Kapitel 2 - Everyday Life
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Hey Guys,
hier geht's auch schon weiter <3
Wie immer ein fettes Danke an alle Kommentare und Vote's.
Ich werde fürs erste nur einmal in der Woche uppen, bis mein Kapitelvorrat etwas angewachsen ist ;) Sobald dies der Fall ist werde ich regelmäßig mittwochs und sonntags uppen.
So, was gibt's noch zu sagen außer viel Spaß mit dem neuen Kapitel <3
Liebe Grüße,
CharlyXo
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„Der Reiz des Familienlebens ist das beste Gegengift gegen den Verfall der Sitten."
Jean-Jaques Rousseau, Schriftsteller, Philosoph
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Es war Samstag.
Fuck, wir zählen wirklich wieder in Wochentagen.
Wie jeden Samstag versammelten sich alle in unserem Haus zum Frühstück. Seltsamer Weise hatte dies sich so eingependelt mit meinem Auszug.
Michonne war an dem ersten Sonntag nach meinem Auszug hier aufgetaucht und hatte zusammen mit Carl, Judith und Rick Frühstück vorbereitet. Es war klar, dass dies ein Versöhnungsversuch war und es funktionierte. Danach wurde es zur Tradition. Mit der Zeit kamen Tara, Rosita und Eugene dazu, genauso wie Morgan und Steven.
Wir waren eine Familie und die Familie kam samstags eben zu besuch. Wobei ich Steven eher als schrulligen Cousin betrachtete.
So erwartete mich unten eine volle Küche. Carl saß mit Daryl am Küchentisch und Michonne stand bei Tara und ließ sich offensichtlich gerade erklären, dass Pfannkuchen rund sein mussten. Steven hatte offensichtlich frisches Brot von Annies Laden mitgebracht, so wie er es immer tat. Es war perfekt, zumindest in meinen Augen und ließ mich augenblicklich Lächeln. Nur einer fehlte.
„Wo ist Rick?"
Carl sah auf und meine Stirn legte sich sofort in Sorgenfalten.
„Lass mich raten. Er ist wieder geflüchtet?", allein Carls missfallener Blick ließ mich wissen das ich richtig lag.
„Jap.", gab er nur von sich und mein Blick wanderte zu Michonne.
„Er hat versprochen mit ihm heute Abend zu reden. Er hat heute einiges zu tun. Er muss mit Paula den Landwirtschaftsbericht durchgehen und wollte heute noch die Munitionsfabrik besichtigen."
„Sind Eugene und die anderen den schon zurück?"
Ich fand es recht verwunderlich, dass Rick sogar an einem Samstag die Arbeit nicht warten lassen konnte. Aber vermutlich lag es an dem immer näher kommenden Jahrmarkt. Alle arbeiteten schon seit Wochen um endlich alles fertig zubekommen. Allerdings wurde dieses Vorhaben etwas verlangsamt, da Jesus einige von Siddiqs Männern mitgenommen hatte, die eigentlich für die Bauarbeiten zuständig waren.
„Nein, aber wir erwarten sie heute.", kam es von Tara die so etwas wie Vorfreude zu empfinden schien. Lag vermutlich daran, dass sie die letzten fünf Tage ganz allein in ihrem Haus wohnte und aus diesem Grund auch öfters bei uns unangemeldet reinschaute. Enid und mich störte es nicht und Aaron war viel zu selten zu Hause, dass es ihm auffallen würde. Der einzige der Knurrte war Daryl, doch ich wusste insgeheim gefiel es ihm, dass in unserem zu Hause niemals Ruhe herrschte.
Man gewöhnte sich schnell daran nicht mehr allein zu sein, dachte ich und sah zu Daryl. Ich könnte ohne Daryl an meiner Seite auch nicht mehr einschlafen, das war keine Vermutung sondern eine Feststellung und diese Erkenntnis jagte mir einen kleinen Schauer durch den Körper. Meine Aufmerksamkeit wurde auf Judith gelenkt, die auf mich zugesprungen kam.
„Schmetterling, du wirst langsam zu schwer.", gab ich lachend von mir und sie grinste mich mit ihrer drei Tage alten Zahnlücke an.
„Machst du mir jetzt die Haare?"
„Sofort du, Nervensäge. Hast du die Blumen?"
„Annie hat mir erlaubt, welche aus ihrem Garten zu pflücken."
Ich hievte sie auf einen freien Stuhl, neben Daryl und sie ließ sich auf ihre Knie sinken, immer noch ungeduldig zappelnd. Kopfschüttelnd nahm ich die kleine Kosmetiktasche, die Judith schon bereitgestellt hatte und fing an ihre Haare zu flechten.
Annie war zusammen mit Paula für die Bewirtschaftung der Felder zuständig und hatte in der Nähe der Großen Halle, die uns als Versammlungsaal und Kantine diente, einen hübschen Blumengarten angelegt, in dem es sogar wunderschöne Wildrosen gab.
„Lass deine Tante doch erst mal ihren Kaffee trinken, Jud.", erklang Michonnes mahnende Stimme und sie reichte mir eine Tasse, des frischgebrühten Kaffees.
„Danke dir.", grinsend nahm ich die Tasse an mich und trank einen Schluck, während Judith schuldbewusst zu Michonne sah.
„Sorry, Mum.", nuschelte sie und gab ihren besten Blick zur Schau, der nur so vor Reue triefte.
Michonne verdrehte nur lächelnd die Augen und ging kopfschüttelnd wieder zu Tara um die Pfannkuchen auf einen Teller zuladen.
„Was steht heute an?"
Enid kam durch die Hintertür, die nie verschlossen war und wirkte wie das blühende leben. Wie konnte man nur morgens immer so fit sein.
„Hey, Enid.", Judith drehte ihren Kopf zu dem jungen Mädchen und ich seufzte genervt auf, da sich so wieder einige Haarsträhnen aus der Frisur lösten.
„Judith."
„'Tschuldigung.", murmelte sie und ihr Kopf schnellte wieder nach vorne.
„Hey Enid, wenn du das nächste Mal Judith als Wecker einsetzt, lass ich dich eine Woche lang Mister Millers Hämorriden behandeln.", wand ich mich ohne von Judiths Haaren abzulassen an das junge Mädchen.
Enid verzog angeekelt das Gesicht während Tara sich an ihrem Kaffee verschluckte.
„Ihhh.", kam es von Judith und sie verzog ebenfalls das Gesicht.
„Hey, ich bin hier am Essen.", kam es empört von Steven der sich im Stehen einen von Michonnes Pfannkuchen einverleibte. Lachen drang durch die kleine Küche unseres Hauses und füllte den Raum mit dem Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Zusammenhalt.
Nachdem ich Judith erfolgreich die Haare geflochten hatte und einzelne Wildblumen daran befestigte, sprang sie auch schon auf, um zu Sara zu laufen, der sie ihre neue Frisur zeigen wollte. Ihr beste Freundin aus der Schule, wohnte glücklicher weise nur ein paar Häuser weiter und Samantha war immer gerne bereit auf Judith aufzupassen wenn keine Schule war. Denn auch wenn alle anderen samstags und Sonntags normalerweise frei hatten galt dies schon seit einigen Wochen nicht mehr, da alle ihre Kräfte sammelten um rechtzeitig zum Jahrmarkt fertig zu werden. So auch ich und der Rest der Final Group, so wie einige Bewohner Alexandrias uns nannten. Die Menschen, die es möglich machten, das wir so etwas wie einen Jahrmarkt überhaupt veranstalten konnten. Die Menschen die Alexandria zu dem machten was es war. Eine Heimat.
Enid schickte ich zu Carson in die Praxis, damit sie schon mal mit der Inventur beginnen konnte. Carson, der ein notorischer Frühaufsteher war, schloss die Räume jeden Morgen auf und brachte denen, die in einem der Krankenbetten lagen, Frühstück. Dies machte er freiwillig. Carson tat alles ohne zu murren, egal was man von ihm verlangte. Oder besser, was ich von ihm verlangte. Manchmal glaubte ich er wollte irgendetwas wieder gut machen. Womöglich die Jahre in denen er für Negan arbeitete. Doch war ich mehr als dankbar für seine Hilfe. Vor allem da er mir auch bei der Ausbildung von Enid half.
Trotz meines Medizinstudiums war ich eher ein Typ der Praxis. Was das Theoretische anging überließ ich es Carson Enid alle Bezeichnungen des Menschlichen Körpers beizubringen. Natürlich waren mir alle Organe bekannte, aber was die einzelnen 206 Kochen anging, so war mein Studium schon etwas länger her.
Während sich auch Daryl und der Rest der Bande auf den Weg machten begleitete ich Michonne zu Siddiq. Er war ein breitschultriger Südländischer Mann der für die Baustelle im Osten zuständig war. Dort wurden schon seit Monaten weitere Häuser gebaut, damit wir die Gäste die uns am Jahrmarkt erwarten würden, unterbringen konnten. Doch als wir in schnellem Galopp die Strecke hinter uns brachten und immer näher zur Baustelle kamen, sah ich schon von weitem, dass wir in Verzug waren.
Fuck, nicht nur das zwei Häuser im Rohbau waren, auch die Mauererweiterung zierte ein großen Loch.
„Um ehrlich zu sein Siddiq, ich dachte, ihr seid schon viel weiter!", sprach Michonne meine Gedanken aus. Es war offensichtlich. Wir sollten schon längst mit der Mauer fertig sein.
„Sorry, Michonne.", ertönte Siddiqs raue Stimme während er uns entgegen sah, „Rosita ist mit der Hälfte unserer Männer beim Herdentrieb. Ich kann nichts dafür, dass meine Leute die besten Reiter sind. Wir holen die Arbeit nach."
Michonne und ich hielten vor dem braungebrannten Mann, der mehrere Bretter Holz auf seiner Schulter balancierte, als wogen sie nichts. Seine dunklen Augen fielen auf mich und mein skeptischer Blick amüsierte ihn wohl, denn seine Grübchen kamen zum Vorschein als er anfing zu grinsen.
„Keine Panik, Lexi. Zum Jahrmarkt sind wir fertig... denke ich."
„Denkst du.", entkam es mir spöttisch Lächelnd und meine Augenbraue wanderte skeptisch in die Höhe. Michonnes Mund verließ ein frustriertes Schnauben.
„Das sind noch zwei Monate. Wenn ihr's nicht schafft, ist Rick sauer. Maggie will den Jahrmarkt eh schon nach Hilltop verlegen. Wir brauchen diese Unterkünfte. Damit sich die Besucher wohlfühlen."
Siddiq hievte die Bretter von seiner Schulter und legte sie auf einen Haufen mit weiterem behandeltem Holz. Er richtete sich auf und wischte sich mit seiner behandschuhten Hand den Schweiß von der Stirn. Sein Blick wanderte über das Gelände mit den zwei unfertigen Häusern und der halbfertigen Mauer. Er Seufzte eher seine dunklen Augen sich wieder auf uns richteten: „Es wird nicht das Ritz, aber es wird fertig. Wir arbeiten fast rund um die Uhr."
„Okay, ich verstehe. Ich seh' mal, ob Rick irgendwo ein paar Leute entbehren kann. Hoffe dass das die einzige Herde in der Gegend war. Sonst müssen wir den Jahrmarkt womöglich absagen."
„Nicht so Pessimistisch, Mish.", entgegnete ich auf ihren Vortrag und sie warf mir einen halb belustigten halb ernsten Blick zu. Ich grinste sie an, was sie nur augenverdrehend zur Kenntnis nahm.
„Habt ihr noch genügend Material?", wand ich mich an Siddiq, der sich nachdenklich zu dem Haus drehte an dem 8 Männer ununterbrochen arbeiteten.
„Mit dem Holz haben wir's übertrieben. Da bleibt einiges übrig. Dafür gehen uns langsam die Nägel aus. Ende der Woche kann ich dir genauer sagen, wo wir stehen. Kann sein dass wir Heath nach Hilltop schicken müssen, wenn er zurück ist."
„Rosita soll mal Inventur machen, wenn sie wieder da ist. Sie kann die Lage am besten abschätzen.", Michonne sah nachdenklich zu den Arbeitern und schien zu überlegen, ob sie nicht jetzt schon jemanden nach Hilltop schicken sollte.
„Mit etwas Glück kommen sie heute noch.", sagte ich beruhigend und schenkte ihr einen Blick, der so viel ausdrücken sollte wie „Bleib locker!"
Rick schien uns mit seiner Hektik alle anzustecken, dabei waren es noch zwei Monate. Wir hatten noch Zeit. Siddiqs Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit nach rechts zu den Feldern, als er in seinem ruhigen Bass sagte: „Na, das hat sich wohl erledigt...."
Rosita kam auf ihrem Ross Spencer und in voller Kampfmontur angeritten, dabei ihren Blick fast schon Enttäuscht auf die unfertige Mauer gerichtete.
„Shit. Hätte echt nicht gedacht, dass es so schlimm ist. Wir waren fünf Tage weg."
„Ganz genau, und du hast unsere besten Malocher mitgenommen. Allein mit Wesley und Delbert hätten wir das DOPPELTE... Ach ich will mich nicht dauernd wiederholen. Denk auch mal an mich, ja?", Siddiq hatte nicht geschrien, sah auch nicht wütend aus. Das war nicht seine Art, doch war sein Blick trotzdem eine stumme Anklage.
„Gib mir ‚ne halbe Stunde, dann gehen die Jungs und ich euch hier zur Hand.", seufzte Rosita genervt, schien ihre Worte aber ernst zu meinen.
„Das verlang niemand, Rosita.", beschwichtigend sah ich die Latina an, der man die letzten Tage dort draußen ansah, „Ihr wart draußen. Nehmt den Tag frei."
Die junge Frau, die sich in den letzten Jahren kaum verändert hatte, warf mir ihren typisch entschlossenen Blick zu, „Nö, ich glaube, den Wall kriegen wir heute fertig, dann geht die Arbeit schneller voran, weil man nicht dauern vor Streunern Angst haben muss. Passt schon."
Einen Moment sah ich sie prüfend an dann nickte ich zustimmend. Wenn Rosita sich was in den Kopf setzte dann konnte sie nichts davon abbringen. Genau deshalb mochte ich sie auch so.
Sie lenkte ihr Pferd Richtung Stadt und ich folgte ihr in einem langsamen Trab. Ich warf Michonne noch einen kurzen Blick zu, eher fragen ob sie noch hier blieb. Sie nickte und folgte Siddiq, der auf dem Weg zu seinen Arbeitern war.
„Wie lief's denn?", fragte ich Rosita und warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu.
„Die Herde ließ sich ziemlich einfach vor uns hertreiben, aber sie war so groß, dass wir sie länger im Auge behalten mussten. Wir haben Leute aufgegabelt."
Mit geweiteten Augen begegnete ich ihrem Blick und fragte ungläubig: „Was?"
Es war nicht so dass ich mich über Überlebende nicht freute, sondern eher das es so selten vorkam, dass wir welche fanden, dass ich die Hoffnung schon längst aufgegeben hatte. Manchmal kam es mir vor als wären wir die Letzen überlebenden.
„Wie viele? Wie lange habe sie da draußen überlebt?"
„Fünf. Und wir haben die guten Fragen für dich und Rick aufgehoben. Ihr könnt das besser. Aber offenbar gute Leute. Fähig."
Wir wechselten einen kurzen Blick und ich schenkte ihre ein zögerliches Lächeln.
„Wie schön. Tolle Neuigkeiten... Seid ihr alle in einem Stück zurück?"
„Wir schon... Die neuen haben einen Mann verloren. Wir wussten es nicht, haben die Herde genau auf sie zugetrieben. Das ist kein schönes Gefühl... aber was soll man machen?"
„Nicht einfach... Nein!", sagte ich langsam und sah die junge Frau aufmerksam an. Sie wirkte genau wie vor ihrer Abreise besorgt und unausgeglichen. Ich wusste woran dies lag und fragte deshalb in vorsichtigem Ton: „Rosita, hast du schon mit Eugene geredet?"
Sie sah mich kurz an, ehe sie wieder nach vorne Richtung Tor sah, das wir fast erreicht hatten.
„Es war weder die Zeit noch der Ort dafür, das weißt du."
„Dachte ich mir.", ich richtete meinen Blick ebenfalls nach vorne, bevor ich mit Bedacht weitersprach, in der Hoffnung Rosita würde es mir nicht übel nehmen, „Aber trotzdem, du musst mit ihm reden, ehe es zu spät ist."
Sie Seufzte genervt auf und ihre braunen dunklen Augen begegneten wieder meinen: „Ich weiß."
Ich hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme und wusste dass es ihr nicht leicht fiel.
Eugene und sie waren kurz nach unserem Sieg zusammen gekommen. Sie wohnten schon vorher zusammen und so hatte sich eins zum anderen ergeben. Eugene hatte wohl schon immer etwas für die Latina empfunden und Rosita? Sie liebte ihn, zumindest glaubte ich das, doch war sie nicht fähig ihm diese liebe zu zeigen.
Vor einigen Wochen hatte sie mir gebeichtet, dass sie mit Steven geschlafen hatte. Sie waren sich wohl beide, während ihrer gemeinsamen Wache, näher gekommen und so passierte es, dass Rosita mir ungewollt ihren Ausrutscher beichtete. Vor ihrer Abreise kam sie nämlich zu mir, mit blasser Haut und total übermüdet. Sie hatte sich die ganze Woche über jeden Morgen übergeben und mir war sofort klar, dass ein Schwangerschaftstest positiv ausfallen würde. Und so war es auch.
Rosita war schwanger und das nicht von Eugene. Sie wollte das Kind, das war klar doch musste sie vorher noch mit Eugene reden. Ihm alles gestehen.
„Du schaffst das schon und ich bin mir sicher Eugene wir es verstehen. Schon vergesse? Er ist ein Genie.", Rosita lächelte auf meine Worte hin leicht und nickte langsam.
Ich verabschiedete mich von ihr und ritt in gemächlichem Tempo Richtung Krankenstation. Enid und Carson wartete bestimmt schon auf mich.
Kurz vor der Krankenstation stieg ich von Appel, so wie Enid ihn ulkiger Weise nannte, und gab ihn an Annie weiter, die gerade auf dem Weg zu den Ställen war.
„Dr. Grimes.", begrüßte sie mich grinsend und lachte schallend auf als ich gequält mein Gesicht verzog. Jeder wusste, dass ich es hasste mit Doktor angesprochen zu werden, was nicht hieß das es auch nur irgendjemanden interessierte.
Sie schüttelte immer noch lachend den Kopf und entfernte sich mit Appel rechts an der Trense und einem anderen Pferd links. Ich sah ihr lächelnd nach bevor ich meinen Blick über die Straße gleiten ließ. Die Praxis lag in der Nähe des Marktplatzes und des Gewächshauses das Annie mit einigen anderen Frauen führte. Es war fast unwirklich wie sich Alexandria entwickelt hatte und wäre ich beim Aufbau nicht selbst dabei gewesen, würde ich es für einen makabren Traum halten. Einen grausamen Traum de mir zeigen sollte, dass es so nie wieder sein würde. Doch es war kein Traum, es war Realität.
Ich ging die hölzerne Veranda des beachtlichen Gebäudes hinauf, als mich plötzlich eine monotone Stimme innehalten ließ.
„Dr. Grimes?"
Ich verzog erneut das Gesicht und drehte mich zu dem Huf Getrappel um das sich mir näherte. Eugen ritt mir entgegen, der ebenso wie Rosita in einer Schutzausrüstung steckte.
„Dr. Porter?", gab ich trocken von mir und der Kräftige Mann, der über die letzten drei Jahre einiges an Gewicht verloren hatte, sah mir ernst entgegen. Ich fragte mich augenblicklich ob Rosita schon mit ihm gesprochen hatte, aber dann fiel mir ein dass diese bestimmt noch nicht die Gelegenheit hatte. Eugene sah nämlich so aus als wäre er jetzt erst mit den anderen zurückgekehrt.
„Ihr seid zurück.", entkam es mir unsicher, da ich nicht genau wusste was der Hobbyphysiker von mir wollte.
„Ja, offensichtlich. Es lief alles nach Plan. Aber deswegen bin ich nicht hier. Wir haben überlebende gefunden deren Vitale Gesundheit du überprüfen sollst."
Ich nickte wissend „Rosita hat mich schon aufgeklärt. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen."
Enid kam aus der Tür hinter mir und trat aufgeregt neben mich, „Überlebende? Wie viele?" Enids Augen waren voller Freude und Aufregung geweitet und strahlten Eugene entgegen.
„Fünf. Wir haben sie zu großen Halle gebracht.", antwortete er knapp und erst jetzt viel mir auf, dass er irgendwie müde wirkte. Die Herde weg zutreiben musste doch anstrengender gewesen sein, als vermutet.
„Klasse, ich mach mich auf den weg. Schön dass du wieder hier bist. Du solltest dich ausruhen"
Eugene nickte, schien sich aber dann zu besinnen und schüttelte verneinend den Kopf, „Ich reite noch zu Siddiq. Vielleicht brauchen sie dort meine Hilfe."
In dem Wissen, ihn nicht von seinem Vorhaben abhalten zu können, stimmte ich ihm stumm zu. Was die Starsinnigkeit anging hatte Rosita auf ihn abgefärbt. Er nuschelte uns ein kurzes, „Auf Wiedersehen", entgegen, eher er mit seinem Rappen kehrt machte und wieder Richtung Tor ritt.
Ich folgte ihm mit meinem Blick und ließ meine Augen über die Häuser und Felder wandern. Einige der Gemüse- und Getreidefelder trugen schon Erträge. Den Winter würden wir gut überstehen und auch bis zum Frühling reichlich an Gemüse und Brot zu essen haben. Es war erstaunlich was Rick alles geschaffen hatte, dachte ich stolz und zuckte etwas zusammen, als ich einen festen Griff um meine Hüfte spürte.
„Ich mach mich auf den Weg zu Siddiq. Wir wollen heute noch mit dem Wall fertig werden.", raunte mir Daryl ins Ohr und ich drehte mich grinsend um.
„Ich dachte du wärst schon längst auf dem weg.", fragte ich während meine Hände sich hinter seinem Nacken verschränkten.
„War ich auch, doch Carson hat mir noch eine Liste gegeben, für die nächste Besorgungstour die ansteht."
„Okay.", entkam es mir leise und ich unterdrückte das Gefühl das immer aufkam, sobald Daryl wieder Alexandria verlassen würde, „Sehen wir uns heute Abend?",
„Immer.", er beugte sich zu mir herunter und küsste mich sanft, ehe er sich schon zu schnell von mir löste. Er warf mir noch einen letzten Blick zu, ehe er sich umdrehte und in Richtung Tor ging, hinter dem Eugene gerade verschwand.
„Ihr beiden seid richtig süß zusammen."
Augen verdrehend wand ich mich zu Enid: „Gott, bitte verwende das Wort süß nicht in Zusammenhang mit Daryl oder mir."
Enid helles Lachen erklang und lies mich mit einstimmen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Versammlungshalle, vorher statteten wir allerdings Carson noch einen Besuch ab um meine Tasche zu holen und den Taxidermist einen guten Morgen zu wünschen. Carson war wie immer die Freundlichkeit in Person und ich hatte das Gefühl, dass er auch froh war mir Arbeit abnehmen zu dürfen. Als befürchtete er wir würden ihn jeden Moment wieder verbannen weil er ursprünglich aus Sanctuary war.
„Darf ich diesmal nähen?"
Ich grinste als diese Frage Enids Mund verließ.
„Du weiß doch gar nicht ob jemand verletzt ist.", ich schielte aus dem Augenwinkel zu Enid und grinste als sie schweigsam neben mir herging. Dabei kaute sie nervös auf ihrer Unterlippe herum.
„Du wünschst dir gerade, dass jemand ‚ne Stichwunde hat, oder?"
„WAS? NEIN?", Enids schock geweitete Augen sahen mir schuldig entgegen. Ich lachte auf und schüttelte den Kopf.
„Keine Panik. Als ich noch Assistenzärztin war habe ich jeden Tag für Schusswunden und Knochenbrüche gebetet."
Das mein Bruder eines Tages wirklich angeschossen wurde, nahm mir allerdings die Lust am Beten.
Wir kamen in der Halle an und ich hörte von drinnen schon vereinzelte Stimmen. Wie viele hatte Eugene gesagt hatten sie gerettet? Fünf? Verdammt, so viele waren es schon lange nicht mehr.
Wir betraten den Raum und mir fiel sofort Rick in's Augen, der ganz vorne an dem länglichen Tisch saß und zu den Fünf Menschen vor sich sah, die uns den Rücken zugekehrt hatten. Mir kam direkt der Vergleich von Dumbledore und der Großen Halle in Hogwarts in den Sinn. Seit Judith Harry Potter gelesen hatte, meinte sie unsere große Halle währe wie die in Hogwarts und Rick säße immer wie Dumbledore in der Mitte.
„Hey Bruder, du hast gerufen und hier bin ich.", rief ich grinsend aus und die fünf Neuankömmlinge drehten sich erschrocken um. Ich blieb abrupt stehen und mein Grinsen erstarb, als mein Blick die blonde Frau in der Mitte erblickte. Sie sah mich ebenso geschockt, mit ihren grünen Augen an.
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich schluckte schwer. Die verdammt große Halle, die für ganz Alexandria als Versammlungssaal diente, wirkte plötzlich unheimlich klein.
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