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"Das war echt schön", lächelte Louis zufrieden, schloss die Haustür und drehte sich mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen zu mir herum. Müde lehnte ich gegen den Türrahmen, nickte leicht und lachte leise als er sich gegen meine Brust fallen ließ und seine Arme um meine Taille schlang. "Danke, dass du dich trotz allem um die Kinder gekümmert hast", bedankte er sich und sah zu mir hoch. "Kein Problem", erwiderte ich und hauchte einen Kuss auf seine Stirn.
"Was hast du alles mit meinem Papa besprochen?", sprach ich die Frage aus, die mich schon seit dem Essen beschäftigte. "Vor allem wegen der Käl-"
"Er hat mich gebeten dir manches nicht zu sagen, Hazza", unterbrach er mich mit einem entschuldigenden Blick und wirkte mit einem Mal nervös und unsicher, weshalb ich meine Hände an seine Wangen legte. "Ich möchte das alles selbst noch für mich herausfinden und meine Gefühle ordnen. Nicht nur... Nicht nur du hast viel durchgemacht."
Etwas perplex nickte ich und hatte das erste Mal das Gefühl, das nicht alles gut war.
Mich überkam das Gefühl, das ich als Alpha versagt hatte. Meine Gedanken kreisten immer mehr, die Sorge das ich Louis nicht gerecht wurde, das ich ihn und Amélie vernachlässigt hatte... Meine Kopfschmerzen nahmen zu, mischten sich mit dem Pochen meines frischgestochenen Ohrrings und sorgten für ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend.
"Ich meine das nicht böse Harry", sprach Louis und nahm meine Hände von seiner Wange. "Wirklich nicht. Du gibst mir Kraft über mich hinauszuwachsen und ich selbst zu sein. Ich weiß, dass es viel für dich ist. In den letzen Wochen warst du kaum anwesend und da musste ich zurecht kommen", erklärte er und verschränkte unsere Hände ineinander. "Auch jetzt waren es wieder mehrere Tage in denen ich unser Leben weitergeführt habe. Allein."
"Es tut mir so leid", wisperte ich und löste mich von ihm. Die letzten Ereignisse spielten sich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab, überforderten mich und zwangen mich in die Knie. Die Kopfschmerzen wurden nicht weniger, ließen mich verschwommen sehen und lösten eine unbekannte Panik in mir aus.
Ich spürte wie die Kälte sich anders in mir verteilte, wie sie von sich selbst aus versuchte meinen überhitzten Kopf zu kühlen und mein pochendes Herz zu besänftigen. Doch schlussendlich waren es Louis' sanfte Berührungen, welche mich durchatmen ließen. Ich spürte seine Hand an meine Wange, seine Lippen an meiner Stirn und die Wärme seines Körpers als er auf meinen Schoß kletterte.
"Du bist zwar mein Alpha, aber ich bin dein Omega. Es gab genug Situationen in denen du für mich da warst. Du hast so viel von dir selbst geopfert, dass ich mich langsam an das gewöhnen muss was aus dir geworden ist und ich weiß auch, das du dich an das gewöhnen musst was aus mir wurde."
Kurz bevor ich meine Augen öffnen wollte, spürte ich Louis' Lippen auf meinen. Ein wenig überrumpelt erwiderte ich den Kuss, schlang meine Arme um seine Taille und hielt mich an ihm fest. Der Kuss lenkte mich ein wenig von meinen Gedanken ab, weshalb ich mich nicht als erstes lösen wollte. Louis schien es ähnlich, er lehnte sich immer weiter in den Kuss hinein und schob seine Hand in meinem Nacken, um mich bei ihm zu halten. "Ich liebe dich", hauchte ich leise zwischen unseren Küssen und lehnte meine Stirn an seine, als er meine Worte erwiderte.
"Was machst du?", fragte ich überrascht und atmete unruhig ein als Louis sich auf den Teppich legte und mich an meinen Oberarmen mit sich zog. Zittrig stütze ich mich neben seinem Kopf ab, hatte das Gefühl, dass ich das nicht lange halten konnte und ließ meine Augen zufallen sobald ich Louis' Lippen erneut auf meinen spürte.
"Lou", wisperte ich, löste mich von ihm und wollte mich aufrichten, doch ich schaffte es nur mich neben ihn zu legen, bevor meine Arme wegbrachen. Ich dachte Louis würde sich an meine Seite schmiegen, stattdessen stütze er sich auf und blickte mich mit einem leichten Lächeln, welches seine Lippen umspielte, an.
Ich verlor mich ein wenig in seinen Augen, brachte kein Wort heraus und atmete tief durch als er sich ein wenig hinunterbeugte und gegen meinen frisch gestochenen Ohrring tippte. "Es steht dir wirklich gut", sprach er glücklich und schien das vorherige Gespräch für beendet erklärt zu haben. Ich konnte schon an seiner Stimmlage heraushören, wie sehr er lächelte. "Du hast gut ausgesucht", erwiderte ich leise und stahl mir etwas unsicher einen Kuss von seinen Lippen.
Louis gab einen überraschenden Laut von sich, folgte meinen Bewegungen und verband unsere Lippen erneut miteinander. Sanft küssten wir uns, passten uns einander an und allmählich spürte ich eine unfassbar beruhigende Zufriedenheit von meiner Brust aus durch meinen Körper strömen. Sie half mir mehr als meine Kälte, löste sie ab und ließ mich gelassener werden.
Vorsichtig zog ich Louis in meine Arme, drehte uns und stütze mich neben seinem Kopf ab. Ich war immer noch zittrig, spürte die Anstrengung viel zu schnell und dennoch, gab ich mein Bestes aufrecht zu bleiben.
Mit einem Lächeln betrachtete ich ihn, sah von seinen Augen zu seinem Ohrring und atmete zufrieden aus. Für ihn hatte ich einen goldenen Ring ausgesucht, verziert mit Steinen in den Farben meiner Augen. Oder eher in der Farbe meines einen Auges, welches nicht durch die Kälte schwarz gefärbt war.
————
Mit schweren Armen bezog ich unser Bett neu, schüttelte die Kissen auf und stopfte die alte Wäsche in einen Weidenkorb neben dem Kleiderschrank. Mir wurde kurz etwas schwarz vor Augen, weshalb ich mich am Sessel neben mir abstützte und versuchte tief durchzuatmen. "Hazza?", hörte ich Louis fragen und sah auf, bevor er das Schlafzimmer mit Amélie in den Armen betrat. "Ja?", fragte ich nach, ging auf die beiden zu und nahm Amélie an mich.
Sanft wiegte ich sie in meinen Armen, blickte auf sie hinab und lächelte leicht als sie ihre kleinen Hände nach mir ausstreckte. "Ich würde gerne ein wenig mehr Verantwortung im Rudel übernehmen", sprach Louis zögerlich und brachte mich dazu in überrascht anzusehen. "Mehr Verantwortung?", hakte ich nach und ließ mich langsam auf der Bettkante nieder. "Ja", bestätigte er und setzte sich vor mir auf die Holzdielen.
"Ich- Ich muss irgendwas tun. Keine Ahnung, wie ich dich mit dem Rudel unterstützen kann, aber ich will es. Muss es. Ich kann nicht derjenige sein, der immer nur darauf warten muss, bis du wieder wach bist, oder deine Kräfte wiedergewinnst. Ich denke ich habe in meinem Leben genug auf irgendwas gewartet. Momentan warte ich seit Wochen wieder auf Mama. Ich möchte das einfach nicht mehr. Es wird eine Herausforderung sein und ich habe von so unfassbar vielen Dingen keine Ahnung, aber das möchte ich ändern."
Ich öffnete den Mund, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. Seine Worte trafen mich unvorbereitet. Der Louis, den ich kannte, hatte sich immer aus dem Rudelleben herausgehalten. Er hatte Schutz in unserer kleinen Welt gesucht – in mir, in Amélie, in unserem Zuhause.
Jetzt saß er hier, blickte mich mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit an und forderte seinen Platz ein.
Ich nickte langsam, einfach nur, um ihm eine Antwort zu geben – irgendeine.
Ich sah kurz zu Amélie hinab, da sie mit ihrem Quietschen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. "Harry ich meine das ernst", sprach Louis und ließ mir keinen Moment meine Gedanken zu sammeln.
"Das ist mir bewusst", erwiderte ich direkt und atmete durch. "Es ist nur etwas ungewohnt", fügte ich hinzu und blickte wieder zu Louis. "Ist es, für mich fühlt es sich nicht anders an", stimmte er zu, erhob sich und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Bevor ich etwas sagen konnte, legte Louis seine Hand an meine Wange. "Ich bin... Ich bin auch gerade unfassbar nervös", murmelte er leise, nahm meine Hand und legte sie in Höhe seines Herzens auf seine Brust.
Ich spürte sein - mein - Herz unruhig in seiner Brust schlagen, unruhiger und unregelmäßiger als sonst. "Ich bin verdammt nervös Hazza", lächelte er schwach und langsam roch ich auch seine Angst. "Es ist das erste Mal, dass ein Alpha mich nicht zerfleischen möchte, nur weil ich einen Wunsch habe", sprach er zittrig und schluckte hörbar.
Plötzlich wurde mir klar, wie schwer es für ihn sein musste, nicht nur für sich selbst einzustehen, sondern auch aktiv auf jemanden zuzugehen. Wie viele Jahre hatte er gelernt, seine Stimme zu unterdrücken? Wie oft war ihm gesagt worden, dass er keine Wahl hatte?
"Ich liebe dich", flüsterte ich und drückte seine Hand sanft. Dann ließ ich meine Finger von seiner Brust gleiten, umschlang sie stattdessen mit seinen. "Vielleicht sprichst du mit meiner Mutter?", schlug ich leise vor und hauchte einen Kuss auf seinen Handrücken.
Louis schien überrascht, doch dann nickte er leicht. "Sie hatte sowas schon angedeutet. Als ich heute kurz bei ihr war hatten wir schon ein bisschen darüber gesprochen. Darüber das ich mehr machen möchte, mehr lernen möchte. Das mit dem Lesen klappt ja auch noch nicht ganz so gut", erzählte er leise und bekam rote Wangen.
Einen Moment später schmiegte er sich an meine Seite, verhielt sich ein wenig zurückhaltend, als hätte er sich selbst erst überzeugen müssen, dass er das durfte. Ich spürte jedoch, wie die Anspannung langsam aus ihm wich, weshalb ich mich ebenfalls entspannte.
"Tut es noch weh?", fragte ich leise, stupste mit der Nase gegen seinen Ohrring und lächelte ein wenig, als er mit seiner Nase zurückstupste. "Nein", verneinte er nach einem Moment und ließ sich gegen meine Schulter sinken.
"Danke", murmelte er nach einer Weile, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Er strich Amélie über den Kopf, seinen Blick sanft gesenkt. Ich zog ihn ein wenig fester an mich, legte meinen Kopf gegen seinen und atmete tief durch.
"Du musst nicht alles allein herausfinden", flüsterte ich. Louis sagte nichts, aber sein Griff um meine Hand wurde fester. Ich hielt meinen Omega nah bei mir, genoss die Wärme seines Körpers an meiner Seite.
Amélie seufzte leise und rutschte in meinen Armen hin und her, ihre kleinen Finger krallten sich in mein Shirt. Vorsichtig hob ich sie an und legte sie sanft in ihr kleines Nest am Rand unseres Bettes. Ich zog die dünne Decke über sie, strich ihr einmal über die Wange und sah zu, wie ihr Atem sich verlangsamte.
"Wir sollten uns auch hinlegen", murmelte Louis leise, richtete sich auf und erhob sich vom Bett. Als ich es ihm gleich tat und meine Haltung auflöste spürte ich erneut die Erschöpfung in meinen Knochen und seufzte leise.
Louis bemerkte dies und zögerte kurz, bevor er mir seine Hand reichte und mir aufhalf. "Mach langsam", murmelte er besorgt und musterte mich kritisch. "Fühlst du dich immer noch so kraftlos?" Ich nickte lediglich und löste das Band in meinen Haaren. "Nicht mehr ganz so schlimm, vermutlich weil Liam noch nicht aufgewacht ist", überlegte ich laut und zog mein Shirt aus.
Ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Louis' Blick für einen Moment an meinem Oberkörper hängen blieb. Ich kannte den Blick, lächelte leicht und streckte meine Hand nach ihm aus, die er sofort ergriff. "Komm her", hauchte ich leise und brummte zufrieden als er sich an meine Brust schmiegte.
Ich wusste, dass er sich noch immer an die Veränderungen gewöhnen musste – an die Narben, an die feinen, fast unsichtbaren Spuren der Magie, die über meine Haut liefen.
Doch es war nicht nur sein neugieriger Blick, der mir aufgefallen war.
Es war sein Geruch.
Ich fror für den Bruchteil einer Sekunde ein, nahm unbewusst einen tieferen Atemzug. Es war nur eine Nuance, ein kaum spürbarer Wandel, aber er war da.
Louis roch... wärmer. Weicher. Sein natürlicher Duft war gesättigter, voller. Ein leiser Hauch von Süße lag in der Luft, kaum wahrnehmbar, aber doch präsent genug, dass es meine Instinkte wachrief.
Ich schloss kurz die Augen, ordnete meine Gedanken. Noch war es nicht so intensiv, noch war es nicht bedrängend. "Harry?"
Ich öffnete die Augen wieder. Louis stand bereits an seiner Seite des Bettes, hatte sich eines meiner Shirts über den Kopf gezogen. Er musterte mich mit einem Hauch von Unsicherheit.
"Alles in Ordnung?" fragte er leise. "Du hast nicht reagiert..."
Ich schluckte meine ersten Gedanken hinunter, schob das Wissen um seine bevorstehenden Hitze in den Hintergrund. Jetzt war nicht der richtige Moment, um darüber zu sprechen. Noch nicht.
"Ja, alles gut. Entschuldige Liebster", antwortete ich sanft. Ich trat zu ihm, zog ihn ohne ein weiteres Wort in eine weitere Umarmung. Seine Arme schlangen sich fast automatisch um mich, sein Gesicht vergrub sich an meiner Brust.
"Du riechst gut", murmelte ich gegen sein Haar und biss mir auf die Zunge, um nicht weiter darauf einzugehen. Louis lachte leise. "Das sagst du immer."
"Weil es immer stimmt."
Er schüttelte leicht den Kopf, aber ich spürte, wie er sich ein wenig entspannte. Vorsichtig führte ich ihn mit mir ins Bett, zog die Decke über uns beide. Er ließ sich ohne Widerstand in meine Arme sinken, sein Körper schmiegte sich an meinen, warm und vertraut.
Ich spürte seinen Atem an meiner Haut, sein Herz, das langsam zur Ruhe kam und nicht mehr von Nervosität getrieben zu schnell in seiner Brust schlug.
"Danke, dass du mich ernst genommen hast", flüsterte er in die Dunkelheit und ich spürte seine Hand über meine nackte Brust wandern.
Ich drückte einen Kuss auf seine Stirn. "Immer."
Louis schob sich noch näher, seine Beine verflochten sich mit meinen. Ich spürte, wie seine Atmung langsamer wurde, sein Körper schwerer.
Der leichte Wandel in seinem Duft blieb mir im Hinterkopf, wie ein unterschwelliges Summen, das mich wach hielt.
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Ich freue mich über jeden, der noch Interesse an dieser Geschichte hat (⊃ˆ ³(ˆ⌣ˆ⊂)
So wie bei meinem anderen Buch werde ich hier mindestens einmal die Woche updaten.
Danke für eure Geduld, das Interesse und für eure Treue.
Ohne das, wäre dies hier nichts.
anna xx
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