Teil 1. Das einzig wahre, süße Problem

Von Tiz

Es war einer dieser Tage, welcher sich nicht entschieden hatte, ob er gut oder schlecht sein wollte.
Selbst das Wetter wirkte unentschlossen.
Als hätten Sonne und Wolken das Kriegsbeil ausgegraben und kämpften um die Vorherrschaft am Himmelszelt.
Kühl pfiff der Wind um die Häuserecken und hielt London's Bewohner der Straße fern. Nicht so die Gesandten verschiedener Seiten. Ließen sie sich doch nicht von ein wenig Feuchtigkeit und bewegter Luft beeindrucken. Schließlich hatten sie ein klares Ziel vor Augen, welches mit einem Geöffnet-Schild dazu verleitete, einzutreten.
Das Ritz, Lieblingsrestaurant zweier sehr treuen Stammkunden, war eine noble Gastronomie, dafür bekannt besonders mit Süßen Speisen zu verzücken.
Für einen gewissen Blonden sollte dies heute aber nicht zutreffen, denn bereits, als sie ihre gefüllten Gläser zum anstoßen erhoben hatten, wurde ihnen die unzumutbare und äußerst schlechte Neuigkeit übermittelt. 
Aufgrund eines kranken Sous-Chefs und eines Lieferengpasses, konnten bestimme (des Engels liebste) Speisen für heute nicht mehr zubereitet werden, weshalb sie von der Karte gestrichen werden mussten
Der Größere der beiden, welcher den Namen Crowley stolz trug, vermochte unter dem Blick seiner dunklen Brille bloß zu ahnen, wie sehr sein langjähriger Freund unter dieser bedeutsam schlechten Nachricht litt.
„Danke, das macht natürlich keine Umstände...", erwiderte der Engel dezent betroffen, auf die Entschuldigungen des Kellners und schickte ihn mit der Begründung von dannen, die Karte ein erneutes Mal zu inspizieren. Und genau dies schien er zu tun, für Außenstehende Blicke.
Für Crowley's geschlitzte Augen, welche geübt waren, jenes Buch zu entziffern, welches sich Aziraphale nannte. Er erkannte sofort, wie sich der Engel nur hinter der Menükarte verbergen schien, um seine negativen Gefühle zu verbergen.
Eine Stille legte sich über beide, als wäre ja selbst der Friedhof ins Ritz gezogen und hätte bloß stumme Tränen für die ungebackenen Köstlichkeiten übrig.
Crowley lehnte sich weit aus seinen Stuhl hervor, die Arme auf dem Tisch abgestützt und wartend. Es hatte keinen Sinn seinen Engel zu drängen, er musste den Schutzwall namens Menükarte von allein senken, wenn der Rothaarige an ihn herankommen wollte. Das Buch musste von allein seine Pforten öffnen, um seinen Inhalt wirklich preisgeben zu können.
Minuten vergingen, neue Gäste kamen, alte gingen und dann, ganz langsam, senkte sich die Menükarte und ein schüchternes, rundliches Gesicht sah hinüber zu Crowley

„Willst du darüber reden, Engel?", fragte Angesprochene sanft. Keine Spur von Eile spiegelte sich in seiner Stimme wieder.
Selbst, wenn der Engel nur den Kopf geschüttelt hätte, wäre es für den Größeren in Ordnung gewesen.
Aber zur Überraschung des aus der Hölle Entsandten, begann Aziraphale das Wort zu ergreifen.
„Ja, will ich... Schließlich habe ich das Problem schon seit Längerem und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass du es ruhig wissen solltest." Einmal holte der Engel tief Luft – auch wenn er es im Grunde genommen überhaupt nicht benötigte – und begann seine Erläuterung darzulegen.
„Unsere Dinner, sie sind bereits zu einem Ritual unsererseits geworden, zu meinen Vergnügen und Freuden, wie ich leider Gottes gestehen muss.". Er sprach solches Recht, in Gottes Namen.
,,Dass sich durch diese Routine bei mir der Gedankenstrudel, die Gewissensbisse bezüglich so manchem zwielichtigen Packt, mit dir in der Vergangenheit, gut verdrängen ließ, wurde es zu meiner Achillesferse. Kaum zu glauben, wie praktisch es ist, mit den Händen etwas zu tun zu haben und seine Gedanken auf die Geschmackssymphonie zu richten. Es lässt alle anderen widersinnigen Gedanken in den Genuss von Himbeer und Schokolade verschwinden und hinterlässt eine süße Leere in meinen Kopf, sodass sich das denken wieder lohnt.", fügte er ausführlich hinzu.
Verlegen kratzte sich der Engel den Nacken, während er seine seltsame Art der Stressbewältigung erklärte, doch es amüsierte Crowley und er fand es passte zu seinem Engel.
„Außerdem erleichtert es mich, hier bei dir zu sitzen. Einen Grund, einen Vorwand zu haben und zeitgleich die Lösung dadurch nicht in eine Gedankenschleife zu fallen, aus welcher es so schnell kein Entrinnen gibt."
Des Engel's Wortwahl verwirrte Crowley nun doch, verstand er nicht was ihm Aziraphale exakt damit sagen wollte.
„ Eine Gedankenschleife?", kam es stumpf und unsensibel von ihm und er bemerkte sofort, wie sich das rosige Rot in Aziraphale's Wangen schlich.
,,Wenn sich die Gedanken um das Selbe drehen...", nuschelte er und fuhr eilig fort, um von jenem Thema fort zu kommen.
„Wie gesagt, meine Gedanken routieren gerade nur etwas, deshalb kommt auch soviel Unsinn aus meinen Mund." Aziraphale konnte Crowley nicht mehr in die Augen schauen, wie peinlich ihm das gerade Geäußerte war.
Der Engel hörte, wie ein Stuhl zurück geschoben wurde und sich ein dämonischer Schatten über ihn warf. Erschrocken zuckte er unter der elektrisierenden Berührung zusammen, als Crowley seine Hand nahm und ihn Richtung Ausgang zog. „W-was hast du vor, Crowley!", verlangte Aziraphale zu erfahren. Der Rothaarige wandte sich ihm nicht einmal zu, als er antwortete.
,,Zum Bentley, in meinem Apartment müsste ich noch alle Zutaten für Crepés haben."
Aziraphale betrachtete überrascht und fasziniert den Rücken des Dämon's, welcher im Moment keine wunderschönen, schwarzen Schwingen zierte. Dennoch strahlten diese schmalen Schultern ein Selbstbewusstsein und Aufrichtigkeit aus, welche der gerade lächelnde Engel an ihm sehr schätzte. Und im Momenten wie diese, liebte...

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