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I'd rather aim to be unique, 'cause I'm the only one who can be me
~Ashlund Jade
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Ich erschrack, als ich Olivia Dawson vor mir stehen sah. Sie war sozusagen der Teufel in weiblicher Gestalt, falls das nicht sogar eine Untertreibung war. Außerdem war sie unglaublich hübsch, was mit ihrem bösen Charakter kombiniert nichts gutes ergab, da sie ihr Aussehen bei jeder Gelegenheit ausnutzte. Das wäre ja alles nur halb so schlimm, wäre sie total dämlich, doch leider war bei ihr das genaue Gegenteil der Fall. Ich hatte es also sozusagen mit einem manipulativen Superhirn zu tun, welches gleichzeitig einen Hauch von Sadismus im Blut hatte.
Was wollte die denn?
Und warum zur Hölle nannte sie mich Psycho?
Hinter ihr standen nicht wie sonst ihre zahlreichen Anhängerinnen, die ihr sonst immer wie kleine Entenküken hinterher watschelten.
Sie war allein.
"Meinst du mich?", fragte ich verwirrt. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mal, dass sie wusste, dass ich überhaupt existierte.
Ich war immer unbeachtet gewesen. Und ich wollte es auch nie anders. Solange ich Angel hatte, war alles gut.
"Nein, Freak, ich meine den Wasserspender da hinten.", meinte Olivia ironisch und rollte mit den Augen, die genau richtig mit Make-up betont wurden.
"Was willst du von mir?"
Meine Stimme sollte eigentlich stolz und mutig klingen, war aber eher eingeschüchtert und ängstlich.
Olivia deutete auf Angel.
"Das ist jetzt der Zeitpunkt, an dem du reingehst und wartest, während ich mit deiner Freundin rede.", meinte sie zu ihr.
Ich warf Olivia einen wütenden Blick zu, den sie gekonnt ignorierte. Niemand redete so mit meiner besten Freundin, selbst, wenn es jemand wie Olivia war. Ich hielt trotzdem meinen Mund und sah zu Angel, die einerseits Olivia mit ihrem besten Killerblick ansah, andererseits komplett verwirrt war. Mir war auch nicht ganz klar, was das hier sollte.
Sie sah mich, nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass es zu viele Zeugen gäbe, würde sie Olivia gleich hier erwürgen, zweifelnd an und hob eine Braue um mich stumm zu fragen, ob sie wirklich gehen sollte. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie solle bleiben, doch ich nickte stattdessen.
"Ist schon Ok, Angel.", sagte ich zu ihr und ein mulmiges Gefühl stieg in mir auf.
Ich würde gleich ganz allein mit Olivia reden! Das konnte definitiv nicht gut gehen.
Aber ich war einfach zu eingeschüchtert, als das ich hätte protestieren können. Ja, ich war ein Angsthase. Jedenfalls, wenn es um so etwas ging.
"Jetzt verschwinde endlich!", zischte Olivia Angel an, sodass diese ihr noch einen giftigen Blick zuwarf, dann jedoch die Treppe hochlief und ins Gebäude ging.
Olivia warf ihre blonden Haare zurück und wandte sich um. Dann lief sie elegant zum anderen Ende des Schulhofes. Insgeheim bewunderte ich sie dafür, wie selbstbewusst sie war und was für eine Energie sie ausstrahlte, egal, wie böse sie auch war, doch offen würde ich das nie zugeben.
Ich folgte ihr langsam, während mein Gehirn auf Hochtouren arbeitete, um heraus zu finden, was Olivia wollte.
Als wir an der verblichenen, mit Grafitti beschmierten Mauer angekommen waren, die einmal Rund um den Hof verlief, blieb Olivia stehen und drehte sich wieder zu mir um.
"Was willst du?", wiederholte ich meine Frage von eben.
"Wie geht es deinem Fuß? Muss schlimm sein, wegen einer alten Verletzung nie beim Sport mitmachen zu können. Aber wenigstens sieht man die Narben dann nicht.", meinte Olivia gehässig und mir entglitten die Gesichtszüge.
"Wo...woher weißt du da...davon?", stotterte ich. Ich hatte nie jemandem von meiner Vergangenheit erzählt! Nur Angel wusste natürlich alles. Aber sie würde nie irgendetwas verraten!
"Sagen wir, ich habe gute Freunde.", grinste das Mädchen, "Und ich kann es gar nicht erwarten, es allen zu erzählen."
Nein! Das durfte nicht passieren! Niemand durfte es wissen! Ich würde als Psycho abgestempelt werden!
"Bitte sag, was ich tun muss!", flehte ich und sah sie mit großen, schreckgeweiteten Augen an.
Sie überlegte einen Moment und lächelte dann ein kaltes, böses Lächeln, was für mich nichts gutes heißen konnte.
"Hör zu, du Freak, du kennst doch Nat oder?", fragte sie und meine Augen weiteten sich noch mehr.
Die Frage war eher: Wer kannte ihn nicht?
Nathan Edwards, der von allen nur Nat genannt wurde, war einer der beliebtesten Schüler und hatte (wenn man den Gerüchten glauben konnte) schon fast alle Mädchen der Schule durch.
Natürlich alle bis auf Mädchen wie mich. Freaks, Nerds, Streber, kurz gesagt, die langweiligen, die einfach uninteressant für ihn waren.
Ich nickte also langsam und sah sie fragend an.
"Gut! Denn du, Freak, wirst dafür sorgen, dass er sich verliebt. Und zwar in dich!", meinte sie und ihr Lächeln wurde breiter.
Geschockt sah ich sie an.
"W-wie meinst du da-das?", stammelte ich.
"Welches Datum haben wir heute?", fragte sie, ohne auf meine Frage einzugehen.
"Den zwanzigsten März, aber wieso-"
"Ich gebe dir einen Monat Zeit. Also bis zum zwanzigsten April.", schnitt sie mir das Wort ab, "Wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, wird dein kleines Geheimnis bald die ganze Schule wissen."
"Aber was bringt dir das?", fragte ich verwirrt und ängstlich zugleich. Ich hatte noch nie ein Wort mit Nat gesprochen und hatte auch nicht vorgehabt, es zu tun.
"Dieses arrogante Arschloch hat dringend mal einen Arschtritt verdient, findest du nicht? Und was würde da besser passen, als dass er sich verliebt und hinterher abserviert wird?" Sie zwinkerte mir zu und wandte sich dann zum gehen um.
"Du solltest dich lieber beeilen. Ich warte nicht gerne auf eine gute Show.", meinte sie und lief dann ins Schulgebäude.
Unfähig noch etwas zu sagen, starrte ich ihr hinterher.
Was sollte ich jetzt tun? Niemand durfte irgendetwas erfahren! Ich hatte mein Geheimnis so lange gehütet, da durfte es jetzt nicht einfach jeder herausbekommen!
Ich löste mich aus meiner Schockstarre und bewegte mich langsam auf die Schule zu.
Ich fluchte leise, als ich merkte, dass der Unterricht schon längst angefangen hatte.
Ich würde sowas von Ärger bekommen! Mr. Webber würde mich wahrscheinlich eine ganze Woche nachsitzen lassen!
Aber es gab jetzt wichtigere Dinge. Zum Bespiel die Frage, wie ich Nathan dazu brachte, mich zu lieben.
Oder noch schlimmer: Wie sollte ich es überhaupt schaffen, ihn auf mich aufmerksam zu machen? Er war in der Zwölften und ich in der Elften. Ich wüsste nicht, dass er jemals auf Mädchen aus unteren Klassen geachtet hatte, es sei denn, es war eine von denen, die sich ihm an den Hals warfen.
Ihm auf Instagram folgen würde bestimmt nicht viel bringen. Dann würde er mich nur als eine weitere Schlampe ansehen, die hoffte, dass er auf sie aufmerksam wurde.
Ich war einfach eine totale Niete in Sachen Beziehungen oder Liebe!
Nichtmal meinen ersten Kuss hatte ich und das, obwohl ich immer ein großer Fan von Wahl, Wahrheit oder Pflicht Extrem gewesen war.
Und einen Freund hatte ich auch noch nie gehabt! Nagut, bis auf die Sache mit diesem Jackson (Oder hieß er Jason?) im Kindergarten, aber das zählte nicht.
Ich war echt bemitleidenswert!
Zurück zur Frage: Wie machte ich Nat auf mich aufmerksam?
In meinem Kopf stellte ich eine Liste zusammen:
1. Irgendwie den Mut aufbringen, in der Pause zu ihm zu gehen.
2. Mit einem Schild auf dem GEH MIT MIR AUS steht vor seinem Haus auf ihn warten.
3. Beten und hoffen, dass Olivia umzieht.
Keine der drei Möglichkeiten schien besonders verlockend.
Bei der ersten gab es direkt 2 Probleme. Erstens, er hatte immer irgendwelche Flittchen am Arsch kleben. Und zweitens, er war immer bei seinen Freunden. Könnte also mehr als nur peinlich werden.
Bei der zweiten Möglichkeit, war die Gefahr zu groß, dass jemand die Polizei rief, damit sie ein verrücktes Mädchen aus dem Vorgarten der Edwards' abholten.
Und die dritte Möglichkeit war einfach nur Quatsch. Olivia würde niemals umziehen. Und wenn, dann erst, wenn sie zurück in die Hölle musste.
Ich war gerade in dem Flur angekommen, in dem mein Mathekurs stattfand, als ich gegen irgendetwas hart-weiches stieß, das bestimmt keine Wand oder Tür war.
Denn ich wusste genau wie es sich anfühlt gegen so etwas zu laufen.
Vor Schreck ließ ich meine Tasche fallen, deren Reißverschluss offen riss, da sie einfach viel zu voll war.
"Scheiße!", fluchte ich und bückte mich, um meine verlorenen Bücher wieder aufzusammeln, als plötzlich zwei Hände in mein Sichtfeld kamen, die mir halfen, meine Sachen einzusammeln.
Verwirrt sah ich auf.
Mein Atem stockte. Jetzt wusste ich gegen was, oder eher, gegen wen ich gelaufen war.
"Scheiße!", stieß ich nochmal aus.
Das war definitiv keine Wand!
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Kapitööööl 2!!!
Naaaa, irgendwelche Vermutungen, wer der Nicht-Wand-Mensch ist? 😏
Stay happy
~ Nora
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