Drama wegen nix


Wir betreten eine große Eingangshalle. Ich nehme den Duft von frischer Wäsche und Rosenblüten wahr, der mich stark an das blaue Lenor-Waschpulver erinnert.

Frau Lessing und Herr Dorn gehen auf die Rezeption zu. Die Rezeption besteht aus Eichenholz, und unter der dunkelbraunen Tischplatte steht der Name unserer Jugendherberge: Heimathafen.
Die harte Schrift ist über den Rand eines Schiffes geschrieben, das auch an der Rezeptionswand gemalt ist. Marie fährt mit ihrer rechten Hand den schwarzen Umriss nach.

„Wenn Sie mit der Zeichnung weiter so lieblos umgehen, ist auch von dem Umriss des Schiffes bald nichts mehr übrig."
Die schwarze Farbe splittert leicht ab, aber man kann noch erkennen, dass die Zeichnung ein Schiff darstellen soll.

Vor mir taucht das Gesicht meiner Kunstlehrerin auf, die ihr Gesicht zu einer enttäuschten Miene verzieht.

„Soll die Zeichnung so aussehen?"
Irritiert hebt Clara eine Augenbraue hoch und beugt sich ganz dicht nach vorne zum Bild.

„Soll ich dir einen Stift geben, Marie? Dann könntest du den Umriss ausmalen."
Ironisch hole ich mit der linken Hand einen Stift aus meinem Rucksack. Marie greift nach dem Stift, doch bevor die Mine aufs Holz trifft, tippt Herr Dorn ihr auf die linke Schulter. Erschrocken lässt sie den Stift fallen, der mit einem leisen Geräusch auf dem Marmorboden aufprallt.

„Meine Augen sehen nicht richtig."
Entgeistert schaut Herr Dorn uns mit großen Augen an.

„Wir sind nicht mal zwei Tage auf Klassenfahrt, und schon muss ich verhindern, dass etwas beschädigt wird. Gott steh mir bei."

„Finden Sie nicht auch, dass die Zeichnung lieblos aussieht?" Marie zeigt auf das Bild.

„Wolltet ihr etwa die Zeichnung verfeinern?" Aufgebracht bückt er sich zum Filzstift. „Zum Glück konnte ich es noch verhindern. Wisst ihr, wie viel Ärger ihr hättet?"

Herr Dorns Augen funkeln vor Wut, als ob gerade sein Essen heruntergefallen wäre.

„Sie haben recht, Herr Dorn, ich wollte die Zeichnung verfeinern. Aber Clara hat mich dazu angestiftet."
Marie schaut zu Clara rüber, während Clara ihre Hände zur Verteidigung hebt.

„Ich habe nichts gemacht, Herr Dorn. Das müssen Sie mir glauben."
Claras Wangen werden vor Panik leicht gerötet, obwohl sie auf ihren Wangen mindestens vier Schichten Rouge aufgetragen hat.

„Wir haben nicht mal einen Strich auf das Holz gemalt, und schon regen Sie sich auf. Wegen nichts?"
Ich weiß nicht, ob mein Satz etwas Positives ins Gespräch gebracht hat, aber ein Versuch war es wert, um die Situation zu glätten. Doch leider funkt Clara dazwischen.

„Ich hab dich nicht dazu angestiftet. Es war ganz alleine deine Idee."
Verzweifelt wiederholt sie ihre Worte. Hilflos schaut Clara Herr Dorn an, doch er ist immer noch besorgt über die Zeichnung, die nicht beschädigt worden ist.

„Die Zeichnung ist gut so, wie sie ist. Da muss nichts verbessert werden. Ich habe keine Kapazitäten, weiter mit euch zu diskutieren. Denkt einfach alle drei besser darüber nach, bevor ihr etwas tut. Der Filzstift wird für den Rest der Klassenreise einkassiert."

Herr Dorn wendet sich von uns ab, um die Schlüssel für unsere Zimmer zu holen.

„Verstehen Sie denn nicht? Ich habe nichts gemacht!"
Clara zieht wütend ihre Augenbrauen zusammen, doch Herr Dorn ignoriert sie. Es ist nichts passiert, doch er tut so, als würde die Welt untergehen.

Während ich versuche, Herr Dorn zu verstehen, wandert mein Blick auf das beige Sofa.

Einige Jungs sitzen auf einem langen Ledersofa, das dicht am Fenster steht.

„Hast du noch eine Red-Bull-Dose?" Tom schaut hoffnungsvoll in seinen Rucksack.

„Nee, leider nicht. Eine der letzten habe ich an Hope verschenkt."

Erstaunt hebt Tom die Augenbrauen. „Du hast was?"

„Naja, sie wollte eine Red-Bull-Dose haben, und ich habe ihr eine gegeben."

„Du bist einer der nettesten Jungs auf dieser Welt, Jan. Wenn ich du wäre, hätte ich alle Red-Bull-Dosen für mich behalten."

Jan lacht, und Tom rutscht näher an Jan, bis er fast auf seinem Schoß sitzt. Sein Kopf bewegt sich wie von selbst auf Jans linke Schulter. Stumm schaut Jan zur Rezeptionsfrau und an mir vorbei.

Ich beobachte die beiden so lange, bis mir vor Eifersucht ganz schlecht wird, doch trotzdem zwinge ich mich, weiter zuzuschauen. Ich rede mir ein, dass zwischen den beiden nichts läuft, aber warum werde ich nicht einmal von Jan beachtet? Ich stehe doch direkt vor ihm und gaffe ihn an, als ob er ein spannendes Tier in einem Zoo wäre.

Tom flüstert Jan etwas ins Ohr, während er ihm einen Zettel zusteckt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Tom auf ihn steht. Jan schiebt den Zettel in seine Jackentasche, sodass er sicher ist.

Jan hätte mir keine Red-Bull-Dose geben müssen, wenn er nicht wollte. Hat er das wirklich nur gemacht, weil er nett war, oder wollte er sie mir wirklich geben?

Warum haben wir uns dann vorher gestritten? Es wäre schon möglich, dass er verärgert war, weil er eine seiner Dosen an mich abgeben musste. Außerdem hat mich das vorhin im Bus schon irritiert, dass er wenige Minuten später so unverschämt mit Clara umgegangen ist. Die Arme ist voll auf den Hintern gefallen.

Vielleicht habe ich diese unverschämte Art an ihm ja nie wahrgenommen?

Einmal hat Marie mir erzählt, dass er ihren Einhorn-Radiergummi ausgeliehen hat, und seitdem ist der Radierer nie wieder aufgetaucht. Das mit dem Radiergummi ist nicht so schlimm wie seine Aktion im Bus, aber trotzdem.

Mein Magen zieht sich noch mehr zusammen, als die beiden aufstehen und zu Frau Lessing gehen.

„Können wir noch kurz auf die Toilette? Ich muss ganz dringend!", fragt Tom, während Jan zustimmend nickt.

„Natürlich, aber bitte beeilt euch, da wir gleich auf die Zimmer gehen."

Zu gerne würde ich den beiden hinterherrennen, denn ich stelle mir Jan ziemlich heiß ohne Unterhose vor.

Ich habe den Text so belassen, wie du ihn geschrieben
hast, nur die Zeitform angepasst sowie Grammatik- und Rechtschreibfehler korrigiert. Falls du noch Äsag ein!

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