Kapitel 51 - Nicht fair!
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Die folgenden Stunden waren zermürbend. Ich verabreichte jedem der Fieber hatte, nicht nur ein Mittel gegen dieses, was vollkommen unnütz war, sondern auch ein Beruhigungsmitte.
Es hatte einige erwischt, darunter auch Nicolas. Kälte breitete sich in meiner Brust aus als ich sah, dass der Mann nicht nur eine Frau, sondern auch einen Sohn, in Carls Alter hatte.
Jedes Mal wenn Carson, Enid und ich den betroffenen Patienten, alles nötige verabreicht hatten, um ihnen das Sterben so angenehm wie möglich zu machen, verließen wir den Raum und gewehrten der Familie des Betroffenen Einlass. Eine Möglichkeit sich zu verabschieden.
Ich trat gerade aus dem Raum von Nicolas, als Lärm an meine Ohren drang.
Was ich dann sah ließ mich Aufkeuchen und ich war selbst von mir überrascht, wie dieser Anblick schmerzte.
Eugene, so wie Emmet Carson aus Sanctuary, kamen mit einer schweißnassen Sherry durch die Tür gestolpert, an deren Hals ein Blutgetränkter Verband befestigt war. Ich ließ die Verbände, die ich in den Händen hielt fallen und rannte auf die Gruppe zu.
Nur nebenbei erkannte ich, dass hinter ihnen Amber, Mark und Steven standen. Doch mein voller Fokus lag auf Sherry, deren verzweifelten Blick ich begegnete.
„Lexi.", keuchte sie schwer atmend und Lächelte gequält.
„Was... Was macht ihr hier?", die Frage war in meinen Augen mehr als berechtig, hatte ich sie alle, das letzte Mal in Sanctuary gesehen. Ich trat auf sie zu und löste vorsichtig den Verband von ihrer Wunde, um mir den Schaden anzusehen.
Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, doch das, mit Sicherheit nicht... In Sherrys Schulter klaffte ein Loch und um dieses Loch konnte man ganz deutlich, die Zahnabdrücke eines Menschen erkennen. Ich schluckte hart und begegnete wieder ihrem Blick.
„Scheiße was? Da schaff ich es endlich aus Sanctuary raus und dann das.", sie wollte wohl locker klingen, allerdings brach ihre Stimme am Ende und ihre großen braunen Augen schwammen in ungeweinten Tränen, die sie tapfer zurückhielt. Im Gegensatz zu Amber, die ungehindert weinte und sich gegen Mark presste.
Sherry und ich waren uns schon immer sehr ähnlich, weswegen wir uns wohl auch lieber aus dem Weg gingen. Tränen hob man sich für später auf, wenn man alleine war, deswegen hatte weder Sherry mich noch ich sie, je weinen gesehen.
„Bringt sie in das Zimmer am Ende des Gangs. Ich... ich komme gleich nach.", sagte ich hastig und wollte zur Seite treten, doch Sherrys Hand, die kalt und feucht war, griff nach meinem Arm.
„Bitte-„
„Hey, ganz ruhig! Okay? Ich komme sofort. Ich muss nur ein paar Sachen holen."
Ihre braunen Augen fixierten für einen kurzen Moment meine, als wollte sie prüfen ob ich die Wahrheit sprach. Sie nickte langsam und ich konnte für einen Moment die Angst in ihr sehen. Die Angst, die jeder verspürte angesichts des Todes, der durch diesen Fucking Virus nicht der letzte sein würde.
Sherry war immer so tapfer und stark. Sie gab Negans anderen Frauen immer halt und trotzdem ließ der Tot sogar den stärksten Menschen schwanken.
Enid trat neben mich und erst jetzt bemerkte ich auch den Rest der Menschen, die um uns herum standen. Es waren nicht nur die Neuankömmlinge, sondern auch Rick, Daryl, Michonne und Carl, die von dem Lärm angezogen wurden. Mein Blick streifte kurz Daryl, der Steven und Mark, mit einem beunruhigenden Gesichtsausdruck ansah. Dabei entging mir auch nicht die Armbrust in seiner Hand... Fuck!
„Okay... Carson! Bring Sherry bitte in den Raum dahinten. Enid, ich brauch Verbände und Morphium. Ich komme gleich nach."
Carson nickte und ging zusammen mit Sherry, die immer wieder schwankte, den Gang hinunter. Enid verschwand ebenfalls und zurück blieben Rick, Michonne, Carl und die geraden Angekommenen aus Sanctuary.
„Steven."
Ich trat auf den großen Mann zu, der Monatelang, der erste war, der mich morgens begrüßte und mit mir seinen Wodka teilte. Der mich vor wenigen Tagen festgehalten hatte, während Negan Abraham zu tote prügelte.
Er erkannte wohl etwas in meinem Blick, was ebenso bei Rick zusehen war und hob ergebend die Hände.
„Ich... Du kennst mich, Lexi."
„Fickt dich.", sagte ich und holte aus. Meine Faust krachte in sein Gesicht und ich musste mir selbst mental eine Ohrfeige geben, da ich die Hand noch brauchen würde.
„Scheiße.", fluchte er und stolperte gegen Mark der ihn auffing, während ich meine schmerzende Hand ausschüttelte. Dumm, Lexi! Wirklich dumm.
Amber schrie kurz schrill auf und sah mich mit ihren großen wässrigen blauen Augen ängstlich an.
„Lexi, wa-„
„Schon gut.", unterbrach ich Rick und sah abwechselnd zu ihm und Daryl, der tatsächlich seine Armbrust im Anschlag hatte.
„Das war ‚ne offene Rechnung. Er ist in Ordnung."
„Fuck. War das ein Kompliment, Süße?", lachte Steven auf, rieb sich aber die schmerzende Stelle und sah unsicher von Rick zu Daryl, auf die Armbrust.
„Nur deine Eintrittskarte in unseren kleinen Club.", ich wand mich an Rick, „Er ist in Ordnung, Rick. Daryl?"
Er schnaubte, ließ jedoch die Armbrust wieder sinken.
„Ich geh jetzt zu Sherry... Rick, sie sind in Ordnung. Lass sie hier bleiben.", bat ich ihn, ehe ich etwas unsicher fragte: „Geht's dir gut? Ich möchte nämlich nicht später plötzlich gesagt bekommen, dass du und Daryl doch noch krepiert."
Rick sah zu Daryl und schien wohl prüfen zu wollen, ob er fiebrig aussah.
„Uns geht's gut. Geh."
Ich schluckte schwer, nickte jedoch und drehte mich um. Schnell lief ich den Gang entlang, vorbei an Mickey, der auf einem Stuhl saß und zu warten schien, dass sein Vater starb. Seine Mutter wollte ihn nicht mit dabei haben, weswegen sie alleine rein gegangen war.
Ich trat mit schweren Schritten in den Raum zu Sherry, die auf der Liege lag und Carson, der ihr gerade half sich bequem hinzulegen. Enid kam hinter mir herein und legte alles auf den Tisch neben dem Bett. Ich ging langsam auf Sherry zu. Carson drückte ihr ein Tuch auf die Wunde und sie lag einfach nur da. Schwitzend und zitternd.
Als ich in ihr Blickfeld trat, sah ich etwas in ihren Augen, was ich noch nie bei ihre gesehen hatte. Jedenfalls nicht wenn sie mich ansah. Es war kein Hass oder Verachtung, sondern ehrliche Freude.
Verdammt, ihr war klar dass sie sterben würde.
„Enid, die Verbände.", sagte ich zu dem Mädchen, während ich Carson ablöste und meine Hand auf die Wunde drückte.
„Ich dachte du kommst nicht mehr.", sagte Sherry leise und lächelte mich an.
„Ich hab doch gesagt ich komme wieder."
Enid reichte mir den Verband und ich tauschte ihn mit dem vollgesogenen.
"Ich muss die Wunde desinfizieren und-„
„Nein.", ein bestimmtes Wort von Sherry und meine Augen begegneten ihren Braunen. Ich wusste erst nicht, zu was sie nein sagte, jedoch sah ich die Antwort darauf in ihren Augen.
„Vergiss es.", entkam es mir fest, wurde jedoch am Weitersprechen gehindert, als Sherrys Hand nach meiner griff.
„Du weißt, dass es sinnlos ist."
„Sherry-"
„Nein. Ich weiß nicht wie lang... Du musst etwas für mich tun."
Ihre Stimme zitterte, doch ihre Augen strahlten mir entschlossen entgegen. So sah jemand aus, der wusste dass es hier und jetzt endete.
„Vergiss es.", zischte ich erneut, doch sie griff nur fester nach meiner Hand, was meinen Druck auf die Wunde erhöhte.
„Das schuldest du mir.",
Das war gelogen und wir wussten es beide, doch wollte und konnte ich ihr nichts abschlagen. Nicht weil sie im Sterben lag, sondern weil sie eine der wenigen Personen war, die mich schon seit längerem begleiten. Ich kannte sie, sie kannte mich und heute in dieser Welt war es nebensächlich ob man sich leiden konnte oder nicht. Wir waren beide Überlebende und jetzt lag sie im Sterben.
Carson stand stillschweigend auf der anderen Seite von Sherry und wusste wohl nicht ganz was er machen sollte, auch Enid stand neben mir und sah verbissen auf die junge Frau.
Ich warf einen kurzen Blick auf das Mädchen und sah dann wieder zu Sherry. Meine Gedanken rasten und schienen doch still zustehen. Sherry bat mich hier um einen letzten gefallen und ich wusste plötzlich irgendwie, war ich es ihr doch schuldig. Die ganzen Male in denen Negan mich auf seine verstörend charmante Weise bedrängte, war Sherry zwischen uns getreten und hatte Negan... auf andere Gedanken gebracht.
Ihr blieben vielleicht noch einige Stunden, doch sie wollte selbst bestimmen wann es zu Ende ging. Es würde niemand hier sein, um sich von ihr zu verabschieden. Zumindest nicht der, den sie sich her wünschte. Dwight!
Dwight war der einzige, den sie, hier in ihren letzten Minuten, sehen wollte.
Sherry musste es in meinem Gesicht gesehen haben, denn sie löste sich von mir und griff sich an den Hals. Sie griff nach einer Kette und zog sie unter ihrem Shirt hervor.
Ich schluckte und mein Blick heftete sich an den kleinen goldenen Gegenstand, der an ihr hin und her schwang.
Ich bemerkte nur nebenbei, das Enid neben mir stehengeblieben war, die Verbände in der Hand. Auch Carson stand immer noch auf der anderen Seite des Betten und beobachte diese Szene still.
„Du musst es ihm sagen, bitte.", sagte sie mit brüchiger Stimme und ich schüttelte langsam den Kopf ohne zu wissen das ich das tat.
„Er weiß es... glaub mir."
Ich räusperte mich kurz und wand mich an Enid, „Ich brauche das Morphin."
Sie sah mich nur wissend an und nickte, bevor sie sich leise entfernte, um besagtes Medikament zu holen.
„Du musst es ihm trotzdem sagen... und das es mir leid tut. Es tut mir so leid.", Sherrys Worte gingen in leise Schluchzer unter.
„Nein... Tut es dir nicht."
Sherrys Blick ruckte auf meine harten Worte, zurück zu meinen Augen und ihre wurden eine Nuance dunkler. Im Angesicht des Todes, fand ich, konnte man ruhig ehrlich sein und dies musste Sherry wohl auch, in meinem Gesicht erkennen. Keine Lügen hier. Nicht jetzt.
Jetzt glich ihr Blick mehr dem, mit dem sie mich immer bedacht hatte. Damit konnte ich besser umgehen, als dieser hoffnungslose sterbende Blick.
„Dir doch auch nicht."
Ich wandt meine Augen geschlagen ab und nahm die Ampulle mit der Spritze von Enid entgegen. Sie war voll.
„Gehen sie.", sagte ich etwas zu hart zu Carson, der jedoch nickte und meiner bitte nachkam. Ich wand mich zu Enid, „Du auch. Sieh nach den anderen...", als sie keine Anstalten machte meinem Befehlt nachzukommen, fügte ich noch ein eindringliches, „Bitte.", hinzu. Sie nickte und sah noch kurz zu Sherry, bevor sie sich umwandte und Richtung Tür ging. Bevor sie den Raum verließ hörte ich sie leise zu mir sagen: „Ich sehe nach Daryl und Rick."
„Okay."
Ich drehte mich nicht um, denn mein Blick lag wieder auf Sherry. Ein letztes Mal entfernten sich Schritte, dann waren wir allein.
„Willst du warten oder-„
„Nein.", entkam es ihr schnell und sie fing an zu husten, „Es ist schon mehrere Stunden... bitte. Ich habe nie etwas von dir verlangt..."
Ich schluckte erneut schwer, um das beengende Gefühl in meiner Kehle loszuwerden. Mein Blick heftete sich auf die Spritze in meiner Hand, die ich routinemäßig aufzog. Die leere Ampulle legte ich neben mich auf den Tisch.
„Ich werde dich sedieren... es... es ist wie einschlafen.", ich hasste meine Stimme die in diesem Moment zitterte.
Es war die Wahrheit. Sherry und ich waren nie Freunde, doch lebten wir einige Zeit zusammen. Sahen uns jeden Tag und waren zu einem Stillen Einverständnis gekommen, uns dieses Leben nie schwerer zu machen als es schon war. Natürlich funktionierte dies nicht immer, doch wir bemühten uns.
So zum Beispiel, deckte ich sie mit BIVIOL oder NORLEVO ein, ohne dass jemand etwas mitbekam. Ich brachte ihr auf Besorgungstouren, nützliches mit, was sie die anderen Primaten nicht fragen konnte. Man half sich, auch wenn man sich nicht leiden konnte... Doch irgendwie glaubte ich, wäre das alles anders verlaufen, ein anderes Ende für sie und für mich, wären wir Freunde geworden.
„Weißt du... Ich fand dich eigentlich nie wirklich wie...", Sherry schluckte und sah an die Decke. Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie schluckte immer wieder schnell hintereinander, weil ihr Mund trocken war. Das Fieber hatte schon seinen Höhepunkt erreicht.
„Wie was?", fragte ich ungewöhnlich sanft und reichte ihr ein Glas mit Wasser, dass ich ihr an die aufgeplatzten Lippen hielt. Sie trank gierig ein paar Schlucke bevor sie wieder zu husten anfing.
„Wie eine Savior... Das habe wir gemeinsam."
Ich nickte verstehen sagte aber nichts dazu.
„Sag ihm... auch wenn es total kitschig klingt, dass ich ihn immer geliebt habe und dass er mein Mann ist... war.... Ich hätte damals nach Amys tot mit Daryl gehen sollen.", jetzt schluchzte sie leise, zog aber plötzlich die Luft tief ein und presste die Lippen aufeinander, um die weiteren Tränen, die über ihre blassen Wangen liefen, aufzuhalten. Hatte ich gedacht, dass jeder im Angesichts des Todes, schwäche zeigte, wurde ich hier eines besseren belehrt. Sherry war auch jetzt noch stark.
„Das ist nicht fair. Das ist verfickt noch Mal nicht fair!"
Ich lächelte leicht und setzte die Spritze an.
„Das ist es nie."
„Ich hätte ihn töten sollen. Ich hatte die Gelegenheit dazu."
Mein Blick glitt wieder zu Sherrys glasigen Augen und sie begegnete meinen blauen.
„Ich auch.", sagte ich nur und indizierte ihr das Sedativum. Die leere Spritze legte ich neben die Ampulle auf den Tisch. Es würde wie einschlafen sein.
„Nein... Du hättest es nicht getan.", murmelte sie und sah wieder an die Decke. Wieder schluckte sie schwer, wobei ich starr auf die Tränen starrte, die aus Sherry Augen quollen. Sie liefen ihr seitlich in ihr braunes Haar, das verschwitz an ihr klebte. Sherry war immer noch sehr hübsch.
„Was?", meine Stimme klag schärfer als beabsichtigt und ich sah die Frau mit gerunzelter Stirn verwirrt an. Was war das hier? Wollte sie eine letzte Beichte ablegen?
„Du hättest ihn nicht getötet. Dafür seid ihr euch... zu ähnlich.", Sherry hustete und ich fragte mich ob das Fieber schon bis zum Stadium des Deliriums vorangeschritten war. Trotz diesem Gedanken spürte ich wie sich mein Pulsschlag erhöhte und meine Augen anfingen zu brennen. Ich schluckte die aufkeimende Enge in meiner Kehle herunter und biss fest auf meine Unterlippe, was mich kurz darauf Blut schmecken ließ.
„Fick dich.", murmelte ich, nicht sicher ob sie mich hörte.
„Negan, du und dein Bruder..."
„Halt die klappe."
Schwer atmend sah ich in Sherrys lächelndes Gesicht und fuhr mir mit der Zunge über die aufgebissene Stelle.
„Sorry, dachte du wüsstest es...", wieder ein unkontrolliertes Husten, „Pass auf ihn auf. Auf D. Er wird wütend sein. Was Dummes tun... Sag ihm alles ist gut.", murmelte sie träge und ihre Augenlieder flatterten.
„Okay. Ich versprech's", entkam es mir leise. Mit verengter Kehle und immer noch brennender Kehle, wartete ich das Sherry endlich einschlief. Das diese Hölle aufhörte.
Als Sherry ein letztes Mal die Augen schloss und ihr hübsches Gesicht trotz Schmerzen und Angst geprägt, Friedlich da lag, gab ich mir einen Moment der Schwäche. Meine Augen brannten schon seit Sherrys wahren Worten, doch jetzt entkam mir die angehaltene Luft in hektischen Atemzügen, die sich in leise Schluchzer wandelten. Tränen rannen über meine Wangen und brannten mir auf der Haut. Ich stützte mich auf der Liege ab, auf der Sherry toter Körper lag und beugte mich nach vorne, wo ich versuchte meine Atmung in den Griff zu bekommen. Ich atmete tief ein und aus.
Sherrys Worte taten weh, obwohl ich wusste dass sie durch das Fieber, wohl vieles nicht so gemeint hatte, doch trotzdem waren so viele Worte wahr.
Sie waren wahr.
Schritte näherten sich dem Raum und ich sah auf, um Enid und hinter ihr Rick zuerkennen. Ich ließ meinen Blick wieder sinken und schluckte die weiteren Schluchzer hinunter.
Ich richtete mich auf und wischte mir einmal über die nassen Wangen, dann griff ich an meinem Gürtel nach meinem Messer.
Rick trat nach vorne und ich fragte ohne ihn anzusehen.
„Hat das Fieber schon eingesetzt?"
„Nein.", sprach er zögernd und sah über seine Schulter zu Daryl, der ebenfalls im Türrahmen stand. Er hatte wieder seine Armbrust geschultert und schien bereit für den weiteren Kampf. Beide zeigten keine Anzeichen von Fieber oder sonstigen Gebrechen. Dwight war offensichtlich wirklich auf unserer Seite.
„Du hattest Recht. Der Pfeil war nicht verseucht, ebenso die Kugeln. Dwight scheint auf unserer Seite zu kämpfen."
Rick sah weiter auf mich und das Messer in meiner Hand.
Ich nickte nur und musste an Dwight denken, der vieles für den Sieg aufs Spiel gesetzt hatte und nun gänzlich alles verlor.
Ich holte noch einmal tief Luft bevor ich wieder auf Sherry zutrat und mein Messer hob.
„Du musst das nicht tun. Ich kann..."
„Niemand fasst sie an.", sagte ich scharf und sah zu Rick.
Unsere Blicke trafen sich und ich sah ihm entschlossen entgegen. Er nickte nur.
Ich setzte das Messer an Sherrys Schläfe an und stach langsam zu. Erst durch Haut, dann durch Knochen und letztendlich ins Stammhirn. Sie würde nicht zurückkehren, niemals.
In Sanctuary gab es eine Stille Abmachung unter einigen wenigen, die dort lebten. Negan hatte die Angewohnheit, selbst aus den Toten einen Nutzen zu ziehen. Weswegen er tote Saviors, wenn sie sich verwandelten, um die Zäune als Abwehr aufstellte. Die meisten Beißer um Sanctuary, waren somit ehemalige Männer von Negan. Ich wusste von Sherry, dass sie mit Dwight die Abmachung getroffen hatte, sollte einer der Beiden sterben, sie dafür sorgen, dass weder Sherry noch Dwight, vor dem Zaun landen würden. In dieser Abmachung ging es nicht nur darum, zu vermeiden vor den Toren Sanctuary, wie ein totes Stück Dreck zu vegetieren, sondern auch, denn zweiten Tot nicht würdelos zu erleiden.
Nicht enthauptet oder zu Matsch zerstampft zu werden.
Keiner wusste es... aber, FUCK, ich hatte dieselbe Abmachung mit Negan.
Vor ein paar Monaten, eine von vielen schlaflosen Nächten, ging ich wie gewöhnlich rastlos durch die Gänge von Sanctuary und traf wie so oft auf Negan, der ebenfalls Probleme mit dem Schlafen hatte. Wir unterhielten uns. Führten ein ungewöhnlich normales Gespräch. Ich wusste nicht ob es daran lag, dass wir alleine waren, doch ich ließ mich einen Moment vergessen, mit wem ich hier sprach. Dies kam öfter vor...
„Versprich mir, dass ich nicht dort draußen vor dem Zaun Ende."
Das waren meine Worte gewesen und ungewohnt ernst, hatte Negan geantwortet: „Ich versprech's."
In dieser Nach versprachen wir, dem jeweils anderen, es nicht soweit kommen zulassen, dass wir uns in eins dieser Dinger verwandelten und beide hatten wir uns bis heute daran gehalten. In Sherrys Fall, nahm ich ungewollt Dwights Platz ein, doch hätte ich es auch getan, hätte sie mich darum gebeten. Tat sie aber nicht... weil sie von der Abmachung wusste... Weil sie wusste, ich würde es tun. Nicht zulassen, dass ein Pfeil ihr hübsches Gesicht durchbohrt oder ihr der Schädel mit einer Axt gespalten wird. Dwight könnte sie noch einmal ansehen und sich erinnern, wie es vor all der Scheiße gewesen war.
„Wir warten ab, wie sich alles entwickelt. Dann... übergeben wir sie Dwight... Er will sie sicher begraben... Außerhalb von Sanctuary."
Mein Blick lag immer noch auf Sherrys totem Körper, die aussah als würde sie nur schlafen. Ich hasste es, wenn Tote nicht tot aussahen. Das machte es auch einfacher, die Beißer zu töten. Mein Blick glitt nach unten, ihren schmalen Körper entlang, vorbei an der Bisswunde und blieb bei ihrer Hand haften, wo die Kette mit zwei goldenen Eheringen lag.
Ich fragte mich augenblicklich, ob es Negan nicht gestört hatte, dass Sherry die Ringe bei sich trug. Doch vielleicht nahm sie diese vorher ab, bevor sie zu ihm ging... gegangen war.
Ich nahm die Kette aus ihrer Hand und ließ sie in meine Jeanstasche gleiten.
„Wie geht es den anderen?", tonlos drang meine Stimme durch die Stille und ich sah noch einmal zu Sherry, ehe mein Blick sich auf die kleine Gruppe richtete.
„Nicolas ist tot... Er war der letzte.", antwortete Daryl und ich fragte schnell: „Habt ihr-„
„Ja! Ist erledigt.", antwortete der Armbrustschütze schnell und begegnete meinem Blick.
Ich nickte nur und mein Kopf wanderte zu dem kleinen Fenster des Containers. Die Sonne ging schon auf. Ein neuer Tag begann.
„Negan wird bald kommen."
Ohne einen von den Menschen vor mir anzusehen, säuberte ich mein Messer mit einem der Tücher die neben mir lagen und steckte es wieder in meinen Gürtel.
„Ich werde als erstes raus gehen und- Nein, Rick", unterbrach ich mich selbst, als mein Bruder schon protestierend den Mund öffnete. Daryl war jetzt in den Raum getreten und sah mich an. So wie ebenfalls Enid und Carson. Sie begriffen nicht. Ich hatte es versprochen und Dwight hatte nach all dem, egal was für ein Arsch er auch gewesen war, nicht verdient im Ungewissen zu sein über den Tot seiner Frau.
„Negan denkt du bist tot...", ruhig und leicht Lächelnd sah ich meinen Bruder an, der ebenso über dieses Lächeln verwirrt schien, wie die anderen. Doch es verschwand nicht aus meinem Gesicht.
„Ich will auf keinen Fall Negans Miene verpassen, wenn er kapiert das du noch lebst."
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Hey...
Eine Schweigeminute bitte für Sherry †
Tut mir Leid... ich wollte sie eigentlich nicht Killen aber es ist wichtig für die weitere Entwicklung von Dwight. Außerdem war es meine persönliche Rache, da die Comic Sherry ‚ne blöde Kuh ist und Dwight später trotzdem verlassen hat :D Was ich echt scheiße fand, weil Dwight vom Saulus zum Paulus wird... Sorry für die biblische Anspielung^^
Was die TV Sherry angeht hoffe ich, dass sie es überlebt. Ich mag sie irgendwie, was auch dieses Chapter geprägt hat.
Was gibt es noch zusagen?
Fettes Danke an all euer Feedback <3 Bin so froh das euch die Story immer noch gefällt.
See you later alligator,
CharlyXO
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