Tulpen und Kekse

Von Tiz

Nun war es so, dass sich der Dämon Crowley und der Engel Aziraphale dazu entschieden, den jungen Warlock auf dem Weg zu seinen elften Geburtstag, ein wenig zur Seite zu stehen. Wählten sie doch jeweils eine Rolle, welche dieser Aufgabe für sie angemessen erschien. So entschied sich Crowley für eine Nanny, dessen Vorbild er in irgendeinem Buch mal zu Gesicht bekommen hatte. Er beschloss die böse Fassung seiner Vorlage zu werden.
Aziraphale dagegen zeugte von nicht ganz so kreativen Denken, schien aber in seiner neuen Rolle als Gärtner der Familie sehr wohl aufzublühen."
"...Und deshalb ist es wichtig auch die Pflanzen zu respektieren. Sie atmen für uns, damit auch uns die Luft nicht wegbleibt. Hihi schau, wie sie mit dem Wind tanzen, sie freuen sich dass du da bist, Warlock.", erklärte Aziraphale, der Gärtner dem Jungen und deutete auf das Blätterspiel über ihnen. Die große Eiche, welche sich stolz auf dem Grundstück erhob, schien von dem Lob ganz außer sich zu sein, wie Aziraphale vermutete.
"Und trotzdem macht es immer wieder Spaß, wenn das gute Holz brennt. Warlock scheint ebenfalls der Meinung zu sein. So wie du gestern mit den Stöcken gekokelt hast. Etwas mehr Flamme und das Haus hätte abbrennen können." Ein Zittern ging durch die Eiche und wäre sie nicht an Ort und Stelle fest verwurzelt, wäre sie wohl vor der schwarz gekleideten Nanny gewichen.
Die Rothaarige genoss den Respekt und die Furcht der umliegenden Pflanzenwelt, während der junge Warlock nur gelangweilt mit den Augen rollte. Von all dem nichts mitbekommend. Schließlich konnte er nicht wissen worum es sich bei seinen beiden Gegenübern handelte.
Der blonde Gärtner trat neben Crowley und hielt ihr eine rote Tulpe entgegen, wie sie unter seiner guten Pflege zur Unzählbarkeit wuchsen.
"Vielleicht würde das Kokeln nachlassen, wenn dem Jungen mehr gute Werte vermittelt werden. Selbst etwas kleines Sanftes kann große Bösewichte zumal zähmen.", sprach der Engel in einer Weise, welche Crowley rasend machte.
Ohne die Tulpe anzunehmen, machte die Nanny auf dem Absatz kehrt und ergriff das Handgelenk des jungen Antichristen.
"Nur mit Härte kommt der junge Warlock wirklich durch das Leben. Und, wenn er groß und stark werden will, muss er essen. Wir backen jetzt Kekse, keine Widerrede" Der brünette Junge lächelte begeistert, zählte bereits auf, was er alles für kariesverursachende Leckereien in die Kekse hinein backen gewillt war.
Leise seufzend ließ Aziraphale die Tulpe sinken, dass Crowley aber auch immer so ein unverbesserlicher Sturkopf sein musste. Nun fühlte der Engel nichts mehr als Mitleid, mit der armen Tulpe, welche er gepflückt hatte. Er setzte sie ins kühle Nass einer Vase, um ihr noch ein paar blühende Stunden zu schenken.

Es wurde später Nachmittag, als Crowley dem jungen Warlock endlich erlaubte, die nun kalt gewordenen Kekse zusammen zupacken. Waren doch sehr individuell interessante Kekse entstanden, gab es dazwischen doch auch noch den ein oder anderen ohne Marshmallow- oder Gummibärchenfüllung.
Mit Decke, einer Kanne Kakao und den Keksen bewaffnet, gingen sie hinaus, da es eine Verschwendung des sonnenreichen Tages gewesen wäre, nicht draußen picknicken zu wollen. Während also sich der Junge auf die viel zu zuckerreichen Köstlichkeiten stürzte, versank die Nanny etwas in ihren Gedanken.
Wie konnte der Engel es auch wagen so etwas unschuldiges wie eine Tulpe ihn anbieten zu wollen. In seiner Art, machte er es Crowley sowie so schon schwer genug, nicht Himmel und Hölle zu verfluchen und zu danken, ihm einen Freund wie Aziraphale geschenkt zu haben. Beeinträchtigten nicht nur die Zukunftsängste sein Denkvermögen, ließ Aktionen wie diese seine erdachten Pläne über den Haufen werfen.
"Nanny..?", riss sie der junge Warlock aus ihren Gedanken. "Kann es sein das du unseren Gärtner nicht magst?" Etwas überrascht von der Frage, wandte sie sich dem Jungen ganz zu. Bei der Frage dieses Kindes wurde ihm erst bewusst, wie sein Umgang mit Aziraphale vor dem Jungen gewirkt haben musste. Immer widersprachen sie sich, zogen in verschiedene Richtungen und die Art wie er das Entgegenkommen des Gärtner's ablehnte, ließ für den Jungen doch gar keinen anderen Schluss zu! ...Wie hätte er dem Jungen erklären sollen, das dieser Engel in Wirklichkeit sein bester und einziger Freund war?
"...Es ist keineswegs so, das ich ihn nicht mag, das liegt wohl daran, dass ich etwas forsch wirke. Schließlich ist er ein Gärtner und daher nicht unbedingt derjenige, bei dem du dich mit deinen Sorgen und Ängsten wenden müsstest. Aber da du ihn zu mögen scheinst, wird es wohl in Ordnung gehen." Der Junge begann wissend zu lächeln und malte sich in seinen Kindergedanken aus das seine Nanny bestimmt in den Gärtner verliebt ist und diesem es nur nicht wissen lassen will.
"Die Restlichen Kekse kannst du meinetwegen dem Gärtner schenken. Mit seinem Gehalt wird er sich wohl kaum so etwas Delikates leisten können.", wurde die Nanny, wie bereits von ihr prophezeit, forscher.
Während der junge Warlock die Kekse zusammen raffte und damit zu dem blonden Engel hinüberflitzte, beobachtete ihn Crowley's gelbe Augen interessiert. Sie sahen noch, wie sich Aziraphale vor Stolz überschwänglich bei dem jungen Warlock bedankte und sah in dem Moment weg, als Aziraphale's Blicke zu der rothaarigen Nanny rübersahen.
Während also die Nanny begann das Picknick aufzuräumen, drängte sie ihre Gedanken dazu, sich daran zu erinnern, dass Zucker schlecht für die Zähne sei und sie dem Gärtner Karies wünschte.
Und ihm nicht mit den süßen Keksen eine Freude machen wollte.

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