2. Der Poet
Von Cas
Oscar Wilde
Die Szene gesenkt in warmen Kerzenschein, so saßen ein Engel, wie ein Dämon zu Tisch. Zu ihren gesättigten Bäuchen, befanden sich, neben bereits geleerten, noch ungeöffnete Flaschen besonderer Weine aus allen Herren Zeit.
Über solch lange Zeit des Seins, da nehmen Gedanken und Memoiren an Schwere zu, und das Verbreiten erbitten.
So erzähle ich sie euch.
Der Wein, dunkelrot und rund im Geschmack, er war ein Geschenk. Eine ganze Kiste, bestückt mit wertigem Genever (Kornwein), gelangte in den gutbetuchten Besitz des Engels Aziraphale, im späten 19. Jahrhundert.
Ein gesonderter Freund überließ dem Engel den edlen Tropfen, mit Freuden. Der Engel hielt er zu erst nicht für nötig, denn er konnte dies doch nicht einfach annehmen. Er sollte geben und nicht nehmen.
Doch hatte der Himmlische keine andere Wahl, der gesonderte Freund bestand mit allen Mitteln darauf.
So kam es, wie es kommen musste.
Die alte Kiste, aus geschichtesträchtigem Eichenholz, welche die schmackhaften Tropfen schützten und endloses zu erzählen hatte, fand ein neues Heim. Von all ihren Reisen, bis hin zu ihrer letzten Ruhestätte: dem heimlichen Weinkeller eines Buchladens im Londoner Stadtteil Soho. Sie war angekommen.
,,Und wer genau war dein geheimer Liebhaber noch gleich".
Aziraphale verschluckte sich um Haaresbreite an seinem geliebten Trunk, welches Glas er fest umklammert in seinen Fingern hielt.
Die Worte trafen ihn genau dort, genau an dieser einen bedeutenden Stelle, welche er einst glaubte, nie erwischt zu werden. Und ob er sich dort nicht höllisch täuschte.
,, Ich erm... was ?".
Der Engel hatte wohlmöglich alles kalkuliert, doch mit der bissigen und stechenden Direktheit eines gewissen Crowley ? Damit hätte er, im Namen aller existierenden Höllen, nicht rechnen können.
Verdient, falls man die Schlange fragen würde.
,, Wir waren keine Liebhaber", murmelte Aziraphale beschämt.
„ Dann würdest doch jedoch auch nicht wissen wen ich exakt meine", fügte Crowley an die Aussage des Engels gehässig hinten an.
„Schlange", zischte der Engel entblößt in seinen geweihten Gedanken. Musste Crowley auch immer so direkt sein.
„Oscar... sein Name war Oscar Wilde", gab er es geschlagen zu.
Es brannte ihm wie Schnaps in der Kehle, rannte diese auch herab, als er die Worte, hinter seinen zusammengepressten Zähnen, in das Ungewisse entließ. Der Engel hütete dieses Geheimnis bereits für eine lange, unergründliche Zeit, es hätte auch gut so bleiben können.
So schüttelte er sich, und räusperte sich und setzte sich aufrecht hin. Seine alte, in kostbares Leder gewickelte Sitzgelegenheit, sie knarrte und gab ein wenig nach.
,, Entschuldige mich bitte", so erhob er sich, anstatt die Schlange, welche sich in ihrer eigenen Gehässigkeit suhlte, weiter ertragen zu müssen, um es gediegen auszusprechen.
Die Schlange neigte bloß zustimmend ihr fahles Haupt. Hatte sie etwa den Heiligen verstimmt ? Konnte dies wahrhaft sein ?
Wahrscheinlich.
Die Engel lenkte sein Schreiten hinaus, in das warm-holzige Geraume, eines geschätzten Buchladens, eines geliebten Buchladens.
Verehrt von zweien.
Seine Fingerkuppen streiften leicht über die etlichen und uralten Buchrücken, der Sammlungen unendlichen Wissens.
,, hach", hauchte Aziraphale, geplagt von Erinnerungen und Gedanken.
Oscar. Warum musste dieser Name fallen, weshalb jetzt ?
Es ist doch bereits so lange vergangen, so unendlich lange, wie es scheint. Fühlten sich die späten Jahre des 19. Jahrhunderts noch an, als wären sie erst letzte Woche vergangen, ganz zu schweigen von der brachialen Zeit der Imperialismus.
Der Engel war damals gut gekleidet. Nicht, dass er heutzutage nicht gut gekleidet gewesen wäre, aber anders, stilprägend, vakant, modern.
,, Mr. Fell ?". Es war eine warme Stimme, beruhigend. Sie gehörte zu einem jungen Mann, starker Statur, aber weitaus stärkerer Autorität.
,, Ja, bitte ?". Der Engel in Menschengestalt suchte nach dem Epizentrum der Worte, doch konnte er es auf Anhieb nicht ausfindig machen.
Als sich das Blau in Aziraphales Augen, mit dem Grün seines Gegenübers trafen, dem Engel wurde es plötzlich ganz anders. So hatte es ihn zuvor erst ein einziges Mal überkommen.
Als er das Das in den fremden Augen erblickte, all die Geheimnisse des Anderen offenbarten sich ihm, in einfachen Flügelschlägen der Zeit.
,, Ich... Hier, ihre besondere Ausgabe, bereits vergangener Schriftsteller und ihre Hinweise zum schleichenden Erfolg. Ich danke ihnen, dass ich es mir ausborgen durfte".
Es war ein verregneter Tag, an dem der Engel seine Existenz um wenige Stunden länger geöffnet hatte, weiß Gott die Antwort weshalb.
,, Liebend gern, Mister... ? Oh verzeiht, mein Kopf ist auch nicht mehr das, was er einst zu sein schien", entschuldigte er sich vornehmlich lieb.
,, Wilde. Oscar Wilde. Erfreut ihre federleichte Bekanntschaft zu machen, Mr. Fell". Er lachte nett und reichte dem Engel seine Hand, welche in einem weißen Handschuh ruhte.
,, Dies beruht auf tiefster Gegenseitigkeit. Es ist mir eine Ehre".
,, Willst du darüber sprechen, Liebster". Der Engel rümpfte die Nase, fühlte wie seine verstecken Flügel sie spannt.
,, Hast du dein schlangenhaftes Maul geöffnet ? Ich höre bloß das Zischen". Er klang mehr als verstimmt, schon nahe an dem, was man hätte Rasche nennen können.
Der Rothaarige hob bloß die identischen gefärbten Augenbrauen, kaum erkennbar unter seinem Accessoire, bestehend aus Metall und Glas. Ihm kam es mehr als seltsam, schon fast komisch vor, wie sich sein himmlischer Partner umher wand, in all seinen Gefühlen.
,, Jetzt habe dich doch nicht so. Er war doch nur-", weiter wagte es dich Schlange nicht, denn das Haupt des Engels wandte sich gen das Gelb in den Augen des Reptils, und es schaute nicht gut für sie aus.
,, Beherrsche dich", sprach Aziraphale in einem, für ihn unnatürlichen Ton.
,, Er war bestimmt faszinierend, wenn nicht schon poetisch. Ein ganz Besonderer eben". Crowley richtete seinen Kragen, wurde ihm die Situation sichtlich unangenehm.
,, Du hast doch keine Ahnung wie er war, Crowley", schnaubte er, Strähnen seines zu kurzen Haarschnitts aus dem blassen Gesicht.
Der Engel, welcher einst mal so verliebt war, er schloss seine müden Augen, denn Erinnerungen an längst vergangene Freuden entfalteten sich in seinen Gedanken. Er hatte sie für solch lange Zeit verdrängt, oder einfach vergessen wollen
So sollte nun Schluss sein, endlich .
,, Ich habe ihn geliebt, weißt du ? So sehr, wie noch nie jemanden zuvor.... nur nicht danach".
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