Ein unerwarteter Gast

»›Doch ich kehr wieder, glaube mir!‹

›Ich glaube dir kein Wort!‹

›Geschenk und Schätze bring ich dir!‹

›Geh fort von hier, geh fort!‹«

EIN TEIL DER ZWEITEN STROPHE DES DUETTS

»HERZ EINES KRIEGERS«

Das Wirtshaus Zum brodelnden Giftkessel direkt neben der Bibliothek war anders, als Tara es sich vorgestellt hatte. Von außen sah es aus, als würden dort Betrunkene eigenartige Feste abhalten, auf denen Wettkämpfe wie ›Flaschenweitwurf‹ und ›lautestes Grölen‹ nie fehlen durften. In Wirklichkeit war es jedoch nur eine kritische Ecke, in der die Trinkkumpanen an einem riesigen, runden Tisch saßen und Karten spielten. Verlor einer, fegte er alles vom Tisch und warf mindestens drei Stühle um, um seiner Frustration Ausdruck zu verleihen. Richtig geprügelt wurde sich nie.

Die übrige Kundschaft bestand aus Einzelpersonen oder Freundesgruppen. Zur Mittagszeit ließen sich auch Arbeiter vom Hafen blicken, die meistens erschöpft auf einen Stuhl sanken und schnell das Gewünschte bekamen, bevor sie wieder verschwanden. In der Mitte hatte man die Tische etwas auseinander geschoben und zurzeit spielte dort auf einer kleinen Tribüne aus Kisten eine bescheidene Truppe Musik. Der Sänger war ein grobschlächtiger Mann mit – vermutlich absichtlich – zerrissener Hose und weit aufgeknöpftem Hemd, sodass man seine haarige Brust sehen konnte. Er stimmte immer abwechselnd fröhliche Trinklieder, alte Volkslieder und melancholische Kriegslieder an. Bei letzteren wurde er von einer Frau stimmlich begleitet, die sonst an einem seltsamen großen Instrument saß und auf dessen schwarze und gelblich weiße Tasten drückte.

»Sag, ziehst du in den Krieg, mein herzensliebster Mann?«, sang die Frau gerade mit unendlich trauriger Stimme. Die anderen der Gruppe brummten ein »Ja«. Dann verstand Tara kein Wort mehr, weil beinahe alle Gäste des Wirtshauses in das Lied mit einstimmten und der Text zu einem unverständlichen Kauderwelsch wurde.

»Ich wünschte, sie würden über etwas anderes singen«, seufzte Yatepa. Der junge Mann saß ihr gegenüber und drehte gedankenverloren den leeren Krug in seinen Händen. Den Blick hatte er auf den Holztisch gerichtet, auf dem allerlei Namen und Zeichen eingeritzt worden waren. Tara hatte es aufgegeben, sie entziffern zu wollen. Seit Cor in seinen tiefen Schlaf versunken war, hatte sie kein Buch mehr angerührt.

»Über was denn? Wälder und Wiesen?«, fragte die Jägerin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie hatte sich vorgenommen, etwas freundlicher mit ihm umzugehen, um sich auf diese Weise indirekt für das fluchtartige Verlassen des Parks vor sechs Tagen zu entschuldigen. Der ehemalige Bote schien ihre Entschuldigung stumm anzunehmen und mittlerweile gingen sie oft zusammen durch die Straßen von Zowuza, während Zenit Schwarzbart sich darum kümmerte, wie sie ungesehen die Stadt verlassen konnten. Allerdings nahm der General sich dafür erstaunlich viel Zeit, was Tara etwas seltsam vorkam. Wollte er nicht so schnell wie möglich von hier weg?

»Vielleicht«, murmelte Yatepa als Antwort. Er schob den Krug von sich weg an den Rand des Tisches, von wo eine Kellnerin ihn keinen Herzschlag später abholte. »Ich halte es einfach nicht länger in dieser Stadt aus. Schwarzbart hat verlangt, dass wir ihn aus Zowuza hinaus schmuggeln. Schön und gut. Dafür brauchen wir einen Schmuggler und viel Geld. Das Geld hat Saapabia besorgt, fehlt nur noch der Schmuggler, aber Schwarzbart will und will einfach nicht nach ihm suchen.«

»Ich bin mir sicher, dass er das bereits tut, uns nur nicht Bescheid gegeben hat«, sagte Tara vorsichtig und versuchte, seinen Blick einzufangen, doch er sah weg. »Er ist ziemlich eigensinnig, das siehst du doch. Dafür hat er für Beihun ein Schiff angeheuert, das ihn nach Chala bringt, damit er mehr über Gasoka und die Schatten herausfinden kann.«

»Mir gefällt aber nicht, wie er dich ansieht. Als ob er... Als ob er dich nicht aus den Augen lassen möchte«, beschwerte Yatepa sich und raufte sich die langen Haare auf der rechten und die noch jungen, kurzen Haare auf der linken Seite. Seit sie in Zowuza waren, hatte er darauf verzichtet, sich diese vollkommen ab zu scheren, wie er es sonst immer getan hatte.

Tara biss sich auf die Unterlippe. Also habe ich mir das nicht nur eingebildet. Schwarzbart versuchte andauernd, sie im Blick zu behalten. Sie hatte ihn sogar einmal dabei erwischt, wie er einen seiner ›interessierten Leute‹ hinter ihr her geschickt hatte. Zum Glück hatte sie sich daraufhin in der Menge auf dem Marktplatz versteckt, bis sie sich sicher war, dass er sie aus den Augen verloren hatte. Danach hatte sie zwar keinen Verfolger mehr gehabt, aber das Gefühl, andauernd beobachtet zu werden, war geblieben.

»Manchmal überlege ich, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir aussteigen«, gab Yatepa auf einmal zu. »Wenn wir einfach abhauen und Schwarzbart seinem Schicksal überlassen. Der König hat ihn als Strafe hierher geschickt, soll er doch hier bleiben. Aber wir wären frei zu tun, was wir wollen. Das Geld werden wir uns verdienen. Auf vollkommen ehrliche und normale Weise. Du mit der Jagd, ich mit«, er lachte, »irgendwas anderem. Ich glaube nicht, dass unsere kleine Gruppe alleine eine so mächtige Frau wie Gasoka besiegen kann. Es wäre besser, wir würden uns direkt an den König wenden. Er wird sicher schon von den Schatten und der Gefahr wissen und die ausgebildeten Krieger des königlichen Heers auf sie losschicken. Erst recht, wenn wir ihm alles erzählen, was wir schon wissen. Besonders das mit dem Helden, der von Geistern gesegnet wurde und Alarchia retten wird. Lassen wir den Plan mit Schwarzbart ruhen.«

»In anderen Worten: Einfach aufgeben?« Sie versuchte, ihre Stimme so ruhig wie möglich zu halten, aber im Inneren kochten ihre Gefühle über. Sollte sie sich freuen oder entsetzt sein? Einerseits hatte Yatepa ihr soeben vorgeschlagen, ein völlig freies Leben zu führen. Ein Leben, in dem sie Rache für den Tod ihrer Eltern nehmen konnte. Andererseits würde der General sie nie gehen lassen. Sie hatten ihm zwar das Versprechen abgenommen, dass er auf ihrer Seite kämpfen würde, wenn es so weit war, aber sie mussten sich auch an ihren Teil des Versprechens halten und ihn heil aus Zowuza hinaus bringen. Und dann war da noch ihre Gabe... Wozu hätte sie sie, wenn nicht, um Gasoka zu besiegen?

»Nicht aufgeben, es ist ja was anderes. Es ist...« Der ehemalige Bote seufzte schwer und nickte schließlich. »Gut, ja, ich möchte aufgeben. Meiner Meinung nach ist das auch das einzige Sinnvolle.«

»Das können wir nicht riskieren«, wandte Tara ein. »Wir haben ein Versprechen gegeben, an das wir uns halten müssen.«

Mit einem Ohr hörte sie, wie das ganze Wirtshaus »Doch weine nicht, doch weine nicht, er gab dir doch sein Wort« brüllte.

»Wenn wir uns nicht an unseren Teil halten, muss er sich auch nicht an seinen Teil halten«, widersprach er. »Wie gesagt, es werden sich andere Krieger finden, die gegen Gasoka kämpfen werden.«

Die Jägerin schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Wir können nicht aussteigen, Yatepa.« Sie beugte sich etwas vor. »Es ist nicht nur wegen des Versprechens. Ich möchte Cor nicht alleine lassen.«

Das erste Mal schaute der junge Mann auf. Seine grünen Augen sahen sie unendlich traurig an. Dann nickte er. »Gut. Aber ich möchte nicht, dass du dich zu oft in Schwarzbarts Nähe rumtreibst. Wenn doch, werde ich an deiner Seite sein. Ich werde auf dich aufpassen.«

Der Satz »Ich komme auch alleine klar« lag ihr schon auf der Zunge, aber sie verkniff ihn sich. Es war das erste Mal seit dem Tod ihrer Eltern, dass sie den Schutz einer anderen Person so offen annahm. Sofort drohte die Trauer und Wut sie zu überwältigen. Schnell wechselte sie das Thema: »Erzähl mir von deinem Leben bei den Bärenleuten«, verlangte sie.

Yatepa hob überrascht die Augenbrauen. »So plötzlich?«

Tara zuckte die Schultern. »Warum nicht.«

Ihr Gegenüber lachte heiter. »Was möchtest du wissen?«

»Alles.«

Er schmunzelte und schien eine Weile nachzudenken, ein Anflug der Traurigkeit auf seinem Gesicht, bevor er anfing zu reden. »Von Nurov und meinen Eltern habe ich dir schon erzählt. Ich hatte auch eine Schwester, zwei Jahre jünger als ich. Sie ist aber schon mit sieben gestorben. Ist alleine in den Wald gelaufen, in Richtung Gion-Gebirge. Seitdem haben wir sie nie wieder gesehen. Angeblich soll sie von einem wilden Tier gerissen worden sein. Das war zwei Jahre vor dem ersten Perlenwaldbrand.«

»Das tut mir leid.« Tara hätte nicht gedacht, dass er so etwas offenbaren würde. Etwas verunsichert presste sie die Lippen zusammen. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach aus, was sie ihm schon im Park hätte erzählen müssen: »Meine Eltern sind beim ersten Waldbrand gestorben.«

Yatepa schien nicht überrascht zu sein. »Ich habe mir schon gedacht, dass so etwas in der Art passiert sein muss.« Er zögerte. »Hast du daher das Feuermal?«

Sie bejahte. »Ich war acht Jahre alt. Meine Mutter hat mich rausgebracht und in einem Strauch versteckt. Dann ist sie weg gegangen, um meinem Vater beizustehen. Er war Drachenjäger. Als Ximou sein Feuer auf sie losließ, verbrannte auch meine Haut an der Wange. Ich war zu nah dran gewesen.« Nachdenklich strich sie sich über das rote Mal. »Ich habe es Cor zu verdanken, dass die Wunde so schnell und gut verheilt ist. Er war unser Heiler.«

Der junge Mann lächelte leicht. »Beim zweiten Brand habe ich dich vor seiner Hütte abgesetzt.«

»Ich habe es mittlerweile sogar mit eigenen Augen gesehen.« Nun war es an ihr, einen wissenden Gesichtsausdruck aufzusetzen. Sein Blick war unbezahlbar. »In einer meiner Visionen als kleine Seherin. So habe ich auch herausgefunden, dass du von einem Schatten besessen warst.«

Sofort verfinsterte sich seine Miene. »Dann hast du wohl auch gesehen, was ich mit einem eurer Leute getan habe. Ich schwöre dir, es war ein Versehen!«

»Das weiß ich doch«, beruhigte sie Yatepa und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Ich habe durch deine Augen geblickt und dasselbe gefühlt wie du. In jedem Augenblick.«

Yatepas Kopf ruckte nach oben. Überraschung lag in seinem Blick. »Dann...«

Plötzlich verstummte die Musik und ein allgemeines Gemurmel setzte ein. Yatepa brachte seinen Satz nicht zu Ende, sondern drehte sich um, um zu sehen, was passiert war. Im Eingang des Wirtshauses war soeben ein stämmiger Mann erschienen. Er war in eine auf Hochglanz polierte Rüstung gekleidet und trug eine blaue Stoffhose. Erst hatte die Jägerin angenommen, er sei ein Soldat der Stadtwache, doch deren Bekleidung unterschied sich erheblich von der des Neuankömmlings. Sie gab einen protestierenden Laut von sich, als Yatepa sich auf einmal vor sie stellte.

»Wer ist das?«, fragte sie ihn im Flüsterton, während der Mann langsam zwischen den Tischen hindurch schritt. Dabei betrachtete er jeden der Gäste eingehend.

»Das war einer der Soldaten, die bei unserer Ankunft vor der Bibliothek Wache gehalten haben«, erklärte Yatepa leise. »Danach sind beide wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Nurov meinte, dass es noch nie Wachen vor der Bibliothek gab. Ich wäre also vorsichtig.«

Gebannt beobachtete die Jägerin den Fremden, der vor der Musikgruppe stehen geblieben war. Er brachte sein Gesicht so nah an das der Sängerin, dass ihre blonden Strähnen von seiner Atemluft leicht bewegt wurden. Dann wandte er sich ab und ging weiter zu der Theke. Dort blieb er stehen, schubste einen jungen Burschen beiseite, der lautlos davonhuschte, und setzte sich demonstrativ auf den frei gewordenen, hohen Stuhl.

»Alle mal herhören!«, rief der Soldat, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Alle Anwesenden hatten bereits ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. »Hadamar, der Mann mit der blauen Tunika, wurde betrogen! Ihm ist ein Mädchen abhanden gekommen. Etwa so groß«, er hielt die Hand auf Schulterhöhe seines Nachbarn, der ihn mit großen Augen ansah, »blonde Haare, grüne Augen, spitze Ohren. An ihrem rechten Unterarm ist ein Quay-Tattoo in Form einer Schlange. Hat jemand sie gesehen?« Schweigen. Als hätte der Mann das erwartet, löste er einen Beutel von seinem Gürtel, hielt ihn hoch und schüttelte ihn heftig, sodass jeder das verräterische Klimpern der Münzen hören konnte. »Informationen werden natürlich bezahlt.«

Erschrocken warf Tara Yatepa einen Blick zu. Redet er wirklich von unserer Dryade? Die Beschreibung würde passen. Was hat sie mit diesen Männern zu schaffen? Und wer ist Hadamar? Um sich nicht zu verraten, tat die kleine Seherin, als hätte sie unglaubliche Angst. Sie klammerte sich fest an die Hand ihres Begleiters, der ihren Druck erwiderte. Er hatte die Kiefer fest zusammengepresst.

»Keiner?«, fragte der Soldat scheinbar enttäuscht. In einer fließenden Bewegung ließ er sich vom Stuhl gleiten und ging gemächlichen Schrittes durch den Raum, bis er vor einem Tisch stehen blieb, an dem ein Seemann mit einem langen Bart saß und auf seinen Krug starrte. Mit einer plötzlichen Geste fegte der Soldat das Glas vom Tisch, sodass es auf dem Boden landete und in Scherben zersprang. Gleichzeitig zückte er sein Schwert, packte den Mann an den Haaren und richtete die Spitze der Waffe auf seinen Hals.

»Ich weiß nichts! Ich weiß nichts!«, schrie der Seemann in Todesangst. Seine weit aufgerissenen Augen hatte er auf das scharfe Metall gerichtet.

»Das glaube ich dir leider nicht«, sagte der Soldat ruhig. Seine Hakennase zuckte als würde er einen unangenehmen Gestank wahrnehmen. »Du bist doch Hafenarbeiter?«

Der hilflose Mann nickte wild, wobei er versehentlich gegen die Klinge kam. Ein rotes Rinnsal aus Blut floss seinen Hals hinab und befleckte das weiße Hemd.

»Hafenarbeiter sehen doch alles. Nun?«

»Ich hab sie gesehen, ja! Sie reitet fast jeden Tag auf einem Pferd an der Hafenmauer vorbei! Ohne Sattel und Zügel! Muss verrückt sein, eine Wahnsinnige!«, redete der Seemann nun drauf los. »In letzter Zeit aber nicht mehr! Ist wahrscheinlich schon außerhalb der Stadt!«

»Das bezweifle ich stark«, gab der Soldat von sich, ließ den Hafenarbeiter aber los, der keuchend zurückfuhr und zitternd auf seinem Stuhl sitzen blieb. »Möchte irgendwer mir vielleicht noch etwas sagen?«

Keiner rührte sich. Tara fasste Yatepas Hand fester, als der Blick des Bewaffneten über sie glitt, und machte ein verängstigtes Gesicht. Warum sucht er nach der Dryade? Sie kann doch innerhalb von neun Tagen nichts angestellt haben, was sie in solch große Schwierigkeiten bringt! Dann fiel ihr ein, dass die Erdfee für einen Tag verschwunden war und sich dazu immer noch nicht geäußert hatte. Oh nein!

»Du!« Der Soldat deutete mit dem Schwert auf eine zierliche Frau, die um die dreißig Jahre alt sein musste. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Tara meinte, sie schon irgendwo gesehen zu haben. Die Bemerkung des Gerüsteten löste dieses Rätsel auf: »Du wohnst doch im Haus gegenüber der Bibliothek?« Die Frau nickte eingeschüchtert. »Hast du das Mädchen in ihrer Nähe beobachtet, nachdem sie geschlossen wurde?«

»Die Bibliothek ist nicht geschlossen«, antwortete die Frau mit piepsiger Stimme und hängte noch schnell ein »Herr« hinten dran.

»Was heißt das?«

»Manchmal wird eine Leiter heruntergelassen«, plapperte die Frau drauflos, froh darüber, dass der Soldat das Schwert etwas gesenkt hatte. »Ein paar Leute steigen regelmäßig da hoch, in den zweiten Stock der Bibliothek. Das Mädchen gehört dazu.«

Tara unterdrückte einen wüsten Fluch. Wir hätten daran denken müssen, dass die Bewohner des Hauses gegenüber uns verraten können! Innerlich hoffte sie, dass die Frau nicht mitbekommen hatte, wer mit ihr im selben Wirtshaus war.

Der Soldat grinste breit und steckte sein Schwert zurück in die Scheide. »Ich bedanke mich herzlichst bei Euch, Gnädigste«, rief er fröhlich, drückte der Frau den Geldbeutel in die Hand und stolzierte hinaus auf die Straße.

Sobald er verschwunden war, geriet die gesamte Menschenmasse in hektische Bewegung. Die Musikgruppe packte ihre Instrumente zusammen, wobei die weinende Sängerin von ihren Begleitern getröstet werden musste. Die Kellnerinnen brachten sich hinter der Theke in Sicherheit, während die Gäste einer nach dem anderen das Wirtshaus verließen.

»Komm!«, forderte Yatepa Tara auf. Er brauchte nichts weiter zu sagen. Wir müssen die Dryade und die anderen warnen! Mit groben Ellenbogenstößen und Remplereien gelangten sie endlich zum Ausgang und hasteten nach rechts. Zum Glück hatte die Frau nicht erwähnt, durch welches Fenster die Leiter hinunter gelassen wurde. Der Soldat hatte vermutlich gedacht, dass eines an der Westseite benutzt wurde, denn nur wenige wussten von der unscheinbaren Gasse zwischen dem Wirtshaus und der Bibliothek.

Verzweifelt suchte Tara den Boden nach einem Stein ab, den sie gegen das Fenster werfen konnte. Yatepa war schneller. Es dauerte nur wenige Herzschläge, dann öffnete Rhiwor die Läden. Der Mann machte gerade Anstalten, die Leiter zu holen, als Tara das Scheppern einer Rüstung vernahm. Es kam immer näher.

»Gefahr!«, schrie die kleine Seherin kurzerhand zu ihm hoch, bevor Yatepa sie am Arm packte und mit sich in Richtung Hinterhof zog. Sie waren gerade um die Ecke, da hörte Tara das dumpfe Echo von Schritten, das abrupt verstummte.

»Öffnet die Bibliothek oder ich werde mir mit Gewalt Zutritt verschaffen!«, rief der Soldat aus dem Wirtshaus. 

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