Das Problem mit der Folterkammer

Du hast dich also entschieden, dass eine deiner Figuren gerne foltert.
Sympathisch.
Als erstes kommt dir jetzt natürlich in den Sinn, dass dein Charakter, nennen wir ihn mal Anna, sich dafür einen hübschen Raum in ihrem Keller eingerichtet hat: eine Folterkammer.

Auf dem ersten Blick ist so eine Folterkammer ja auch ziemlich nützlich.
Sie ist vermutlich schalldicht und die Nachbarn hören das Geschrei nicht. Anna muss nicht zu gründlich wischen und sie kann die Leichen da einfach drin lassen. Sie kann all ihre netten Geräte darin aufbewahren und hat darin bestimmt auch Käfige für die Gefangenen.
Ist doch super!
An alles gedacht. Fertig. Total logisch, kein Problem.

Eben nicht.
Zuerst einmal braucht Anna, vor allem wenn sie in Deutschland wohnt, eine Baugenehmigung für ihren schalldichten Raum, für den sie einen Zweck angeben muss. An dieser Stelle ein kleiner Spoiler: der Staat erlaubt keine Folterkammern. Totale Spielverderber, ich weiß.
Aber gehen wir mal davon aus, dass Anna es irgendwie geschafft hat ihren Schalldichten Kellerraum zu bekommen, dann bahnt sich auch schon das nächste Problem an: die Foltergeräte.
An die dran zu kommen ist gar nicht so leicht. Natürlich kann man beispielsweise Peitschen, Messer, Handschellen und gewisse, mittelalterliche Waffen völlig legal erwerben, aber da hört das auch schon auf. Anna könnte weder eine Streckbank, noch eine eiserne Jungfrau einfach über Amazon bestellen. Selbstverständlich gibt es noch das Darknet und den Schwarzmarkt, aber die Nachbarn werden irgendwann bemerken, dass Anna ständig mysteriöse, riesige Lieferungen bekommt. Außerdem ist es total auffällig wenn sie ständig Leute mit in ihr Haus nimmt, die dieses dann nie wieder verlassen. Die Polizei wird durch die Akten, der Leute die in der Umgebung wohnen, gucken, wenn Leute verschwinden, und sehen, dass Anna einen schalldichten Raum hat. Sie werden zumindest mal die Nachbarn befragen.
Auch das mit dem Wischen und dem "Leichen nicht wegräumen müssen" sind nicht wirklich Argumente für eine Folterkammer im Keller. Irgendwann fängt die dann nämlich an bestialisch zu stinken. Dies wäre zwar selbstverständlich ebenfalls eine wunderbare Foltermethode für die Gefangenen, aber für Anna auch nicht gerade angenehm. Außerdem erhöht sich durch die Bakterien, die sich auf den Toten wunderbar vermehren können, auch für Anna selbst die Infektionsgefahr, und wie soll sie dem Arzt erklären, dass ihr eine Blutvergiftung von einer Leiche hat?
Vielleicht würde Anna ja auch irgendwann einmal Freunde einladen, und sei es nur um normal zu wirken. Irgendjemand würde garantiert irgendwann, auf der Suche nach einer Toilette, über die Folterkammer stolpern. Folterkammern im Keller sind einfach eine ziemlich ungeschickte Idee.

Heißt das jetzt, dass du grundsätzlich keine Folterkammer in deine Geschichte einbauen darfst?
Nein! Du musst es nur richtig machen. Die Folterkammer sollte nicht im Haus des Mörders sein. Wenn er schon unbedingt eine haben muss, dann sollte er sie wenigstens in eine alte, verlassene Fabrik, eine Hütte im Wald, eine alte Tankstelle oder in einen ähnlichen Ort stellen, der schon von alleine abgeschieden ist und für den er keine Baugenehmigung braucht. Solchen Orten kannst du dann auch ganz einfach ein unheimliches Flair verpassen.
Wichtig ist auch, vor allem wenn du aus der Sicht der Opfer schreibst, dass die Folterkammer sehr genau beschrieben ist. Als der Ort, an dem deine Hauptperson leidet und vor dem sie sich fürchten, sollte sie sich sehr genau in das Gedächtnis der Hauptperson eingebrannt haben. Beschreibe einfach sogar ganz banale Details, wie Unebenheiten in der Wand oder Spritzer auf dem Boden. Beschreibe wie sich der Boden oder die Foltergeräte anfühlen. Sind sie kalt oder warm? Wie riechen sie? Wahrscheinlich nicht nach Parfüm! Welche Farben haben die verschiedenen Bestandteile (Decke, Boden, Wände, Geräte)? Was steht im Raum? Was hängt an den Wänden? Wie viel Licht erhellt Raum? Gibt es Lampen oder Fenster? Ist das Licht eher warm oder kalt? Ist es staubig in der Kammer? Hier sind deiner Fantasie wenige Grenzen gesetzt und es gilt, je besser du beschreibst, desto besser kann sich der Leser in die Personen hineinversetzen, je besser man sich in deine Figuren hineinversetzen kann, desto eher hat man Mitleid und desto verstörender wirkt die Scene. Wenn du deine Leser nicht überfordern willst, musst du nicht alles auf einmal beschreiben, aber irgendwann sollte man sich ein sehr gutes Bild des Ortes machen können.

Folterinstrumente, über die du schreiben könntest, werde ich in den nächsten Kapiteln aufgreifen.

Soll ich ein Kapitel über mögliche Schauplätze schreiben? Ich hätte da ein paar Ideen...

Wenn ich etwas vergessen habe schreibt es mir bitte in die Kommentare.😁

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich konnte helfen.

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