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The perfect fall is in love
~Sofi De La Torre
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"Verdammt! Wie soll ich das in einem Monat schaffen?", beendete ich fluchend meine Erzählung der Geschehnisse, während gerade unsere Französisch Lehrerin den Kursraum betrat.
Ihre roten Haare waren wie immer zu einem hohen Zopf gebunden und ihre Brille saß leicht schief auf der Nase. Ihre Tasche war offen und einige Papiere darin würden bald heraus fallen, wenn sie nicht aufpasste. Sie stellte die Tasche auf das Pult und richtete schnell ihre Brille. Wahrscheinlich hatte sie mal wieder ganz gemütlich im Lehrerzimmer ihren Kaffee getrunken und mit den anderen Lehrern über uns Schüler gelästert, bis ihr dann aufgefallen war, dass sie jetzt Unterricht hatte. Tadelnd sah sie mich an. Sie hasste es, wenn jemand fluchte.
"Rivy, das schaffst du schon! Und glaub mir: ich werde dich voll und ganz unterstützen!", versprach Angel mir treuherzig. Genau aus diesem Grund war sie meine beste Freundin: auch wenn es schlecht aussah und alle gegen mich standen, blieb sie bei mir.
"Das ist nett von dir, aber das hilft mir auch nicht weiter!", maulte ich und machte ein verzweifeltes Gesicht.
"Naja, wenigstens kennt er dich jetzt.", versuchte meine beste Freundin das beste aus der Sache heraus zu holen.
"Ja, aber wie soll es danach weiter gehen? Ich kann nicht lügen und ich kann auch nicht so tun, als würde ich jemanden lieben. Und wie soll ich ihn bitte dann auch noch abservieren? Ich muss einfach damit leben, dass alle es erfahren werden.", vergrub ich das Gesicht in den Händen. In meinem Hinterkopf hörte ich schon die gemeinen Sprüche der anderen. Um meine Unscheinbarkeit, die ich ziemlich mochte und die auch ziemlich praktisch war, würde es dann geschehen sein.
"Jetzt verzweilfle doch nicht direkt! Alles zu dramatisieren macht es nicht besser! Verdammt du musst deine Arschbacken zusammen kneifen und deinen weiblichen Charme spielen lassen!", regte Angel sich auf, was mich wieder zum lachen brachte.
"Ja, aber dafür müsste ich ihn erst mal allein erwischen und dann muss ich mit ihm reden und dabei muss ich auch noch verführerisch sein und... verdammt das schaffe ich nie!", meinte ich melodramatisch und warf ich die Hände über den Kopf.
"Beruhig dich erstmal! Komm heute nach deinem Termin zu mir und dann besprechen wir alles. Es muss eine Möglichkeit geben, dass du dieses Spiel nicht spielen musst und trotzdem niemand etwas erfährt.", Angel fuhr sich durch die Haare und sah mich ernst an, doch in ihren Augen funkelte etwas, dass für mich ein bisschen wie Abenteuerlust aussah.
"Miss Morgan, Miss Garcia, auch für Sie 'at der Unterricht jetscht angefangen.", riss uns eine scharfe Stimme mit französischem Akzent aus dem Gespräch und wir drehten uns in Lichtgeschwindigkeit nach vorne.
Mrs. Dupond stand genau vor unserem Tisch, was wir durch unser energisches Gespräch überhaupt nicht bemerkt hatten. Sie sah uns über ihre dicke Brille streng an und schüttelte den Kopf, als Angel und ich sie unschuldig ansahen. Dann drehte sie sich um und fing an, uns einen Dialog vorzutragen, den ich nur halb verstand, da Französisch nun nicht wirklich mein stärkstes Fach war.
"Wir reden in der Pause weiter, Ok?", flüsterte ich Angel schnell zu, die sich schon voll und ganz auf den Unterricht konzentrierte. Sie nickte nur, während ihre Hand in die Höhe schoss. Normalerweise saßen wir beide in der selben Position auf unseren Stühlen: aufrecht und leicht nach vorne geneigt. Doch heute war mir kein bisschen danach, dem Geschwafel Mrs. Duponds zu folgen. Zurückgelehnt saß ich da und starrte an die Wand und dann zur Tür.
Wie gerne würde ich jetzt nach Hause rennen und mich in meinem Bett verkriechen, in der Hoffnung, dass sei alles nur ein dummer Traum. Auch wenn ich mir sicher war, dass ich niemals so viel Fantasie haben würde. Es war schließlich komplett unmöglich, dass ich mit Nathan Edwards eine 'Beziehung' eingehen musste! Die Chance stand bei 1:10000. Und trotzdem saß ich jetzt hier und fragte mich, was wohl als nächstes passieren würde.
Ich musste ständig an die Forderung denken, die Olivia mir gestellt hatte. Immer und immer wieder ging ich unser Gespräch noch einmal durch, suchte nach einer kleinen Lücke in ihrem Plan, doch meine Bemühungen waren vergebens. Mir viel einfach keine Möglichkeit ein. Ich hatte zwar eine Tante, die ziemlich weit weg wohnte und sie würde sich bestimmt freuen, wenn ich zu ihr zog, aber meine Eltern würden das bestimmt niemals zulassen.
Und wenn ich es dann schaffte, mich endlich auf den Unterricht zu konzentrieren, schweiften meine Gedanken sofort zu Nat. Zu seinen unglaublich weich aussehenden, dunkelbraunen Haaren, die durch ihre Länge ein bisschen unordentlich waren, zu seinem heißen Lächeln, welches wahrscheinlich kein einziges Mädchen kalt ließ, zu seinen wunderschönen Augen, die mich so eindringlich angesehen hatten, zu seinem leicht kantigen Kinn und zu den niedlichen kleinen Grübchen, die sich bildeten, wenn er lächelte.
Verdammt jetzt reiß dich zusammen! So gut sieht er doch gar nicht aus! Ok eigentlich schon... sehr gut sogar. Mega gut. Gottesgleich. Naja, das war vielleicht übertrieben.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Angel mir ein paar Arbeitsblätter gab, welche wir anscheinend ausfüllen sollten. Mein Blick wanderte zur Uhr und ich erschrak. Ich hatte eine ganze Viertelstunde lang von Nathan verdammt nochmal Edwards geträumt! Ups...
Ich musste dringend aufpassen, dass ich nicht denselben Fehler machte wie alle anderen Mädchen vor mir und ihm verfiel, das könnte alles nähmlich noch komplizierter machen, als es eh schon war.
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"Ich kann nicht glaube, dass diese alte Hexe uns die ganzen restlichen Blätter aufgegeben hat! Wir haben schließlich auch noch andere Fächer! Und von Freizeit hat sie anscheinend auch noch nie etwas gehört!", regte sich Angel auf, als wir uns auf den Weg zum Schulhof machten und von den Schülermassen, die sich einen Weg an die frische Luft bahnten, hin und her geschubst wurden.
"Naja, wenn ich ständig mit Spuckbällchen aus der hintersten Reihe getroffen werden würde, würde ich auch irgendwann ausrasten.", gestand ich und lachte leicht, wobei Angel sofort mit einstimmte.
"Stell dir mal vor, sie hätte eins in die Ohren bekommen, oder in den Mund!", kiecherte sie und bei der Vorstellung schüttelte ich mich leicht und stieß ein angewiedertes 'Uahhh' aus.
"Also dann wäre sie bestimmt noch mehr ausgerastet. Hast du gesehen, wie sie Gordon angesehen hat, nachdem sein Spuckbällchen beinah ihr Gesicht getroffen hätte? Ich dachte, sie würde ihn eigenhändig erwürgen!", lachte ich dann und wir stießen die große Tür auf, die auf den Schulhof führte. Sofort schlug uns das Geschnatter der Schüler entgegen, welches sich zu einen einzigen Hintergrundgeräusch zusammenfügte, wie das Summen in einen Bienenstock.
"Natürlich! Und als Julie dann auch noch so gelacht hat, weil sie eines der Bällchen auf die Bluse bekommen hat... ich bin wirklich davon ausgegangen, dass das die Letzte Sache in ihrem Leben sein würde!", meinte Angel, als wir die Treppe herunter gingen.
Ich hatte die Stufen in den letzten Jahren immer wieder gezählt und da es diese Treppe schon ewig gab, waren es seit meinem ersten Tag genau 16 Stück. Und es war schon oft passiert, dass ich auf der fünften Stufe von unten ausgerutscht war, da sie besonders abgetreten war.
Ich blickte umher und mein Blick blieb kurz an Olivia hängen, die mit ihrer Truppe weiter hinten stand. Dann schweifte ich weiter zu den Bänken, über die Bäume, die Mauer und... Herz schlag weiter!... Nat, der mit seinen Freunden am Ende der Treppe stand.
Ich ärgerte mich leicht über mich selbst, dass ich sofort so auf Nat reagierte. Ich hatte schließlich erst ein Mal mit ihm geredet und außerdem hatte ich es doch auch schon vorher geschafft, ihn zu ignorieren. Sein gutes Aussehen würde ihm schließlich auch nichts bringen, wenn sein Charakter der eines Arschlochs war. Nur leider schien das nicht der Fall zu sein, wie sich heute herausgestellt hatte. Verdammt...
Auch Angel entdeckte die kleine Gruppe und ihr Blick blieb kurz an Luke Eastwood hängen. Er war einer der besten Freunde von Nat und auch Angels älterer Bruder Adam hatte zu ihnen gehört, bevor er vor etwas mehr als sechs Monaten ein Austauschjahr nach Amerika angetreten war. Angel hatte vor einem halben Jahr noch unglaublich für Luke geschwärmt, doch kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag vor vier Monaten hatte sie auf einmal so getan, als würde sie ihn nicht kennen und wann immer ich sie auf ihn ansprach wechselte sie das Thema. Ich wusste, dass da irgendetwas nicht stimmte, doch ich musste warten, bis Angel mir selbst erzählte, was vorgefallen war. Vielleicht hatte sie auch damals einfach realisiert, dass er für sie nie mehr als ein Schwarm sein würde.
Bis jetzt hatte Nat mich noch nicht bemerkt, da er mit dem Rücken zu mir stand, doch das könnte sich jeden Moment ändern.
Angel stieß mir ihren Ellenbogen schmerzhaft in die Seite, wofür sie einen bösen Blick von mir entgegen geschmettert bekam.
Sprich ihn an! schrie ihr Blick daraufhin förmlich, doch ich schüttelte wild den Kopf. Nichts auf der Welt würde mich jemals dazu bringen, zu Nathan und seinen Freunden zu gehen! Nicht, wenn es sich nicht vermeiden ließ!
Ich starrte also einfach nur auf seinen Hinterkopf und hoffte, dass er mich nicht bemerken würde. Auch, wenn ich stark bezweifelte, dass er noch einmal mit mir reden würde. Nathan Edwards gab sich bei Mädchen schließlich nie wirklich Mühe! Er musste nur mit dem Finger schnipsen und schon hatte er ein Mädchen neben sich, an dem er sich austoben konnte.
Ich hatte gerade Stufe Nummer sieben von unten erreicht, als sich Nat plötzlich umdrehte und seine braunen Teddybär-Schoko-Augen in meine bohrte.
Mein Atem stockte und ich vergaß kurz, wo ich mich befand, da ich in meinen Gedanken gerade überall an Orten war, an denen ein wunderschönes Schokoladenbraun im Vordergrund des Farbspektrums stand.
Ich riss mich los, sah überall hin, nur nicht zu Nat und versuchte dabei noch irgendwie, die Treppe hinunter zu gehen, ohne zu fallen.
Aber wie es das Schicksal (das übrigens ein dämliches Arschloch ist)
nunmal wollte, da es mich anscheinend mehr hasste als alles anderen Menschen auf der Welt, passierte das, was ich am meisten versucht hatte, zu vermeiden.
Ich rutschte auf der fünften Stufe von unten aus, verlor das Gleichgewicht, stieß einen kurzen, erschrockenen Schrei aus und flog - Boden ich kommen, das wird der peinlichste Moment meines Lebens! - und flog - Augen zu und Schmerz abwarten. - und flog - Das wird wehtun. - bis ich blötzlich gegen etwas hartes prallte und ein paar Hände meine Taille umschlossen. Was?!
Ich traute mich nicht, die Augen auf zu machen und kniff diese noch fester zu, während mein Körper sich komplett versteifte.
Das erste, was ich dann merkte, war, dass meine Wange an etwas hart-weiches gepresst war. Erwas, das atmete. Das zweite war, dass es einfach komplett still war. Nichtmal die Vögel waren zu hören. Nur das etwas beschleunigte Wummern eines Herzens, direkt neben meinem linken Ohr. Und das dritte, was ich wahr nahm, war ein umwerfender Geruch nach Zimt, Vanille und etwas herberem, das ich jedoch nicht zuordnen konnte.
Wenn das der Himmel war, wollte ich nie wieder weg! Dieser Geruch hüllte mich komplett ein, machte mich wuschig im Kopf und schaltete mein Gehirn komplett aus.
Ich drückte mich an das hart-weiche, atmende Ding und verzog das Gesicht, als es auf einmal zu vibrieren begann.
Und dann dämmerte es mir. Ich riss die Augen auf, zuckte zurück und sah direkt in das grinsende Gesicht von Nat. Dieses Mal schien er ganz offensichtlich amüsiert, denn das Lächeln ließ nun auch seine Augen leicht strahlen. Ohne, dass ich es wollte, hörte ich auf zu atmen, bis mir einfiel, das wir gerade wahrscheinlich von allen angestarrt wurden. Ich wurde rot und versuchte schnell, wieder zu wissen, wie man atmet und wie man dabei nicht hyperventiliert.
"Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich dich rette.", raune Nathan dann auf einmal in mein Ohr, so verführerisch und sexy, dass sich die Härchen auf meinen Armen der Reihe nach aufstellten.
Ich starrte ihn perplex an und das wunderschöne Braun seiner Augen traf auf das Meerblau meiner. Ich zwang mich, schön brav weiter zu atmen und befreite mich schnell aus seinen Armen. Dort, wo seine Hände meine Taille berührt hatten, spührte ich ein angenehmes Kribbeln.
Jetzt wusste ich, warum alle Mädchen von ihm schwärmten und alles taten, damit sie seine Aufmerksamkeit bekamen: dieser Junge... nein, dieser Mann hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Als wäre er eine Stromquelle elektrisierte er alles in seinem Umkreis und ließ die Luft knistern.
"Ich", krächzte ich und musste mich kurz räuspern, da meine Stimme sofort abbrach, "Ich ziehe Unfälle und Katastrophen wohl irgendwie an."
Nat nickte lächelnd und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Mein Magen fing an, Purzelbäume zu schlagen, als seine Hand dabei meine glühende Wange streifte. Ich musste mittlerweile aussehen wie eine Tomate, so peinlich war mir das ganze.
"Also dann, ähm, danke ... fürs auffangen?", stotterte ich und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie mich die Berührung seiner Hände aus der Bahn brachte.
"Immer wieder gerne.", schmunzelte Nat und zwinkerte mir zu, was mein Gesicht noch heißer werden ließ. Jetzt konnte ich wirklich als Tomate durchgehen.
Ich machte einen unsicheren Schritt zurück und sah zu Angel, die immer noch auf der Treppe stand und alles mit offenem Mund beobachtete. Auch Nats Freunde sahen mich alle an. Wahrscheinlich waren sie immer noch ein wenig geschockt, dass auf einmal jemand in ihren Kreis gefallen war.
Als Angel meinen Blick sah und merkte, dass ich vollkommen überfordert mit der Situation war und wahrscheinlich einen Herzinfakt bekam, wenn Nat mich noch einmal berührte, löste sie sich aus ihrer Starre, kam die Treppe herunter zu mir und nahm meinen Arm.
"So, genug von dem Rumgestotter, River und ich müssen jetzt gehen. Nathan, es war schön, dass meine Freundin dich nicht umgeschmissen hat. Tschüss.", sagte sie schnell und zog mich mit sich, wofür ich ihr mehr als nur dankbar war. Von alleine hätte ich es bestimmt nicht geschafft, meine Wackelpuddingbeine zu bewegen.
Ich warf einen Blick über die Schulter und winkte Nat unbeholfen zum Abschied. Er sah uns mit zusammengezogenen Augenbrauen hinterher und schien über etwas nachzudenken. Wahrscheinlich fragte er sich, wie ein Mensch so ungeschickt sein konnte.
Angel zog mich zu unserer Bank unter dem Baum und ich setzte mich hin. Sie schmiss sich neben mich und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich weiß was du fragen willst Angel. Und meine Antwort ist nein. Ich habe mich nicht absichtlich die Treppe hinunter geschmissen.", sagte ich und sah ihr in die eisblauen Augen.
Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und grinste. "Ich wollte dich eigentlich fragen ob er wirklich so gut riecht, wie alle sagen.", lachte sie.
"Ja, verdammt! In meinem ganzen fast achtzehn-Jährigen Leben habe ich noch nie einen Menschen getroffen, der so gut riecht! Wenn so der Himmel riecht, kann ich es kaum erwarten, dort hin zu kommen.", schwärmte ich.
"Nein, lieber nicht.", meinte meine beste Freundin ernst, "Du bleibst schön bei mir, verstanden?"
"Verstanden."
Angel sah mich lächelnd an, dann blitzten ihre Augen auf. "So, und jetzt erzählst du mir ganz genau, wie es ist, vom Sexiest Man Alive im Arm gehalten zu werden."
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Ein weiteres Aufeinandertreffen von River und Nathan!
Ich habe noch viel vor mit den beiden und hoffe, ich bringe ein paar Aww-Momente zustande. 😉
Bin ich eigentlich die einzige, die Angels direkte Art liebt und feiert? Ich weiß, ich habe sie selbst so geschaffen, aber trotzdem. 😄😍
Stay happy
~Nora
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