Ein Besuch in der Stadt
"Lina! Aufstehen! Wir gehen heute in die Stadt!" Lina fuhr hoch und blickte sich hektisch im Raum um. Neben ihrem Bett standen Enyalios, Phobos und Deimos. Alle drei hatten eine weiß-blaue Toga an. Müde rieb sich Lina über die Augen. "Was ist los?", wollte sie wissen. Enyalios setzte gerade an etwas zu sagen, da kam ihm eine andere Stimme zuvor. Ares' Stimme. "Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt sie schlafen lassen?" Die drei drehten sich zu ihrem Vater um, der mit verschränkten Armen im Türrahmen stand. Er trug eine Toga in weiß-rot. "Ehm." "Also wir...." "Du hast es nicht genau erwähnt..." Seufzend legte Ares zwei Finger auf seine Stirn. "Lasst es einfach und geht runter. Lina, entschuldige bitte, aber als ich sagte wir würden heute in die Stadt gehen, da war die Bande nicht mehr zu bremsen. Machst du dich fertig und kommst runter frühstücken?" Lina nickte nur überfordert. Ares schenkte ihr noch ein kurzes Lächeln, ehe er sich umdrehte und die Tür hinter sich schloss. Schnell schüttelte Lina den Kopf und schwang sich aus dem Bett. Sie schnappte sich frische Unterwäsche, Sandalen und ein einfaches rotes Kleid. Damit lief sie ins Bad und machte sich fertig. Sie eilte die Treppe hinunter und ging zu den anderen, die schon am Esstisch saßen. Schnell aß sie ein Brot.
"Kommt schon!", rief Enyalios von draußen. Er wartete mit seinen Brüdern vor dem Haus auf Ares und Lina. "Entschuldige. Manchmal benehmen sie sich wie kleine Kinder.", meinte Ares. "Ich finde es ganz süß.", schmunzelte Lina. "Sie sind anstrengend.", schnaufte Ares und bot Lina seine Hand an. Kichernd ergriff sie diese. Sofort schoss ihr eine wohlige Hitzewelle durch den Körper und sie bekam eine angenehme Gänsehaut. Ein Pfiff ertönte. Lina sah auf direkt in drei schmunzelnde Gesichter. Sie lief rot an und schaute schnell auf den Boden. Ares lachte und drehte sachte ihr Gesicht in seine Richtung. "Achte nicht auf sie.", hauchte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Linas Gesicht erhitzte sich noch mehr und sie wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte. Ares lief voran und zog Lina an ihrer Hand hinter sich her. "Na endlich.", rief Enyalios und schon sprangen die drei los. Wie Kinder hüpften sie den Kiesweg entlang in Richtung Stadt. "Sagte ich ja. Wie kleine Kinder.", flüsterte Ares Lina ins Ohr. Diese kicherte erneut. "Was genau machen wir eigentlich in der Stadt?", wollte sie dann wissen. "Wir besuchen den Markt. Ich dachte das würde dir Freude bereiten. Und meinen Söhnen ganz nebenbei auch." "Das ist eine schöne Idee." Lina schaute zu dem Gott und merkte, dass er leicht rötlich angelaufen war und verlegen zur Seite blickte. Sie konnte nicht glauben, was sie da sah. Sie konnte es nicht fassen. War dieser starke Gott neben ihr etwa verlegen?
"Guck wo anders hin.", nuschelte Ares und Lina musste einfach anfangen zu lachen. Davon aufmerksam geworden, drehten sich Enyalios, Phobos und Deimos zu den beiden um. Und fingen prompt an ebenfalls zu lachen. "Vater ist verlegen! Vater ist verlegen!", riefen sie und tanzten um die beiden herum. "Ist ja gut, ist ja gut. Wir kommen gleich zur Stadt. Verhaltet euch wir normale Menschen.", warnte Ares und blickte jetzt wieder normal. Seine drei Söhne wurden ruhig und liefen normal hinter Lina und Ares her, aber alle drei hatten noch ein breites Grinsen im Gesicht. "Tu so, als wärst du meine Frau.", flüsterte Ares Lina ins Ohr. Diese schaute ihn verwirrt an. "Tarnung.", rechtfertigte er sich schnell und wurde schon wieder leicht rot. Lina kicherte und hakte sich dann einfach bei ihm ein. Ares schaute sie erst erstaunt an und lächelte dann breit. "Weißt du, eigentlich finde ich die Vorstellung ganz schön.", grinste er. Lina blieb keine Zeit etwas zu erwidern, denn schon kamen sie an der Stadt an.
Am Stadtrand waren nur wenige Menschen unterwegs. Doch je näher sie dem Hafen kamen, desto mehr Menschen wurden es und auch die Stände wurden immer größer und üppiger. Lina bekam den Mund nicht mehr zu und bestaunte alles so lange es ging. An einem Stand wurden die verschiedensten Stoffe verkauft. Raue und seidige. Von weiß über rot bis hin zu schwarz gab es die verschiedensten Farbtöne und die unterschiedlichsten Muster. An einem anderen Stand wurde frischer Fisch verkauft. Lina zog Ares schnell von diesem Stand weg, was dieser mit einem leichten Lachen quittierte. Der nächste Stand quillte nur so über vor Büchern. Lina blieb sofort stehen und veranlasste so Ares und seine Söhne es ihr gleichzutun. Sie bestaunte die vielen Titel. Sagen und Märchen, Die Geschichte des Lord Santaville, Einschlafgeschichten für Kinder. Man fand hier wirklich alles. Lina betrachtete die Bücher mit leuchtenden Augen. "In meinem Schloss habe ich eine ganze Bücherei. Da müssen wir jetzt keine Bücher kaufen.", flüsterte Ares ihr ins Ohr. Lina sah ihn enttäuscht an und er seufzte frustriert auf. "Wenn du so unbedingt willst, dann such dir halt eins aus.", gab er sich geschlagen, was seine Söhne zum Kichern brachte. Lina schaute Ares glücklich und dankbar an und drehte sich wieder zu dem Stand. Schließlich entschied sie sich für das Buch Der Prinz und das Bauernmädchen. Ares bezahlte und steckte das Buch dann in eine Tasche, die er bei sich trug. Als nächstes hielten sie an einem Stand mit Kleidung. Bunte Kleider reihten sich neben verschiedenen Togen. Auch hier bestaunte Lina alles. Eine Toga hatte es ihr besonders angetan. Sie war weiß mit goldenen Verzierungen. "Du würdest darin sicher gut aussehen.", meinte Ares, der ihrem Blick gefolgt war. "Aber das kann ich nicht von dir verlangen. Das ist viel zu teuer.", versuchte sie es. Doch Ares schüttelte nur den Kopf. "Für dich ist mir nichts zu teuer." Dann stapfte er zu dem Verkäufer und kaufte die Toga. Lina schaute ihn mit offenem Mund an. "Aber...." "Nein." Ares legte ihr einen Finger auf den Mund. "Für dich ist mir nichts zu teuer.", wiederholte er sich. Lina nickte einfach nur überwältigt und Ares griff wieder nach ihrer Hand. Zu fünft schlenderten sie weiter über den Markt und schauten sich alles genau an, ehe sie sich gegen Mittag wieder auf den Weg zurück zu ihrem Haus machten.
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