmerten auf die Platten und sangen voller Elan das Lied mit, das eine sehnige Karrfrau in einem schmutzigen, geradezu unanständig kurzen Rock zu Besten gab. Zwei Goblins standen einander ankeifend auf dem Klavierhocker und malträtierten das Instrument. Hinter der Theke, bestehend aus einer Planke über einer Reihe Fässer, stand ein breitschultriger Taur und schenkte Getränke aus.
Neshira machte einen Schritt in den Raum hinein, und das Lied brach in einem scheußlichen Misston ab. Alle Augen wandten sich zu ihr, doch sie beachtete es nicht. Die Aura der Vettel wurde stärker. Mit erhobenem Kopf bahnte sie sich einen Weg zur Bar. Einer der Goblins nutzte den Moment, um den anderen vom Hocker zu stoßen. Dunkler Stahl blitzte, schlecht geschmiedete und doch scharfe Schwerter, armlange Hackebeile, offenbar geplünderte Säbel und lange Messer, Revolver und Donnerbüchsen. Wahrscheinlich stammte das Metall aus dem Wrack.
„Könnt ihr bitte weiterspielen?", fragte die Karr gereizt. Ihre Stimme war rau wie das wettergegerbte Holz der Taverne. Missmut schwappte durch den Raum wie ein Wirbel aus heißem Sand. „Ich bin gerade in Stimmung!"
„Sie ist eine Fremde", knurrte ein Halbork mit ungepflegten Schnurrbart.
„Das", die Karrfrau schnippte zielsicher ihre Zigarette an seine Stirn, „ist mir äußerst egal. Spielt!"
Der Goblin auf dem Hocker kreischte triumphierend und hämmerte erneut in die Tasten. Neshira schauderte ob der Misstöne und schob sich zwischen einen offenbar im Stehen schlafenden Menschen und einen ihr misstrauische Blicke zuwerfenden Tengu. Dunkle Federn bedeckten den Boden um ihn herum.
Sie legte eine Münze auf den Tresen und starrte den Barmann an, bis er den Blick senkte und ihr einen Krug mit undefinierbarem Inhalt hinstellte. Der Gesang war leiser als zuvor, jeder beobachtete sie zumindest aus dem Augenwinkel. Die Anspannung ließ ihre Nerven zittern. Als wüssten sie, was sie vorhatte.
Doch ihr wahres Ziel schien nicht im Geringsten beeindruckt. Die Karr schmetterte ein Lied nach dem anderen mit ihrer Reibeisenstimme, laut und falsch, bewegte sich aufreizend und flirtete mit den Anwesenden, rauchte und trank, badete im Applaus der Menge und kümmerte sich um nichts anderes als ihren Auftritt. Ihre Mähne war stachlig und ungepflegt, ihr graubraunes Fell ebenso. Ihr grobes Hyänengesicht war übersät mit Narben. Mit den Händen fuhr sie sich über ihren Körper, hob ihren ohnehin schon lächerlich kurzen Rock an und drückte ihre Brüste. Zwischen ihnen hing der Anhänger ihrer Kette, wohl ihr eigener Eckzahn. Neshira murmelte einen Erkenntniszauber. Das Schmuckstück pulsierte vor dunkler Magie.
Sie hatte bereits einige Vetteln gesehen und getötet, doch bisher hatte sich keine derart auffällig unter die Leute gemischt wie Micevra Avile. Alle anderen hatten außerhalb der Dörfer und Städte gelebt und hatten von dort aus ihre Opfer in ihren Bann gelockt, getötet und verflucht. Still fragte Neshira sich, ob die anderen in der Taverne wohl um die Macht ihrer Sängerin wussten.
„Du gefällst mir nicht, Fremde."
Sie wandte sich zu der Stimme um und erblickte einen hünenhaften Tarnaruc mit aschgrauer Haut. Ihr Herz machte einen Sprung, als Ruk ihr in den Sinn kam, doch seine Tätowierungen waren anders. Grob und zackig wucherten sie über seine blanken Arme, durchkreuzt von Narben. Vier parallele Kratzer verzogen seine rechte Gesichtshälfte zu einem ständigen spöttischen Lächeln. Einer seiner Hauer war abgebrochen. Das Beil in seiner Hand war länger als ihre Schweife, eine leicht gebogene Klinge ohne Spitze.
„Du gefällst mir auch nicht", gab sie zurück.
Jemand kicherte, und der Tarnaruc blickte vernichtend über die Schulter. „Was hast du hier zu suchen?"
„Ich bin geschäftlich hier." Neshira sah sich zu Avile um. Sie schien sie nicht zu beachten, doch jedes Mal, wenn sie zwischen ihren schief gesungenen, wohl gefühlvoll wirkenden Balladen die Augen öffnete, flackerte ihr Blick zu der Kitsune an der Bar.
„Wir verkaufen nichts."
„Und kaufen tun wir auch nichts!", rief jemand hinter ihm. „Wir haben nämlich kein Geld!" Erneut erhob sich das Kichern.
Der Tarnaruc grunzte missmutig. „Aber du hast doch bestimmt welches", knurrte er und blickte hinab auf Neshiras Gürteltasche.
„Wofür solltet ihr in dieser Einöde Geld brauchen?", fragte Neshira. Es interessierte sie wirklich. Wenn Avile keine Anstalten machte, zu fliehen, konnte sie selbst ebenso gut auch noch ein wenig plaudern. Selbst wenn sie es versuchte, Anghiske würde sie aufhalten, bevor ihre Pfoten den Staub berührten.
„Das geht dich nichts an." So, wie es schien, wusste der Tarnaruc selbst nicht, wozu er Geld brauchen sollte. Er würde es ihr abnehmen, nur weil es ihm in den Sinn kam.
„Ich suche nur jemanden, und wenn ich sie getötet habe, bin ich wieder fort von eurer vom König verlassenen Insel." Neshira nahm ihren Krug und blickte zu dem Tarnaruc auf. Das Weiße in seinen Augen war so gelb wie seine Zähne.
„Egal, wen du töten willst", grollte der Tarnaruc, „erst musst du an mir vorbei. Und das wird dir nicht gelingen, Mädchen." Das letzte Wort sprach er aus wie eine Beleidigung. Die Muskeln an seinem Schwertarm spannten sich an.
Neshira warf ihm den Krug ins Gesicht und brach ihm mit einem gezielten Schlag den Kiefer. Flink wich sie seinem Schwinger aus, zog ein Wurfmesser und rammte es ihm bis zum Heft in den Hals. Er brüllte wütend auf, doch fiel nicht. Sie sprang über den Tresen, stieß den Barmann, der bereits eine Donnerbüchse in der Hand hatte, vor sich, und das schwere Beil, das sie glatt geköpft hätte, schlug eine tiefe Kerbe in seinen Oberkörper. Gurgelnd brach er zusammen.
Der Tarnaruc prustete ihr undefinierbaren Alkohol entgegen und stieß ein wütendes Röhren aus. Die Tätowierungen glühten auf, sein Beil sauste nieder. Splitter flogen, doch sowohl Fässer als auch Planke waren stabiler als gedacht. Wahrscheinlich kam das Holz von einem Luftschiff, geschaffen, um Kanonenschüssen zu widerstehen. Neshira zog das nächste Messer und warf.
Krachend schlug es in die Wand hinter Micevra Avile ein und blieb dort zitternd stecken. Die Musik verstummte, der Goblin am Klavier gaffte mit offenem Mund zu der Waffe, Avile selbst richtete sich langsam auf. „Was, bei allen Unheiligen, sollte das werden?", fragte sie entsetzt. Hinter ihr gelang es dem zweiten Goblin, wieder auf den Hocker zu klettern.
„Dein Tod." Neshira griff nach einer Flasche, zerschlug sie auf dem Kopf des tobenden Tarnaruc und rammte ihm den Flaschenhals ins Auge. Er erschauderte und sackte zusammen.
„Du kommst in meine Taverne und willst mich umbringen? Warum?" Mit bebenden Händen zog Avile an ihrer Zigarette. Dann verdrehte sie die Augen. „Du bist eine von diesen vermaledeiten Hexenjägern, habe ich recht? Ach, verfluchte Scheiße." Sie zog ein letztes Mal, dann drückte sie sie an dem bereits brandfleckigen Klavier aus. „Und ich dachte, ich habe einmal einen ruhigen Abend. Ihr beide", sie nickte den Goblins zu, „ihr spielt weiter, egal, was passiert. Ihr anderen, tötet sie."
Die Goblins griffen in die Tasten, Avile ließ die Hüften kreisen und bewegte die Finger, als würde sie Neshira zu sich rufen wollen. Die Kerzen flackerten in einem plötzlichen Windzug, das ferne Wolfsgeheul wurde lauter.
Ein Revolver bellte, Kugeln schlugen in das schiefe Regal hinter Neshira ein, und sie duckte sich hastig hinter die Bar. Sie konzentrierte sich auf das Glühen der Magie in ihr, sammelte sie um ihre Hände, und mit einer schnellen Drehung stieß sie sie nach vorn.
Ein Donnerschlag ließ die Taverne erbeben. Die Theke zerbarst in einen Regen aus Holzsplittern und Nägeln. Heulend stolperten die Männer und Frauen dahinter zurück, Blut rann ihnen aus den Ohren. Neshira schleuderte die nächsten Messer, und die ersten fielen. Ohne sie weiter zu beachten, riss sie ihren Schutzzauber hoch und stürzte auf Avile zu.
Ein Sturm aus schwarzen Federn und Sand peitschte ihr entgegen, hüllte sie ein und zerriss ihren Schild in der Luft. Winzige Körner fanden ihren Weg in ihre Kleidung, die Kanten der Federn waren scharf wie ihre Messer, unzählige kleine Wunden öffneten sich auf ihrem Körper. Avile stolzierte vor dem Klavier entlang und breitete die Arme aus, wie zur Untermalung ihrer Musik, und der Sturm wurde heftiger.
Neshira fauchte einen Zauber. Der Sandsturm verebbte so plötzlich, wie er gekommen war, doch bevor sie auf Avile zustürmen konnte, traf ein Knüppel sie an der Schulter. Nägel rissen tiefe Wunden, und sie trieb die heilende Energie des König Schellen in ihren Körper. Das offene Fleisch verschwand unter ihrem Fell, als wäre es nie zu sehen gewesen.
Sie wich dem zweiten Schlag aus, brachte den Mann zu Fall und zerschmetterte ihm mit einem schnellen Tritt die Rippen. Der nächste Angreifer taumelte in ihn hinein, der erste Mann heulte auf, und Neshira schlitzte dem zweiten die Kehle auf.
Erneut flackerten Schüsse auf, und Neshira zog den Toten vor sich. Die Schüsse ließen ihn erbeben. Mit der freien Hand tastete sie nach ihren Messern, zielte und warf. Der Revolver verstummte. Neshira sprang, drehte sich in der Luft und trat den nächsten Angreifern, bewaffnet mit Klingen und Totschlägern, gegen die Köpfe. Sie stolperten zurück, doch sofort nahmen neue ihre Plätze ein, wild und ungezügelt, mehr Tiere als denkende Wesen.
Wie eine Welle brachen sie über Neshira zusammen, und sie fragte sich, ob Avile sie kontrollierte oder ob sie bereits so verkommen in ihrer Einsamkeit waren, dass jegliches klares Denken auf Strömen von selbst gebranntem Hochprozentigen davongespült worden war. So oft hatte sie das Kämpfen mit einem Tanz verglichen, eine elegante Zurschaustellung ihrer Kräfte, doch dieser war keiner. Es war ein rauer, schmutziger Kampf um die Oberhand, Blut und Geifer sprühten und mischten sich mit fliegenden Kugeln und Holzsplittern. Knochen brachen unter Neshiras Schlägen, Holz zerbrach unter den von ihr zur Seite geschleuderten Angreifern, Glas zerschellte zu unzähligen Scherben und verwandelten den Boden in eine glitschige, rote Mischung aus Sand, Blut und Bruchstücken.
Starke Hände packten ihre Arme, zugleich, und Neshira ahnte, dass die beiden Tauren, die sie aus dem Augenwinkel erkannte, nur auf ihre Chance gewartet hatten. Fauchend wand sie sich in ihrem Griff, doch sie waren unerbittlich. Ein einohriges Katzenblut grinste hämisch und holte mit ihrem Schwert aus.
Neshira sammelte Blitze in ihren Händen und legte sie den Tauren auf die Brust. Beinahe schien es, als tanzten sie, mit verdrehten Augen und wild zuckenden Gliedmaßen. Neshira riss ihre Arme nach vorn, und die Tauren stolperten in das Katzenblut hinein.
Für einen Moment war ihr Weg zu dem Podest mit dem Klavier, auf dem Avile noch immer auf und ab stolzierte, frei. Ihre Worte waren nicht länger die des Liedes, das die Goblins spielten. Eine fremde Sprache, die von Hexen und Dämonen, böse Magie flüsternd. Neshira stieß die Männer, die sich ihr in den Weg stellten, zur Seite, sprang vor und riss Avile ein Bein unter dem Körper weg.
Die Vettel stieß einen mädchenhaften Schrei aus, kaum passend zu der rauen Karr, doch rollte sich geschickt ab und landete geduckt neben dem Klavier. Die Goblins jubelten kreischend. Neshira setzte ihr nach.
Wie ein Tier stürzte Avile sich auf Neshira, ihre Schläge prasselten auf sie nieder wie fallende Felsbrocken. Ihr Fell begann zu kribbeln, etwas kroch unter ihrer Haut umher, und sie stemmte sich dagegen, bis sich die fremde Magie auflöste. Elegant wich Avile ihrem nächsten Angriff aus, packte ihren Arm und verdrehte ihn. Das Knacken des brechenden Knochens war laut wie ein Schuss.
Neshira schrie auf und wich zurück, den Arm eng an den Körper gedrückt. Der Schmerz pulsierte durch ihren Körper und wollte sie übermannen, doch sie bannte ihn aus ihrem Kopf. Avile schnellte erneut auf sie zu. Neshira warf ihr ein Messer entgegen. Blut sprühte auf, und die Vettel taumelte, einen tiefen Kratzer im Gesicht.
Wärme breitete sich in Neshiras Arm aus, ein letztes Mal flammte die Pein auf, dann versank sie in der Hitze der göttlichen Energie. Sie wirbelte zu einem der Männer hinter ihr zurück und rammte ihn den Ellenbogen ins Gesicht. Bis auf das übliche, kaum merkliche Pochen, das jeden Schlag begleitete, spürte sie nichts. Mit einem schmalen Lächeln wandte sie sich wieder Avile zu.
Die Vettel begegnete ihrem Blick und fluchte deftig. Knurrend warf sie sich auf die Kitsune, ihre harten Schläge ließen Neshiras Körper erzittern. Beinahe war Neshira beeindruckt, wie viel Kraft in ihren drahtigen Armen steckte. Aviles Rippen knirschten unter ihren Fäusten, die Vettel schrie auf, doch ließ nicht von ihr ab.
Jemand heulte einen Kampfschrei, und Neshira sprang zur Seite. Das Beil schlug neben ihr in die Planken ein, dort, wo sie einen Augenblick zuvor noch ihre Pfoten gelegen hatte. Sie lauschte kurz auf das vertraute Ziehen in ihrem Handgelenk, spürte, wie die Magie von ihrer Mitte in ihren Arm floss, und stieß die flache Hand nach vorn.
Erneut hallte Donner durch die Taverne, riss die Trinker von den Füßen und ließ Krüge zerspringen. Sand und Splitter regneten von der Decke, Glasscherben prasselten als tödlicher Regen nieder. Neshira sprang auf die Beine und stürzte sich erneut auf Avile.
Sie täuschte einen Tritt vor und schlug zu, doch Avile packte ihren Arm. Mit roher Kraft schleuderte sie Neshira gegen das Klavier. Einer der Goblins riss ein Messer aus dem Gürtel und rammte es ihr johlend zwischen die Rippen. Neshira keuchte auf, zog es aus der Wunde und versenkte es in Aviles Taille. Goldenes Glühen versiegelte ihre Verletzung.
Avile schleuderte sie zur Seite, und sie prallte gegen die Wand. Der Aufschlag trieb ihr jegliche Luft aus den Lungen. Keuchend fing sie Aviles nächsten Schlag ab, doch der Tritt in ihre Magengrube kam zu überraschend, als dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie krümmte sich zusammen und rang um Atem, ihr Herz pochte in ihren Ohren.
Ein Knie krachte gegen ihr Kinn, und ihr Kopf flog schmerzhaft nach hinten. Avile fing ihre Handgelenke ein und presste sie gegen die Wand, die Finger rau und hart wie Eisenschellen. Neshira spürte die Hitze ihres Körpers, ihre Rippen unter ihrem drahtigen Fell, ihren schnellen Herzschlag. Der Geruch nach Schweiß und Rauch und Alkohol war wie Gift. Aufreizend presste die Vettel ihre Hüfte gegen ihre, wand sich wie eine Schlange an ihr, ihr Atem strich heiß und verlangend an ihrem Hals entlang.
Unter Neshiras Fell brannte es. „Töte mich doch einfach, anstatt mir Avancen zu machen!" Knurrend stemmte sie sich gegen ihren Griff.
Doch Avile war stärker. Ohne Mühe drückte sie sie wieder an die Wand, ihr Publikum grölte. „Ich wünschte, du würdest mich nicht umbringen wollen. Ich würde dich so gerne mit zu mir nehmen." Sie kicherte höhnisch und zugleich verrucht in ihr Ohr, Neshira roch ihren Atem, stinkend nach Zigarettenrauch und ruinierten Zähnen.
„So bekommen wir wohl beide nicht unsere Willen." Neshira riss das Knie hoch, doch es traf nutzlos Aviles Oberschenkel.
Die Vettel drückte sie wieder fester an die Wand. „Widerspenstig bist du. Ich denke, ich lasse dich am Leben. Dann können wir noch etwas Spaß haben, du und ich." Ihre Augen waren wie angelaufene Bronze. Ein verruchtes Grinsen entblößte gelbe, doch messerscharfe Zähne. Der linke untere Eckzahn fehlte. „Ich muss nur dafür sorgen, dass du dich nicht noch selbst verletzt, mein armes Füchschen." Schwarzer Sand tanzte in Schlieren um ihre Zähne, als wäre ihr rauer Atem plötzlich sichtbar geworden, und mit einem gierigen Knurren versenkte sie ihre Fänge in Neshiras Hals.
Der Biss war nicht fest, eher spielerisch, und doch spürte Neshira, wie die Zähne ihre Haut durchstießen. Aviles Zunge kitzelte an ihrer Kehle. Für einen Moment spürte sie nur ein Kratzen, als hätte sich der Sand zwischen ihrer Kleidung und ihrem Fell festgesetzt, doch dann war ihr, als reiße ein Sandsturm ihr die Haut von den Knochen, fraß sich ihren Hals hinauf bis zwischen ihre Ohren. Der Gestank nach eitrigen Wunden breitete sich aus, fauliges Blut rann ihre Stirn hinab und floss heiß und brennend in ihre Augen. Scharfe Federn scharrten durch die Verletzungen, und in Neshira explodierte der Schmerz zu weißen Klingen. Ihre Kräfte schwanden, als brauchte ihr Körper jegliche Stärke, um nicht zu zerbrechen. Das tobsüchtige Jubeln der Trinker, das Rasseln ihrer Waffen verschwamm zu einem Rauschen. Funken tanzten in der Schwärze vor ihren Augen, ein Schleier aus Nacht und Sternen vor dem erdfarbenen Meer, zu dem die Jünger der Vettel verschmolzen.
Avile lachte hochmütig, nahm Neshiras Handgelenke in eine Hand und fuhr mit der anderen ihren Körper hinab, über ihre Schultern, ihre Taille, ihre Hüften, zwischen ihre Beine. Neshiras Fell sträubte sich vor Abscheu. Sie bäumte sich in Aviles Griff auf, die Umklammerung ihrer Handgelenke lockerte sich, und Neshira sah ihre Chance. Blitzschnell heilte sie ihre Wunden und riss ihre Hände aus Aviles. Ihr Schrei klang beinahe enttäuscht, begleitet von dem ebensolchen Geheul der Zuschauer.
Neshira warf sich an der Vettel vorbei und schmetterte ihren Kopf gegen die Wand. Zähne knirschten gegen das raue Holz. Avile blinzelte benommen, und mit einem flinken Tritt brachte Neshira sie zu Fall. Bevor sie sich wieder erheben konnte, war Neshira über ihr, riss zwei Wurfmesser aus dem Gürtel und nagelte ihre Hände an die Planken.
Avile kreischte auf und wand sich unter Neshiras Gewicht. „Ich wusste nicht, dass du auf Derartiges stehst, Süße!"
Neshira zog ein weiteres Messer und ließ es einmal um ihren Finger wirbeln. „Ich auch nicht", knurrte sie und holte zum letzten Schlag aus, doch eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie herumfahren.
Schwarze Federn hüllten sie ein und rissen sie von Avile herunter. Hart prallte ihr Kopf auf die sandigen Planken. Lange Krallen schrammten an ihren Armen vorbei, ein heiseres Krächzen ließ ihre Ohren klingeln. Neshira rollte sich zur Seite und sprang auf. Beiläufig rammte sie dem Mann hinter sich, der heimlich versucht hatte, ihr einen Dolch in den Rücken zu stoßen, die Handkante gegen den Hals, und er stolperte gurgelnd zur Seite. Der Tengu erhob sich, Federn flogen bei jeder seiner Bewegungen. Wie ein schwarzer Schild breitete er die Flügel aus, schirmte Avile ab von ihr.
Neshira schnellte auf ihn zu, doch schwarze Federn vernebelten ihre Sicht. Krallen packten sie und warfen sie gegen die Umstehenden, Hände streiften ihren Körper, und sie schauderte. Sie sammelte Blitze um ihre Finger, stieß ihre Angreifer von sich, und wirbelte wieder zu dem Tengu herum.
Eine dünne Klinge zuckte vor und streifte ihre Hüfte. Neshira packte das Handgelenk des Tengus und zog ihn zu sich heran. Hektisch schlug er mit den Flügeln, doch sie ergriff eine der Schwingen, schmetterte ihn zu Boden und renkte ihm mit einem gezielten Tritt dessen Schulter aus. Der Tengu krächzte voller Schmerz und wollte sich erheben, doch der schlaff herunterhängende Flügel zwang ihn, liegenzubleiben. Kläglich schlug er mit dem heilen und versuchte, Neshiras Knöchel greifen. Sie wich ihm aus und sah sich zu Avile um.
Kaum mehr ein halbes Dutzend Kämpfer waren verblieben, und Neshira entdeckte die Vettel sofort. Mit einem linkischen Sprung setzte Avile über eine Leiche im Türrahmen hinweg und stürzte durch den Vorhang nach draußen.
Ein Pferd schnaubte grob, mehr ein Knurren als der Laut eines gewöhnlichen Pflanzenfressers. Hufe stoben knirschend gegen Sand, eine Frau fluchte laut. Dann ein dumpfer Schlag und das Reißen von Fleisch. Avile kreischte.
„Anghiske!", rief Neshira warnend, stieß ein Katzenblut, das sich ihr in den Weg stellen wollte, beiseite und lief Avile nach.
Die Vettel lag im Staub, ihr Blut vermischte sich mit Sand im letzten Abendlicht zu schwarzer Schmiere. In ihrem linken Oberschenkel fehlte ein faustgroßes Stück. Fluchend kroch sie, auf dem Rücken liegend, fort von dem Wassergeist, der auf sie zuschritt, den Hals nach vorn gereckt, die Ohren eng angelegt. Glöckchen klingelten silbern. Beiläufig nahm Neshira ihren Speer und folgte ihrem Ross.
Hinter ihr stürmte ein Mann nach draußen, das Beil hoch erhoben. Neshira fing den Schlag ab und schwang den Speer, sodass er in Anghiskes Flanke stolperte. „Der ist für dich."
Der Dämon wirbelte herum, ein fauchender Sturm aus schwarzem Fell und wehender Mähne, und rammte seinen Huf auf den Brustkorb des Mannes. Er stieß ein herzzerreißendes Jammern aus, doch dann war Anghiske über ihm. Neshira wandte den Blick ab und schlenderte gemächlich auf Avile zu. Das Gurgeln des Sterbenden, das Splittern der Knochen und das feuchte Reißen von Fleisch drehte ihr dennoch den Magen um.
„Verdammt, ist das dein... Vieh?", fragte Avile entgeistert und versuchte, schneller zu kriechen.
„Ich habe ihn gebunden. Seitdem gehorcht er mir aufs Wort." Neshira ließ den Speer in der Hand wirbeln. Jeder Knochen in ihrem Körper schmerzte, ein Echo des Fluches irrte durch ihre Muskeln und ließ sie weich wie Schlamm zu machen. Sie hatte geahnt, dass der Kampf gegen Avile nicht einfach sein würde, nach all der Zeit, in der sie sie gesucht hatte, doch dass ein ganzes Dorf ihr hörig war, hatte sie nicht geahnt.
„Verfickte Scheiße, lass ihn bloß nicht an mich heran!" Ihr Blick flackerte zwischen Neshira und Anghiske hin und her.
„Keine Sorge. Töten werde ich dich selbst."
Avile riss die Augen auf. Ihre Hände hinterließen eine rote Spur im Dreck. „Und ich habe so gehofft, dass aus uns etwas werden könnte! Stell es dir vor. Du und ich. Eine Hexe und eine, na, was auch immer du bist. Ich habe von dir gehört, du bist die, die Sally und Lucila und Cauchène und Calainthe umgebracht hast, nicht wahr? Weißt du, die konnte ich nie leiden. Fotzen, allesamt. Nun, ich muss zugeben, Calainthe war schon eine Süße und sie hat sich immer gerade genug gewehrt, dass es nicht langweilig wurde, aber die anderen?" Sie spuckte in den Dreck. „Pah! Scheiß auf die. Nein. Wir beide, wir sind dazu bestimmt, diese Insel wieder zu neuer Größe zu bringen. Das willst du doch, oder? Mein Herz. Damit du so mächtig sein wirst wie ich. Ich verrate dir was. Wenn du mich am Leben lässt", ihre Stimme nahm einen verruchten Ton an, „dann tue ich alles, was du willst, und noch mehr, als du dir ausmalen kannst."
„Was ich will, Micevra Avile", Neshira rammte ihren Speer über ihrer Schulter in den Sand, „ist, alle Vetteln tot zu sehen. Eine nach dem anderen. Und ich werde erst ruhen, wenn Eleuthera Durensky tot ist und die Welt sicher ist von eurer Niedertracht."
„Aber die Welt ist nicht sicherer ohne mich!", hielt Avile dagegen. „Diese Leute, die da drinnen, die verrecken ohne mich! Die leben von dem, was die Luftschiffe, die ich ihnen vom Himmel hole, für sie ausspucken. Hier auf der Insel gibt es sonst nichts. Gar nichts. Die sind auf mich angewiesen! Du bist eine von den Guten. Du willst nicht, dass Leute sterben, oder? Wenn du mich umbringst, dann sterben die alle!"
„Und die Crew der Luftschiffe, die du abstürzen lässt? Was ist mit denen?" Neshira hörte Hufschlag hinter sich. Anghiske hatte sein Mahl wohl beendet und folgte ihr nun.
Aviles Augen wurden groß. „Oh verflucht", wisperte sie. „Ich habe Pferde schon immer gehasst, aber dieses ist ein verdammter Dämon aus den Höllen."
„Wenn du doch wüsstest, wie recht du hast." Sein Atem in Neshiras Nacken stank nach rohem Fleisch und Wasserleichen. „Die Crews der Luftschiffe. Was ist aus ihnen geworden?"
„Ach, die." Avile lächelte nervös. „Ihnen geht es gut. Sie sind... Wir haben sie aufgenommen. Genau. Sie leben mit uns hier. Die Kerle in der Taverne kommen alle von Luftschiffen."
Neshira stieß den Speer ein wenig niedriger in den Boden. Die Spitze schlitzte durch Aviles Schulter, und die Vettel kreischte auf. „Lüg mich nicht an. Es sind mehr als zwanzig Luftschiffe über dieser Insel verschwunden. Wo sind die Besatzungen?"
Hinter ihr hörte sie das Knirschen von Stiefeln auf Sand. Anghiske wandte den Kopf und machte einen warnenden Sprung, und die Schritte entfernten sich hastig, bis sie wieder auf Planken aufkamen.
Avile stellte ihr Geschrei ein und seufzte tief. Schicksalsergeben sah sie zu Neshira auf. „Du bringst mich so oder so um, nicht wahr?"
„Das werde ich, Vettel."
Avile hob die Lefzen zu einem Knurren. „Wir haben sie gegessen", schnarrte sie. „Ein Luftschiff hält uns ein paar Wochen lang am Leben. Bis sie alle in unseren hungrigen Mäulern verschwunden sind und wir wieder auf die Jagd gehen müssen. Wenn du mich umlegst, dann mach die anderen auch alle kalt. Denn sie alle sind ein Haufen staubiger, menschenfressender Arschlöcher, und ich bin ihre Königin."
Neshira versuchte, sich ihren Abscheu nicht anmerken zu lassen, doch ein heftiges Schlucken konnte sie dennoch nicht unterdrücken. Sie hatte es geahnt, doch sie hatte es nicht wahrhaben wollen.
„Das macht dich jetzt sprachlos, kleine Füchsin, hm?" Avile lehnte sich zurück und blickte hinauf in den sternenübersäten Himmel. „Dann bring es endlich hinter dich. Fick dich mit deinem Speer danach, dann hast du auch noch Spaß mit mir." Sie lachte dreckig.
Neshira riss den Speer hoch und rammte ihn mit aller Kraft in ihr Herz. Avile erzitterte ein letztes Mal, dann erschlaffte sie. Selbst im Tod war ihr Grinsen verächtlich.
„Du hast sie umgebracht!", schrie jemand aus der Taverne. Neshira sah sich um. Einer der Goblins rannte auf sie zu, das Messer erhoben. Anghiske stieß ein warnendes Schnauben aus, und der Goblin stürzte kreischend zurück in das Gebäude und verbarg sich hinter den Beinen einer Frau.
Mit spitzen Fingern griff Neshira nach der Kette mit dem Zahn daran, warf ihn in den Dreck und sprach einen Segen. Die Spitze der Waffe flammte golden auf, und Neshira stieß ihn auf den Zahn. Splitter flogen in alle Richtungen und vermischten sich mit dem Sand. Das Rauschen eines Sandsturms wehte durch die Nacht, ein lüsternes Keuchen, ein leises Kichern, vermischt mit dem Krächzen von Raben. Plötzlich roch es nach heißem Sand und längst vertrockneten Toten.
„Ich mache dich kalt!", zeterte der Goblin. „Sobald dein Pferd weg ist, mache ich dich kälter als den Wind bei Nacht! Du hast Micevra umgebracht!"
Neshira trat zu Anghiske und schwang sich auf seinen Rücken. „Sie war eine Steppenvettel, und ihretwegen seid ihr auf dieser Insel gefangen", knurrte sie. „So viele Schiffe, und keines davon noch in der Lage, euch von hier zu retten."
„Wir haben hier alles, was wir brauchen", mischte sich der Tengu ein, seinen Flügel vorsichtig in den Armen. „Wir hatten es. Aber nun werden wir alle sterben. Wegen dir." Er spuckte in den Dreck.
Sie könnten sich gegenseitig essen, schoss es Neshira durch den Kopf. Sie alle hatten bewusste Lebewesen getötet und gegessen, und sie hatten den Tod verdient. Sollten sie doch elendig verhungern, wenn es nichts anderes gab.
Doch sie verscheuchte den Gedanken. Sie hatten es nur getan, weil es keine andere Möglichkeit. Wenn Avile sie nicht auf der Insel festgehalten hätte, sie nicht mit ihren Zaubern dazu getrieben hätte, wären sie nie zu verwahrlosten Wilden geworden. Wahrscheinlich hatten sie noch nie etwas anderes gesehen von dieser seltsamen neuen Welt als diese Insel. „Ich werde ein Schiff zu euch schicken", sagte sie. „Sie werden euch von hier fortbringen."
„Wir werden sie alle abschlachten!", schrie der Tengu. „Und dich auch, wenn du noch einmal hierher kommst!"
„Das werde ich nicht", raunte Neshira und riss Anghiske herum. Der Wassergeist galoppierte aus dem Stand an und preschte der Nacht entgegen, dorthin, wo der See lag.
Sie wollte nicht wissen, was die Überlebenden in der Zeit bis zu ihrer Rettung essen würden. Plötzlich fragte sie sich, was der Erhängte mit dem Schild gehabt hatte, dass sie ihn nicht gegessen hatten. Vermutlich lag irgendwo unter den Häusern ein Lager voller aufgehängter Leichen. Doch sie würde nicht danach suchen. Micevra Avile war tot. Ihre Arbeit war getan. Die fünfte Hexe, die unter ihren Waffen gefallen war. Acht weitere fehlten, und dann wäre ihr Werk vollbracht. Die Vernichtung des Zirkels der Eleuthera.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top