40 | Unangenehme Nachricht

Etwas verspätet heute, aber immerhin ist noch Sonntag :p wünsche euch viel spass.

Ich zog an meiner Zigarette und schaute nachdenklich in die Ferne. Natürlich war ich glücklich mit Edita und unsere Beziehung war stark genug, diese schwere Zeit zu überstehen, aber sie hatte sich momentan einfach sehr verändert und zog sich oft zurück. Ich verstand es sogar. Ich wunderte mich schon lang, woher sie die Kraft nahm, nicht irgendwann zusammenzubrechen.

Doch eine andere Sache beschäftigte mich beinah noch mehr. Heute Morgen hatte ich erst wirklich verstanden, dass nicht nur Edita sich veränderte, sondern unsere gesamte Beziehung. Es war schwieriger geworden, belastender. Das bedeutete nicht, dass ich sie aufgeben wollte; im Gegenteil. Mir bedeutete das, was wir uns inzwischen aufgebaut hatten, sehr viel. Aber ich erkannte, dass Edita Abstand brauchte; von diesem Label, von Berlin, vielleicht sogar von mir. Ich war der Überzeugung, dass es nicht nur ihr, sondern auch unserer Beziehung guttun würde. Sie musste den Kopf freibekommen, um endlich wieder atmen zu können - genau wie unsere Partnerschaft. Solang sie in Berlin blieb, würde ihr das möglicherweise nicht gelingen. Sie musste weiter weg als Berlin. Vielleicht Wien?

Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus und zog mein Smartphone aus der Tasche. Ich tippte kurz darauf herum, bevor ich endgültig eine Entscheidung traf.

Am Mittag besuchten wir meinen Opa noch einmal im Krankenhaus. Es erleichterte mich, ihn zu sehen. Es ging ihm schon sehr viel besser. Er machte einen aufgeweckten, nahezu energiegeladenen Eindruck, diskutierte in seiner gewohnt italienisch-sturköpfigen Weise mit meiner Mutter darüber, dass er längst bereit für die Entlassung war und probierte, uns dies mit einem ausgedehnten Spaziergang im Garten des Krankenhauses zu beweisen. Doch die Ärzte wollten ihn zu seiner Enttäuschung dennoch eine weitere Nacht dortbehalten. Also begnügte er sich damit, mit mir noch eine Runde Karten zu spielen, meckerte dabei über die Gesundheitspolitik Italiens und erzählte unentwegt, dass er in seiner gesundheitlichen Verfassung in seinem Alter überhaupt keine ärztliche Versorgung benötigte. Er war also wirklich bereits wieder ganz der Alte.

Edita verhielt sich den Rest des Tages sehr ruhig, aber ich hatte es nicht anders von ihr erwartet. Nach dem gemeinsamen Abendessen mit meiner Familie nahm ich sie trotzdem zur Seite und zog sie mit mir in das kleine Zimmer, in dem wir auf der Couch schliefen.

„Was ist los?", fragte sie.

„Ich habe uns für morgen einen Flug gebucht", offenbarte ich ihr.

Sie legte die Stirn in Falten.

„Was ist mit deinem Opa?"

Ich lächelte.

„Wir warten, bis er aus dem Krankenhaus wieder da ist. Dann verabschieden wir uns", antwortete ich.

„Schade, mir gefällt es hier", sagte sie und entlockte mir ein zufriedenes Grinsen. Es freute mich zu sehen, dass sie sich bei meiner Familie wohlfühlte, denn meine Mutter und meine Großmutter hatten sie herzlich in ihre Mitte aufgenommen. Es war wie ein kleiner Lichtblick in einer sonst so unbeständigen Welt, die uns umgab.

„Wir kommen schon bald wieder, wenn du möchtest", versicherte ich ihr.

Ihr Blick veränderte sich.

„Ich will gar nicht zurück nach Berlin", gestand sie mir.

„Ich weiß", sagte ich, „Deshalb fliegen wir auch nicht nach Berlin."

Sie schaute mich überrascht an.

„Sondern?"

„Das siehst du dann morgen", sagte ich verheißungsvoll. Sie verdrehte lächelnd die Augen.

„Komm schon, Raphael, das ist gemein", seufzte sie und setzte ein leidendes Gesicht auf, doch ich ließ mich von ihren schönen, grünen Katzenaugen nicht erweichen, sondern zog sie schweigend zu mir und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Als Edita am nächsten Tag schließlich aus dem Flugzeug stieg, lag ein zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen. Die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Sie blinzelte gegen die Sonne und ich reichte ihr die Sonnenbrille, die ich ihr gegen ihren Willen am Flughafen gekauft hatte. Meine hatte ich mir längst auf die Nase geschoben.

„Ich war noch nie in Barcelona", sagte sie aufgeregt und hakte sich bei mir unter. Ich grinste zufrieden. „Höchste Zeit also, das nachzuholen."

Da wir noch immer nur Handgepäck dabeihatten, konnten wir direkt den Schlüssel für den Mietwagen abholen und uns dann auf die Suche machen. Der Parkplatz war riesengroß, doch im Gegensatz zu meinem letzten Trip mit John fanden wir den Wagen sehr schnell.

Ich verstaute die zwei Handgepäck-Taschen im Kofferraum des Wagens, einem silbernen 5er BMW, bevor wir einstiegen und losfuhren. Edita lächelte, als sie eine halbe Stunde später aus dem Wagen stieg und sich neugierig umschaute. Von hier aus sah sie nur die kleine, gelbe Villa mit den romantischen, weißen Fensterläden und den darum herum liegenden grünen Garten. „Gefällt's dir?"

„Ganz schön groß für uns zwei!", antwortete sie, als ich den Wagen umrundet hatte. Ich zog sie in meine Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Komm, wir schauen uns den Rest an", forderte ich, dann nahm ich ihre Hand und zog sie hinter mir her zum Eingang.

Wir besichtigten die moderne Küche, das Unterhaltungszimmer mit Spielekonsole und Heimkino, das Badezimmer und das Schlafzimmer, aus dem wir durch bodentiefe Fenster einen perfekten direkten Blick aufs Wasser hatten. Hinter dem Haus befand sich ein Außenpool mit Blick aufs Meer und ein privater Zugang zum dahinter gelegenen, goldenen Sandstrand. Mir war bewusst, dass ich restlos übertrieben hatte, aber ich wollte, dass wir beide etwas abschalten und uns entspannen konnten.

„Das ist so traumhaft schön!"

Editas Augen strahlen und sie lächeln zu sehen, machte mich glücklich. Es schien, als hätte sie zumindest kurz all ihre Sorgen vergessen.

„Freut mich, dass es dir gefällt", kommentierte ich, schlang meine Arme um sie und küsste ihren Hinterkopf. Wir standen einen Augenblick so da und schauten aufs Meer, bevor sie sich grinsend von mir löste. „Meinst du, das Wasser ist sehr kalt?"

Nur ein paar Minuten später standen wir am Strand. Edita hatte sich ein knielanges, grünes Kleid angezogen, unter dem ein Bikini hervorschaute. Ich trug nur noch eine Shorts. Editas Haare wehten im leichten Wind um ihre Nase, also strich sie sie nach hinten.

Der warme Sand kitzelte unter meinen Füßen, als ich die letzten Schritte bis zum Wasser machte. Die Wellen verebbten auf unseren Füßen und Edita wich kreischend zurück.

„Oh Gott, das ist viel kälter, als ich dachte!"

Ich fand es nicht so schlimm, aber ich war ja auch ein Mann. Kurzerhand packte ich sie und trug sie auf meinem Arm aufs Meer hinaus. Sie kreischte.

„Untersteh dich, Ragucci!"

Ich antwortete nicht, sondern grinste nur frech. Als ich kniehoch im Wasser stand, versuchte ich, sie wieder herunterzulassen, doch sie umklammerte lachend meinen Hals fest mit ihren Armen und zog ihre Beine an. Wie ich es liebte, sie endlich wieder lachen zu sehen!

Ihr Gesicht war dabei ganz nah an meinem, so, dass ich ihr dabei tief in die Augen schauen konnte und mich kurz darin verlor. Ich war hin- und hergerissen dazwischen, sie festzuhalten, oder sie einfach fallenzulassen. Lange konnte ich nicht mehr regungslos dastehen, denn auch, wenn sie inzwischen weniger wog als damals, zog mich ihr Gewicht nach unten. Je näher sie dem Wasser kam, desto fester umklammerte sie mich mit ihren Beinen und rutschte Stück für Stück weiter mit ihrem Körper nach oben, bis ich schließlich aufgab und meine Arme um ihren Arsch schlang. „Schisser", grinste ich frech, bevor ich ihre Lippen mit einem sanften Kuss verschloss.

Wir verbrachten den Rest des Tages am Strand, dann gingen wir duschen und aßen in einem spanischen Restaurant zu Abend. Als wir zu unserer Unterkunft zurückkehrten, hatten wir entschieden, uns gemeinsam auf die gemütliche Liege am Pool zu legen, ein Glas Wein zu trinken und uns die Sterne anzuschauen. Genauer gesagt hatte Edita das entschieden, aber ich hatte mich dazu breitschlagen lassen. Vorher musste ich allerdings noch mein Versprechen einlösen und meine Mutter kurz anrufen.

„Geh schon mal vor. Ich rufe kurz meine Mutter an, dann komme ich nach", sagte ich zu ihr, bevor Edita mir einen Kuss aufdrückte und mich allein ließ.

Es war das erste Mal, dass ich wieder auf mein Handy schaute, seit wir angekommen waren. Wir hatten uns darauf geeinigt, die Handys einfach liegenzulassen und für niemanden außer unserer Familie erreichbar zu sein. Nachdem ich kurz mit meiner Mutter telefoniert und mich noch einmal vergewissert hatte, dass es Opa wirklich wieder gutging, wollte ich gerade das Handy weglegen, als ich eine neue Nachricht bei WhatsApp erhielt. Als ich erkannte, von wem sie war, weiteten sich meine Augen überrascht. Das konnte unmöglich ihr Ernst sein!

Wer, was, wo, wie? Was glaubt ihr, wer ihr schreibt?

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