1. Jahreszeiten {Winter}
Von Tiz
Schneesturm der Gefühle
Herr Frost hatte beschlossen den kochenden Temperaturen, des vergangenen Sommers, Konkurrenz zu leisten. Schließlich überzog eine dicke Schicht gefrorenes Wasser jede gerade Fläche London's und ließ es nicht anders zu, als in seinen jeweiligen Räumlichkeiten zu verharren, bis angenehmere Grade die Vorherrschaft wieder an sich reisen würden. Doch hatte dies einen schönen Nebeneffekt, der jeden belohnte, der trotz dessen das Haus verließ. Kunstvolle, hellblaue Kristallprachten an den Gläsern der Autos, Springbrunnen zu Staturen erstarrt und Häuserfassaden welche sonst hässlich waren, entpuppten sich als Kunstwerke.
Crowley, ein Dämon und Liebhaber der Erde, verachtete auf seine Art diese eisig kalten Wintertage, bei denen man nicht so ganz verstand ob der Nordpol gerade die Tür ohne zu klopfen geöffnet und sich selbst eingeladen hat oder Väterchen Frost ein wenig Gnade walten wollte. Es war schließlich erst der Beginn des noch jungen Novembers.!
War Crowley's Heraustreten, aus seiner Komfortzone, sogar doppelt gesegnet.
Durfte er nicht nur die kleinen Skulpturen bestaunen, führte ihn seine Schritte zu einem ganz besonderen Wesen, dessen er sehr stolz war kennen zu dürfen.
Zwar befand sich die Buchhandlung des besagten Engel's nicht weit, entschied er sich ausnahmsweise einen Umweg auf sich zu nehmen. Ihn hatte die Ruhe und das Kühle, der Metropole Englands, gefesselt und irgendetwas sagte ihm, dass es gut war den langen weg, hindurch künstlich angelegten Park's und altertümliche Gassen zu, zu bestreiten.
Ein Wimmern erklomm sein Gehört
War es das Gewohnheit, oder doch die Empfindlichkeit auf Leid aufmerksam zu werden, dass den Rothaarigen daran hinderte durch das schmiedeeiserne Tor zu gehen, welches den Ausgang des Parks und Eingang der Straßen einer Großstadt markierte.
Es war am Ende egal, aber er tat es.
Er wandte sich gediegen um, den Ursprung dieses Wimmerns auf den Grund zu gehend, sein Gesicht zu finden.
Und tatsächlich besaß es eines.
Ein, zugegeben ziemlich schmales und dreieckiges, Gesicht mit Fell und Eiskristallen bedeckt. Er erkannte erst nicht, was er da vor sich sah, doch, als sich dessen Augen öffneten und ihm ein klares Smaragdgrün entgegen blitzte, war es um den Dämon geschehen und er hatte eine Entscheidung gefällt, welche er sich im selben Moment noch gar nicht richtig bewusst war.
~
Aziraphale staunte nicht schlecht als der Dämon von Nebenan mit Schal aber ausgezogenen Mantel den Laden betrat. Schnee hatte sich auf seine Schultern gelegt, als würde dieser, statt des eigentlichen Kleidungsstückes, ihn wärmen wollen. Sein Blick war unruhig und lag immerzu auf seinen zusammengerafften Mantel.
,,Crowley? Was hast du da?", kam es beunruhigt von dem schwertlosen Wächter des Osttores.
Endlich hob der Angesprochene seinen Kopf und brachte Licht ins Dunkeln.
„Ich habe eine Katze gefunden, sie atmet noch, ist aber deutlich unterkühlt!"
Sofort erkannte der Engel die Dringlichkeit und bedeutete dem Größeren ins Innere der Buchhandlung einzukehren. Unterdessen sorgte der Blonde dafür das sie im Laden ungestört waren und stieß dann wieder zu den beiden Ankömmlingen.
Crowley hatte den Mantel derweil auf dem Lieblingssessel des Engels abgelegt und wandte nicht einen Augenblick seine Aufmerksamkeit ab. Mit welch großem Interesse bei dem kleinen Lebewesen war, faszinierte Aziraphale, doch nahm er seine Gedanken zusammen und beäugte erst einmal das Kätzchen genauer.
Crowley hatte mit seiner Aussage Recht behalten, doch würde kein Wunder vollbracht werden, würde es die Kleine nicht schaffen...
Zum Glück der Graugetigerten, hatte sie der Dämon zu eben jenen gebracht der genau dazu in der Lage war. Ein Hauch des warmen Engelsatems und die Katze verlor ihre schnupfende Nase und fiel in einen friedlichen Schlummer. Regelmäßig hob und senkte sich der zierliche Brustkorb und Aziraphale konnte zusehen wie sich die verkrampfte Haltung der menschlichen Schlange langsam lockerte. Als hätte sie etwas im Würgegriff und entließ dieses Etwas langsam in die Freiheit.
Der Engel schmunzelte über seine eigenen Gedanken, Schlangen hatte ihn schon immer fasziniert. Aber das eben jener Schlange, auch Katzen am Herzen lagen, war eine interessante, neue Erkenntnis.
Es überraschte ihn, ebenso wie die Entscheidung welche Crowley abends dem Engel noch mitteilte. Er würde die Katze behalten wollen!
~
Fluchend betrachte der rothaarige Dämon das Blatt in seiner Hand. Ein perfektes, saftiggrünes und wohlgeformtes Blatt!
Und doch lag es zerschlitzt und abgerissen am Boden, als hätte es den Kampf provoziert und gnadenlos verloren. Vielleicht war sogar dem so, denn im Moment galt für einen gewissen Mitbewohner genau diese Regelung. Alles was sich rühren kann, darf angegriffen werden.
Langsam ließ Crowley das Blatt in seiner Hand fallen, welches sich zu Leidensgenossen am Boden gesellte. Auf den Absatz machte er kehrt, mit dem überschwänglichen Wunsch dem Übeltäter die Leviten zu lesen! Den Gesuchten fand er auch keine Minute später, an einem Ort, welchen dem Dämon das Blut in den Adern wieder zum kochen brachte!
Die einzige Sitzgelegenheit in seinem gesamten Apartment und die Katze, aus der Hölle, hatte sie sich unter die Kralle gerissen. Wutschnaubend stand er vor seinem Thron und starrte auf das grau getigerte Fell. Die Kleine war ein wenig gewachsen, hatte aber nichts von ihrer Zierlichkeit eingebüßt. Wirkte sie geradezu, als hätte sie der Puderschnee selbst geboren und wurde von den Kaminrauch Londons auf ihrem Fell geküsst. Es war purer Genuss ihr Fell zu berühren und doch bargen diese rosigsüßen Pfoten, Krallen welche so scharf waren, wie Crowley's Zunge spitz.
Der Anblick ließ den Dämon schier aus der Hülle fahren, sodass er laut zu schreien begann.
,,Mir reicht's, du ziehst zu dem Engel!!"
~
Dem Frost und leichten Flocken, war ein wahrer Schneesturm gewichen. Die Straßen London's waren kaum noch begehbar und man sprach von dem verheerendsten Sturm England's seit Jahren. Crowley hatte diesmal keinerlei Grund seine wohlbekannten Räumlichkeiten zu verlassen. So dachte er anfangs.
Doch mit den Tagen in seinen Apartment, kam auch die Einsamkeit zurück von der er nicht wusste, das sie bereits vorher von ihm lange Zeit Besitz ergriffen hatte. Spürte er sie zu Beginn nur gelegentlich wenn das letzte Treffen mit seinem Engel zulange her war, traf es ihn nun mit voller Härte und nach nur wenigen Stunden, nachdem er die Katze bei seinem Buchfreund abgesetzt hatte.
Er musste Positiv denken! Endlich würden seine Pflanzen grünen, prachtvoller den je gedeihen und ihn Gefühle wie Stolz und Furcht entgegenbringen. Konnte er nun wieder den Thron sein eigen nennen und nicht mehr angefaucht werden, wenn er gedenkt sich auf eben jenen zu platzieren.
Niemand würde ihn Nachts alle paar Stunden wecken nur weil sich ein eigensinniger Magen zu Wort melden würde.
Crowley schloss die Augen. ...Das versprachen langweilige und einsame Tage zu werden.
Das klingeln seines Schnurtelefon's riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn die Schlitzaugen aufreißen. Der Schwarzgekleidete griff verwirrt nach dem Hörer und sah bereits anhand der Nummer, das es Aziraphale war.
„Was gib's Eng-"
„Die Katze ist weg!!"
Sofort gefror das Gesicht des Dämon's. Kein Ton kam über seine Lippen, doch das brauchte es auch nicht, denn der Heilige am anderen Ende begann bereits ganz aufgelöst vor sich hin zu wimmern.
,,Ich habe mir nur Kakao gemacht und kurz nicht hingesehen und *Puff*, war sie weg! Ich habe keine A-ahnung wie sie überhaupt hinaus gekommen ist, da ich aufgrund des Schneesturm's nicht geöffnet habe und auch kein Fenster angekippt ist. Aber ich spüre ihre Anwesenheit im Laden nicht mehr! D-das tut mir so leid! Ich wollte doch n-nicht... ich habe doch...", stammelte der Engel immer weiter, bis er sich mit seinen eigenen Worten so durcheinanderbrachte das gar nichts mehr herauskam.
,,Ich werde sie suchen.", kam es monoton von Crowley.
Das Aber Crowley-, hörte er schon gar nicht mehr, da hat er den Hörer bereits wieder auf seinen Platz gelegt. Eine Entschlossenheit und Erbarmungslosigkeit flackerte in den Augen des Dämon's auf, welches Freund und Feind zutiefst eingeschüchtert hätte.
Oh ja, er suchte die Katze. Trotz Schnee und Eisregen, trotz Windböen ungezügelter Stärke und doch sah seine Suche aussichtslos aus. Die Welt ging in weiß und grau unter, eine weltliche Apokalypse und doch gab es nur ein Opfer dieser Schneeschlacht. Und das war das Herz eines Dämonen der den restlichen Tag und die Nacht nach einem Geschöpf gesucht hatte, welches smaragdgrüne Augen und ein teufliches Wesen besaß.
Trotz Zurechtweisung, wurde er von einem Engel begleitet, dessen Sturheit an die eines unglücklich Verliebten erinnerte.
Als der Morgen graute und sich der Sturm eine Atempause verschaffte, gab es der Dämon enttäuscht und betroffen auf. All die Mühe und das Durchhaltevermögen umsonst...
,,Komm, etwas Wärme und Wein wird dich auf andere Gedanken bringen.", sprach der Engel sanft und nahm die kalte Hand in seine behandschuhte. Niedergeschlagen ergab er sich seinem Engel und folgte ihm Richtung seines eigenen Heimes, denn es lag näher. Die marmorne Tür ging auf und ließ die Zwei halb erfrorenen eintreten. Ein Schnipsen seitens des Engels und beide waren von jeglichen kristallisiertem Wasser befreit.
Doch dem Dämon fehlte die Motivation den Engel für seine Zauberei aufzuziehen. Nichts mehr wollte er als zu schlafen und zu tief ins Glas zu schauen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, wie Crowley im Nachgang seine Gedanken korrigierte.
Gerade, als er sich auf seinen Stuhl setzen wollte, erklang ein Geräusch mit welchen er gar nicht mehr gerechnet hatte!
Ein leises, kaum wahrnehmbares Maunzen, so müde und putzig vollbracht, als wäre es einem Kindertraum entsprungen. Doch dem war nicht so, wie Crowley feststellen durfte. Als der Engel den Raum mit zwei Tassen Kakao betrat und ein verwirrtes Gesicht machte, fiel des Dämon's Gesicht bereits gegen die Schulter Aziraphales, wo es dann auch verharrte.
,,Was ist denn?", kam es noch irritierter von dem Himmlischen. Ein weitere Maunzen erklang und erleichtert atmete der Engel auf. Dem Dämon war es aber nach wie vor zuviel, weshalb er einfach die Nähe zu seinem Engel brauchte um diesen Nervenzusammenbruch heil zu überstehen.
Leicht grinsend streichelte der Blonde durch die Haare seines langjährigen Freundes und genoss einfach den seltenen Moment der Schwäche, in welchen er seinem geliebten Dämonen beistehen durfte.
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