Kapitel 39 - Der Aufbruch


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Hi IHR,

echt mega fettes Danke an eure lieben Kommentare. Ich bin wirklich erleichtert, dass es euch gefallen hat und Morddrohungen gab es auch nur wenige ;)

Hier geht's es schon weiter. Der Vormarsch beginnt. Ich bin am überlegen, ob ich das neue Kap vielleicht schon heute oder Morgen uppe, weil ich mich selbst irgendwie drauf freue. :D Ihr ahnt vielleicht an wem das liege könnte <3

CharlyXO

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Verschlafen öffnete ich die Augen und sah geradewegs auf das schlafende Gesicht von Daryl. So entspannt hatten ihn wohl nur die wenigsten gesehen, dachte ich mir und prägte mir diesen Anblick ganz genau ein. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und sein Atem ging regelmäßig. Seine Gesichtszüge waren entspannt und sanft. Der Geruch einer aufregenden Nacht stieg mir in die Nase, geprägt von dem Duft nach Wald, Nicotin und kalter Erde. Mir war schon vorher aufgefallen, dass Daryl vorwiegend nach Wald roch, was mir unweigerlich ein Gefühl von Freiheit vermittelte. Ich mochte seinen Geruch.

Ich musterte ihn noch einige Sekunden, ehe ich mich leise erhob und aus dem Bett stieg. Es war noch dunkel draußen, doch nicht mehr tiefste Nacht. Wir würden bald aufbrechen.

Ich sammelte meine Unterwäsche auf, die ich sogleich anzog und das Sweatshirt das auf dem Boden lag. Meine Schuhe nahm ich in meine Hand und mit einem letzten Blick auf den schlafenden Daryl, wobei ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, schlüpfte ich aus der Tür.

Mann, irgendwie war das ganze hier verrückt, dachte ich amüsiert. Ich war so lange in Sanctuary und hatte einen riesen Bogen um jede Art von Beziehungen, in welcher Art auch immer, gemacht. Nicht nur, da die meisten Männer dort von Körperhygiene, dachten, es wäre ein verdammter Mythos. Auch wollte ich verhindern, das Negan denjenigen lynchen würde. Ich wusste nicht warum, aber ich war mir sicher, er würde den Kerl zu einem Außenposten schicken, damit er dort „zufällig" zu Tode kommt. Doch kaum war ich in Alexandria kam Daryl.

So leise wie möglich schlich ich den Flur entlang und glitt die Treppe hinab, wo ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und auf der letzten Stufe erstarrte.

Fuck.

Eine verschlafene Enid sah mir entgegen, deren Augen sich jedoch weiteten, als sie erkannte wer da vor ihr stand. Sie hatte noch ihren Schlaffanzug an.

Ich verzog das Gesicht als hätte ich Schmerzen und sah kurz nach oben, um sicherzugehen nicht noch mehr Hausbewohner anzutreffen. Ich überbrückte die Distanz zu ihr und wollte gerade anfangen zu erklären, als sie doch tatsächlich anfing zu kichern. Verwirrt sah ich das junge Mädchen vor mir an. Als sie sich beruhigt hatte sagte sie immer noch leise Kichernd: „Ich schätze mal du kommst nicht von Eric und Aaron.", sie Räusperte sich gespielt verlegen. Ich verdrehte die Augen und gab ein schnauben von mir. War das ihr ernst?

„Hör zu. Bitte mach kein Ding draus. Ich wäre dir echt dankbar wenn-„

„Keine Sorge.", unterbrach sie mich hastig, dabei immer noch leise Lachend, „Ich erzähl's keinem. Versprochen."

„Äh... Okay!? Danke... Schätze ich.", entkam es mir zögernd, bevor ich sie noch einmal argwöhnisch musterte und zur Haustür trat, durch die ich flüchtete. Gott, ich fühlte mich in der Zeit zurück versetz und kam mir vor wie die 15 Jährige, die ich einmal gewesen war.

Draußen zog ich mir schnell meine Schuhe an und ging mit zügigen Schritten auf Ricks Haus zu, wo ich mich ebenfalls leise reinschlich. Erleichtert zog ich die Luft ein und schloss mit einem leisen Klicken die Tür.

Doch leider hatte ich auch hier kein Glück.


„Hey? Wo kommst du denn her?"

Ich zuckte zusammen und griff mir automatisch an mein zu schnell schlagendes Herz.

„Gott? Bist du verrück mich so zu erschrecken.", zischte ich ihm flüsternd entgegen.

Carl sah mich belustigt aus seinem Auge an. Was war nur mit diesen Teenagern los? Litten die alle an Schlafstörungen?

„Ich bin es nicht, der sich am frühen Morgen reinschleicht."

„Also in Anbetracht deines Alters, glaub ich dir das nicht und außerdem schleiche ich nicht... ich wollte nur... niemanden wecken.", mit verschränkten Armen vor der Brust sah ich meinen Neffen beleidigt an und fühlte mich unter seinem Blick mehr als unwohl.

Ich ging an ihm vorbei ohne weiter auf Carl zu achten.

Fuck, ich brauchte unbedingt eine Dusche und Kaffee.

„Wo warst du?", fragte mein Neffe noch einmal. Er war mir bis zum Absatz der Treppe gefolgt und sah zu mir hinauf. Mann, den Blick seines Vaters hatte er drauf, selbst mit nur einem Auge. Ich seufzte genervt anhand seiner unangebrachten Neugier und begegnete lässig seinem Blick.

„Spazieren. Ich konnte nicht schlafen und jetzt hör auf zu fragen.", lachend schüttelte ich den Kopf, da Carl eben nicht so aussah als würde er mir glauben. Sein Problem. Solange Rick mich nicht sah, war alles in Ordnung. Trotzdem überkam mich Erleichterung, als ich mein Zimmer ungesehen erreichte und die Tür hinter mir schloss. Ich lehnte mich kurz an das kühle Holz und schloss einen Moment die Augen, was dafür sorge das Bilder von letzter Nacht Revue passierten.

Es war schön gewesen, mehr als schön, was mich offengesagt überraschte. Und es war richtig gewesen. Es war gut möglich das wir heute draufgehen würden und ein letztes Mal etwas zu fühlen, außer Angst war wohl jedem erlaubt.

Trotzdem fühlte ich mich auf eine unbeschreibliche Art unsicher und verwirrt. Verwirrt war wohl der richtige Begriff für meinen Zustand.

Es war einfach ein Gefühl was sich nicht in Worte fassen ließ und was ich nicht erklären konnte. Wir hatten es beide gebraucht und waren uns einig, dass dies einfach eine Ablenkung von der kommenden Schlacht sein sollte, doch es hatte sich trotzdem nach mehr angefühlt und gleichzeitig als würde ich gerade etwas beenden.

Nur was beendete ich gerade? Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken.

Seufzend öffnete ich meine Augen und schüttelte meinen Kopf um endlich diese Gedanken los zu werden. Damit konnte ich mich auch noch später befassen. Jetzt in diesem Moment galt es wieder alle Konzentration auf die Schlacht und den bevorstehenden Krieg zu lenken.


Seufzend stieß ich mich von der Tür ab und suchte mir frische Kleidung heraus mit der ich immer noch ungesehen im Bad verschwand.

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Eine Stunde später fanden wir uns alle wieder in der Kirche ein. Ich war frisch geduscht, hatte meine Verbände gewechselt und hatte einen kurzen Abstecher zu den Praxisräumen Alexandrias gemacht. Carson und Alex waren dort gewesen, schienen aber nicht weiter interessiert, als ich mich an dem Breitgefächerten Medikamentenschrank bediente. Zum einen warf ich ein paar Schmerzmittel ein, da mir immer noch etwas meine Schulter schmerzte und zum anderen, wollte ich dafür sorgen, dass die Nacht mit Daryl keine überraschenden Folgen hatte. Es war praktisch dass Alex mich nicht mochte und Carson mich zu sehr respektierte, als das er gefragt hätte was ich mir da nahm.

Ich stellte mich zu meinem Bruder, dessen angespannte Miene, mich fast in den Wahnsinn trieb. Er zeigte keine Angst, keine Furcht, nur pure Entschlossenheit und genau das machte mich Irre.

Ich sah Daryl am anderen Ende der Kirche neben Jesus stehen und als sich unsere Blicke trafen konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er nickte mir zu, was ich erwiderte. Ich war nicht blöd. Ein Nicken und ein Schnauben war das höchste der Gefühle bei Daryl... auch wenn ich ihn gestern Nacht etwas anders kennenlernen durfte. Ich begegnete seinen blauen Augen und musste mir auf die Unterlippe beißen um mir ein Schmunzeln zu verkneifen.

Ich riss mich von seinem Anblick los und schritt an Carol und Carl vorbei, um vor meinem Bruder stehen zu bleiben. Er sah sich wieder einmal die Zeichnungen von Sanctuary an, die ich angefertigt hatte. Als er jedoch meinen Schatten bemerkte, der über das Papier huschte, sah er auf. Seine Augen sahen mich ernst an und er schenkte mir ein Nicken. Er wirkte so verdammt ernst.

„Ich war heute Morgen noch bei Eugene in der Fabrik. Wir haben noch zwei weitere Kisten Munition zur Verfügung. Sie haben die ganze Nacht durchgearbeitet."

Ich nickte verstehen und spürte Erleichterung bei dieser Neuigkeit. Mehr Munition bedeutete einen größeren Vorteil für uns.

„Okay.", sagte ich und sah durch den Raum, zu Michonne, die gerade die Tür hinter sich schloss.

Ezekiel trat zu uns, neben ihm Richard und auch Maggie, Jesus und Daryl stellten sich zu uns. Wir befanden uns zwischen den Holzbänken und einige der Bewohner sahen gebannt und zum Teil ängstlich zu Rick. Es wurde ruhig. Die Stille vor dem Orkan.

„Ich habe euch zusammengerufen, um sicherzugehen, dass wir nicht auf den letzten Drücker etwas übersehen, bevor wir zuschlagen.", sprach Rick Laut und in ernstem Ton. Jeder lauschte seinen Worten und noch nie war so klar, wer uns alle anführte. Der Mann dem Alexandria, Kingdome und Hilltop folgten.

„Unsere Leute sind alle versammelt, die Vorräte verladen... Wir können loslegen.", kam es von einem Mann, dessen Namen glaube ich Morgan war. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit ihm zusprechen, doch wusste ich von Carol, dass Rick viel von ihm hielt. Michonne, die neben dem Mann mit dem Kampfstock stand, nickte zustimmend. Sie sah schon um einiges besser aus... Trotzdem hatten sie und Rick beschlossen, dass sie mit Carl, Carol und Maggie, die Stellung hier hielt.

„Meine Männer ebenfalls. Wir sind bereit.", kam es von Ezekiel.

„Ich habe meine Jungs von der Anhöhe vorbereitet. Sie wissen wo sie hin müssen und was sie zu tun haben. Sie scheinen bereit.", sprach Paul und sah Rick fest und entschlossen entgegen. Das waren wir wohl alle, jedenfalls konnte ich heute hier in diesem Raum keinen sehen der zweifelte, sondern alle schienen bereit endlich zu kämpfen. Auch wenn dies nicht hieß, dass nicht jeder von uns einen gewissen Grad an Angst verspürte.

„Gut... Gehen wir den Plan noch Mal durch!", sagte Rick und sah uns einem nach dem anderen an, wobei sein Blick zum Schluss an mir hängen blieb.

Ich nickte ihm kurz zu, also würde ich ihm zustimmen, dabei wollte ich ihm damit nur sagen: Ich war bereit. Wir waren bereit.

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Wir hatten uns alle vor dem Tor Alexandrias versammelt und machten uns bereit zum Aufbruch. Ich selbst hatte mich mit meinen neuen Waffen eingedeckt und trug mein Haar ausnahmsweise in einem Hohen Pferdeschwanz, sodass sie mich nicht behindern konnten.

Rick stand auf der Ladefläche eines der Laster und wartete, dass Ruhe einkehrte und er sprechen konnte. Es brauchte nicht lange und die Aufmerksamkeit aller war ihm sicher. Ich stand neben Jesus und Daryl, die ebenfalls auf Rick sahen.

„Den Meisten von euch...", begann er, „Habe ich bisher nicht viel abverlangt... Ihr konntet hier leben, wie ihr wolltet, ohne etwas zurückzugeben. Aber jetzt ist unsere Existenz hier in Gefahr. Unser Leben wird bedroht. Dagegen müssen wir uns wehren und dazu brauche ich eure Hilfe. Diejenigen von euch, die mitkommen, wissen schon bescheid. Und ich weiß zu schätzen, dass ihr dieses Risiko eingeht. Und der Rest von euch... seid bereit! Wir begeben uns hier auf einen steinigen Pfad... er ist lang und unübersichtlich, aber er führt uns in ein besseres Leben. Ihr müsst bereit sein, diesen Ort und alle hier zu beschützen... im Fall der Fälle. Ich weiß, wir sind alle keine Soldaten, aber bis dieser Krieg vorbei ist behalten wir das für uns."

Ich sah zu meinem Bruder und fühlte Stolz und Trauer in gleichem Maße. Ich war stolz, wie mein Bruder es schaffte mit den richtigen Worten uns allen Hoffnung zugeben. Hoffnung darauf, dass wir diesen Krieg gewinnen konnten. Trauer, weil ich allmählich den Mann vor mir nicht mehr wieder erkannte...

Ich sah ein letztes Mal zu Rick, bevor ich mich umdrehte und auf Carl und Michonne zuging, die ebenfalls bewundernd zu Rick sahen.

Carl sah kurz zu mir und schenkte mir ein Lächeln, ehe er sich an die Dunkelhäutige wandte, deren Auge immer noch etwas zugeschwollen war.

„Du bleibst hier?"

Michonne sah ihn nicht an sondern sah immer noch zu Rick: „Ich bin nicht schnell genug. Mir tut alles weh. Ich helfe dir lieber bei der Verteidigung."

Carl sah sie verwirrt an und ich verzog den Mund zu einem Lächeln, als Carl ebenso verwundert fragte: „Mir helfen?"

„Mir überlässt er das Kommando nicht.", sprach sie eindringlich und über Carl hinweg warf sie mir einen kurzen Blick zu, den ich ebenso Lächelnd erwiderte, „Sorry, während ich mich im Glockenturm verprügeln ließ, hast du hier die Leute organisiert, das ist deine Show."

Ich kicherte, als Carl wirklich verlegen murmelte: „Hör auf!"

„Glaubst du's nicht? Okay... wart's ab.", sagte Michonne grinsend während wir drei immer noch zu meinem Bruder sahen.

Rick stieg gerade vom Laster und kam auf uns zu. Er ging vorbei an viele Bewohner, die sich gerade von ihren Familien verabschiedeten und selbst dem letzten musste klar werden, das es jetzt so weit war. Fuck, wir zogen in den Krieg.

Rick schloss seinen Sohn in die Arme und sagte bestimmt: „Ich bin so bald wie möglich zurück."

„Klar.", antwortete der Teenager nur, als sein Vater sich von ihm löste.

Ich nahm Ricks Platz ein und zog meinen Neffen ebenfalls in die Arme, während sich Rick von Michonne verabschiedete.

Ich wollte ihnen etwas Privatsphäre gönnen.

„Du hältst den Laden solange zusammen.", flüsterte ich Carl ins Ohr und löste mich von ihm. Er nickte nur. Ich legte einen Arm um seine schmalen Schultern und wir sahen zu meinem Bruder, der sich gerade von der Samurai löste. Trotz allem, das ich Michonne mochte, musste ich mich noch an diesen Anblick gewöhnen.

Das Paar wand sich an uns und Michonne begegnete meinem Blick und sagte bestimmt: „Das kriegt er hin."

„Jepp. Trotzdem passt auf euch auf."

„Immer.", antwortete sie nur und zögerlich trat ich auf sie zu und schloss sie ebenfalls kurz in meine Arme. Sie erwiderte die Umarmung.

„Wir werden es schaffen." sagte ich als wir uns voneinander lösten.

„Passt auf euch auf."

Ich sah an Michonne vorbei und begegnete Maggies Blick, die auf mich zutrat und lächelnd ihre Arme um mich legte.

„Immer doch.", lachte ich und erwiderte die überraschende Umarmung. Es war unfassbar und ich musste zugeben, dass ich mich an die Menschlichkeit, die Zuneigung hier in Alexandria, wenn ich das überlebte, erst noch gewöhnen musste.

„Ich mein es ernst und nicht nur, weil ich ohne dich aufgeschmissen bin."

„Keine Sorge. Früher haben Frauen auch ohne Ärzte, die ihnen sagen wie sie zu atmen haben, Kinder bekommen. Aber ich werde mich bemühen zu überleben."

Sie nickte und lächelte tapfer.

Ich musste an Alex und Carson denken. Beide waren fähige Ärzte... zumindest währen sie in der Lage sich um Maggie zu kümmern, auch wenn ich hoffte Carson würde sich zur Verfügung stellen.

Meine Aufmerksamkeit wurde von Carol in Beschlag genommen, die ich jetzt erst bemerkte, da sie mit Judith im Arm zu uns trat und sie Rick in die Arme gab, der sich gerade von Maggie trennte. Er gab seiner Tochter einen Kuss auf den Schopf und flüsterte ihr liebevolle Worte zu. Ich trat zu ihnen strich dem blonden Mädchen über den Kopf.

„Wir kommen zurück.", sagte ich eher zu mir selbst, als zu Judith oder den anderen. Ich gab ihr ebenfalls einen Kuss bevor Rick Judith an Carol weitergab, die ebenso ein tapferes Lächeln auf den Lippen trug.

„Ich weiß das ihr wieder zurück kommen werden.", sagte sie nur und legte Rick eine Hand auf die Schulte um sie kurz aufmunternd zudrücken.

Rick nickte ernst, bevor er nach einer kurzen einvernehmlichen Schweigeminute Richtung Laster ging. Ich sah noch einmal zu Carl, ehe ich meinem Bruder folgte, doch wurde ich überraschend, auf halben Weg, am Handgelenk gepackt.

Meine Augen sahen verwundern in Daryl Gesicht, der wie immer ernst und versteinert wirkte. Nur das sich dieses Mal in seinen Augen eine gewisse Unsicherheit wiederspiegelte.

Ich sah ihn fragend an und bevor er was sagen konnte, öffnete ich meinen Mund und meinte ernst: „Oh Mann, du bittest mich doch hoffentlich jetzt nicht hier zu bleiben?"

Er schnaubte und brummte: „Als würdest du auf mich hören."

„Recht hast du.", meinte ich lachend uns sah ihn abwartend an.

„Ich fahr' mit dem Motorrad. Ist bequemer als der Laster."

Mein Lächeln wurde breiter und mit schräg gelegten Kopf, sah ich ihn verblüfft an.

„Ist das ‚ne Einladung?"

„Du kannst auch eingepfercht zwischen den ganzen Leuten, die Fahrt hinter dich bringen."

Ich schmunzelte und trat näher an ihn ran.

„Okay. Danke."

Er erwiderte kurz meinen Blick, bevor er sein übliches Nicken von sich gab und wir uns langsam in Richtung von Daryl Maschine begaben.

Ich zog meinen Waffengürtel enger und schloss meine Lederjacke. Dies tat ich eigentlich nur, um zu prüfen ob ich auch alles dabei hatte. Browning, check! Messer, check! Die MP's lagen im Laster, also check!

Ich wurde aus meiner Überlegung gerissen, als ich von der Seite schnelle Schritte vernahm und Daryl aufblickte, der gerade dabei war, die Seitentaschen seiner Maschine festzuschnallen.

Ich folgte seinem Blick und meine Augen sahen überrascht Enid an, die schlitternd vor mir zum Stehen kam.

„Hey!", sagte sie außer Puste und sah mich aus ihren großen grünen Augen an.

Ich begegnete fragend ihrem Blick, während Daryl sich wieder seinem Motorrad widmete. Enid schenkte dem Mann neben mir nur einen kurzen Blick. Ihr Hauptaugenmerk lag auf mir, was mich leicht verunsicherte.

„Ich dachte schon ich würde euch verpassen... Ähm-!"

Sie knetete ihre Hände nervös und sah mich kurz unsicher an, ehe sie auf mich zutrat und ihre dünnen Arme um mich schloss. Leicht verwundert erwiderte ich die Umarmung und sah kurz zu Daryl, der uns beobachtete.

„Ähm...Okay-", entkam es mir unsicher.

„Pass auf dich auf, Okay?", murmelte sie verlegen, bevor sie sich von mir löste. Ich sah Enid Lächelnd an und nickte.

„Keine Sorge.", sagte ich nur. Meine Augen blickten über ihre Schulter, wo einige Meter weiter weg Carl bei Michonne stand und zu uns sah.

„Pass auf Carl auf. Dass er keinen Blödsinn anstellt."

Sie lachte kurz leise auf, ehe sie nickte und zu Daryl sah der, wohl zuwarten schien, das wir fertig wurden. Enid Räusperte sich verlegen und schenkte mir noch einmal ein Lächeln, ehe sie sich umdrehte und ging.

Daryl sah ihr Stirnrunzeln hinterher.

„Teenager.", sagte ich schulterzuckend, was ihn wohl noch mehr verwirrte, aber er nicht weiter nachfragte.

Er stieg auf seine Maschine und zögerlich setzte ich mich hinter ihn. Das war erst mein zweites Mal, dass ich auf einem Motorrad mitfuhr und selbst das war mehr als 5 Jahre her.

Ich schlang meine Arme um Daryl Mitte und musste mir ein Lachen verkneifen als sich seine Muskeln unter meinem Griff verspannten. Sein typischer Geruch von Wald und Erde stieg mir in die Nase und ich fragte mich, wie er es schaffte nicht wie die meisten Männer zu riechen. Vor allem wenn ich an die Männer aus Sanctuary dachte, die immer nach Schweiß, Schmutz und Blut rochen.

Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als Daryl den Motor startete und wir uns langsam in Bewegung setzten. Wir fuhren an den drei Bussen und dem Laster vorbei, aus dem Rick uns entgegen sah. Wenn er überrascht war, das ich bei Daryl mitfuhr, dann zeigte er es nicht. Unsere Blicke begegneten sich kurz und er nickte mir zu, dann beschleunigte Daryl und wir fuhren einige Meter voraus.

Ich musste zugeben, ich könnte mich an diese Art der Fortbewegung gewöhnen. Mein erstes Mal auf einem Motorrad war mit Peter, einem Assistenzarzt aus dem King Country Memorial. Er hatte mich nach einem Date gefragt und da es mein erster freier Abend seit Wochen war, sagte ich sofort zu. Leider wurde mir erst später bewusst, dass Pete kein Auto besaß. Mir blieb nichts anderes übrig bei ihm mitzufahren, was mit einem Rock ziemlich scheiße war. An den Ablauf des Abends selbst konnte ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, was so viel hieß, das ich entweder zu viel getrunken hatte oder der Abend öde war. Wenn ich an Pete dachte, war wohl letzteres der Fall.

Mit dem Gedanken mir die Zeitvertreibend, dass ich Daryl vielleicht fragen würde ob er mir das Motorradfahren beibringen könnte, fuhren wir weiter Richtung Sanctuary.

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