3. Jahreszeiten {Sommer}
Von Tiz
Sommerliche Träume
Crowley sollte meinen, dass die wohl gezüchtigten und zur vollen Pracht herangewachsenen Pflanzen, zu jeder Erdenzeit ihr Bestes gaben, den kritischen Anforderungen des Dämon's gerecht werden wollten (oder sollten)
Doch musste dieser anerkennen, dass ein Sommer, wie jener welcher über England gekommen war, auch seinen Preis einforderte. So fiel es den, sowieso schon geplagten, Pflanzen schwer, ihre Blätter streckt zu halten und keine Trockenheit vorzutäuschen.
Dem Rothaarigen gefiel es ganz und gar nicht, wie erzwungen das mittelmäßige Sein der Pflanzen derzeit war.
Doch auch an ihm selbst ging die mitsommerliche Hitze nicht Spurlos vorbei.
Hatte diese Wärme unangenehmer Art dafür gesorgt, dass seine Gedanken, Böses zu verursachen, ebenfalls in ein ungeschicktes Stolpern geriet und er sich selbst bei der unteuflischen Vorstellung erwischte, nach außerhalb London's zu flüchten, nur um in einer ruhigen Schattengegend einen Scotch zu zechen.
„Hmm... Warum eigentlich nicht.", sinnierte Crowley vor sich hin. Züngelnd, denn so schlecht war die Idee wahrlich nicht.
Und, wie sich der Dämon selbst über sechstausend Jahre kannte, würde exquisite Gesellschaft seine Pläne vollmundig abrunden.
Das Telefon ignorierte er dieses eine Mal und schrieb aus Nostalgie einen kleinen Zettel, mit den simplen Worten: 13:00 Uhr, in deinem Buchladen.
Diesen klemmte er sich zwischen Zeige- und Mittelfinger nur, um ihn mit seinem Atem in winzig kleine Partikel zu zerlegen. So würden sie schneller an das gewünschte Ziel gelangen. Wie er Aziraphale kannte, würde sich dieser über die kleine Kommunikationsausnahme einen wahren Engel freuen. (nicht, dass Crowley den Engel für keinen Wahrhaftigen hielt)
Mit einem schweifenden Blick über die Jämmerlichkeit seiner Pflanzen, bestärkte ihn bloß sein Vorhaben, die Schwüle England's Metropole, zu entschwinden. Mit einem leisen, für die Pflanzenohren unauffälligem, Schnipsen, sorgte der Dämon für eine tropisch-feuchte Atmosphäre. Die Erleichterung war dem Pflanzengrün an der Blätterspitze anzusehen, weshalb Crowley ein wütendes: „Wenn ihr bei meiner Rückkehr auch nur ein Wanken zeigt, ...dann wird selbst Gott euch keinerlei Gnade mehr erweisen", zischte er und entschwand, durch seine Appartementtür hinaus in das, von Hitze geplagte, Volk London's.
Zwar verspürten Wesen, welche nicht aus dem Erdboden gemacht waren, auf welchen sie alle Wandeln, solch temporäre Wettereinflüsse weder als unangenehm, oder würden gar eine körperliche Reaktion darauf wiedergeben. Dennoch war es den Vertretern auf Erden wichtig, sich den gegeben Umständen anzupassen. So begnügte sich Crowley am heutigen Tag mit einem dunklen, verboten enganliegenden Hemd, sowie einer Mittellangen Hose. Die Sonnenbrille, welche dem Anlass entsprechend zum ersten Mal zum allgemeinen Erscheinungsbild passte, war etwas von der Nase gerutscht, sodass sich viele Passanten nicht sicher waren, ob der Mann, der an ihnen vorbei lief wirklich nur Kontaktlinsen trug. Sollte jeder Mensch seine Verrücktheiten ausleben dürfen, dachten sie sich zumeist.
Crowley machte sich selbst nichts aus der Hitze, welche die Menschen zu beeinträchtigen schien. Höllenfeuer war ein ganz anderes Kaliber und die einzige Ausnahme die bei allen Nicht-Erdlichen Wesen ein „Schwitzen" hervorrufen könnte. Wobei den Gefallenen auch Weihwasser die Schweißperlen auf die Stirn trieb, wobei dies als kühl und wohltuend galt.
Leider litt auch sein Bentley, welcher im Schatten eines Hohen Gebäudes Schutz empfing, unter der schweren und erhitzten Luft, weshalb sich Crowley entschied ihn zu schonen und sich zu Fuß auf den Weg zu einem gewissen Buchladen zu machen.
Leises Pfeifen zeugte von der Unbekümmertheit seiner Gedanken, schließlich gab es nichts, was sein dämonisches Herz ins wanken bringen sollte, erfüllte ihn, bei der Vorstellung bald seinem Engel gegenüber. Seit dem dieser nämlich, den symbolträchtigen Gold in Form eines Ringes, mit freudigen Zügen entgegen genommen hat, besaß der Züngelnde alle Rechte dieser und anderer Welten, diesen Engel als sein zu bezeichnen. Bei dieser Erinnerung stahl sich ein teuflisch-süßes Lächeln auf die Lippen des Dämonen Crowley.
Voller Vorfreude und Elan schwang die Doppeltür des Buchladen A. Z. Fell and Co. von Geisterhand – oder mithilfe eines Wunders – auf. Öffnete dem Dauerbesucher und Nicht-Buchfanatiker Tore zu einer Welt des Wissens und der Wortgewalt einer ganzen Spezies, oder zumindest die Lesenswertesten davon.
Doch zersprang sein Lächeln je, als er des gesuchten Engel's Erscheinung erblickte. Die Züge entglitten ihm und wütend zog er diesem am Mantelkragen hinter sich her in die Stilleren Gefilde des Buchladen's. Voller Verwunderung und ehrlicher Irritation in den Augen, wurde er von dem blonden Engel mit den widerlich-schönen, blauen Augen betrachtet.
„Crowley... Was verschafft mir die spontane Ehre? Warum schaust du mit solch zerknirschter Miene?", erklang die melodisch und friedliche Stimme angenehm in des Dämon's Ohr, weshalb er fast vergaß warum er eben noch so aufgebracht war.
Doch beim Anblick des Engel's, konnte er diesen kleinen aber sehrrr feinen Fakt sehr wohl wahrnehmen.
„Scheint es dir nicht auch aufgefallen zu sein, mit welch Temperaturen die Menschen unserer Tage zu kämpfen haben?", hinterfragte der Dämon mit dem Flammenhaar eine Spur zu naiv, sodass selbst der Engel den Sarkasmus dahinter heraushören konnte.
„Ungemein warm, dem stimme ich vollstens zu, deshalb erhält jeder meiner Besucher auch eine wunderbare, gekühlte Flasche Wasser und-"
Barsch unterbrach Crowley das süßholzgerasple Aziraphale's. Dann deutete er auf die Bekleidung, welche alles andere als Witterungsgerecht gelten könnte. War Azi noch immer in langem Mantel gehüllt, das Hemd bis oben hin zugeknöpft und die Fliege, welche seine himmlische Erscheinung perfekt abrundete. Aber eben nicht für solch ein Wetter, wie das diesige geeignet.
„Wechsle deine Kleidung und dann treffen wir uns in fünf Minuten wieder hier. Es geht nach Tadfield.", sprach Crowley, während er noch herumwirbelte und sich bereits wieder auf dem Weg zum Ausgang des Buchladen's machte.
Mit Überraschung und Interesse, rief der Engel seinem Herzbuben hinterher: „Was wollen wir in Tadfield?"
„Urlaub.", war die offensichtliche Antwort, auf eine schlichte Frage.
Die Fahrt verlief ruhig, nahezu entspannt. Mit der Hitze, ließen sie neben London, auch den Druck und die Verantwortung hinter sich. Auch Aziraphale hatte sich entsprechend ein lockeres Hemd und kurze Beige Hosen zu seiner Freizeitbekleidung hinzugewünscht, sodass Crowley ihn zufrieden zugenickt hatte. Mit den Feldern, sodass die Farben verschwammen, an denen sie vorbei zogen, als hätte eine Tarantel in den Beuler des Bentley gestoßen, rasten sie über den Schotter. Aziraphale war zu sehr in seiner Freude auf das bevorstehende Picknick gefangen, dass ihn der Fahrstil seines Begleiter's kaum störte. Er vertraute Crowley, Gott und wie er ihm Vertraute.
In der kleinen Stadt, hielten sie sogar am Cottage der Young's um dem Antichristen einen kleinen Besuch abzustatten, natürlich fiel den Kindern sofort auf, mit welch beseelter Zufriedenheit die zwei Himmelswesen den kleinen Ausflug genossen. Besonders dem Dämon Crowley gefiel es, den vier Sprösslingen auf seine Art etwas Schabernack zu treiben. Als sie mit ihrem Bentley weiter zogen, da fiel es Pepper auf. Es war nur der Hauch einer Sekunde, doch schwor sie später vor den Jungs, dass sie beim Zuschlagen der Tür, an Aziraphales Hand, um genau zu sein, an seinem linken Ringfinger, prangte ein Eben solcher, den sie zuvor noch nie an ihn ausmachen konnte.
Dem Engel und dem Dämonen war dies gleich, sie fuhren weiter ins Grüne hinein. An einem Ort, an welchen sie sich stille Zweisamkeit erhofften und auch fanden.
Crowley hielt Aziraphale, wie ein feiner Gentelmen, die Tür auf und bot ihm im selben Zug seinen Arm an. Mit einem engelsgleichen Kichern, nahm der Hell-beflügelte an und hielt in der anderen den Korb für das versprochene Picknick.
Als sie eine geeignete Stelle unter einer Linde fanden, breitete Crowley die dunkelblau karierte Decke weit aus. Dem Himmelswesen erinnerte das Flattern des Stoff's an das Flügelschlagen eines Raben. Warum, konnte er nicht sagen, aber ihm gefiel es, mit welchen Lächeln ihn Crowley danach belohnte, ihn beim Spitzeln erwischt zu haben.
Mit Wein und den süßesten Erdbeeren, hatten die Zwei übernatürlichen Wesen sich es in dem Abendlichen Rot der Sonne gemütlich gemacht. Aziraphale platzierte sich gegen die Rinde der Linde gelehnt, den Rotschopf auf seinen Schoß gebettet, fuhr er ihm immer wieder durch das wilde Haar, liebkoste seine Kopfhaut mit dem Kraulen seiner Fingerkuppen. Ein zufriedene Zischeln, entwich den schmalen Lippen, welche sich Dämon schimpfte. Den Blick auf seine Hände gesengt, in welchen er seine ganze, kleine Welt lag, da begriff er es erst. Mit einem befreitem und erleichternden Seufzen, verstand der Engel endlich, dass Crowley nun sein Verlobter war.
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