Nachwort

Ja, da ist sie vorbei, meine zweite Raf-Geschichte.

Ich hoffe, sie hat euch gefallen. 

Ich muss euch ehrlich sagen, dass ich sie ursprünglich nur angefangen habe zu schreiben, um drei wichtige Dinge zu thematisieren: Mobbing, Vergebung und Blendertum. 

Mobbing ist eine wirklich schlimme Erscheinung in unserer Gesellschaft und ich finde es unglaublich, welche Ausmaße es inzwischen annimmt. Ich sage es euch ganz offen und ehrlich; auch ich bin in der Schule eine ganze Zeit gemobbt worden. Heute, mit genug Abstand dazu, kann ich euch sagen: es hat mich stark gemacht. Das bedeutet nicht, dass es gut war, aber wäre mir das damals nicht in der Form passiert, wäre ich heute nicht die charakterstarke Persönlichkeit, zu der ich mich entwickelt habe. 

Ich habe gelernt, mich durchzusetzen, mir nichts gefallen zu lassen und für all das zu kämpfen, was ich erreichen möchte. 

Ich weiß nicht, ob ihr euch vielleicht gerade in einer ähnlichen Situation befindet, in der Schule oder auf der Arbeit ausgegrenzt werdet, oder das Gefühl habt, dass ihr aus irgendeinem Grund nicht so liebenswert seid wie andere Menschen um euch herum. Ich weiß, es klingt einfacher, als es ist, aber lasst euch nicht herumschubsen. Nehmt euch nicht zu Herzen, was andere über euch sagen oder wie sie euch behandeln. Ihr seid gut, genau so, wie ihr seid; ganz egal, was andere von euch denken oder über euch reden. Menschen, die andere wegen ihres Äußeren, ihrer Kleidung, ihres Sozialstatus oder ihres Charakters verurteilen , braucht ihr sowieso nicht  in eurem Leben und mit solchen Menschen wollt ihr auch nicht befreundet sein. Solltet ihr euch gerade in so einer Situation befinden, lasst euch gesagt sein: lasst euch nichts gefallen, weil ihr glaubt, es hört dann auf oder ihr werdet weniger interessant für diese Leute. Es hört nicht auf, wenn ihr euch nicht zur Wehr setzt. 

Wenn ihr stark genug seid, wehrt euch und macht klare Ansagen, kontert dumme Kommentare und schießt zurück; so lang, bis sie sich nicht mehr an euch herantrauen. Seid euch aber auch bewusst, dass es dann erst einmal schlimmer werden kann, weil die Leute zunächst noch mehr Bock bekommen, sich mit euch anzulegen, weil sie wissen wollen, wie lang euer Atem ist, doch wenn sie merken, dass ihr euch nichts mehr gefallen lasst, wird es aufhören. Wenn ihr aber glaubt, dass ihr dem nicht gewachsen seid (was auch okay ist, denn jeder ist anders), holt euch Hilfe. Sprecht mit euren Freunden, euren Eltern oder euren Lehrern. Aber ganz wichtig - redet mit jemandem. Niemand wird euch dafür verurteilen! 

Falls ihr Sorge habt, dass ihr dann erst Recht keine Freunde mehr an eurer Schule oder auf eurer Arbeitsstelle findet: Ihr braucht diese ganzen Leute nicht in eurem Freundeskreis. Ihr könnt überall welche finden. Ich habe sie nach der Schule im Jugendzentrum durchs Tanzen gefunden und hatte gerade mal zwei Freundinnen in meiner Klasse. Und ganz ehrlich - über die Arbeit oder das Studium bilden sich sowieso eher Zweckgemeinschaften, die sich finden, weil man gerade etewas gemeinsam hat, aber sobald ihr dort aufhört (Ausbildung vorbei, neuer Arbeitsplatz, selbes Seminar, dies, das) verliert ihr euch sowieso aus den Augen. 

Als ich das letzte Schuljahr wiederholen musste, hatte ich überhaupt keine Freunde in meiner Stufe - und ich habe es überlebt. Dazu muss ich fairerweise sagen, dass ich durch die jahrelange Ausgrenzung irgendwann richtig zurückgeschossen habe, bis niemand mehr Lust hatte, sich mit mir anzulegen und sich das an der Schule rumgesprochen hat. Dementsprechend wollte ich also auch dort keine "Freunde" mehr finden, und es hatte auch niemand Bock, mich näher kennenzulernen. Also war ich einfach nur respektvoll zu denen, die es auch zu mir waren, und habe mein letztes Jahr dort einfach durchgezogen. Das hat mir auch nicht geschadet, eher im Gegenteil. Ich bin dadurch auch viel selbstständiger geworden. 

Durch meine Vergangenheit habe ich eine wichige Sache gelernt: Nicht die anderen suchen aus, ob sie mit mir befreundet sein wollen - sondern ich entscheide, ob sie es Wert sind, meine Freunde zu sein. Klingt im ersten Moment abgehoben, aber ich meine es nicht so. Ich stelle lediglich mein eigenes Wohlergehen an die erste Stelle, und mit Menschen, die mir in der Vergangenheit nicht gut getan haben, würde ich mich eben nicht umgeben wollen. 

Was ich euch mit der ganzen Geschichte sagen möchte, ist: ihr könnt natürlich traurig zuhause sitzen und euch selbst bemitleiden, wenn ihr in so eine Situation geratet - ihr könnt aber auch etwas Gutes für euch herausziehen und daran wachsen. Das ist immer der bessere Weg. Und, ganz wichtig: Ihr sucht euch eure Freunde aus - nicht umgekehrt.  

Vielleicht steht ihr aber auch auf der anderen Seite und behandelt andere in eurer Klasse oder anderswo schlecht, möglicherweise sogar einfach nur, weil andere das auch tun oder weil ihr nicht selbst zur Zielscheibe werden möchtet. Zu euch kann ich nur sagen: das ist ziemlich scheiße. Stellt euch die Frage, wieso ihr so handelt und weshalb ihr glaubt, dass das richtig ist. Reflektiert euer Verhalten, bevor ihr irgendwann auf jemanden trefft, der euch überlegen ist und mit euch dasselbe macht. 

Ich will hier überhaupt nicht den Moralapostel heraushängen lassen, aber mir war es wichtig, das Thema anzusprechen. Im Fall von Edita lag es weit zurück, doch auch für sie hatten die schlechten Erfahrungen Nachwirkungen bis in die Gegenwart; nicht  zuletzt, weil sie Raphael wieder begegnet ist und damit noch einmal konfrontiert worden ist. Und da kommen wir zum nächsten Punkt, der mir wichtig war: Vergebung. 

Auch, wenn jemand euch Schlechtes angetan hat, ist es ein Zeichen von Stärke, ihm das zu vergeben, wenn derjenige seinen Fehler einsieht. Raphael hat ihn eingesehen und alles dafür getan, es wieder gut zu machen; auf seine eigene Art und Weise. Er hat erfahren, was sein Verhalten angerichtet hat und reflektiert, dass er sich damals falsch verhalten hat. Viele Menschen bereuen im Nachhinein das, was sie anderen angetan haben. Ich finde, niemand ist fehlerfrei, und deshalb ist es auch wichtig, ihnen zu verzeihen, wenn es moralisch und emotional möglich ist. 

Ein letzter wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist das Blendertum. Wer von euch kennt das nicht? Wir sehen etwas und wünschen uns, Teil davon zu werden; beispielsweise die Musikindustrie. Doch vieles im Leben ist mehr Schein als Sein. Die Musikindustrie ist da keine Ausnahme. Im Fall von Edita habe ich das natürlich alles ein wenig überzogen, doch im Grunde haben viele einen Traum, dem sie nacheifern und für den sie sehr viel opfern würden. Die Frage ist jedoch immer, ob dieser Traum das auch Wert ist. Edita ist zum Glück schlussendlich zu der Entscheidung gekommen, dass sie sich nicht selbst aufgeben will, nur, um diesen vermeintlichen Traum weiterzuleben. Die Musikindustrie, gerade im Bereich Hiphop, ist ein undankbarer H*rensohn, und das möchte ich an der Stelle einfach mal ganz deutlich erwähnen. 

Bevor ich aber das Kapitel Edita und Raf beende, möchte ich ein wenig Dankbarkeit zeigen. 

Ein ganz besonderer Dank geht an meine Beta-Leserin Saelamju , denn ohne sie und ihre ganzen Anmerkungen wäre die Geschichte sprachlich nie das geworden, was sie heute ist. Danke, dass du es dir immer wieder antust. 

Außerdem danke ich selbstverständlich jeder und jedem einzelnen von euch von Herzen dafür, dass ihr diese Geschichte gelesen, gevotet und so fleißig kommentiert habt. Ich bin wirklich glücklich darüber, eine so aktive Community zu haben, und freue mich über jede(n) einzelne(n) von euch. Vielleicht sehe ich euch ja bei einer meiner anderen Geschichten wieder. Ich würde mich jedenfalls freuen. 

Ich küsse eure Augen. 

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