Erinnerungen

»Ich sehe einen brennenden Wald

Ich sehe eine sternenlose Nacht.

Ich sehe einen schwarzen Turm.

Ich sehe einen goldenen Mond.

Ich sehe einen König ohne Krone.

Ich sehe eine Königin ohne Herz.«

SHEVU DER SEHENDE,

ERSTER GROSSER SEHER DER MENSCHEN,

3 DGW

»Wartet!«

Ich zügele den Hengst, den der Kämpfer der Wolfsleute mir gegeben hat. Nun halte ich an, blicke hinab auf den braunhaarigen Mann, der vom Rand des Wildpfads her mir zuwinkt. Sein Gesicht ist seltsam emotionslos und an seinem Oberarm quillt Blut aus einer Schnittwunde. Was wohl mit ihm passiert ist? Hat Limac ihn hier zurückgelassen, weil er verletzt ist?

»Unar!«, ruft einer meiner Begleiter dem Mann zu. »Wieder kein Glück mit deinem Klepper?«

Das erste Mal schleicht sich ein Lächeln auf das Gesicht des Zurückgebliebenen. »Rostfell ist ein gutes Pferd, nur zu ehrgeizig. Er wollte wieder Mal mit den Vakhiren mithalten, ist aber gestolpert. Helft mir bitte, ihn aufzurichten. Alleine schaffe ich es nicht.«

Die Augen der fünf Krieger richten sich auf mich. Sie erkennen mich als ihren Anführer an. Seufzend schwinge ich mich aus dem Sattel, übergebe die Zügel einem jungen Blonden mit dem Aussehen eines Elfen und trete auf Unar zu. Sein Gesicht ist erneut wie eine Maske, so unnatürlich. Sind alle Wolfsleute so? Ich klopfe dem Braunhaarigen aufmunternd auf die Schulter. »Dann zeig mir mal, wo dein Rostfell ist.«

»Wir waren auf einem parallelen Wildpfad unterwegs«, erklärt er und führt mich immer weiter von meinen Begleitern weg. Der Wald wird immer unheimlicher. Wie kann das sein? Ich bin hier aufgewachsen, ich kann mich hier vor nichts fürchten. Auf einmal fällt mein Blick auf etwas Rostbraunes mitten im Gras. Umgeben von einer roten Blutlache. Unsicher bleibe ich stehen.

»Was...?«

Der Schlag trifft mich unerwartet. Ich wirbele herum und sehe mich Unar gegenüber. Der Krieger hält einen langen Stock in der Hand und holt bereits zu einem weiteren Hieb aus. Seine ungewöhnlich dunklen Augen sehen mich voller Hass an. Gerade noch rechtzeitig ducke ich mich unter dem Ast. Was ist los mit ihm? Warum greift er mich an? Meine Hand schießt reflexartig vor und packt den Stock, bevor Unar mich erneut angreifen kann. Wir ringen miteinander. Er ist stark, obwohl er viel kleiner und schlanker gebaut ist als ich. Der Ast dreht sich, seine zersplitterte Spitze zeigt direkt auf meinen Hals und kommt immer näher. Ich nehme alle meine Kräfte zusammen, um ihn von mir weg zu drücken. Plötzlich lässt der Krieger der Wolfsleute los. Mit Schwung versenke ich die andere Seite des Asts in seiner Kehle. Sein Griff wird schwächer, doch das ist auch das einzige, was passiert. Er bleibt stumm, den hasserfüllten Blick immer noch auf mich gerichtet. Dann kippt er um, während das rote Blut auf die Blätter eines Busches spritzt.

Fassungslos stehe ich da. Der Stock fällt mir aus den Händen. Ich bin ein Mörder. Ich habe einen Menschen getötet. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich merke, wie die Panik sich allmählich in mir ausbreitet. Was soll ich nur tun? Wenn ich sage, was ich getan habe, werde ich aus dem Perlenwald verbannt, werde zu einem heimatlosen Bettler. Meine Hände zittern, als ich den Ast wieder aufnehme und in die Büsche schleudere. Niemand soll davon wissen. Sobald alles vorbei ist, werde ich den Krieger und seinen Hengst den Traditionen gebührend begraben. Zu meiner eigenen Sicherheit und der Sicherheit der Bärenleute. Auf keinen Fall soll ein erneuter Kampf im Perlenwald entfesselt werden. Das würde ich mir nie verzeihen. Aber nun gilt es, ein anderes Unheil aufzuhalten. Die Zeit drängt.

Ich drehe mich um, als ein stechender Schmerz durch meinen Oberschenkel fährt. Mit zusammengebissenen Zähnen verhindere ich, dass mir ein Klagelaut entweicht. Ich sehe an mir hinab. Die Wunde ist nur oberflächlich und wird bald aufhören zu bluten. Woran habe ich mich verletzt? Ein Dornenbusch kann es nicht gewesen sein. Misstrauisch lasse ich meinen Blick hin und her schweifen. Doch da ist nichts auffälliges. Seufzend mache ich mich auf den Weg zurück zu meinen fünf Begleitern, die sich sicher schon fragen, was ich so lange mache. Ich werde ihnen sagen, dass Unar mit seinem Hengst zurück zum Lager aufgebrochen ist. Meine Schritte beschleunigen sich. Ein kalter Schauer durchfährt mich und setzt sich als unangenehmes Ziehen in meinem Hinterkopf fest. Warum erscheint mir der Wald so unheimlich?

***

Ein erschrockener Schrei. Jemand nahm ihre Hände und zog einen Splitter heraus. Es tat weh, doch der Schmerz wurde durch eine Art Nebelwand gedämpft. Sie dämpfte alles.

***

Ich fliehe vor dem Feuer. Die Flammen knistern, brodeln, fauchen. Ich stoße meinem Pferd die Fersen in den Bauch. Vor seinem Maul steht weißer Schaum und seine Augen sind vor Angst weit aufgerissen. Ich höre das laute Gebrüll des Drachen hinter mir. Seine roten Schuppen tauchen plötzlich zwischen den Bäumen auf und ich kann meinen Hengst gerade noch zügeln, bevor direkt vor mir ein Baum zu Boden fällt. Es kracht und die Flammen fauchen laut auf. Zwei meiner Begleiter werden unter dem mächtigen Stamm zusammen mit ihren Reittieren begraben.

Ich spüre wieder dieses seltsame Ziehen in meinem Hinterkopf. Ich bringe meinen Hengst dazu, über den brennenden Baum zu springen und spüre die Hitze des Feuers direkt unter mir. Meine beiden anderen Krieger folgen mir. Ich sehe, wie einer von ihnen von einem herunterfallenden Ast erschlagen und unter einem weiteren Baum begraben wird. Wieder dieses Ziehen. Vor meinem Auge sehe ich erneut den Moment, in dem ich gegen den braunhaarigen Mann der Wolfsleute gekämpft habe. Seine Kraft war unnatürlich stark gewesen. Und doch hatte er plötzlich einfach so nachgegeben, als hätte er sich den Tod herbeigesehnt. Was war nur in ihn gefahren? Der seltsame Schnitt an meinem Oberschenkel blutet zum Glück nicht mehr.

Neben mir fällt erneut ein Ast mit lautem Krachen herunter. Ascheflocken erheben sich in die Luft und vernebeln mir die Sicht. Mein Hengst scheut, steigt auf die Hinterbeine. Beinahe wäre ich mit dem Kopf in eine brennende Baumkrone eingetaucht, doch ich lasse mich fallen. Ich komme auf dem harten, abgebrannten Boden auf und schnappe nach Luft. Das Kurzschwert löst sich aus meinem Gürtel und schlittert in die Flammen davon. Der schweflige Atem des Drachen hängt in der Luft und für einen kurzen Moment denke ich, er steht direkt über mir. Hastig stehe ich auf und weiche den wirbelnden Hufen meines Hengstes aus, der kurz darauf von den Flammen verschlungen wird. Sein Wiehern geht im lauten Knistern des Feuers unter, das nun überall zu sein scheint. Ich laufe los.

Der letzte Krieger ist an meiner Seite. Auch sein Pferd hat ihn abgeworfen. Jetzt steht pures Entsetzen auf seinem Gesicht geschrieben. Er hat noch Hoffnung und wagt es nicht, aufzugeben. Wahrscheinlich hat er eine Frau und Kinder, die Zuhause auf ihn warten. Ich bewundere seinen Mut und stürme weiter. Auf einmal ertönt ein lautes Knacken direkt über uns. Ich schaffe es, dem fallenden Baum auszuweichen, der mit voller Wucht zwischen mir und dem Krieger aufkommt. Funken sprühen auf und ich hebe meinen Arm, um mich vor ihnen zu schützen. Glühende Zweige greifen wie schwarze Knochenhände nach mir und gehen gleich darauf in leuchtenden Flammen auf.

Hinter mir höre ich wieder das Brüllen des Drachen und seine tosenden Flügelschläge erzeugen einen Wind, der das Feuer noch weiter anfacht. Hat der letzte meiner Krieger den Sturz des Baumes überlebt? Ich weiß es nicht. Ich muss nur weiter rennen, immer weiter, bis ich diesem Brand entkommen bin. Mein Umhang fängt Feuer, als ich zu abrupt einen Haken um einen weiteren fallenden Ast schlage. Ich sehe zu der Flammenwand rechts von mir, höre einen lauten Schrei voller Schmerz. Hinter der Flammenwand bewegt sich etwas. Eine Gestalt, sie fällt. Hat der Krieger doch überlebt? Ich trete durch die Flammen und sehe die junge Frau vor mir. Hastig werfe ich meinen Umhang in das lodernde Feuer, packe sie und werfe sie über meine Schulter.

Sie keucht kurz auf und liegt dann still. Ich laufe wieder los, werde langsamer. Sie ist zu schwer, doch ich kann sie nicht zurücklassen. Warum ist sie mir überhaupt gefolgt? Ich habe keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken. Auf einmal sehe ich eine Lücke in der Flammenwand. Mit letzter Kraft trete ich hindurch, bevor das Feuer sich hinter mir wieder entzündet. Ich weiß nicht, wo ich bin, doch ich muss einfach weiter. Immer weiter.

Ich nehme nichts mehr wahr. Alles ist nur noch gelb und rot und schwarz. Ich stolpere weiter, bis ich plötzlich gegen eine Wand stoße. Erst denke ich, es ist ein Baum, der wundersamerweise noch nicht brennt, doch dann erkenne ich eine Hauswand. Eine hölzerne Hütte. Daneben ein weiteres Gebäude. Es ist nicht mein Lager. Ich blicke durch das Fenster und sehe einen alten Mann mit weißen Haaren, durch die sich einige schwarze Strähnen ziehen. Er stützt sich schwer auf einen seltsamen Holzstab, an dessen oberem Ende ein weißer Stein eingelassen ist. Mein Blick fällt auf die Kräuter und Beeren, die sich überall in der Hütte befinden. Dieser Alte muss der Heiler der Wolfsleute sein. Die Frau ist gerettet.

Mit vor Schwäche zitternden Händen taste ich mich an der Wand entlang, bis ich vor einer Tür stehe. Alle Bewohner der anderen Häuser haben sich in ihrem Zuhause eingesperrt. Aus Angst vor dem Drachen, aus Angst vor dem Feuer. Denn es gibt keine Drachenjäger mehr, die sie beschützen könnten. Ich lege meine Last auf den Boden vor der Hütte. Sie hat ihre Augen geschlossen und das Feuermal auf ihrer rechten Wange glüht leuchtend rot wie die Schuppen des Drachen Ximou. Der Umhang aus schwarzem Wolfsfell hat sich wie eine zweite Haut um sie gewickelt. Ich streiche ihr eine schwarze Strähne ihres Haars aus dem Gesicht und lächle.

Auf einmal knarrt die Tür der Hütte des Heilers. Hastig erhebe ich mich und stolpere davon. Der Himmel wird langsam dunkel und wolkig. Bald würde der Regen den Brand löschen und einen zerstörten Wald zurücklassen. Ich biege um die Ecke und sehe mich einer großen Flammenwand gegenüber. Nur einen Herzschlag noch und das Feuer würde auf das Lager der Wolfsleute umspringen, doch nichts passiert. Die Flammen scheinen sich vor der Hütte zu fürchten und halten respektvollen Abstand.

Hastig drehe ich mich um und gehe auf die andere Seite des Lagers zu, wo der Brand noch nicht angekommen ist. Ein erster Regentropfen berührt meine Stirn und ich beeile mich, Deckung unter den schützenden Bäumen zu suchen. Das Feuer kommt näher. Ich laufe los, die Flammen jagen mich und springen von Ast zu Ast auf mich zu. Ich brauche einfach nur immer weiter zu laufen und sie werden mich nicht einholen. Ich beschleunige mein Tempo.

***

Taras Augen flatterten. Da war eine Stimme. Cor. Jemand griff ihr unter die Schultern und schleifte sie über den Waldboden zu etwas Weichem. Sie wehrte sich nicht, als ihr Wasser auf die Stirn getröpfelt wurde.

***

Das Feuer ist erloschen. Ich gehe zwischen den Überresten des Waldes umher. Alles ist schwarz und die wenigen Bäume, die noch stehen, sehen aus wie Skelette, die ihre Hände flehend zum Himmel erhoben haben. Auch ich habe gebetet. Zu allen Göttern, die ich kenne. Zu Samura, der Göttin der Tiere und der Natur. Ich frage mich, wie sie zulassen konnte, dass ein Drache ihre Schöpfung zerstörte. Ich habe auch zu Jel gebetet, dem Herrscher über den Himmel und Gott der Sonne und des Lichts. Zu Vica, der Göttin des Krieges und der Gerechtigkeit. Und natürlich zu Jeovi, der Erschafferin allen Lebens.

Ich lehne mich an die schwarze Rinde eines Baumes. Ich kann nicht mehr erkennen, was er einst war. Eine Buche vielleicht wegen der glatten Rinde und den dicken Ästen, von denen einige verkohlt am Boden liegen. Ich denke an mein Lager, an die Bärenleute und Trauer befällt mich. Warme Tränen strömen über meine Wangen. Ich bin der einzige Überlebende der Bärenleute. So wie der Brand vor zehn Jahren hat auch dieser einen Stamm der Waldmenschen ausgelöscht. Der einzige Trost ist, dass meine Familie diese Katastrophe nicht erfahren musste.

Ich denke zurück an meinen Bruder. Damals haben wir den ersten Angriff von Ximou nur überlebt, weil unser Stamm zu der Zeit auf Bärenjagd auf der Landzunge war. Unser Lager blieb auch damals nicht verschont, doch es war keiner dort, der in den Flammen umkommen konnte. Aber auch wir hatten Angst, als wir die ersten Flammen sahen, die vom Nordwesten her den Wald auffraßen.

Auf einmal höre ich ein Zischen. Ich fahre aus meinen Erinnerungen hoch und schaue in die Dunkelheit des Waldes. Plötzlich ist es kalt. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und ich höre, wie sich knisternd eine dünne Eisschicht über der Baumrinde bildet. Und da sehe ich ihn, einen Schatten mitten in den verbrannten Ruinen der Bäume. Eine formlose, schwarze Gestalt. Es ist, als sähe sie direkt in meine Seele und greife nach meinen Gedanken. Ich versuche, mich zu wehren, mich vor der Gier des Wesens zu schützen. Einen kurzen Augenblick lang bin ich völlig orientierungslos. Sehe nichts, spüre nichts, höre nichts. Der Schatten ist in mir drin. Verwüstet meine Gedanken, erfährt meine Träume und Wünsche, liest meine Erinnerungen. Dann ist der Schatten weg. Er verlässt mich in dunklen Schlieren, wie Tinte, die man in Wasser tropfen lässt. Der Angriff kommt völlig überraschend. Ich fühle einen stechenden Schmerz an meinem Oberschenkel, dort wo bereits der erste Schnitt gewesen ist. Eine silberne Klinge blitzt auf und ich falle zu Boden. Mein Bewusstsein erlischt. Und mein Widerstand ist gescheitert.

***

Ihr war heiß. Das Wasser auf ihrer Haut schien zu kochen. Eine Stimme: »Sie wird nicht mehr lange durchhalten.«

***

Ich erwache. Die Kälte ist fort und mit ihr der Schatten. Rotes Blut quillt aus meiner Wunde am Oberschenkel und der Schmerz übermannt mich. Was ist das für ein Geschöpf gewesen? Kein Gutes jedenfalls. Und es war beängstigend, wie es in meinem Kopf war. In mir drin. Es hat etwas gemacht.

Ich keuche und reiße einen Stoffstreifen von meinem Schulterpolster und presse ihn auf die Wunde. Mit zusammengebissenen Zähnen binde ich einen Knoten in den Stoff und ziehe ihn fest. Allmählich lässt der Schmerz nach.

Dieser Schatten, wo ist er jetzt? Er stellt eine Gefahr dar. Vielleicht war es ein böser Geist, der auf Rache aus ist. Der Geist eines Verstorbenen, der in den Flammen umgekommen ist? Vielleicht sogar Unars Geist? Aber wie ist das möglich? Und warum war diese Gestalt schwarz und hat diese Kälte verbreitet. Ich reibe mir die Augen und denke an die junge Frau. Ich kenne nicht einmal ihren Namen. Vielleicht weiß sie eine Lösung? Unwahrscheinlich, aber warum kann ich nicht anders, als immer wieder an sie zu denken?

Ich stecke meine rechte Hand in den Lederbeutel an meinem Gürtel und öffne sie dann. In meiner Handfläche ruhen ein Dutzend Blätter. Birkenblätter. Ich habe sie von den Bäumen gepflückt und in dem Beutel verstaut. Sie stammen von den Birken am Rande der Lichtung, auf der ich die Frau zum ersten Mal getroffen habe. Es muss eine wichtige Lichtung für sie sein. Sie hat da gesessen und geweint, auch wenn sie wahrscheinlich immer noch denkt, dass ich sie nicht gesehen habe. Aber ich habe es gesehen, ich habe sie beobachtet. Sie war so... hübsch. Auf ihre eigene Art.

Ich verstaue die Birkenblätter wieder in meinem Beutel. Sie sind eine wichtige Erinnerung. Eine Erinnerung an diesen Moment. Aber jetzt, jetzt muss ich mich von ihnen trennen. Ich werde ihr eine Spur legen, um mit ihr zu reden. Mit ihr, mit Narbengesicht. Ich lächle. So habe ich sie genannt und sie ist wütend geworden. Ich stehe auf und stolpere los. Hoffentlich weiß ich noch den Weg zu dem Lager der Wolfsleute. Das erste Blatt werde ich an dem Fenster der Heilerhütte befestigen. Sicher wird sie es sehen und wenn die Lichtung ihr wirklich so viel bedeutet, wird sie der Spur folgen. Und ich werde warten.

***

Ihre Welt stand in Flammen. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde sie dichten Rauch einatmen. Sie atmete das Feuer Ximous.

***

Ich sitze hinter ihr auf Kanesso. Sie ist wirklich gekommen. Ihr Name ist Tara, wie sie mir anvertraut hat. So ein schöner Name. Ich habe ihr die Arme um die Hüfte gelegt und versuche, mich nicht an sie zu schmiegen, um sie nicht zu verärgern. Ihr Pfeilköcher, den sie sich auf den Rücken geschnallt hat, hilft mir dabei. Trotzdem suche ich ihre Nähe. Ihr Körper ist so warm und weich. Ihre schwarzen Haare wehen mir in wilden Schleiern ins Gesicht und versperren mir die Sicht nach vorne. Doch ich vertraue ihr voll und ganz. Ihr spüre die kraftvollen Muskeln von Kanesso arbeiten und der Hengst springt über einen im Weg liegenden Baumstamm. Auf einmal verkrampft Tara sich und im selben Moment regt sich etwas in mir.

Eine dunkle Kraft zwingt mein Bewusstsein zurück. Einige Herzschläge lang kämpfe ich dagegen an, doch die andere Macht ist stärker. Sie drängt mich zurück und ich stürze in tiefe Dunkelheit. Von weit her höre ich eine zischelnde Stimme.

»Niemand besiegt meine dunkle Herrin. Niemand besiegt ihre Armee. Niemand besiegt die Schatten. Niemand besiegt den Tod.«

***

Tara fuhr nach Luft schnappend hoch. Zwei besorgte Augen schauten sie an. Das eine schwarz, das andere weiß. Cor!

»Du hast wieder Fieber. Du solltest dich ausruhen«, murmelte der Heiler. Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne und das Echo der Worte hallte in ihren Gedanken wieder.

»Nein«, flüsterte sie und war sich nicht mal sicher, ob der Wolkenleser sie gehört hatte. »Yatepa...«

Laute Stimmen drangen in ihr Bewusstsein und vernebelten ihr die Sinne. Grelle Blitze zuckten vor ihren Augen hin und her und verzerrten alles, was sie zu sehen glaubte.

»Wir müssen sie in eine Stadt bringen.« Das war Cor. »Zowuza ist am nächsten.«

»Mein Bruder Nurov ist gerade in Zowuza. Wir bringen sie bei ihm unter, bis es ihr wieder besser geht.«

»Gut. Und ich brauche eine Bibliothek. Hilf ihr auf eines der Pferde.«

Kraftvolle Hände nahmen sie hoch.

»Hat sie eben meinen Namen gesagt?«

»Nicht so wichtig. Dryade, komm her, hilf uns.«

»Sie hat wirklich eben seinen Namen genannt.« Weiteres Geflüster. Dann legte jemand ihr etwas Nasses auf die Stirn. Ein Strom aus Zeit riss sie weiter mit sich.

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