Wie Schatten in der Nacht

»Die Herzlosen haben einst zu viel geliebt.«

WEISHEIT DER ALBEN

Nachtflügel breitete seine pechschwarzen Flügel aus und landete elegant am Rand des Silberwaldes. Der Rußadler beugte seine linke Schwinge etwas nach vorne, sodass Prinz Mirap ohne Probleme absteigen konnte. Der Elf betrat das grüne Gras. Sein erster Blick galt der tiefen Dunkelheit zwischen den dichten Bäumen des Waldes. Nadir hatte ihm zwar versichert, dass er nicht zu befürchten hatte, doch der Silberwald war ihm unheimlich. In einer der vielen Nächte mit Lydja hatte die weißhäutige Konkubine ihm von Geistern erzählt, die angeblich dort hausten. Und damit hatte sie nicht die Baumgeister gemeint. »Schließlich muss es einen Grund dafür geben, dass Alarchia auch das Land der Geister genannt wird«, so hatte sie es ihm erklärt.

Viele Male hatte er sich gefragt, wo Lydja wohl herkommen mochte. Ihre schneeweiße Haut war wahrlich ungewöhnlich. Einmal hatte er sie danach gefragt und sie hatte nur gelächelt. Er hatte wenige Vermutungen. Eine davon war, dass sie eine Vampirin sein konnte. Dies war auch der Grund dafür gewesen, dass er sie am Tag von Akturs Ankunft in den Thronsaal gebeten hatte, wo die Strahlen der Sonne ungehindert durch das Buntglasfenster in der Decke fielen. Als sie nicht verbrannt war, hatte er beschlossen, dass sie wohl einfach nur eine Pigmentstörung hatte, obwohl seine Schwester Ysabelle ihm mehrmals erklärt hatte, dass Lydja dann rote Augen haben müsste. Prinz Mirap lächelte. Bestimmt hatte seine Konkubine eine Möglichkeit gefunden, sie gelb zu färben. Rote Augen würden zu beängstigend aussehen, sodass sie keine Kunden gefunden hätte.

»Wohin siehst du?« Nadirs massige Gestalt tauchte in seinem Sichtfeld auf. Der General war der einzige Mensch im Goldenen Palast, der offiziell zu den Himmelskriegern gehörte, und war auch einer der Wenigen, die ihn ohne formelle Anrede ansprechen durften.

»Der Wald«, flüsterte Prinz Mirap. »Lydja erzählte mir von Geistern, die darin hausen.«

»Natürlich gibt es dort Geister! Baumgeister! Der Silberwald ist ihre Heimat!« Der Mann holte einen Fleischklumpen aus einem Beutel an seinem Gürtel und warf ihn seinem Adler zu. Felsenklaue fing ihn geschickt auf und verschlang das Fleisch in einem Stück. Sein dunkler Schnabel war mit Eisen verstärkt worden, das aber mit einer dünnen Schicht schwarzer Farbe überzogen war, um im Mondlicht nicht verräterisch aufblitzen zu können. Das war mit allen Rüstungsteilen der großen Raubvögel passiert. Die Krieger hingegen hatten ihr eigenes Eisen kurz in ein offenes Feuer gehalten, damit es verrußte.

»Nicht die Baumgeister.« Der Elf strich Nachtflügel nachdenklich über die Federn. Das vereinte Licht des silbernen Mondes und das von Keo malte unheimliche Muster auf die Befiederung seines Rußadlers. »Andere.«

»Hast du etwa Angst?« Nadir grinste belustigt. »Wenn ich das deinem Vater erzähle, wirst du auch noch für die nächsten drei Tage keine Frau in deinem Bett liegen haben.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ein Prinz, der sich beim Anblick eines Waldes in die Hosen macht...«

»Jetzt gehst du zu weit!«, fuhr Prinz Mirap den General wütend an und legte seine rechte Hand auf sein Schwert. Bijoux hatte nicht umsonst den Beinamen Schädelspalter. Doch man konnte mit ihm auch andere Wunden schlagen.

Nadir legte die rechte Hand auf die Brust. »Ich bitte aufrichtig um Verzeihung, mein Herr.« Bei dem Hünen klang es eher wie eine Verspottung als wie eine Entschuldigung, dennoch nickte der Elf ihm dankend zu, woraufhin der General seine Rechte wieder sinken ließ. »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir hierher gekommen sind. War das wirklich nötig?«

»Ja.«

Der Mann seufzte. »Du kommst nach deinem Besuch bei den Wolfsleuten völlig verstört zu mir und verlangst, Spitzel in den Norden zu schicken. Heimlich. Während dein Vater schläft. Bei Nacht. Und du bist auch noch mitgekommen. Wenn König Zefalo das herausfindet, werden wir alle bestraft.« Er machte eine Pause. »Wen oder was suchst du hier eigentlich?«

»Eine Antwort«

»Alles klar, eine Antwort also. Auf was?« Als der Prinz schwieg, seufzte er: »Du glaubst doch nicht immer noch, dass Aktur unschuldig ist?«

»Es stimmt!«, beharrte Prinz Mirap und drehte sich erbost zu dem General um. Er konnte ihm unmöglich sagen, dass eine Wasserfee ihn zu dieser Erkenntnis gebracht hatte. Feen waren unberechenbar und niemand verstand sie. Aber ich habe diese Nixe verstanden! »Was weißt du über die Geliebte meines Vaters?«, fragte er ihn deshalb und war keineswegs überrascht von der Reaktion des Hünen.

»Dein Vater ist Königin Tiana treu ergeben. Wie jetzt, so auch früher.«

»Nein«, sagte der Elf ruhig. »Ich habe nachgeforscht. Mein Vater war in eine Fee verliebt, die jetzt den Namen Gasoka trägt und...«

»Feen verraten niemandem ihre Namen«, unterbrach Nadir ihn. Ein Blick des Prinzen brachte ihn sofort zum Schweigen.

»Gasoka führt Krieg gegen meinen Vater.« Er deutete weiter nach Norden, wo sich einige Türme gegen den Horizont abzeichneten. »Dort liegt Ilasnar. Ich vermute, dass sie sich in dieser Stadt aufhält. Es ist die nördlichste Stadt Alarchias und von dort kommen auch die Schatten und anderen dunklen Geschöpfe. Ob die geflügelten Löwen mit den Vogelköpfen auch zu ihr gehören, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber wahrscheinlich ist es.«

»Wie kann es sein, dass du das alles weißt?«

»Ich bin ein Elf und beherrsche im Gegensatz zu dir Magie!«, schleuderte Prinz Mirap ihm gereizt entgegen. »Die Nymphe Alarchias hat mir für einige Augenblicke die Sicht auf die Magische Welt geöffnet. Das meiste Schwarz war eindeutig im Norden.«

»Das meiste Schwarz. Verstehe«, murmelte Nadir und warf seinem Adler einen weiteren Fleischklumpen zu. Sein Blick war auf Ilasnar gerichtet. »Und Schwarz bedeutet schlechte Absichten.«

»Richtig.« Der Elf faltete seine Flügel zusammen, die er, genau wie seine Rüstung, zuvor mit Ruß bedeckt hatte, damit sie in der Dunkelheit nicht so sehr auffielen. Leider hatte der Flugwind schon das meiste davon weggeweht, weshalb er nun unmöglich nah genug an die Stadt heran konnte, ohne entdeckt zu werden. Er fluchte innerlich und drehte sich dann zu den restlichen Adlerreitern und Himmelskriegern um, die mit ihm geflogen waren. Darunter war auch Selwyn, der einen schwarzhaarigen Elfen grob von seinem hellgrauen Adlerweibchen herunter schubste. Mit einem erstickten Schrei landete der Magier im Gras, wo er sich auf den Rücken rollte und die Bauchmuskeln anspannte, um sich aufzusetzen. Seine Hände und Füße waren gefesselt.

»Lass ihn«, befahl Prinz Mirap, als der Beste seiner Adlerreiter zu einem Schlag ausholte, der den Schwarzhaarigen wieder zu Boden gebracht hätte. Selwyn neigte gehorsam den Kopf und trat beiseite, sodass der Prinz sich neben den Gefesselten knien konnte. »Eldar, so ist doch dein Name, oder?«

Der Magier funkelte ihn hasserfüllt an. »Warum interessiert dich das überhaupt? Erst verbringe ich mehrere Tage in einer dunklen Zelle und jetzt befreist du mich, damit ich dir bei etwas helfe.« Er lachte ein freudloses Lachen. »Dabei habe ich doch dem Mörder bei der Flucht geholfen oder wie lautete nochmal der Urteilsspruch deines Vaters?«

Prinz Mirap knirschte verärgert mit den Zähnen. »Du bist dazu verpflichtet, eine formelle Anrede mir gegenüber zu benutzen, sonst...«

»Sonst was?« Eldars dunkelbraune Augen schienen sich noch dunkler zu färben. »Du kannst mir nichts tun, weil du meine Hilfe brauchst.«

»Eigentlich brauche ich nur deine magische Begabung. Du musst mir einfach nur dabei helfen, die Welt der Magie noch einmal zu sehen. Wie dein Körper dabei aussieht, ist mir völlig egal.« Der Elf legte seine Hand auf Bijoux' Griff und zog den Schädelspalter aus der Scheide. Das rote Licht Keos umspielte das Eisen, aus dem die Klinge gefertigt war. »Deine Ohren zum Beispiel. Ich habe mich schon immer gefragt, warum Elfen so spitze Ohren haben. Wenn ich von dir eine Probe bekomme, werden meine Alchimisten das sicher herausbekommen...«

Der Magier starrte ihn mit schreckensgeweiteten Augen an. Einem Elfen seine spitzen Ohren zu nehmen war das schlimmste, was man ihm antun konnte. Prinz Mirap hatte jedoch von seltsamen Stämmen weit im Süden der Goldenen Welt gehört, die Jagd auf Elfen machten, um ihre Ohren dann für viel Geld zu verkaufen. Selbst der König dort bekam die Lage nicht unter Kontrolle. Angeblich soll er schon selbst seine Ohren verkauft haben.

»Bitte... Herr... Ich...« Eldars Stimme brach und der Magier senkte untergeben den Kopf.

Der Elf lächelte leicht. Seine Drohungen zeigten immer Wirkung. Etwas umständlich steckte er sein Schwert wieder weg und winkte einen der zehn Himmelskrieger zu sich, die mit ihm gekommen waren. Verwundert stellte er fest, dass es Nihay war, der Jüngling, der ihm im Perlenwald das Schreibzeug besorgt hatte. Er besaß immer noch keine Flügel.

»Du gehst zum Waldrand und bleibst dort. Ich gebe dir meinen Adler Nachtflügel mit. Wenn wir angegriffen werden, fliegst du sofort zum Goldenen Palast und holst Verstärkung. Und den Magier...«, er betrachtete den schwarzhaarigen Elfen, der vor ihm im Gras in sich zusammengesunken war, »... nimmst du vorsichtshalber mit. Ich werde dir ein Zeichen geben, wenn ich ihn brauche.«

»Hast du die Befürchtung, dass wir angegriffen werden?«, mischte sich Nadir in das Gespräch ein. Sein schwarzer Bart zitterte vor Anspannung und die Narbe darin blitzte hell auf. »Wenn das so ist, wäre es besser, jetzt abzuziehen, deinem Vater Bescheid zu sagen und erst in der nächsten Nacht mit mehr Kriegern hierher zu kommen.«

Prinz Mirap sah seinen General skeptisch an. Einerseits hat er recht... Der Elf sah zu der Silhouette der Stadt, die auf einmal viel größer und mächtiger zu sein schien als vorher. Andererseits wird mein Vater zu feige sein, um als erster anzugreifen. »Nein«, fuhr er Nadir an.

Nihay half dem Magier, auf die Füße zu kommen und die beiden schritten zum Rand des Silberwaldes. Eldar sah sehr schwach aus und er musste sich an den Himmelskrieger stützen, um nicht auf den Boden zu sinken. Einmal wäre er fast über seine Füße gestolpert. Mirap drehte sich zu Nachtflügel um. Sein pechschwarzer Rußadler war in der Nacht kaum zu erkennen, nur seine Augen reflektierten das Licht der Monde. Der Prinz pfiff dem Raubvogel einen Befehl zu und nickte in Richtung des Waldrandes, wo Nihay Eldar gegen einen Baum lehnte. Nachtflügel klappte den Schnabel auf und zu und bewegte seinen massigen Körper langsam zu den beiden abseits hockenden Elfen. Ich werde ihm einen extra großen Fleischbrocken geben müssen, wenn wir wieder beim Goldenen Palast sind. Kronenhirschfleisch, das mag er am liebsten. Er war stolz darauf, dass Nachtflügel so gut gehorchte, denn das war nicht bei jedem Adler der Fall. Felsenklaue bettelte Nadir immer noch an, ihm ein weiteres Stück Fleisch zu geben, doch der massige Krieger ignorierte ihn. Der Prinz grinste, schob den General entschlossen beiseite und stellte sich breitbeinig vor seine kleine Heerschar. Er würde es so tun wie sein Vater vor dem ersten Perlenwaldbrand. Er würde seinen Kriegern Mut zusprechen.

»Ich danke euch allen, dass ihr mit mir bis hierher geflogen seid. In dieser Nacht werden wir ein Geheimnis lüften, das vielen Kopfzerbrechen bereitet. Selbst mein Vater, König Zefalo, weiß nicht, was er gegen die Schatten unternehmen soll, die durch das Land wandern. Er weiß nicht, was er gegen den Drachen Ximou ausrichten soll, der den Perlenwald in Brand gesteckt hat. Er weiß nicht, was er gegen die geflügelten Löwen tun soll, die sich im Gion-Gebirge erheben. Soll ich euch mal was sagen?«

Prinz Mirap verstummte für wenige Sekunden. Erwartungsvolle Gesichter schauten ihn an. Einige waren hinter rußgeschwärzten Helmen verborgen, andere lagen in den Schatten, doch er konnte klar und deutlich die Anspannung spüren, die in der Luft lag. Sie erwarteten eine Antwort von ihm. So muss sich ein Feldherr fühlen, wenn er seinen Kriegern Mut für eine Schlacht zuspricht, von der nur sehr wenige nach Hause zurückkehren werden.

»Vor uns liegt die Antwort auf alle Fragen, die sich mein Vater gestellt hat. Außer natürlich die, die Frauen angehen.« Allgemeines Schmunzeln ging durch die Menge. »Die Stadt, die vor uns liegt, heißt Ilasnar. Dort regiert eine Fee, die sich selbst den Namen Gasoka gegeben hat. Sie ist der Quell allen Übels. Unsere Aufgabe heute ist es jedoch nicht, sie anzugreifen oder gar zu töten. Nein, wir müssen die Stadt beobachten. Sehen, wer sie betritt und wer sie verlässt. Wer ist ihr treu ergeben? Was ist ihr Plan? Nur, wenn wir genau wissen, was sie vorhat und wer auf unserer Seite steht, können wir es mit ihr aufnehmen! Seid ihr bereit, ihr Geheimnis zu lüften?«

»Ja!«, riefen einige der Krieger, wenn auch etwas leise und unmotiviert.

»Seid ihr bereit, den geheimen Plan der Verräterin am eigenen Volk aufzudecken und sie dann mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen?«, fragte Prinz Mirap lauter und diesmal jubelten fast alle Elfen ihm zu. Er erkannte, dass die meisten von ihnen auch mit ihren behandschuhten Händen auf die Brustplatten ihrer Rüstungen schlugen. Selwyn tat dies nicht, wie der Prinz enttäuscht feststellte.

Plötzlich veränderte sich etwas. Im Silberwald flammte eine Feuersäule auf und für einen kurzen Augenblick verdunkelten sich beide Monde. Erschrocken schaute der Elf zum Nachthimmel hinauf und befürchtete, dort die Gestalt eines Drachen zu sehen, doch da war nichts. Seine Himmelskrieger und Adlerreiter wurden unruhig. Schwerter wurden gezogen und Schilde wie eine Mauer nebeneinander in den Boden gerammt. Auch Prinz Mirap nahm Bijoux in die Hand und beobachtete das Feuer zwischen den Bäumen voller Unbehagen. Nachtflügel, Nihay und Eldar waren irgendwo hin verschwunden. Was ist da los? Er dachte an Lydjas Worte: »Schließlich muss es einen Grund dafür geben, dass Alarchia auch das Land der Geister genannt wird.« Wie gerne hätte er sie jetzt an seiner Seite gehabt. Sie würde sehen, wie mutig er war und dass sie stolz sein konnte, die Freundin eines so heldenhaften Prinzen zu sein. Die sieben Tage, in denen er sie nicht gesehen hatte, fühlten sich wie sieben lange Jahre an. Der Elf schloss für einen Augenblick die Augen, um seine Gedanken zu ordnen und sich auf die jetzige Situation zu konzentrieren. Er durfte nichts überstürzen.

Nadir, der immer noch neben ihm stand, legte ihm beruhigend seine massige Hand auf die Schulter. »Du darfst deine Nervosität nicht zeigen«, flüsterte er leise. »Deine Leute vertrauen auf dich. Du bist ihr Anführer.«

Der Elf atmete tief durch und ging dann langsamen Schrittes auf den Waldrand zu. Kurz bevor er den ersten Baum passiert hätte, verlosch das Feuer und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf. Prinz Mirap ließ sein Schwert sinken und entspannte sich. »Nur ein Irrlicht«, versicherte er seinen Kriegern und zog sich dennoch rückwärts zurück, damit er den Wald im Auge behalten konnte. Hoffentlich sind Nachtflügel, Nihay und Eldar an einem sicheren Ort. Ich werde sie noch brauchen.

Er horchte. Es war ungewöhnlich still. Auf einmal ließ sich ein Knistern vernehmen. Erst leise, kaum hörbar, doch dann schwoll es zu der Lautstärke eines prasselnden Feuers an, obwohl nirgendwo eines zu sehen war. Raureif überzog die Rinde und die Blätter der Bäume. Die Grashalme unter seinen Füßen knirschten bei jedem Schritt als würde er über Schnee laufen. Misstrauisch blickte er in die Dunkelheit zwischen den Bäumen. Jemand musste für diese plötzliche Kälte verantwortlich sein. Der Magier?

Ein Schatten huschte vorbei, zwei, vier. Schwarzer Nebel quoll aus dem Silberwald und verdichtete sich, bis man die Bäume dahinter nicht mehr erkennen konnte. Prinz Mirap wich zurück und mit ihm seine Krieger. Erste Elfen schwangen sich auf ihre Adler und flogen davon, nur, um dann von einer dunklen Macht wieder zu Boden geschmettert zu werden. Ihre erstickten Schreie und das Knistern von gefrierendem Wasser war das einzige, was an seine Ohren drang.

»Wie ich sehe, seid Ihr also freiwillig zu mir gekommen, Prinz Mirap lai Bun.« Die Stimme gehörte einer Frau und war so von Macht und Magie durchdrungen, dass der Elf keuchend auf die Knie sank. Sie war verborgen in den Schatten, in der Kälte, umhüllt von Dunkelheit. Bijoux entglitt seinen klammen Fingern.

»Seid Ihr Gasoka?«, fragte der Prinz unter Aufbietung all seiner Kräfte. Krallenhände glitten aus der schwarzen Nebelwand vor ihm und zwangen ihn dazu, sein Kinn zu heben. Er blickte in pechschwarze Augen, die so wunderschön wie auch schrecklich waren. Eine Hand legte sich auf seine Brust und grub ihre Fingernägel in sein Fleisch als wolle sie ihm das Herz herausreißen. Dennoch fühlte er keinen Schmerz. Er fühlte nichts außer die Kälte, die ungehindert in seinen Körper drang. Alles in ihm schien zu gefrieren.

»So nenne ich mich.« Die Stimme war so emotionslos und kalt wie Eis. »Ich bin hier, um dich zu holen. Und merke dir: Niemand besiegt mich. Niemand besiegt meine Armee. Niemand besiegt die Schatten. Niemand besiegt meinen Vater.«

Sein Herzschlag erlosch, als die dunkle Königin ihm sein Herz aus der Brust riss. Der Schrei verstummte, bevor er überhaupt über seine Lippen kam. Aus der Finsternis, die ihn umfing, schälte sich ein leuchtendes Tor. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top