01 | Gotham City

Hallo meine Süßen! Ich weiß, ich habe euch lang warten lassen, aber heute ist es soweit. Hier kommt das erste Kapitel. Ich wünsche euch viel Spaß. Fürs Erste werde ich immer Sonntags gegen 20:00 Uhr updaten. Ich bin gespannt, wie euch die Geschichte gefallen wird. Schreibt es in die Kommentare.

„Verfluchte Scheiße!"

Gerade noch rechtzeitig konnte ich bremsen, als mir diese alte Frau einfach so vor mein Auto lief. Sie war ohne zu schauen, auf die Straße gelaufen, auf der ich gerade fuhr.

„Bist du geistig behindert?!", fluchte ich hinter der Windschutzscheibe, doch sie starrte mich nur vorwurfsvoll an und schüttelte dann energisch ihren kurzhaarigen Kopf. Scheiß Rentner! Hauptsache immer zu viel Zeit, aber blind den Verkehr behindern.

„Geh mal zum Optiker!", blaffte ich sie an, während sie ihren kleinen Schoßhund an seiner Leine hinter sich her auf die andere Seite zerrte. Ich atmete tief durch, bevor ich meine Fahrt schließlich fortsetzte.

Es war eigentlich ein viel zu schöner Tag um sich unnötig über Rentnerinnen mit schwindendem Sehvermögen aufzuregen. Zum Glück war das gerade noch mal gut gegangen! Ich versuchte den Schock loszuwerden und erinnerte mich daran, warum ich hier war; hier, im – mehr oder weniger - wunderschönen Vienna; meiner Stadt, meiner Liebe, meinem Hass, meinem Herz.

Mich verband so viel mit dieser Stadt, in die ich einst als Dreizehnjähriger gekommen war. Zwei Jahre danach war ich von zuhause weggelaufen und hatte von der Straße aus zur Musik gefunden. So war ich später nach Berlin gekommen, wo ich jetzt bereits seit einigen Jahren lebte.

Nach wochenlanger Arbeit hatte ich mir endlich mal ein paar Tage freigenommen, um meine Mutter zu besuchen. Wie lang hatte ich sie jetzt nicht mehr gesehen? Viel zu lang, eine gefühlte Ewigkeit. Seit ich in Berlin lebte, waren diese Besuche nahezu unmöglich; viel zu voll war mein Terminplan. Ich liebte zwar das, was ich tat und hatte meine Entscheidungen nie bereut, trotzdem vermisste ich meine Familie sehr; nicht nur meine Mutter und meine Schwester, sondern auch meine Großeltern.

Ich ließ die ganzen Eindrücke auf mich wirken, als ich durch den fünfzehnten Bezirk fuhr. Alles kam mir so bekannt vor und ich wurde regelrecht von den Erinnerungen durchflutet. Irgendwie tat es gut, die Umgebung an mir vorbeiziehen zu sehen. In der Ferne erspähte ich einige Häuser und stieg gedanklich bereits die Treppen zur Wohnung meiner Mutter hoch.

Nur ein paar Minuten später parkte ich endlich meinen Wagen am Straßenrand. Ich drückte auf den kleinen Knopf an meinem Autoschlüssel und den anthrazitfarbenen Audi A7 verriegelte sich automatisch. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich irgendeinen Kleinwagen zugeparkt hatte. Mit ein bisschen Geschick würde der Fahrer das aber locker noch hinkriegen. Schulterzuckend lief ich um mein Auto herum.

„Hallo! Wo hast du denn deinen scheiß Führerschein gemacht?! Vielleicht will ich da noch raus!"

Irritiert schaute ich den Bürgersteig entlang, den ich soeben betreten hatte. Ein paar Meter von mir entfernt, auf ebendiesem Bürgersteig, stand eine junge Frau. Sie war vielleicht einen Kopf kleiner als ich, hatte rotbraune, lange Haare, einen wunderschönen, vollen Schmollmund und musterte mich wütend.

Als ich ein paar Schritte auf sie zumachte, konnte ich die Farbe ihrer Augen erkennen, die mich an die einer Raubkatze erinnerten. Sie waren giftgrün und funkelten angriffslustig.

Mein Blick glitt unauffällig an ihrer ziemlich heißen Figur hinab. Jetzt, wo ich ihr so nah war, konnte ich ihre wahnsinnig definierten Konturen unter dem hellen Strickpullover, der meiner Meinung nach super zu den silbernen Sneakers passte, eindeutig sehen. Einzig und allein der große Schal, der ihr Dekolletee ein wenig verdeckte, enttäuschte mich. Aber sie hatte Stilgefühl. Wenige Weiber besaßen das heutzutage noch. Die meisten zwängten sich in viel zu enge Hosen oder viel zu kurze Röcke und trugen dazu passend einen bauchnabeltiefen, nuttigen Ausschnitt. Ich war gelangweilt von diesen ganzen Schlampen, die sich gern stolze Frauen nannten. Eine Frau wie diese hier reizte mich schon viel mehr!

Sie hatte endlos lange Beine und einen flachen Bauch. Ihre Brüste waren nicht besonders groß, passten aber zu ihren restlichen Proportionen. Ich tippte stark auf ein B-Körbchen. Sie hatte von allem nicht zu viel und nicht zu wenig – es passte einfach alles an ihr. Ihre vollen Lippen waren einen Spaltbreit geöffnet und in mir drängten direkt Phantasien an die Oberfläche, wie es sich wohl anfühlte, ihren süßen Mund mit meiner Zunge zu erobern, dabei ihren hoffentlich geilen Arsch mit meinen Händen fest zu kneten und sie dazu zu bringen, vor lauter Lust in meinen Mund zu stöhnen.

„Hey, Arschloch! Ich rede mit dir! Fahr dein beschissenes Auto weg!"

Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Mein Blick verdüsterte sich und suchte den ihren. Ich war es nicht gewohnt, von einer Frau so angesprochen zu werden; schon gar nicht von einer Fremden. Was bildete die sich eigentlich ein, dass sie so mit mir reden konnte? Wenn sie mich wirklich dazu bewegen wollte, ihr diesen Gefallen zu tun, war das ganz sicher der falsche Weg.

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen, während ich mich ihr langsam näherte und dabei auf sie herunter schaute. Sie hielt meinem Blick stand und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Bitte mich", forderte ich überheblich, ohne meinen Blick von ihren schönen, einnehmenden Augen abzuwenden. Sie faszinierten mich. Der Farbverlauf wechselte von einem hellen tükisgrünen Ring um die Pupillen in ein dunkleres Amazonasgrün nach außen hin, bis zu einem smaragdgrünen Rand. Ein mysteriöses Leuchten lag in ihnen und sie hatte sie mit ebenfalls grünem Lidschatten hübsch betont. Es waren vielleicht die schönsten Augen, die ich jemals gesehen hatte, auch, oder gerade weil sie so angriffslustig funkelten. Sie sah aus wie eine wilde kleine Leopardin, die sich zum Zupacken bereit machte.

„Leck mich doch!", antwortete sie. Ich konnte nichts dagegen tun, dass mein Gehirn sich automatisch vorzustellen versuchte, wie sie wohl schmeckte. Wieso war sie auch so unendlich dumm, mich zu reizen?

„Ich werde dich mit meiner Zunge so verrückt machen, dass du danach deinen eigenen Namen vergessen hast", wollte ich sagen, hielt mich jedoch gerade noch zurück. Die Kleine reizte mich wirklich. Auf verschiedenen Ebenen.

„Du solltest vorsichtiger mit deinen Wünschen sein", sagte ich stattdessen und grinste spöttisch. Ich wusste, dass sie mir willenlos erliegen würde, wenn ich sie erst einmal gezähmt hätte.

„Du warst schon früher so ein unglaubliches Arschloch!" Mit den Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und lief die Straße hinunter, ohne mich noch einmal anzuschauen. Skeptisch sah ich ihr nach, während mein Blick auf ihrem wirklich ziemlich geilen Arsch ruhte.

Ich war schon früher so ein unglaubliches Arschloch?! Ich konnte mich nicht daran erinnern, wer sie überhaupt war!

„Rafa! Na endlich!" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus den Gedanken. Sie stand am offenen Küchenfenster im zweiten Stock des Altbaus. Ich schenkte ihr ein Lächeln und hoffte, dass sie die Szene gerade nicht mit angesehen hatte.

Ich warf einen letzten Blick auf mein Auto und spielte mit dem Gedanken, es ein Stück nach vorn zu setzen, damit die temperamentvolle Unbekannte problem- und sorglos aus der Parklücke fahren konnte, doch ich überlegte es mir anders. Immerhin hatte sie sich geweigert, mich zu bitten, und sich dann auch noch im Ton vergriffen. Ich war ziemlich abgeturnt von diesen arroganten Zicken, die nicht in der Lage waren, ihre Wünsche vernünftig zu äußern – und da machte ich bei ihr sicherlich keine Ausnahme, nur, weil sie verdammt heiß war.

Ich winkte meiner Mutter noch einmal zu, dann machte ich mich auf den Weg zur Eingangstür des Hauses. Als ich schließlich den Treppenabsatz erreichte und sie mich an der Wohnungstür erwartete, zog ich sie herzlich in meine Arme. Ich genoss die Nähe meiner Mutter, auch, wenn mir dieses dreiste Mädchen nicht mehr aus dem Kopf ging.

„Komm rein, ich habe Kuchen gebacken."

Ich lächelte. Meine Mutter hatte mich schon immer umsorgt und ich wusste, dass sie Widerworte nicht duldete. Also streifte ich meine Sneakers von den Füßen und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dabei knarzten die alten Holzdielen.

Es sah noch ganz genauso aus wie damals, als ich ausgezogen war. Noch immer hatte sie die gemütliche graue Couch mit den vielen Kissen in ihrer Wohnlandschaft aus dunklem Nussholz stehen. In den Regalen standen überall Familienfotos herum. Ich sog den mir vertrauten Geruch nach Sandelholz ein, während ich auf das Sofa fiel.

„Hübsches Mädchen."

Meine Mutter goss ein wenig Kaffee in die Kaffeetasse und musterte mich neugierig von der Seite. „Freches Mädchen.", korrigierte ich ernst und beobachtete, wie das dunkle Getränk in meine Tasse floss. „Danke."

Meine Mutter lächelte mild. Sie wusste, dass ich nicht über diese komische Begegnung sprechen wollte. Sie kannte mich gut genug.

„Du warst schon immer so ein unglaubliches Arschloch!"

Immer noch hallten die Worte in mir nach, die sie beinah ausgespuckt hatte. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wer dieses Mädchen war oder woher ich sie kennen könnte.

Vielleicht kannte ich sie durch einen meiner Jungs. Damals hatte sie scheinbar einen weniger bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen als heute, denn ich fand nichts über sie in meinem Gedächtnis.

Eine ganze Weile rührte ich gedankenverloren in meiner Kaffeetasse herum und versuchte, mich auf die Erzählungen meiner Mutter zu konzentrieren. Sie plante scheinbar bereits den nächsten Besuch bei meinen Großeltern in ein paar Wochen. Natürlich würde ich sie begleiten.

Ich liebte meine Großeltern und hätte alles für sie getan. Das Lächeln meiner Oma und das Strahlen ihrer Augen, wenn ich ihre Küche betrat, bedeutete mir die Welt. Auch, wenn ich sie nicht oft sah, waren sie mir beide sehr wichtig.

Sie hatten mich immer unterstützt, sogar, als ich damals auf die schiefe Bahn geraten und von zuhause weggelaufen war. An diese Zeit erinnerte ich mich nicht besonders gern zurück. Das lag vor allem daran, dass ich viel Scheiße gebaut und eine Weile auf der Straße gelebt hatte, bevor ich entschied, doch noch mal die Schule zu besuchen. Damals hatte ich mich vor den Direktor gekniet und ihn regelrecht angefleht, mich wieder aufzunehmen, weil andernfalls mein Leben den Bach heruntergegangen und ich als Junkie geendet wäre.

Doch ich hatte mich wieder gefangen und etwas aus meinem Leben gemacht. Ich genoss es in vollen Zügen. Natürlich hatte es auch Schattenseiten; vor allem, dass ich so wenig Zeit mit meiner Familie verbrachte. Umso mehr versuchte ich, die wenigen Tage bei meiner Mutter zu genießen und so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen.

Die Schönheit von vorhin lief mir allerdings nicht mehr über den Weg. Es reizte mich, sie noch einmal zu sehen, mit ihr zu reden, sie dabei in meinem Bann zu ziehen und meine Grenzen auszutesten, bis sie gar nicht mehr anders konnte, als mir zu verfallen. Doch wie sollte ich sie finden? Hätte ich ihren Namen gekannt, hätte ich meine Jungs nach ihr fragen können. Aber ich hatte nichts, das ich ihnen geben konnte. Ob sie hier lebte? Im fünfzehnten Bezirk? Oder hatte sie nur jemanden besucht?

Ich bin selbst ganz nervös. Wie hat euch das erste Kapitel gefallen? Würde mich wie immer über eure ehrliche Meinung freuen. An dieser Stelle möchte ich mich übrigens bei meiner lieben Beta-Leserin @saelamju bedanken.  Sie hat einen echt tollen Job gemacht und ihr solltet alle ihre Geschichten checken, nachdem ihr fleißig kommentiert habt :*

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