23 | Überfordert
Dankeschön für alle eure Votes und Kommentare für das letzte Kapitel. Ich freue mich wirklich, dass ihr die Geschichte so mögt. Ich weiß. Das Kapitel ist nicht das Längste, aber dafür wird das nächste superlang. Dafür reicht der Inhalt aber schon aus, damit ihr euch aufregen könnt. Das verspreche ich :)
In den ersten Monaten fiel es mir ziemlich leicht, die Sache zwischen uns geheim zu halten. Raphael kam nicht auf der Arbeit vorbei, also mussten wir uns dieser Situation erstmal gar nicht stellen.
Dafür wurde Yannic immer anstrengender. Er versuchte wirklich mit allen Mitteln, mich davon zu überzeugen, mit ihm auszugehen. Es war, als hätte meine Zurückweisung seinen Jagdtrieb aktiviert oder verstärkt; jedenfalls ließ er nicht locker.
Immer wieder, wenn wir allein waren, fing er davon an.
Inzwischen kam er mir körperlich manchmal so nah, dass ich mich wirklich zusammenreißen musste; nicht, weil ich ihn ernsthaft attraktiv finden könnte, sondern, weil ich ihn gern für seine ständigen Provokationen geschlagen hätte.
Für ihn schien das Ganze zwischen uns so etwas wie ein Spiel zu sein, dass er gewinnen wollte. Anders konnte ich mir sein Verhalten nicht erklären.
„Machst du mir auch einen?"
Überrascht fuhr ich zu Yannic herum, als er die Küche betrat. Ich hatte mir gerade eine Tasse Kaffee eingeschüttet. Ich seufzte lautlos, dann hielt ich ihm schweigend die dampfende Kaffeetasse entgegen.
„Hier, kannst meinen haben", sagte ich. Er musterte mich misstrauisch.
„Nimm schon, ich nehme/mache mir einfach einen Neuen", erklärte ich mich unnötigerweise, bevor Yannic mir grinsend die Tasse aus der Hand nahm. „Danke."
Ich wandte mich von ihm ab und nahm eine weitere Tasse aus einem der Oberschränke. Plötzlich spürte ich seinen Blick in meinem Nacken und seine Körperwärme an meinem Rücken. Er hatte einen Schritt an mich herangemacht. Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Körper voneinander. Mir war das unglaublich unangenehm. Noch bevor ich reagieren konnte, fuhr sein Arm an mir vorbei und er stellte die dampfende Kaffeetasse vor mir auf der Anrichte ab. Obwohl er mich nicht berührte, fühlte ich mich schmutzig.
„Der ist mindestens so heiß wie du", raunte er mir ins Ohr. Ich fuhr zu ihm herum. Meine Augen funkelten angriffslustig, doch Yannic ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern stützte seine Hände rechts und links von mir auf der Arbeitsplatte ab und nahm mich gefangen.
Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Nicht nur, dass ich das hier nicht wollte – was, wenn uns jemand sah? Er sah durchbohrend auf mich herab. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und reckte ihm trotzig mein Kinn entgegen.
„Lass den Scheiß", forderte ich, stieß einen seiner Arme zur Seite und drückte mich an ihm vorbei. Doch Yannic legte seine Hand an meine Hüfte lehnte sich mir so weit entgegen, dass sich unsere Nasenspitzen beinah berührten.
„Ich finde dich wirklich heiß", raunte er leise. Mein Blick glitt an ihm vorbei zur offenstehenden Küchentür. Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er an meinem Ohr.
„Ich würde jetzt gern hemmungslos mit dir rummachen, aber leider geht das nicht."
Er grinste spitzbübisch, doch ich konnte das keinesfalls witzig finden. Um meinen Standpunkt deutlich zu machen, stieß ich seine Hand ein weiteres Mal weg.
„Ich habe einen Freund, Yannic", stellte ich entschieden klar und brachte etwas Abstand zwischen uns. Einen kurzen Augenblick musterte Yannic mich irritiert.
„Warum hast du mir das verheimlicht?", fragte er kühl, während ich ein paar Schritte von ihm weg machte.
„Ich habe es dir nicht verheimlicht", rechtfertigte ich mich, „Ich habe es dir nur nicht erzählt. Weil es dich nichts angeht."
Yannics Gesichtszüge wurden hart, doch ich nutzte die Chance seiner kurzen Verwirrtheit, um aus der Küche zu fliehen. In meinem Büro fiel ich schwer seufzend auf den Bürostuhl und versuchte, meine Atmung zu kontrollieren.
Meine Finger zitterten und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Yannic war mir so nah gekommen, dass ich seinen Atem auf meiner Wange gespürt hatte. Er hatte mich angefasst. Er hatte eine klare Grenze überschritten, doch ich wusste nicht, ob ich mit Jamaal darüber sprechen sollte. Er würde Yannic damit konfrontieren und er würde vermutlich die Tatsachen verdrehen und behaupten, dass ich mich an ihn herangemacht hatte. Jamaal würde sich entscheiden müssen, wem er glauben wollte – und ich hatte Angst, dass er mir nicht glauben würde.
Ganz egal, wie die Sache ausging – ich würde damit meinen Job riskieren.
Oder zumindest die Stimmung gefährden.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Dass ausgerechnet mir so etwas passieren musste!
Wie sollte ich damit umgehen?
Wahrscheinlich sollte ich mit einer Freundin darüber sprechen. Doch hier in Berlin hatte ich noch keinen wirklichen Anschluss gefunden. Die einzigen Frauen, mit denen ich Kontakt hatte, waren gleichzeitig meine Arbeitskolleginnen – und mich ihnen anzuvertrauen, war genauso, als würde ich mich Jamaal offenbaren. Ich kannte sie noch nicht besonders gut und war mir nicht sicher, ob sie das eines Tages gegen mich verwenden würden.
Ich musste bei der nächsten Gelegenheit dringend mit Monika sprechen.
Sie würde vielleicht wissen, was ich tun konnte. Ich selbst war vollkommen überfordert, aber eins war klar. Ich konnte nicht zulassen, dass Yannic mir ein weiteres Mal so nah kam.
Okay, das läuft alles gar nicht gut, oder? Wie würdet ihr euch an Editas Stelle verhalten? Was würdet ihr tun?
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