Kapitel 21 - Der Weg zur Freiheit
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Als ich nach einigen Stunden, so kam es mir jedenfalls vor, die letzten Bäume hinter mir ließ, fühlte ich mich körperlich am Ende. Ich war durchgeschwitzt und zitterte ununterbrochen. Ich befürchtete schon, dass mein Zähneklappern bald die ersten Beißer anlocken würde. Doch der Gestank den ich verströmte schien die Walker mich nicht wirklich wahrnehmen zulassen. Ich war einer von ihnen und bis sie begriffen, dass ich mich für einen Untoten zu hektisch und zu schnell bewegte, war ich schon längst hinter dem nächsten Baum verschwunden.
Dieses Spiel betrieb ich eine ganze Weile, obwohl mein Zeitgefühl durch die Drogen noch eingefroren schien. Es war immer noch tiefste Nacht und die Kälte drang langsam bis in meine Knochen.
Meine Füße trugen mich immer weiter Richtung Stadt und als ich endlich den Asphalt der Straße unter meinen Schuhen spürte und auch schon bald die ersten Häuser der kleinen Siedlung sah, die sich vor D.C. erstreckte, färbte sich der Himmel allmählich in ein Helles grau. Es roch nach Regen und ich beschleunigte meinen Schritt zitternd und wankend. Wenn es anfing zu regnen würde das meinen Weg nach Alexandria nur erschweren und eine Lungenentzündung wollte ich auch nicht unbedingt riskieren.
Ich joggte die Straße entlang. Immer dich an den Häusern vorbei. Die Siedlung war ziemlich klein. Ich konnte von meiner Position aus schon das Ende der Straße sehen. Dieser Ort wurde meist von Negans Männer als Zwischenlager genutzt. Zu meinem Glück war die Gruppe im Moment in der Nähe von Kingdom stationiert, da Negans nächste Lieferung in den kommenden Tagen anstand.
Ich sah mich hektisch um und mein Herz fing an zu rasen.
Wo waren die Autos? Negan hatte immer ein paar Wagen hier stehen, für den Fall das wir sie brauchen würden. Aber die Straße war leer. Nur zwei vereinzelte Beißer torkelten über den Gehweg zu meiner Rechten.
„Scheiße.", murmelte ich und strich mir meine Haare zurück, die leicht klamm waren. Es musste kälter sein als mein Körper fähig war wahrzunehmen.
Meine Schritte knirschten leise und wirkten unnatürlich laut an diesem stillen Morgen. Ich sah mir die einzelnen Häuser an und mein Blick blieb an einem Haus mit einer Doppelgarage hängen. Ich zögerte ehe ich darauf zuging. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen warum die Savoirs die Autos dort abstellen sollten, aber im Moment fiel mir nichts Besseres ein.
Nach mehreren Anläufen und mit stetig zitternden Knien, schaffte ich es das Tor endlich aufzustemmen. Ich musste mich einen Moment an der Garagenwand abstützen, da mein Sichtfeld plötzlich verschwamm und der Boden gefährlich schwankte. Der Schwindel kam plötzlich und ich befürchtete, dass es Anzeichen einer aufkommenden Ohnmacht wahr, doch als mein Blick auf die zwei Land Rover fiel, riss ich mich zusammen und ging schwankend auf den linken Wagen zu. Mit aufkommender Freude öffnete ich die Tür und ließ mich erschöpft auf den Fahrersitz plumpsen. Ich zog meinen Rucksack aus und schmiss ihn auf den Beifahrersitz bevor ich mich wieder nach hinten sinken ließ und müde die Augen schloss.
Ein Knall ließ mich aufschrecken und mit aufgerissenen Augen und die Hand an meiner Waffe, sah ich auf den Beißer der gegen das Beifahrerfenster tatschte. Verwirrt stellte ich fest, dass es nun heller war.
Fuck... War ich eingenickt? Scheiße!
Ich schüttelte den Kopf und ignorierte den Schmerz hinter meiner Stirn. Ich griff zum Zündschloss und griff natürlich ins leere... Frustriert sah ich mich in der Familienkutsche um und klappte die Sonnenblende vor mir herunter. Mit einem leisen Klirren landete der Schlüsselbund in meinem Schoß.
„So berechnend.", sprach ich zu mir selbst und startete den Wagen. Nach dem dritten versucht röhrte der Motor laut auf und ich fuhr langsam die Straße entlang.
Mir behagte es nicht am helllichten Tag über die Hauptstraße zufahren, doch hatte ich keine andere Wahl.
Negan war bestimmt wieder bei Bewusstsein und bereit Rache zu üben.
Lucille hatte Hunger.
Der Gedanke ließ mich kräftiger aufs Gas treten und mit 90 Km/h fuhr ich Richtung D.C.
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Früher hatte Washington D.C. erstrahlt und war ein Monument an Kultur und Leben. Doch jetzt, in einer Welt in der alles zerfiel, sah D.C. aus wie nach einem Bomben angriff. Nun, vor allem lag das wohl daran, dass auch hier, wie in Atlanta, als letzte Maßnahme Brandbomben abgeworfen wurden.
Hatte es etwas genutzt? Nicht wirklich.
Viele der Gebäude waren zerfallen und die Natur begann sich ihr Gebiet zurück zu erobern. Die Straßen waren löchrig und überall lag Schutt herum. Das einzig Positive war, das hier an der Nähe des Highways nicht viele Beißer waren. Negan sorgte regelmäßig für eine Säuberung, sollte doch nichts die Übergabe der Vorräte stören.
Ich trat vom Gas und verlangsamte mein Tempo, da mittlerweile dicke Regentropfen meine Sicht behinderten. Das Glück das ich vor einigen Stunden noch zu haben schien, verließ mich wohl langsam aber sicher.
Ich passierte nämlich gerade die Kreuzung die zu Alexandria, Hilltop und Kingdom führte, als ein lauter Knall mich auf die Bremse treten ließ. Zuerst dachte ich an einen Schuss, doch als schwarzer Rauch aus dem Motorraum meines Wagens stieg wusste ich, dass ich mit diesem Gefährt nirgendwo mehr hinfuhr.
„Scheiße. Scheiße. Scheiße.", fluchte ich laut und drehte immer wieder den Zündschlüssel im Schloss herum, was natürlich kompletter Blödsinn war.
Der Wagen war hinüber.
Ich ließ mich in den Fahrersitz zurück sinken und rieb mir übers Gesicht. Meine Augen brannten und einen Blick in den Rückspiegel bestätigte mir, dass sie Rotunterlaufen waren. Im Großen und Ganzen sah ich richtig Scheiße aus. Meine Haut wirkte Wächsern und ungesund blass. Schweiß stand mir auf der Stirn und meine Haare fielen mir strähnig über die Schultern. Ich atmete tief durch und wand meinen Blick von meinem verstörenden Spiegelbild ab, um nach draußen zusehen. Das leise prasseln des Regens füllte die Stille des Wagens und ich musste die Augen etwas zusammenkneifen um überhaupt nach Draußen sehen zu können.
Vier Beißer tummelten sich am Ende der Kreuzung. Einige Autos standen vereinzelt herum und ein großer Laster stand gegenüber von mir gegen einen Telefonmast gedrückt. Seufzend sah ich über meine Schulter doch von hier aus, war durch den Regen überhaupt nichts zuerkennen.
Fuck.
Mir blieb keine andere Wahl. Ich musste zu Fuß weiter.
Ich kannte mich nicht sonderlich gut in D.C. aus, doch erinnerter ich mich das einige der Gruppen auch hier Fluchtfahrzeuge deponiert hatten. Also musste irgendwo ein funktionstüchtiges Auto herumstehen.
Ein letztes Mal atmete ich tief ein, bevor ich mir das Halstuch über meinen Mund zog und ebenfalls meine Kapuze wieder aufsetzte. Dann stieg ich aus und der strömende Regen traf auf meine Haut. Ich fing augenblickblich an zu zittern und beugte mich schnell wieder in den Wagen um meinen Rucksack herauszuholen und diesen zu schultern. Ich schlug die Wagentür zu und nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Einer der Beißer kam träge auf mich zu gestampft. Sein Kiefer war anscheinend gebrochen, denn er hing lose an der verwesten Haut und ruckte bei jedem Schritt hin und her. Angewidert verzog ich mein Gesicht und nahm mein Messer aus meinem Gürtel. Ich hob meine Hand und machte einen Schritt auf den Untoten zu, als plötzlich ein Schuss ertönte und der Kopf des Walkers nach hinten ruckte.
Mit einem großen Loch in der Stirn sank er zu Boden und war zum zweiten Mal tot. Doch bevor der Körper auch nur den Boden berührte, hatte ich mich schon umgedreht, die rechte Hand an meiner Browning und die linke mit dem Messer schützend vor mich haltend.
„Tz tz tz... Das würd ich lassen, Schätzchen."
Die Stimme die zu mir sprach gehörte zu einem Mann mit rotblondem Haar und einem Dreitagebart.
Ich schluckte als ich ihn und seine sechs Begleiter registrierte und sofort erkannte, um wen es sich handelte.
Es war Gavin und sein Gruppe.
Verdammt.
Sollten die nicht viel weiter nördlich sein in der Nähe von Kingdom?
Ein höhnisches Lachen drang durch den Regen an meine Ohren und mein Blick ruckte zu Jared, einem Langhaarigem blonden Mann. Er war in meinem Alter, soviel ich wusste und einer der Gründe, weshalb ich Besuche in den Außenlagern so selten wie möglich hielt. Er war impulsiv und unberechenbar. Oder besser gesagt, total irre.
„Mann, Mann, Mann... Wenn haben wir denn da? Zeig uns dein Gesicht, Prinzesschen.", er grinste und musterte meine Gestalt eingehen, wobei sein Blick an meinen nackten Beinen hängen blieb.
Hatte ich nicht gesagt, solche Kleidung schrie nach Vergewaltigung?
Resigniert schloss ich kurz die Augen während ich mein Messer sinken ließ und mir mit der anderen Hand, das Halstuch vom Mund streifte.
„Lexi? Na, sieh Mal an. Was machst du hier?", fragte Gavin mit einem lauernden Unterton. Sein Blick fixierte meine Augen und ich bemühte mich seinen Blickkontakt standzuhalten.
„Ich bin auf den Weg ins Königreich. Ezekiel braucht mich.", diese Lüge kam mir schnell über die Lippen, doch sah ich an Gavins Blick, und auch das höhnische Grinsen von Jared bestätigte mir dies, dass keiner der sechs Männer mir auch nur annähernd Glauben schenkte.
„Mhh... und dafür hast du dich so schick gemacht?"
Ich schluckte schwer und sah an mir runter, als müsste ich selbst erst sehen, was Jared meinte.
Der Regen hatte das Blut der Beißer komplett von mir abgespült und was vorher unter Schlamm und Dreck verborgen war, konnte man jetzt wieder gut betrachten. Das Kleid hatte einige Risse an der Seite und meine Knie waren aufgeschürft. Holly Shit ich sah aus, wie die Hauptdarstellerin aus einem verfickten Slasher-Movie.
Ich sah wieder zu den Männern, die alle bewaffnet waren. Jeweils mit einer Schuss- und einer Nahkampfwaffe.
„Naja, öfter mal was neues.", erwiderte ich lahm, konnte aber die Unsicherheit aus meinem Blick nicht verbannen.
Sie waren zu siebt und ich war ziemlich lädiert. Mein Körper schrie aus jeder Pore nach Schlaf und meine Muskeln rebellierten, da sie immer noch geschwächt durch das XTC waren. Außerdem ließ mich der Pochende Schmerz in meinem Kopf vermuten, dass allmählich der gefürchtete Turkey kam.
Ich blinzelte angestrengt die Regentropfen von meinen Wimpern und versuchte einen klaren Kopf zubekommen.
Gavin und seine Gruppe konnten noch nicht wissen was ich getan hatte. Der Funk reichte nicht bis hier hin, doch konnten sich alle doch irgendwie denken, was ich hier in einem Kleid in D.C. machte.
Jareds lautes Schnauben ließ mich meinen Kopf nach rechts zu ihm wenden und ich begegnete seinem höhnischen Blick.
„Da versucht doch nicht jemand abzuhauen? Wenn du mich fragst Gavin sollten wir sie aufladen und zu Negan bringen. Mal sehen was er dazu sagt.", seine Augen funkelten vor Amüsement darüber was Negan wohl mit mir machen würde.
Meine Freude hielt sich dabei in Grenzen.
In Wirklichkeit spürte ich sogar einen Anflug von Panik, der mir bewies, dass mein Nervenkostüm den ganzen Turbulenzen der letzten Tage nicht mehr lange standhielt. Wenn Negan mich in die Finger bekam würde ich entweder Tot sein oder mir wünschen ich wäre es.
Ein Beißer kam von der Seite an getorkelt und streckte die Arme in unsere Richtung. Gavin nickte einem Typ hinter ihm zu, der sich folgsam in Bewegung setzte und mit seiner Axt einem nach dem anderen, den Schädel spaltete.
„Negan weiß, dass ich auf dem Weg zu Ezekiel bin. Er hat mir sogar einen der Wagen gegeben.", ich zeigte mit meinem Daumen Richtung Wagen um meine Aussage zu bekräftigen, doch weder Gavin noch Jared schienen mir zu glauben.
„Bullshit! Als würde Negan dich ganz alleine los schicken."
„Ich kann auf mich aufpassen.", zischte ich Jared zu, der meinen Blick nur mit einem Grinsen erwiderte.
Er beugte sich zu Gavin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dank des Regens sah ich nur wie seine Lippen sich bewegten und beide mich keinen Moment aus den Augen ließen. Egal was es war, was Jared sagte, Gavin stimmte ihm mit einem Nicken zu.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie der bullige Typ mit der Axt den letzten der Beißer erledigte und die Axt mit einem Ruck aus dem Schädel einer Frau zog.
Jared hingegen machte, mit einem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht, einen Schritt auf mich zu.
Ich hatte vielleicht nicht mal eine Sekunde Zeit für eine Entscheidung, doch war klar, dass ich nicht einfach kampflos mit Gavin mitgehen würde. Sanctuary war für mich keine Option mehr. Dieses Privileg hatte ich verspielt.
Ich sah mit einem gehetzten Blick zu Jared, ehe ich meine Browning zog und schoss. Dabei drehte ich mich gleichzeitig um und sprintete auf das Auto zu, hinter dem ich mit einem Hechtsprung Deckung fand. Keine Sekunde zu früh, denn Kugeln streiften mich und schlugen mit einem lauten Knall in die Karosserie ein.
„Fuck.", hörte ich jemanden fluchen und weitere Kugeln trafen das Auto. Hektisch atmend kauerte ich mich auf den Boden und klammerte mich an meine Browning. Mein Herz raste in meiner Brust und der nasse Asphalt ließ meinen ganzen Körper erzittern.
„Feuer einstellen. Verdammt hört auf zu schießen! Ihr Idioten!"
Gavins Geschrei durchbrach die Laute der Schüsse und drang durch den Regen an mein Ohr. Das Feuer wurde eingestellt und das einzige was die Stille durchbrach. war das Platschen des Regens auf das Autoblech.
Ich setzte mich etwas auf und presste meinen Rücken gegen die Autotür.
„Lexi? Was soll der Scheiß? Wir wollten dich nur zurück bringen.", schrie Gavin und ich hörte wie er einige Schritte auf das Auto, hinter dem ich mich befand, zuging.
Ich schloss resigniert die Augen und ließ meinen Kopf in den Nacken sinken. Meine Gedanken rasten und als ich wieder die Augen aufriss, sah ich mich hektisch um. Verdammte scheiße. Ich kann nicht einfach so aufgeben. Dann währe alles umsonst gewesen und das konnte ich nicht hinnehmen.
Ich sah die Kreuzung vor mir auf und ab. Mein Blick blieb an denn vereinzelt liegen gebliebenen Autos hängen. Ich könnte mich von Auto zu Auto arbeiten und dann die Böschung runter Richtung Stadt, in den Wald hinein. Die Frage war nur, würde das mein Körper noch lange mitmachen. Ich fühlte mich schwach, ausgelaugt und allein schon die Tatsache, dass ich Jared verfehlt hatte, zeigte wie eingeschränkt meine Wahrnehmung war.
„Lexi. Komm raus. Ich will deine Hände sehen. Spiel mit! Dann erzähl' ich Negan auch nicht, dass du auf uns geschossen hast.", rief Gavin in einem gespielt nachsichtigen Ton.
Ich schloss kurz die Augen um meine letzten Kräfte zu sammeln und richtete mich blitzschnell auf. Ich rannte so schnell ich konnte zu dem blauen Mercedes schräg vor mir und spürte wieder einige Kugeln an mir vorbei zischen, wobei ich den Knall durch den Regen schon gar nicht mehr richtig wahrnahm. Schlitternd kam ich hinter diesem in Deckung und sah hektisch vor mich zu dem LKW der an dem Telefonmast klebte. Er lag links vor mir und war einige Meter entfernt. Ich sah mich um, ob ich nicht eine Näher gelegene Deckung fand, doch der Laster stand an der Ausfahrt zu Alexandria, was bedeutete, ich musste diese Richtung einschlagen.
Ich wischte mir den Regen aus den Augen und blinzelte angestrengt, um das brennen meiner Augen etwas zu lindern. Fuck, das war zu weit...
Flach auf dem Boden liegend sah ich unter dem Wagen durch, wo Gavin an dem Auto stand, mit dem ich hergefahren war. Die Anderen standen jedoch immer noch etwas abseits. Wahrscheinlich warteten sie auf weitere Befehle.
„Mietz, Mietz, Mietz. Komm kleine Lexi."
Schnaubend richtete ich mich wieder auf und ignorierte Jareds heiseres Lachen.
Ich sah wieder Richtung Laster und strich mir die nassen Strähnen aus der Stirn. Ich musste es versuchen. Das war meine einzige Chance. Einen Plan B gab es nicht.
Ich spannte mich an und lugte etwas über die Beifahrer Tür. Gavin stand immer noch an Ort und Stelle und sah Lauernd in meine Richtung.
„Scheiße. Jetzt reicht mit dem Versteckspiel.", fluchte Jared und ich hörte ihn, wie er mit festen Schritten in meine Richtung kam.
Jetzt oder nie.
Ich sprang auf und sprintete Richtung Laster. Ich hörte wie Jared lachte und anscheinend seinen Schritt beschleunigte, um hinter mir her zu rennen. Ich drehte mich im Laufen halb um und zielte mit meiner Browning.
Jared stoppte in seiner Bewegung und wich dem Projektile aus, das mit hoher Geschwindigkeit aus meiner Waffe schoss. Es streifte ihn am Ohr und flog weiter um mit letzter Durchschlagkraft einen der anderen fünf Männer, einen den ich noch nie gesehen hatte, den Hinterkopf raus zu fetzen.
Schreie und wüste Beschimpfungen drangen durch den Regen zu mir durch, was ich ignorierte und mich immer noch rennend wieder umdrehte. Immer Richtung Laster.
„Miese Schlampe.", schrie irgendjemand und wieder erklangen Schüsse. Einige schlugen in die Seitenverkleidung des Lasters ein. Andere schossen direkt an meinem Kopf vorbei, was mir ein beängstigendes Zischen und Surren klarwerden ließ.
Meine Lungen brannten und meine Muskeln rebellierten. Ich hatte das Gefühl das ich langsamer wurde und kurzerhand streifte ich im laufen meinen Rucksack ab und ließ ihn fallen.
Scheiß auf den scheiß, dachte ich bitter, zuckte jedoch gleich darauf zusammen. Ein Schmerz breitete sich in meinem rechten Arm aus und bewirkte dass ich leider nicht nur den Rucksack von meiner Schulter streifte, sondern auch meine Browning fallen ließ. Mit einem leisen Klirren landete sie auf dem Asphalt.
„Scheiße.", zische ich und konnte mich gerade noch davon abhalten stehenzubleiben, um nach meiner Waffe zugreifen.
„Fuck. Fuck. Fuck.", keuchte ich und rannte jetzt an Geschwindigkeit zunehmend weiter.
„Verfickte Scheiße. Alexandra, bleib stehen. Wir knallen dich ab. Das ist ein Versprechen.", schreit Gavin und weitere Schüsse knallen in den Laster neben mir. Ich sprintete an diesem vorbei und will gerade um die Ecke in Deckung hechten, als ein erneuter Schmerz meinen Körper durchzuckte. Die Überraschung über die Kugel, die mich Seitlich an der Hüfte traf, erschreckte mich so sehr, dass ich ins Stolpern geriet und mit einem letzten Sprung schmerzhaft auf dem Boden hinter dem LKW zum Liegen kam. Keuchend robbte ich mich vorwärts und zog meine Beine an, in der Befürchtung eine weitere Kugel könnte mich treffen.
Stöhnend lehnte ich mich an den Reifen der groß genug war um meinen Körper vor noch mehr Kugeln zu schützen. Doch das wäre auch nicht nötig gewesen. Ich lauschte und hörte nur den Regen der auf Metall und Asphalt traf.
„LEXI. VERDAMMT. ICH SCHLEIF DICH WENN ES SEIN MUSS AUCH TOT ZU NEGAN.", schrie Gavin.
Zitternd presste ich eine Hand an meine Rechte Seite und zog scharf die Luft ein. Ich sah hinunter, doch durch den Regen konnte ich nicht erkenne wie stark ich blutete. Das Blut an meiner Hand wurde augenblicklich weggeschwemmt. Es brannte. Nicht nur meine Hüfte, sondern auch mein Arm. Bei meiner Taille war ich mir sicher dass es nur ein Streifschuss sein konnte. Es fühlte sich nicht an als wäre eine Kugel in mich eingedrungen und hätte einige meiner Organe zerfetzt. Doch bei meinem Arm war ich mir sicher, dass das kleine Stück Metall immer noch drin steckte und dafür Sorgte dass sich jede Bewegung schmerzhaft in Wellen ausbreitete.
Scheiße.
„Fuck.", hörte ich Jared von weitem fluchen, „Gavin! Dort!"
Ich runzelte die Stirn und spannte mich an. Hektisch wanderte mein Kopf in die Richtung aus der nun das mehrfache Gefluche der Männer kam. Weitere Schüsse durchbrachen den Regen, doch diesmal trafen die Kugeln nicht den Laster sondern etwas daneben.
Dann hörte ich es.
Leises Stöhnen, dass immer lauter wurde und stetig anschwoll, wie ein Donnergrollen. Ich lugte unter dem Laster hervor und musste mir ein genervtes Aufstöhnen verkneifen. Mehrere Füße kamen zum Vorschein, die alle mehr schlürften als liefen. An dem ansteigenden Geräuschpegel musste es sich um eine Herde handeln. Mein Glück hatte mich jetzt offiziell verlassen.
„Scheiße, Gavin. Das sind zu viele. Die kommen aus dem Zentrum.", hörte ich jemanden rufen gefolgt von weiteren Schüssen.
„Fuck. Fuck. Fuck."
„Das Reicht. Rückzug.", schrie Gavin.
„LEXI."
Ich horchte auf und lauschte auf die Stimme von Jared. Dieser verdammte Irre lachte wieder auf und schrie zu mir rüber: „BETE DAS DIE BEIßER DICH KRIEGEN, KÄTZCHEN."
„FICK DICH.", schrie ich zurück was ihn nur noch mehr Lachen ließ. Ich hörte Autotüren zuschlagen und das aufheulen eines Motors, doch das alles drängte sich in den Hintergrund, als mein Blick sich wieder nach vorne Richtete und ich erstarrte.
„Fuck.", entkam es mir erstickt über die Lippen, als ich sah das eine ganze Menge dieser Matschbirnen hinter dem Haus genau vor mir heraus torkelten. Stöhnend und knurrend. Die Kiefer dabei auf und zuschnappend. Ich richtete mich zitternd auf und verdrängte den Schmerz meiner blutenden Wunden mit zusammen gebissenen Zähnen. Ich machte einen Schritt nach Recht und bewegte mich langsam an dem LKW vorbei, wurde jedoch abruft von einem Beißer aufgehalten, der um die Ecke und direkt auf mich zukam.
Ich zog mein Messer von meinem Gürtel und rammte es ihm in eins seiner Milchigen Augen. Der Schmerz der meinen Arm durchzuckte ließ mich fast mein Messer fallen. Zischend zog ich meinen Arm zurück und machte einige Schritte nach hinten.
Es kamen immer mehr.
Ich drehte mich um, aber auch von der anderen Seite kamen diese Viecher. Träge und mit leerem Blick.
Die Schüsse mussten sie aus der Stadt gelockt haben.
Mein Kopf ruckte in alle Richtungen, doch überall wo ich hinsah erblickte ich eines diese Untoten Mistkerle. Ich machte einen Schritt zurück und prallte mit meinem Rücken an den Laster, immer noch mit suchendem Blick nach einer Lücke die ich für mich nutzen konnte.
Ich will nicht so sterben. Scheiß, ich werde nicht so sterben.
Mein Kopf arbeitete unter Hochdruck und drängte die Schmerzen und Müdigkeit in den Hintergrund. Ein starker Griff um meinen Fuß ließ mich aufschrecken und panisch sah ich auf den Beißer zu meinen Füßen, der unter dem Laster hervor kroch. Einen Schrei unterdrückend riss ich mich von ihm los und trat ihm mit meinem Stiefel den Schädel ein. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne und konnte noch gerade so einem Beiße das Messer zwischen die Augen rammen, bevor er seine Zähne in mein Fleisch bohren konnte. Diese Prozedur machte ich noch bei fünf weiteren, doch es wurden nicht weniger.
„Scheiße.", schrie ich auf und trat einem weiteren Walker gegen die Brust, der darauf zwei seiner Artgenossen mit sich zu Boden riss.
Wieder hektisch sah ich mich um und dreht mich einmal um mich selbst, dann ohne wirklich darüber nachgedacht zuhaben, stieg ich mit meinem Fuß auf den großen Reifen und stemmte mich an der Lastwagenwand hinauf, wo ich noch gerade so die Kante greifen konnte. Keuchend festigte ich meinen Griff und stemmte mich mit letzter Kraft hinauf. Meine Arme fühlten sich an als würden sie Reißen und die Schusswunden brannten sich weiter in mein Fleisch und schickten Wellen aus Schmerz durch meinen Körper. Sterne blitzen vor meinen Augen auf, doch biss ich die Zähne zusammen und zog mich weiter hinauf.
Ich spürte kalte, tote Hände an meinen nackten Waden und zog mich mit einem Schmerzvollen Stöhnen und Keuchen hoch. Robbend und Kriechend ließ ich mich auf dem nasskalten Untergrund sinken und drehte mich erschöpft auf den Rücken.
Mein Atem ging rasselnd und wurde komplett von dem gierigen Gestöhne der Beißer übertönt. Ich schluckte schwer und unterdrückte einen weiteren Schmerzenslaut. Meine Lungen brannten und mein Körper fühlte sich an als wäre jeder Muskel entzündet. Es brannte und stach.
Ich sah geradeaus in den Wolkenverhangenen Himmel und das hellgraue Licht brannte sich in meine Augen. Wassertropfen prasselten stetig auf mich herab und kühlten meine Haut, die trotz der Temperaturen zu glühen schien.
Ich griff mit meiner linken Hand an meine Hüfte und berührte die Wunde. Es brannte, doch konnte ich ertasten das es tatsächlich nur eine Fleischwunde war. Die Kugel hatte mich nur gestreift.
Ich richtete mich auf, wobei ich die Augen kurz schließen musste, da gelle Lichter vor mir zu tanzen schienen. Der Schmerz in meinen Kopf war wieder präsent und ich wünschte, dass wenigstens dieses permanente Gestöhne aufhören würde.
Ich kroch Richtung Rand des Lasters und sah hinunter.
Geifernd und sabbernd standen sie dicht an dicht. Die Arme Richtung Himmel gestreckt. Raufkommen würden sie nicht. Dafür war es zu hoch, doch auch ich würde nicht runter kommen, was sich nach einem kurzen Blick über jede Kante bestätigte. Die Beißer drängten sich alle um den Laster und kesselten mich somit ein. Die kleine Herde die aus der Stadt hier her gezogen war stand nun dicht an dicht um den Laster herum und machte es mir unmöglich hier wegzukommen.
Das hier war eine Freakshow und ich hatte eine Dauerkarte.
Ich sah über die Herde hinweg und entdeckte meinen Rucksack und einen Meter weiter meine Browning.
Super gemacht, Lexi! Große Klasse, dachte ich bitter und ließ mich wieder auf den Container fallen. Meine Haare klebten an mir nass und kalt, genauso wie meine Kleidung. Ich war von Kopf bis Fuß durchnässt und allmählich wünschte, ich mir das XTC hätte nur ein bisschen länger gewirkt, da ich jetzt nicht nur vor Erschöpfung sondern auch vor Kälte zitterte.
„Scheiße.", zischte ich. Meine Zähne klapperten lautstark aneinander. Ich setzte mich auf und zog meine Beine an meinen Körper, was mich kurz aufstöhnen ließ. Die Wunde spannte unangenehm und brannte. Meine Arme wollte ich eigentlich auf meine Knie stützen doch waren meine Muskeln zu erschöpft, das ich sie fast nicht anheben konnte.
Mein Blick schweifte über die Kreuzung des Highways und ich realisierte das ich einen genauen Blick auf alle Wege hatte. Egal ob Alexandria und Hilltop oder Kingdom und Sanctuary, ich würde sehen wenn jemand kam. Was mir das allerdings bringen sollte, konnte ich nicht sagen. Negan war bestimmt schon wieder auf dem Damm und er würde keinen Tag brauchen um hier aufzuschlagen. Sie würden die Beißer niedermähen und mich dann wieder einladen. Ich würde in eine der Zellen kommen. In ein schwarzes Loch, ohne Sonnenlicht. Versorgt mit dem nötigsten. Gerade genug um zu garantieren das ich nicht sterbe. Er wird mich töten und an eine der Ketten vor Sanctuary aufhängen, wo ich als Beißer dafür sorgen werde, dass Niemand über den Zaun kommen kann... Scheiße.
Ich zog meine Jacke aus, ziemlich umständlich, da ich mich fast nicht bewegen konnte und löste mein Halstuch, das vor Regenwasser triefte. Ich frang es so gut es ging aus und band es um das Einschussloch in meinem Oberarm. Es gab kein Austrittsloch, was hieß das die Kugel noch drinsteckte.
Wird Negan mich nicht umbringen, werde ich vermutlich an einer Infektion sterben. Tolle Aussichten, ging es mir durch den Kopf und ich zog schnell meine Jacke wieder an und stülpte mir die Kapuze über den Kopf, was eine Ladung Wasser zu Folge hatte, die meinen Nacken herunter lief.
„Fuck.", stöhnte ich auf und ließ mich auf den Rücken fallen. Ich spürte wie jedes Körperteil nach ruhe schrie und drehte mich müde auf die Seite, wo ich meine Beine an meinen Körper zog um wenigstens das Zittern etwas zu mildern. Es funktionierte nicht wirklich. Ich froh und Muskelkrämpfe ließen mich immer wieder stöhnend zusammen fahren.
Ich merkte erst, dass ich leise weinte als ein Schluchzen meinen Körper erbeben ließ und ich zitternd einatmete. Scheiße, ich hatte in den letzten 48 Stunden mehr geweint als in den letzten zwei Jahren zusammen. Der Turkey und meine Verletzungen schienen an meinen Nerven zu kratzen. Ich fühlte mich leer und abgekämpft.
Mir kam der Gedanke, dass ich einfach bei Negan hätte bleiben sollen. Dort war es warm. Es gab zu essen. Scheiße, ich war sowas von gefickt.
Meine Gedanken schweiften zu Rick und die Angst und Sorge um meinen Bruder nahmen mich vollkommen gefangen. Was war wenn Negan mich bestrafen wollte, in dem er einfach Rick oder Carl umbrachte. Oder ganz Alexandria. Dann währe es meine Schuld, wenn all diese Menschen sterben würden, nur weil ich zu Stur und Stolz gewesen war.
Ein weiteres Schluchzen schüttelte mich.
„Scheiße, Rick. Es tut mir so leid.", flüsterte ich leise, ehe ich erschöpft die Augenschloss und endlich in die erlösende Ohnmacht fiel.
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Hi Leute <3
Erst mal wieder ein fettes Danke an all eure Vote's und zahlreichen Kommentare. Ihr motiviert mich wirklich sehr =)
Achtung eventuell Spoiler zu TWD S07E03 – Die Zelle
Hab heute erst die neue Folge gesehen und fast in mein Kissen gebissen. Reim war nicht vorgesehen ;)
Scheiße ich bin fast gestorben :D Ich hab jetzt irgendwie Angst vor der neuen Folge und finde ich hab definitiv Negan zu sanft werden lassen. Naja, vielleicht hol ich das noch nach. Erst mal muss unser Psycho wieder wach werden ;)
Hoffe euch hat das neue Kap gefallen und freu mich über eure konstruktive Kritik ;)
Liebe Grüße,
CharlyXO
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