Krummeln im Magen und Hummeln im Hintern

Von Tiz

"...Und Beelzebub hat sich wieder bei mir gemeldet. Zwar hielt er es nicht für nötig mir sein Anliegen persönlich zu überbringen. Aber das Gesicht des neuen Laufburschen werde ich nicht vergessen. Keine fünf Fuß hat er sich mir genähert. Nur um meiner Heiligkeit entkommen zu wollen. Vorzüglich!", sprach Crowley in amüsierter Stimmung. Er genoss den Respekt welchen seinerseits gezollt wurde und auch die Beinfreiheit welche er sich durch den kleinen Trick zusammen mit seinem Engel erschlichen hatte. Sehr nette Vorteile, welche heraussprangen, musste Crowley zugeben.
"Das freut mich zu hören, alter Freund. ...Ehm, w-wenn es dich nicht stören sollte. A-also ich w-will keine Unannehmlichkeiten hervorrufen... dann naja...", stammelte der Engel am anderen Ende des Hörers vor sich hin und ließ den sowieso schon sehr eigenwilligen Dämon stutzig die Stirn runzeln. Der Klang und auch die Ausdrucksweise, des himmlichen Gesandten, bereitete Crowley zunehmend ein Gefühl einer Anomalie des alltäglichen Geschehens.
Verärgert über die Veränderung fauchte er leise: "Spuck es auch, Engel!"
"M-mir geht es nur nicht so gut... Ich glaube, ich werde wohl etwas schlechtes Gegessen haben. War wohl keine gute Idee den Kuchen so lange aufzuheben.", nuschelte der Engel beschämt als hätte man ihn dabei erwischt wie er mit dem Feind verkehrt. Das dieser Umstand tatsächlich der Wirklichkeit entsprach, zeugte nur von der bereits erwähnten 'Beinfreiheit'.
"I-ich belästige dich damit nicht länger. Lass uns ein andern mal weiter reden.", kappte der Engel eilig die Unterhaltung und legte wenige Worte später auch schon auf.
Etwas betroffen von der, für seinen Engel vergleichsweise schroffen, Abfuhr, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Der rote Samt unter ihm gab leicht nach und zeugte von edler Herkunft. Doch all der Luxus erhielt keine Aufmerksamkeit von dem Dämon. Vielmehr hingen seine Gedanken an einer bestimmten Person, welcher auf den Namen Aziraphale hörte.
Zwar war seine zugegeben amüsante und tollpatschige Art mit welcher er seine Rolle in den einzelnen Epochen gern etwas in Schwierigkeiten brachte, nichts neues für den Rothaarigen, doch das der Engel 'krank' werden konnte, war selbst für ihn etwas äußerst sonderbares. Noch nie hatte sich Aziraphale in all den Sechstausend Jahren je den Magen verdorben.
Mit seinen knochigen Fingerspitzen schlug er ungeduldig auf dem Holz seines fast leeren Tisches. Nur ein altes Schnurtelefon mit Kassettenband befand sich darauf. Die Art, wie er seinen unruhigen Gedanken mittels seiner Körpersprache ausdruck verlieh, ließ seinen inneren Konflikt verdeutlichen. Einerseits empfand er es des Engels eigene Schuld das ihm momentan einfach Übel war, andererseits juckte es ihm in den Fingern herauszufinden, ob nicht doch etwas äußerst böses sich im Busch verbarg!
Etwas das ihn noch mehr in Rasche brachte, als unerfreuliche Veränderungen, war Ungewissheit.
Mit Schwung erhob sich der stehts passend gekleidete Dämon und verließ mit energischen Schritten sein Apartment. Gleich würde er seine Bedenken beiseite räumen können, dafür musste er nur seinen Engel von Angesicht zu Angesicht erblicken!

Aziraphale war sehr blass um die Nase, als Crowley den Laden betrat, welcher zu seiner Verwunderung geöffnet war. Augenringe zierten das blau der Iris und hoben stark hervor, was Crowley zuvor nie für möglich gehalten hatte. Der Engel sah krank aus.
"Crowley... Mit d-deinem spontanen Besuch hatte ich nicht gerechnet...", stammelte der Ladenbesitzer, welcher auf einem Sessel hinter seiner Theke saß.
Heute schien ein sehr ruhiger Tag zu sein, kein Kunde befand sich im Laden, was Crowley dazu veranlasste das Schild auf "Geschlossen" zu ändern und die Jalousine herunter zu lassen.
Als er sich Aziraphale wieder zuwandte, erkannte er die Unsicherheit in seinen Zügen und auch wie Unwohl er sich fühlte. Aziraphale war ein offenes Buch für den Rothaarigen, ob das erklärte, warum er sich mit genau jenem so gern und intensiv befasste, vermochte er noch nicht zu sagen.
Er ging um die Theke herum und kniete sich vor den Sitzenden. Seine Brille hatte er bereits abgesetzt und hielt sie nun in seiner Linken, mit der Rechten fühlte er Aziraphale's Stirn. Seiner Blässe wisch binnen von Sekunden eine puderrote Verfärbung. Seine Stirn glühte, trotz dem Farbunterschied, munter vor sich hin.
"War es wirklich nur der Kuchen?", erklang Crowley's Stimme leise und bedächtig. Er fuhr mit einer Sanftheit über die Haut des Engel's, dass dieser unter seinen intensiven Berührungen erzitterte. "Ja...", flüsterte der Engel beschämt und seine Worte spiegelten pure Ehrlichkeit wieder. Erleichterung flutete das Herz des fürsorglichen Dämonen und etwas beruhigter erhob er sich. "Leg dich hinten auf die Couch.", befahl der Größere in einem strengen, dennoch liebevollen Ton. Seine Stimme glich dem Schelten eines geliebten Kindes und Aziraphale gefiel es.
Auf schwachen Beinen schleppte sich der Engel auf die Couch im Hinterzimmer, welche normalerweise für brisantere Kunden gedacht war, und entledigte sich seinem gut gepflegten und heißgeliebten Mantel damit ihn keine störenden Falten zu Leibe rückten da er den Genuss von hochgelegten Beinen und einer bequemen Liegeposition zu erfreuen wünschte.
Crowley versuchte in der Zwischenzeit in der zu erwartenden altmodischen Küche den Teekessel zu erhitzen. Da der Gasherd aber nicht mitspielten wollte, erhitzte er notgedrungen seine Handflächen, die Handflächen den eisernen Teekessel, und der Kessel das Wasser im inneren. Ein leises Pfeifen erklang und wurde zunehmends lauter, welches signalisierte, dass das Wasser nun heiß genug war. Nach kurzem stöbern fand er auch die Tassen welche alle , nicht unbedingt überraschend, einheitlich Flügel als Griffe besaßen. Bevor er den Tee zu Ende zubereitete, fand er schließlich den Übeltäter für die Beschwerden seines Freundes. Eine Sahnetorte dessen Johannesbeerfrüchte bereits von der Glasur rutschten und ein mehr als unansehnliches Bild hinterließen. Wie verfressen konnte ein Engel nur sein, diese Schandtat von Süßgebäck noch verzehren zu wollen. Leise seufzte Crowley, sein Engel konnte so verfressen sein... Kurzerhand verwandelte der Rothaarige die Überreste des Kuchens zu Asche ehe er sich wieder seiner Hauptaufgabe zuwandte.
Mit Kräutern verfeinert, brachte der Dämon schließlich das heiße Getränk dem zu Pflegenden ans provisorische Bett. Dankbar betrachtete Aziraphale seinen persönlichen 'Engel' aus fiebrigen Augen und nahm die Tasse in seine beiden, kalten Hände. Crowley breitete eine Decke über den Kleineren aus, als er bemerkte wie er zu zittern begann. Auch das erinnerte ihn an ein liebesbedürftiges Kind und ließ sein jahrtausende altes Herz etwas schneller schlagen.
Auch den restlichen Abend verbrachte er bei seinem einzigen Freund. Darauf bedacht ihn möglichst schnell wieder auf die Beine zu bekommen. Das Crowley noch lange da blieb, bekam Aziraphale kaum noch mit, zu sehr hatte die Anwesenheit des Dämonen seine fiebrigen Gedanken zur Ruhe gebracht und in einen erholsamen Schlaf gewogen.
Crowley spielte gedankenverloren mit einer Locke des Engelshaares. Sein Herz schlug so schnell und doch spürte er eine innere Ruhe und Zufriedenheit wie sie kein Dämon spüren sollte...
Das musste wohl Liebe sein.

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