21 | Sehnsucht

Ich weiß. Es ist fies, dass ich genau an dieser Stelle einen Cut gemacht habe. Ich habe versucht, es in diesem Kapitel ansatzweise wieder gutzumachen. Ich bin gespannt, was ihr sagt. 

Die Zeit ohne Raphael zog sich wie Kaugummi. Obwohl ich es nur ungern zugab: er fehlte mir. Auch, wenn ich versucht hatte, mich dagegen zu wehren: er hatte mich dazu gebracht, mich in ihn zu verlieben und mittlerweile hatte ich meine Gefühle zugelassen.

Ich hoffte, dass ich diese Entscheidung nicht eines Tages bereuen würde.

Er hatte Recht.

Entweder mussten wir einen klaren Schnitt machen oder nach vorn schauen. Ich hatte mich für Letzteres entschieden und bereute es noch nicht – zumindest bis jetzt.

Inzwischen ging das mit uns schon einige Wochen. In den letzten Tagen war er gemeinsam mit John für Auftritte unterwegs. Deshalb hatten wir kaum Zeit gefunden, miteinander zu telefonieren, doch hin und wieder rief er mich nachts aus dem Tourbus an.

Vor zwei Tagen hatte ich mir einen Spaß daraus gemacht, ihn aus der Reserve zu locken, doch damit hatte ich mir nicht wirklich einen Gefallen getan; ich sehnte mich immer mehr nach ihm und war froh, dass der Samstag – und damit das Wiedersehen – immer näher rückte.

Die Tage auf der Arbeit halfen mir, mich von meiner Sehnsucht abzulenken. Ich arbeitete an unterschiedlichen Projekten für verschiedene Künstler und hatte so viel zu tun, dass ich regelmäßig Überstunden machte. Yannic, unser neuer Kollege aus der Marketingabteilung, arbeitete mit mir zusammen.

Er war schon ein paar Wochen als Produktmanager im Label beschäftigt und hatte seine Einarbeitungsphase mittlerweile überstanden, sodass er an ersten Projekten mitwirken konnte. Ich kannte ihn noch nicht besonders gut, oberflächlich war er höflich und zuvorkommend. Mir war er manchmal zu neugierig und stellte Fragen, die ihn nichts angingen.

Da er jedoch neu war und ich ihn nicht sofort in die Schublade „nerviger Arbeitskollege" stecken wollte, hatte ich entschieden, ihm noch etwas Zeit zu geben, mehr aus sich herauszukommen. Schließlich hasste ich es, Menschen im Vorfeld zu verurteilen; das war mir lang genug selbst passiert und ich wusste, wie sich das anfühlte.

„Hast du kurz Zeit?"

Ich schaute von meinem Computerbildschirm auf. Yannic stand im Türrahmen meines Büros und musterte mich aufmerksam. Der Blonde trug eine lässige Jeans und ein Hemd mit pixelartigem Karomuster, dessen Ärmel er – vermutlich, um seinem Outfit einen Coolness-Faktor zu verleihen, bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. So erhaschte ich einen Blick auf die Tattoos auf seinen Unterarmen, konnte jedoch nicht erkennen, worum es sich dabei handelte. Der Stoff des Hemdes spannte über seiner Brust und seinen Oberarmen. Yannic war keines dieser typischen, übertrainierten Fitnessmodels, aber sportlich und athletisch. Er warf mir ein freches Grinsen zu, als ich ihm ins Gesicht schaute.

„Klar. Worum geht's?", fragte ich und rückte in meinem Bürostuhl vom Schreibtisch ab. Yannic machte ein paar Schritte ins Büro hinein und blieb vor mir stehen.

„Ich habe für die Einarbeitung dieses Einführungsseminar besucht. Für die Buchhaltung soll ich ein Formular für die Abrechnung ausfüllen und ich habe keine Ahnung, wo ich das finde, oder was genau ich dort eintragen muss", sagte Yannic und schenkte mir ein verführerisches Lächeln, mit dem er offenbar versuchte, sich meine Hilfe zu erflirten. Da die Abrechnungen für Jamaal zu meinem Aufgabengebiet gehörten, hatte ich praktisch sowieso keine andere Wahl, als ihm zu helfen. Also lächelte ich entwaffnet.

„Ich kann dir zeigen, was du ausfüllen musst. Ist das dringend? Sonst würde ich das später in Ruhe mit dir durchgehen", sagte ich. Yannic lächelte immer noch.

„Klar, geht auch später. Sag Bescheid, wenn es dir passt", gab er zurück. Ich rückte wieder an meinen Schreibtisch heran. „Okay, mache ich."

„Hast du schon über die Promo-Tools für das Sido-Album nachgedacht?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, hatte ich noch keine Zeit zu. Habe ich aber weit oben auf meiner Liste", antwortete ich.

„Lass das doch später zusammen machen, direkt nach der Abrechnung", schlug er vor. Ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu.

„Danke für das Angebot, aber ich glaube, ich brauche keine Hilfe", antwortete ich.

„Ich weiß, dass du mich nicht brauchst. Ich will dir einfach was dafür zurückgeben, dass du mich nie hängen lässt. Außerdem habe ich das bei der Sony tausend Mal gemacht. Für mich ist das echt nichts Wildes."

Tatsächlich saß ich ein paar Stunden später gemeinsam mit Yannic an seinem Schreibtisch. Ich hatte ihm geholfen, das entsprechende Formular auszufüllen, und jetzt philosophierten wir über coole Promo-Maßnahmen für das kommende Sido-Album. Yannic war von seinen Ideen allerdings abgeschweift und erzählte mir gerade ein paar lustige Anekdoten, die er während seiner Arbeit bei der Sony mit namhaften Künstlern und Labels gemacht hatte.

Während er erzählte, vergaß ich vollkommen die Zeit. Erst, als sein Telefon klingelte und ich einen flüchtigen Blick auf das Display warf, bemerkte ich, dass ich längst Feierabend hatte.

Während Yannic das Gespräch annahm, bedankte ich mich lächelnd bei ihm mit einer Geste auf meine Notizen für seine Tipps, ehe ich ihn allein ließ, um meine Sachen zusammenzupacken.

„Edita..."

Ich hatte gerade meinen Wagen in der Tiefgarage erreicht, als mich Yannics Stimme herumfahren ließ. Er stand mir gegenüber und musterte mich mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Hast du Lust, noch was essen zu gehen? Dann könnten wir noch weiter quatschen", schlug er vor. Über was wollte er quatschen? Promo-Tools für Sido oder Geschichten aus seiner Sony-Vergangenheit?

Egal, was es war – ich hatte nicht vor, mit ihm essen zu gehen. Nicht nur, dass ich mit Raphael zusammen war – ich fand, dass es nicht richtig war, mit Arbeitskollegen auszugehen. Das war für mich noch viel schlimmer, als mit Raphael auszugehen.

Deshalb schüttelte ich dankend den Kopf.

„Ich habe noch was vor, tut mir leid", sagte ich und wollte mich im nächsten Moment für meine Entschuldigung ohrfeigen. Es tat mir nicht leid, dass ich nicht mit Yannic essen ging.

„Schade, vielleicht klappt es ja nächstes Mal", grinste Yannic.

Von welchem nächsten Mal sprach Yannic? Wohl eher nicht.

„Äh, du, das soll nicht blöd klingen, aber ich gehe eigentlich nicht mit Arbeitskollegen aus", antwortete ich und setzte einen unnachgiebigen Gesichtsausdruck auf. Yannic musterte mich kurz mit unergründlicher Miene. Dann grinste er frech.

„Eigentlich", wiederholte er selbstzufrieden.

„Ich habe das ernst gemeint", erwiderte ich und schaute mich kurz nach allen Seiten um, um sicherzugehen, dass niemand uns beobachtete oder belauschte. Er grinste noch immer.

„Schönen Feierabend", sagte ich unbeholfen, als Yannic regungslos blöd vor sich hin grinste. Als ich mich von ihm abwandte, um meinen Wagen aufzuschließen, sah ich im Augenwinkel, dass er seinen Blick auf mein Gesicht richtete, doch ich ignorierte ihn. Ich war bemüht, keine falschen Signale auszusenden.

„Danke, dir auch" gab er zurück und schaute mir hinterher. Es war mir unangenehm, denn ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Ich seufzte lautlos, als ich aus dem Flur ins Treppenhaus trat. Vielleicht musste ich Yannic das nächste Mal deutlicher zu verstehen geben, dass ich nicht das geringste Interesse an ihm hatte.

Am nächsten Tag versuchte ich, normal mit Yannic umzugehen, ging ihm jedoch instinktiv aus dem Weg, damit Situationen wie die im Parkhaus nicht zur Gewohnheit wurden.

Als ich am Samstagabend aus dem Wagen stieg und auf die Haustür zulief, war Yannic vergessen. Ich freute mich nur auf mein Wiedersehen mit Raphael.

Als er mir die Tür öffnete, lächelte ich. Seine braunen Augen strahlten freudig, als er mich sah. Ich hatte mich das erste Mal seit wir uns kannten nicht besonders aufgebrezelt, um ihn zu treffen. Ich trug eine Jogginghose und ein Top.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals.

„Du hast mir gefehlt", sagte ich. Raphael beugte sich lächelnd zu mir herunter, um mich zu küssen. Meine Lippen begannen sofort zu kribbeln.

„Du mir auch", sagte er und küsste mich ein weiteres Mal. Seine dunkle Stimme erzeugte einen wohligen Schauer auf meinem Rücken. Ich sank gegen seine Brust und schmiegte mich an ihn. Raphael grinste frech und schaute tief in meine Augen.

„Ficken?"

Er grinste frech, als meine Finger über seinen Bauch strichen. Ich verlor mich in seinen funkelnden Augen, als er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, während ich mit meinen Fingern am Bund seiner Shorts hin- und herfuhr. Dabei legte er seine Hand an meinen Hinterkopf und ich legte vorfreudig lächelnd den Kopf schief.

Dabei ging es mir gar nicht so sehr um Sex, sondern viel mehr darum, endlich wieder mit ihm zusammen zu sein. In diesem Augenblick, als er mit diesem mysteriösen Funkeln im Blick auf mich herabschaute, kam die Sehnsucht der vergangenen Tage in mir hoch. Die Erinnerung daran, wie gut es sich anfühlte, von ihm gehalten und geküsst zu werden, vermischte sich mit dem Wunsch, endlich einen Schritt weiterzugehen und ihn richtig zu spüren und mit ihm eins zu werden. Der Gedanke löste ein wunderbares Prickeln auf meiner Haut aus und als Raphael mich zu sich zog und mir dabei tief in die Augen sah, baute sich eine unbeschreibliche Spannung zwischen uns auf.

Er verringerte die Distanz zwischen uns, doch ich war schließlich diejenige, die das letzte Stück zurücklegte und ihn küsste. Sofort begannen meine Lippen zu brennen; auf eine liebliche Art. Die Hitze breitete sich in sekundenschnelle in meinem gesamten Körper aus und ich schlang meine Arme um seinen Hals, um mich dichter an ihn zu schmiegen. Doch er öffnete sich mir nicht, schien mit sich zu hadern und hielt sich damit zurück, meinen Kuss zu erwidern.

Erst neulich hatte er mir gesagt, dass er sich Zeit lassen wollte. Ich war mir sicher, dass er mir in diesem Moment kein schlechtes Gefühl geben wollte, auch, wenn sein Blick eindeutig bestätigte, wie sehr er mich gerade wollte.

„Es ist okay", flüsterte ich zwischen zwei Küssen, um ihm seine Bedenken zu nehmen, doch er wich zurück und schaute prüfend in meine Augen.

„Ich will nicht, dass-", setzte er mit einem niedlichen Gesichtsausdruck zu erklären an, doch ich zog ihn einfach nur wieder zu mir und küsste ihn erneut. Er musste nichts sagen; ich wusste, was er dachte, doch seine Zweifel waren wirklich überflüssig; wir hatten alles zwischen uns geklärt und ich fühlte mich in keiner Weise reduziert. Alles, was ich gerade wollte, war, ihn zu spüren.

Erst, als ich erneut meine Lippen küsste und mich an ihn schmiegte, ihm sanft in die Unterlippe biss und in den folgenden Kuss hineingrinste, ließ auch er sich endlich fallen. Er erwiderte meinen Kuss; zunächst zaghaft, beinah schüchtern, doch dann wurde er stürmischer und fordernder, bis unsere Zungen schließlich miteinander tanzten. Eine ganze Weile standen wir einfach nur so da und küssten uns leidenschaftlich, ließen die Hände über den Körper des jeweils anderen wandern, bis er mich hochhob und mich ins Schlafzimmer trug.

Dort drückte er mich in die weichen Kissen, ließ sich vorsichtig auf mich sinken und bedeckte mein Gesicht erneut mit Küssen. Als er meinen Mund endlich wieder erreichte, erwiderte ich den Kuss sofort, und half ihm dabei, sich das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Seine Finger suchten sich den Weg unter mein Top und ich seufzte wohlig, als sie langsam aufwärts glitten, er dabei den Stoff immer weiter nach oben schob und seinen Händen mit seinen Lippen folgte. Dabei bedeckte er meinen Bauch mit Küssen, bis er schließlich mein Dekolletee erreichte, er kurz von mir abließ und mir das Top auszog. Anschließend schaute er mir tief in die Augen. Ich schmunzelte, fingerte nach dem Knopf seiner Jeans, doch er betrachtete mich schweigend und strich mit sanft übers Gesicht. Ich erschauderte bei dem sinnlichen Funkeln in seinen Augen, doch ehe ich mich daran sattsehen konnte, drückte mich sanft mit dem Rücken aufs Bett und wir verloren uns in einem weiteren zärtlichen Kuss. Als ich ihm die Jeans auszog, half er mir dabei, und streifte mir danach die Jogginghose über die Hüften. Seine Hände, die über meine weiche Haut fuhren, hinterließen ein wohliges Kribbeln, und ich schloss genüsslich die Augen, als er seine Lippen erneut über meinen beinah unverhüllten Körper gleiten ließ. Als er meine Brüste erneut erreichte und sie dieses Mal aus der unnatürlichen Enge des BHs befreite, sie mit seinen Händen knetete und sanft darüber leckte, hatte ich das Gefühl, endgültig Feuer zu fangen, und stöhnte ich in den Kuss hinein. Diese Nähe war nahezu unerträglich, doch sein harter Schwanz an meinem Oberschenkel verriet mir, dass es ihm genauso erging.

Als seine Lippen meine wiederfanden und wir in einem weiteren intensiven Kuss versanken, fuhren seine Hände auf meinen Arsch und pressten mich noch dichter an ihn. Dabei ließ er seine Hand in meine Panty gleiten und als sie meine empfindlichste Stelle erreichte, stöhnte ich erregt in den Kuss hinein.

Ich wollte ihn endlich in mir spüren, ihn in mir aufnehmen und mich ihm hingeben. Auch er schien jetzt seinen letzten Funken Selbstbeherrschung zu verlieren, streifte den Stoff der Panty nach unten und knetete meinen Arsch, während ich den Kopf zurücklehnte und wohlig aufseufzte. Als mein Blick in seine lusterfüllten Augen fiel, zog ich ihn wieder zu mir, küsste ihn fordernd und begann mich leicht an seiner mittlerweile ausgewachsenen Erektion zu reiben.

Er löste sich von mir, richtete sich auf und kramte ein Kondom aus dem Nachttisch. Als er es sich übergerollt hatte, schaute er lächelnd auf mich herab, dann zog er mein Becken plötzlich mit einem entschiedenen Ruck zu sich, spreizte meine Schenkel und sank langsam auf mich, schaute mir tief in die Augen und küsste mich, während meine Finger seine Shorts nach unten schoben und seinen harten Schwanz umschlossen. Er stöhnte erregt in unseren Kuss hinein, bevor er quälend langsam in mich eindrang und mir dabei einen weiteren, intensiven Blick schenkte. Ich stöhnte ebenfalls auf, als die Welt um uns herum für einen kurzen Moment stillzustehen schien. Ich genoss das Gefühl, ihn voll und ganz in mir aufzunehmen. Es fühlte sich unbeschreiblich an, endlich eins mit ihm zu sein. Als er endlich begann, sich in mir zu bewegen, war es so einnehmend, dass ich beinah das Atmen vergaß. 

Ich hoffe, ihr seid jetzt glücklich :) Wie hat euch das Kapitel gefallen? Glaubt ihr, Yannic wird noch zu einem Problem? Oder ist er eigentlich ein guter Kerl? Und findet ihr es gut, dass sie jetzt einen Schritt weitergegangen sind oder glaubt ihr, das war ein Fehler? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

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