Facetime
„Oh mein Gott. Weißt du, was morgen für ein Tag ist?" Aufgeregt wedelt meine beste Freundin Marie mit einem Zettel hin und her, sodass er aussieht, als würde er gleich auseinanderreißen. Sie braucht dafür nicht mal einen Hund, falls das ihre Hausaufgaben sind.
Marie hat mich damals im Kindergarten von einem gemeinen Mädchen gerettet. Das Mädchen hat damals ohne Grund Sand von meiner Sandburg gegessen und danach ist sie anschließend drübergetreten, sodass meine ganze Arbeit hinüber ist. Als Marie das sah, haute sie dem Mädchen mit ihrer Schaufel, sodass sie hingefallen war. Einer der Eltern erwischte Marie leider, und wir rannten zusammen weg. Die Mutter hatte uns nie gefunden, also bekamen wir keinen Ärger. Ich grinse in mich hinein, denn ohne die absurde Sandburg-Situation hätte ich Marie nie kennengelernt.
Es ist später am Abend, und ich rufe Marie über mein Handy per FaceTime an, da wir uns verabredet haben, kurz zu telefonieren.
„Äh, Sonntag?" Irritiert schaue ich sie von der anderen Seite des Bildschirms an.
„Kein Wunder, dass du in Mathe eine Drei hast. Du bist ja gerade so unaufmerksam. Wir haben morgen Montag, und heute ist Sonntag." zieht sie mich auf.
Marie zeigt mir einen Vogel, doch ich nehme sie nicht ernst. Mathe ist nicht wirklich meine Stärke, außerdem drehen sich meine Gedanken um wichtigere Sachen, zum Beispiel die Klassenreise.
„Worauf willst du hinaus, Marie? Ich kann dir nicht folgen."
„Wir fahren morgen auf Klassenfahrt, hast du das etwa schon vergessen?" Maries Augen werden größer, was bei ihr unmöglich ist, doch sie schafft es trotzdem.
„Ich hab es nicht vergessen, Marie. Gerade eben habe ich daran gedacht. Was für ein Zufall."
„Bist du nicht aufgeregt? Es ist deine erste Klassenreise mit dem tollsten Typen der Welt: Jan Orion Petersen." Marie hört sich so an, als ob sie diejenige ist, die in ihn verknallt ist, und nicht ich, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie zu 100 % auf Frauen steht.
„Hast du Jan schon gesagt, dass du Interesse an ihm hast?" Ich spüre, wie mein Herz nur wegen seinem Namen schneller wird.
„Nein, habe ich nicht. Und nur damit du's weißt: Ich werde es Jan auch nicht sagen."
„Aber dann weißt du, ob er dasselbe fühlt wie du oder nicht." versucht mich Marie zu überreden. Wie soll ich sie nun bloß von Jan ablenken? Jetzt fällt mir ein, dass sie total auf Tiere abfährt.
„Die Klassenreise wird bestimmt geil und wir fahren Morgen an die Ostsee. Dort können wir bestimmt Schildkröten füttern. Frau Lessing hat ja berichtet das wir einen Zoo besuchen werden. Sie hat ja nerven. Wieso möchte sie einen Zoo besuchen wenn sie uns jeden Tag in der Schule zu sehen bekommt. Und das sogar gratis." Marie lacht und wir unterhalten uns weiter über die bevorstehende Klassenreise bis wir irgendwann auflegen.
Am nächsten Tag treffen wir uns alle mit unseren voll gepackten Koffern auf dem Schulgelände. Marie kreischt, als sie mich sieht, und dann drängelt sie sich auch schon durch die Menschenmenge zu mir und meinen Eltern.
„Das wird die Klassenreise unseres Lebens. Ich habe sogar eine WLAN-Box von zu Hause mitgebracht, damit wir nicht unsere mobilen Daten opfern müssen." erklärt sie mir stolz, während sie auf ihren pinken, großen Koffer zeigt.
„Normale Jugendliche bringen ein Haufen Süßkram mit auf Klassenreise, um sie nachher heimlich zu verstauen, und du schleppst ein WLAN-Verstärker an?" Meine Augen weiten sich vor Überraschung, denn ich kann es immer noch nicht glauben.
„Ich bin eben halt nicht wie alle anderen, ich dachte, das weißt du schon." Gespielt enttäuscht zieht sie ihre Schmollmund-Grimasse und wir beide fangen an zu lachen.
„Das weiß ich, dass du alles andere bist als normal, du hast mich einfach nur überrascht." Ihre blauen Augen strahlen voller Vorfreude und ihre blonden Haare sehen so aus, als hätte sie die heute Morgen nicht gemacht, aber ich sage es ihr nicht. Ich möchte ihr nicht die gute Laune verderben.
„Was wird denn hier so laut gekichert? Redet ihr etwa über mich?" Selbstverliebt kommt Jan Orion mit seiner Jungsgruppe auf uns zu. Mein Herz setzt für einen kurzen Schlag aus und sein frischer Geruch steigt mir in die Nase.
„Natürlich reden wir über dich, du Zuckerpüppchen." meint Marie selbstbewusst und ich schaue sie kritisch an, hoffentlich checkt er nicht, dass ich kurz davor bin, über ihn herzufallen, nur um seine weich aussehenden Lippen zu küssen.
„Was habt ihr denn über ihn besprochen?" Hackt einer seiner Kumpels nach. Ich glaube, der heißt Tom, aber sicher bin ich mir nicht. Denk nach, was soll ich antworten? Scheiße, wieso fällt mir nichts Schlagfertiges ein.
„Und zwar haben wir darüber geredet, dass du stinkst, Jan Orion. Nämlich nach Hundescheiße."
Überrascht schaut Jan mich an, und ich schaue überrascht zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal zu einem Jungen sage, aber es fühlt sich verdammt gut an.
„Was denn, Jan? Ihr wolltet es wissen und nun habt ihr eure Antwort. Hope hat recht und zwar stinkst du gewaltig. Na los, warum starrt ihr so dumm? Zieht Leine." Bevor die drei verschwinden, schaut Jan noch ein letztes Mal tief in meine Augen, sodass ich nicht genau urteilen kann, was gerade in seinem Kopf vorgeht.
Wir haben uns noch nie so richtig gedisst und ich frage mich, ob ich zu hart zu ihm war. Schließlich roch er sau gut. Nachdem er den Blick von mir abwendet, traue ich mich wieder, normal zu atmen.
„Was war das eben?" fragt mich meine Mutter. Scheiße, ich hab total vergessen, dass sie bei uns steht, hoffentlich denkt sie nicht, dass ich eine Jungshasserin bin.
„Garnichts." Ein lautes Hupen lässt mich zusammenzucken und wenig später steht vor unserer Gruppe der Schulbus.
Sorry das das Kapitel so kurz ist, die nächsten werden länger. Versprochen!
Wie hat dir das Kapitel gefallen ? Regt es dich an weiter zu lesen ja oder nein? Was könnte noch verbessert werden? Ich freue mich über Feedback und Austausch in den Kommentaren.
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