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Ich brauchte einen Moment bis ich es schaffte den lähmenden Schmerz zu überwinden und die Luft wieder in meine Lunge zu lassen. "Paps?", fragte ich ungläubig, fühlte mich komisch ihn als erste Reaktion beim Vornamen genannt zu haben und blinzelte mehrere Male.

Passierte das gerade wirklich?

Die Stimmen und Schreie der anderen Wölfe blendete ich vollkommen aus, nahm es beinahe nur noch als stumpfes Dröhnen wahr und wurde von der stärker werdenden Strömung mitgerissen. Wackelig trat ich einen Schritt nach hinten, um wieder mein Gleichgewicht zu finden, doch die Situation war für mich so überfordernd, dass ich nicht die Kraft aufbringen konnte und den Halt verlor.

Allerdings fiel ich nicht ins Wasser, stattdessen prallte ich unsanft gegen Liams starke Brust. "Ich habe dich, Harry. Du stehst sicher", hörte ich ihn mit brüchiger Stimme sprechen. Mein Herz war beinahe stehen geblieben und nach kurzem Zögern schaffte ich es mich an meinem Beta festzuhalten und war froh, dass ich ihn unter meinen Fingerspitzen spüren konnte.

"Du siehst ihn auch, oder? Bitte sag mir, dass du meinen Vater siehst ", krächzte ich und blickte in Liams Augen. Die Tränen verbanden noch seine Wimpern miteinander und der deutlich sichtbare Schock in seiner Mimik sprach für sich. Liam schaffte es zu nicken und wollte ansetzen etwas zu sagen, doch da schaltete Vater sich ein.

"Liam, du hast dich zu einem großartigen Beta entwickelt, ich spüre sogar das eure Liebe über den üblichen Bund hinausgeht, so wie es einst bei meinem Joseph und mir war. " Während er sprach glitt sein Blick zum Ufer. Liam und ich taten es ihm gleich, ich wusste nicht, was wir sonst hätten machen sollen.

Vater schien nur Augen für Joseph zu haben und widmete sich kurz Robin bevor er wieder zu uns sah. Seinen Worten konnte ich nicht folgen, stattdessen dachte ich darüber nach wie schlimm es nicht nur für meine Familie, sondern wie unerträglich es auch für Joseph sein musste seinen verstorbenen Alpha so zu sehen.

Allmählich hatte ich die Tatsache, dass er hier war, verarbeitet und streckte mich nach ihm aus. Ich wollte wissen, ob er sich noch gleich anfühlte. War sein unverkennbarer Duft geblieben?

Vater kam einen Schritt entgegen, griff ebenfalls nach mir und legte seine große Hand an meinen Unterarm.

Tief atmete ich durch und versuchte die Kälte, welche sein Körper ausstrahlte, zu verarbeiten. Es war tatsächlich möglich das wir uns berühren konnten?

Ich brauchte erneut einen Moment, tastete für mehr Unterstützung nach Liams Hand und nahm all meinen Mut zusammen, um zwei meiner Finger an die Halsschlagader meines Vaters zu legen. Es brauchte nur den Hauch einer Sekunde an Konzentration und schon konnte ich das Pochen seines Herzens ausmachen.

"Du- Du bist hier? Wie?", fragte ich hilflos und wollte einen Schritt auf meinen Vater zugehen, doch er war schneller. Paps trat näher heran, schob seine Hand in meinen Nacken, verstärkte seinen Griff und gab mir den Halt, denn ich gerade so sehr brauchte. Auch wenn Liam mein Anker war, meinen Vater so zu spüren gab mir nochmal ein ganz anderes Gefühl von Sicherheit.

"Ich konnte das schon so ewig nicht mehr machen", hauchte Paps mit einem sanften Lächeln, lockerte seinen Griff nicht im Geringsten und legte seine Lippen sachte an meinen Mundwinkel.

Obwohl ich es nicht wollte, ließ mein Beta von mir ab. Mir fiel es schwer mich von einer auf die andere Sekunde allein -ohne direkten Kontakt- gegen die Strömung, die Gefühle und die Unruhe in meinem Inneren zu behaupten, doch zu meiner Überraschung nahm wenigstens die Kraft des Wassers ab.

Genieß den Augenblick Hazza. Ich wollte nicht das Liam sich löste, doch als ich über meine Schulter hinweg zu ihm sah zierte ein leichtes und aufbauendes Lächeln seine Lippen. Genieß es, wiederholte er und gab mir nicht die Möglichkeit es abzulehnen. Zögerlich nickte ich, holte Luft und versuchte mich auf meinen Vater einzulassen. Das ich Liams Herz schlagen spürte gab mir die Kraft meine Angst zu überstehen.

Mit jedem Atemzug entspannte ich mich mehr, nahm den Halt, den er mir schenkte, an und spürte die Liebe und das Vertrauen. Es dauerte nicht länger als ein Wimpernschlag bis ich eine zufriedene Ruhe verspürte. Ein Gefühl von Entspannung legte sich auf meinen Körper. Von ganz allein schloss ich meine Augen, konzentrierte mich nur auf mein Inneres und brach die Stille als meine Gefühle wieder anfingen zu brodeln.

"Ich vermisse dich", gestand ich mit tränenverschleiertem Blick und brachte es kaum übers Herz in seine Augen zu sehen. "Mit Robin ist es nicht das gleiche..." Vater lachte rau und stupste mich mit seiner Nase aufmunternd an. "Das würde ich ihm auch sehr übelnehmen, wenn er mich so einfach ersetzen könnte", sprach er ruhig und fuhr mit seiner Hand von meinem Nacken zu meiner Wange.

"Ist er gut zu dir? Zu dir und deiner Schwester?", wollte er wissen und sah mich mit seinen grünen Augen prüfend an. Ich nickte schwach, doch Paps merkte, dass etwas nicht stimmte und zog mich an seine Brust. "Er hat nicht das recht dich und dein Handeln so sehr anzuzweifeln. Ich rede später mit ihm."

Ich konnte mir nicht erklären, woher er das wusste doch als er seinen Griff verstärkte, meinen Kopf an seine Schulter drückte und sein Duft in meine Nase stieg, verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran. Weinend krallte ich mich an seiner Seite fest und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. "Ach Harry", lachte er mit tiefer Stimme und tätschelte meinen Rücken. "Ich bin immer bei dir, vor allem jetzt", gab er mir unmissverständlich zu verstehen und tippte an meine linke Schläfe.

Ich verstand nicht, was er mir mitteilen wollte, doch als er mich für den Bruchteil einer Sekunde mit vollkommen schwarzen Augen ansah blieb mir die Luft weg. "Harry, es ist dir vorher bestimmt diese Macht zu deinem eigen zu machen. Verzeih mir, dass ich dich unwissend verlassen habe. Ich mache es wieder gut, versprochen."

Er schien nicht auf eine Reaktion zu warten, wandte sich von mir ab und sah zum Ufer. Ich folgte seinen Blick, betrachtete seine Mimik als er Gemma entdeckte und lächelte traurig als er sich einen Moment später an Mama wandte. "Sie sieht gut aus", hauchte er beinahe tonlos und wirkte plötzlich sehr mitgenommen. Ich konnte ihm ansehen, wie sehr er sie vermisste...

"Gemma hat zwei wunderschöne Töchter. Sie sitzen neben ihr", holte ich ihn aus seinen Gedanken zurück, strich mir über die Augen und legte meine andere Hand zögerlich an seinen kalten Oberarm. "Sie alle zusammen sehen unversehrt aus, aber... Harry, was ist nur mit dir passiert?", wollte Paps wissen, löste meine Hand von seinem Oberarm und verschränkte unsere Finger miteinander.

Zu viel, hörte ich Liams Stimme in meinem Kopf und sah zu ihm. Mein Beta betrachtete mich besorgt und griff nach seiner Brust als mein Herz stolperte.

Vater hob meinen Arm leicht an, betrachtete die wulstigen Narben und die geschädigte Haut. "Es ist schön zu sehen zu was für einem Wolf du herangewachsen bist, aber es tut unglaublich weh all das hier an deinem Körper zu sehen. Musstest du so viel durchstehen? Das Dorf wurde errichtet, um euch alle zu schützen... Dich eingeschlossen. Was ist nur passiert?" Seine folgenden Worte konnte ich nicht verstehen...

"Ich komme damit zurecht, Paps. Mach dir bitte keine Sorgen, nicht jetzt, nicht hier", murmelte ich und wollte noch etwas loswerden, doch Vater knurrte leise. Ohne ein Wort meinerseits schien er es dann doch zu akzeptieren. Ein letztes Mal strich er über meine Narben, blickte nachdenklich in meine Augen und sah wieder zum Ufer.

"Hast du jemanden an deiner Seite? Jemand der dich unterstützt? Es ist auch okay, wenn du niemanden hast, der deinen Herzschlag teilt. Ich hab' nur die Hoffnung, dass-"

Etwas perplex das diese Frage meinem Vater über die Lippen kam brauchte ich einen Moment bis ich ihn mit meiner Schulter anstupste und ihm verriet, wer von den Anwesenden Louis war. "Das ist dein Omega? Er hat dich als seinen Alpha ausgesucht?" Paps klang plötzlich ziemlich beeindruckt, weshalb mich das aus dem Konzept brachte und ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit nicht nur auf meinen Vater, sondern auch auf meine Umgebung achtete.

Meine Bindung zu Liam wurde durch ein tiefes Gefühl von Trauer erschüttert. Sie legte sich schwer um mein Herz und lähmte es.

Zusätzlich vernahm ich sein herzzerreißendes Schluchzen, wandte mich ihm zu und konnte nicht anders als den Atem anzuhalten. Innerhalb weniger Sekunden liefen mir die Tränen hinunter und bei dem Anblick, der sich mir bot, vergaß ich beinahe wieder Luft zu holen. Erst das taube und benebelnde Gefühl und der Druck in meinem Kopf erinnerten mich daran zu atmen.

Liams Vater stand hinter seinem Sohn und blickte zu ihm und seiner Frau. Sein sanftes Lächeln wurde von einem leeren Blick geprägt, woraufhin sich mein Herz mehrere Male schmerzhaft zusammenzog und Liam dazu brachte nach Luft zu schnappen und zu mir zu sehen.

Wie lang sollte mein Herz noch diese Strapazen aushalten?

Doch sobald sich die Frage in meinem Kopf einbrannte und dafür sorgte das meine Gedanken kreisten, spürte ich nicht nur die beruhigende Kälte durch die Hand meines Vaters auf meinem Rücken, sondern auch von meiner Seite zu meiner Brust wandern. Erleichtert seufzte ich und hinterfragte dieses beruhigende Gefühl -ausgelöst von der Kälte- nicht.

"H-Harry", weinte Liam, riss mich damit aus meinen Gedanken und versuchte mir etwas mitzuteilen, doch ihm fehlte die Luft und auch die Kraft mehr als meinen Namen zu sagen. Langsam drangen die Stimmen der anderen zu mir durch und meine Aufmerksamkeit galt sofort meiner Familie als ich wieder ein wenig mehr durch den Tränenschleier erkennen konnte.

Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus als ich meinen Blick hob und direkt in die Augen meiner Mutter sah. Ich konnte bei ihr Sehnsucht erkennen und auch meiner Schwester standen die Gefühle ins Gesicht geschrieben.

"Ich gehe zu ihnen. Darf ich mich zu Louis setzen? Er scheint verängstigt, ich möchte nicht, dass er sich während eurer Zeremonie so fühlt."

Schuldgefühle plagten mich als Vater Louis' Angst erwähnte. "Keine Sorge Harry, es ist gewiss nur die Überforderung. Ich achte ein wenig auf ihn, wenn du erlaubst. Wir sind uns recht ähnlich, ich denke er lässt meine Nähe zu." Langsam nickte ich und beobachtete jeden Schritt meines Vaters und auch den von Louis.

Mein Omega reagierte verhalten auf die Anwesenheit meines Paps, doch dann tat mein Vater etwas, was mich sehr überraschte. Ich wusste, wie er früher war, doch jetzt zu sehen, wie er sich in Anwesenheit des gesamten Rudels vor Louis hinkniete und ihn um Erlaubnis bat sich zu ihm setzten zu dürfen... Jede seiner Bewegungen waren respektvoll und überlegt.

Wie konnte er sich so verändert haben? Er war doch tot. Es wirkte so als hätte er nach seinem Leben noch so viel dazugelernt...

Louis schien sich in der Nähe meines Vaters wohl zu fühlen, was mein Herz ungemein beruhigte. Es war schon ein schwerer Tag für ihn, ich wollte nicht, dass es noch schlimmer wurde...

"Li?", fragte ich benommen als ich es schaffte mich von meiner Familie loszulösen und streckte meine Hand nach ihm aus. Liam war wieder alleine, denn seine Eltern waren auch ans Ufer und hatten sich zu Zayn gesetzt.

Mein Beta verschränkte unsere Finger miteinander und zog mich näher zu sich heran. "Sie unterstützten uns, lass uns das Ritual durchführen, bevor der nächste Tag anbricht", sprach er mit ruhiger Stimme legte seinen Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. Währenddessen strich er mit seiner freien Hand über meinen Unterarm.

Mit einem leichten Lächeln stimmte ich zu, schloss meine Augen, spürte wie seine Fingerspitzen über meine Haut glitten und lauschte den Sprüchen, welche die Stille sanft durchbrachen. Ich fühlte mich nach der ganzen Aufregung nicht bereit und ich brauche einen Moment bis ich mich voll und ganz auf Liam einlassen konnte. Ich war mir sicher, dass er ebenfalls so empfand und bewunderte ihn für die Stärke, welche er ausstrahlte.

Die Strömung um unsere Beine wurde wieder stärker, was Liam und mich näher aneinander trieb. Für einen kurzen Augenblick öffnete ich meine Augen, sah zu Louis und konnte erkennen, dass mein Vater ihm anscheinend etwas zum Ritual erklärte.

Ich versuchte mich mehr auf meinen Beta zu konzentrieren und schnappte nach Luft als ich sein Herz in meinem Kopf pochen hörte. Das wummernde Gefühl breitete sich auf meinen ganzen Oberkörper aus und ich spürte, wie es sich langsam an der rechten Seite meiner Hüfte ansiedelte.

Liam schien ebenfalls von diesem Gefühl eingenommen zu sein, denn er blickte auf die Stelle, bei der sein Mal noch zu sehen war. Doch auf einmal verlor ich meinen Fokus, konnte mich kaum mehr auf das Gefühl einlassen und spürte, wie es sich von Sekunde zu Sekunde mehr zurückzog. "Li", hauchte ich schwach und wollte nicht, dass es endete.

Mein Kraft schwand weiter und ohne Liams Beistand und sicheren Halt, hätte ich es nicht geschafft unsere Verbindung herzustellen. Schweratmend lehnte ich mit meiner Stirn an seiner, versuchte die Empfindungen zu verarbeiten und sah hinunter auf das Wasser, welches so leuchtete, dass es die aufgestellten Fackeln in den Schatten stellte.

Die Sprüche der anderen wurden lauter und als sich das Wasser langsam meinen Oberschenkel hinauffloss und sich an der Stelle sammelte, welche seit wenigen Augenblicken brannte, zuckte ich vor Schmerz zusammen. Liam nahm es auch die Luft zum Atmen und krallte sich als Reaktion darauf an meinem Unterarm fest. "Verdammt, ich- ich halt das kaum aus. Harry, warum... warum spüre ich dich nicht mehr?"

Ich erwiderte nichts auf seine Frage, hatte selbst keine Antwort und bekam Panik als Liam sich von mir löste. "D-Deine Augen, Harry... die Kälte. Deswegen spüre ich dich nicht mehr. Sie-"

Tief atmete ich durch, brauchte einen Moment und ließ die Kraft in meinem Inneren los. Ich spüre den Schmerz meines Armes, die Rippen, welche sich noch nicht wieder so erholt hatten wie sie es sollten und konnte spüren, wie schwer es mir fiel den Schmerz zu ignorieren. Das Wasser um mich herum wurde dunkel, und trotz der Strömung wurde es nicht hinfort geschwemmt.

Du kannst es kontrollieren, das ist gut. Nimm den Schmerz als Ansporn Skuggan nicht zu schnell wieder in deinen Körper zurückfließen zu lassen. Du bist noch nicht in der Lage sein ganzes Potential auszuhalten.

Bei der Stimme meines Vaters lief mir ein unangenehm kalter Schauer über den Rücken. Woher wusste er das? Warum nannte er die Kälte so? Langsam verlor ich mich in meinen Gedanken, doch Liams Berührungen und sein Puls holten mich zurück.

Mein Beta legte seine Hände an meine Wangen, musterte mich mit einem liebevollen Blick und seufzte erleichtert. "Ich habe sie so vermisst... deine grünen Augen", lächelte er trotz der Besorgnis in seiner Stimme und drückte seine Lippen auf meine Stirn.

Tief atmete ich durch, konnte meine Gedanken trotz der Schmerzen sortieren und konzentrierte mich auf die Stellen, an denen ich seine Lippen spürte.

Das Wasser begann erneut an unseren Körper hinaufzufließen und löste zunächst nur ein unbedeutendes Kribbeln aus, bis ich allmählich ein zunehmend stärker werdendes Brennen verspürte. Ohne dass es sich ankündigte waren meine Gedanken innerhalb kürzester Zeit voll mit Bildern von Liam. Sie setzten sich aus Erinnerungen zusammen und waren so klar, dass ich das Gefühl hatte ich würde die Situation neu durchleben.

Anfangs beinhalteten die Bilder nur die Zeit, in der wir uns kennengelernt hatten, unsere ersten Küsse, das erste Mal und der wirklich sehr holprige Versuch eins zu werden.

Fest biss ich mir bei dem Anblick auf die Lippen und konnte die Tränen nicht zurückhalten als sich alles zusammenfügte.

Schlussendlich sah ich Louis und Liam, wie mein Beta meinem Omega Halt gab und über ihn wachte. Doch das Bild in meinem Kopf schwand und mit einem Mal formte es einen Moment, welcher noch nicht eingetreten war.

Wir alle waren älter, hatten unsere Kinder bei uns und plötzlich erkannte ich etwas, was mein Herz schneller schlagen lieb. Überwältigung, Liebe und purer Stolz breiteten sich in mir aus und schienen auch Liam einzunehmen.

"Sie ist wundervoll, Harry."

Schluchzend klammerte ich mich an diesem Bild fest, konnte einfach nicht anders und sah zu Louis. Er schien Schmerzen auf der Höhe seiner Hüfte zu haben, was mich zittrig durchatmen ließ. Als sich unsere Blicke kreuzten war seiner von Unwissenheit geprägt.

Vater schien ihm etwas zu erklären und als ich das Schimmern von Tränen in seinen blauen Augen erkannte, wusste ich, dass Louis nun das gleiche Bild betrachten konnte.

H-Hazza, hörte ich seine zittrige Stimme leise in meinem Kopf und zog meinen Mundwinkel hoch. In diesem Moment seine Stimme zu hören, was er sonst nicht schaffte...

Für einen Moment betrachtete ich sie, wie sie seelenruhig ins Louis' Armen schlief, wie Amélie auf beide aufpasste und Liam für Schutz sorgte. Zufriedenheit und Ruhe durchströmten mich, doch als ich das Bild losließ, suchte eine Leere meinen Körper heim.

Als ich wieder zu Liam blickte hatte er noch seine Augen geschlossen, doch sobald meine Fingerspitzen seine Wange berührten verankerte er seinen Blick in meinem.

Wir lehnten unsere Köpfe aneinander, versuchten im gleichen Takt zu atmen und als ich dachte es wäre abgeschlossen, denn ich konnte das Band, welches uns beide zu einem machte, spüren, fing mein Mal kläglich an zu brennen.

Vor Schmerz stöhnte ich, knickte fast weg und presste meine Hand auf die Stelle, welche noch vom Wasser umspielt wurde. Die Qualen wurden so unerträglich, dass ich schon fast das Gefühl hatte das Wasser würde in meinen Körper eindringen.

Das plötzliche Vibrieren meiner Knochen ließ mich schmerzerfüllt aufschreien und als Liam benommen von Schmerz seinen Halt verlor, tauchten seine Eltern auf und hielten ihn fest.

Es brennt sich auf eure Knochen ein. Niemals wieder werdet ihr euer Mal verlieren.

Die die dunkle und tiefe Stimme von Liams Vater ließ mich zusammenzucken. Ich konnte nicht mehr. Die fehlende Kälte blockierte meine Schmerzen von Tobys Kampf nicht mehr. Meine Haut brannte wie Feuer, das Wasser verstärkte es nur und das eingebrannte Mal pochte so stark, dass ich allmählich das Gefühl in meinen Beinen verlor. Schwindel machte sich breit und unfähig um Hilfe zu bitten, sackte ich allmählich zusammen.

Nur aus dem Augenwinkel konnte ich meinen Vater erkennen, wie er Louis' Seite verließ und ins Wasser trat. Mama und Gemma folgten ihm, auch Mason und Eleanor. Selbst Louis traute sich an Zayns Hand vom Ufer in den Fluss.

Als das Vibrieren stoppte blieb der Schmerz bestehen, Liam versuchte sich zu beruhigen und schien erst in Zayns Armen die Möglichkeit zu haben. Ich spürte wie sein Herz langsamer schlug bis er in den Armen seines Mannes zusammenbrach.

Ich war so gelähmt, dass ich kaum mehr Sorge verspürte. Geblendet von all dem was unerwartet passiert war atmete ich auf als ich Louis' zierliche Hand an meiner Brust spürte.

Ich war nur in der Lage dem Ton seiner Stimme zu lauschen, die Wörter konnte ich nicht verstehen. Seine Berührungen taten gut, gaben mir ein wenig Kraft und als ich wieder dazu in der Lage war die Kälte an meinen Beinen zu spüren, zog ich sie zu mir zurück.

Meine Augen waren geschlossen als ich die Kraft in mir aufnahm. Pure Erleichterung durchfloss meine Adern. Meine Lunge war nicht mehr kurz davor zu kollaborieren und auch war ich wieder in der Lage meinen geschundenen Arm zu bewegen und ihn um Louis' Taille zu legen.

"Harry", hörte ich jemanden sprechen und als ich demjenigen in die Augen sah, verkrampfte ich mich leicht und bohrte unbeabsichtigt meine Finger ins Louis' Seite. "Joshua", hauchte ich fassungslos und blinzelte mehrere Male. Ich schluckte, versuchte es zu verstehen, doch ich konnte einfach nicht mehr.

Zitternd schlang ich meine Finger um Louis' Hand und blickte hilflos zu ihm. "Ist okay, Hazza. Dein Papa hat es mir erklärt." Doch ich wollte nicht. Es war einfach zu viel und jetzt auch noch mein verstorbener Gefährte?

Ich wollte nur noch aus dem Wasser raus, doch Joshuas Blick galt allein Louis, weswegen ich meine Kraft zusammennahm und mich zwischen ihn und meinen Seelenverwandten stellte. "W-Was möchtest du?", schaffte ich es mit brüchiger Stimme zu fragen und räusperte mich.

"Ich bin da um euch zu unterstützten und nicht um euch zu schaden, oder eure Kraft zu rauben..." - "Ich..." Meine Stimme brach weg, als ich auf seine Worte reagieren wollte und wurde von Vater gestützt als meine Knie drohten wegzubrechen. "Alles gut Harry, stütz dich an mir ab." Louis..., versuchte ich ihm mitzuteilen und knurrte als Joshua sich nach ihm ausstreckte.

"Darf ich mit ihm reden Harry? Ohne dass du mir an die Kehle gehst?"

Ich zögerte, wusste nicht was Joshuas wahre Absichten waren und warum er überhaupt so unbedingt mit Louis besprechen wollte, doch nach dem ich den Ausdruck in den Augen meines Vaters erkannt hatte, blieb mir keine andere Wahl als ihm den Wunsch zu gewähren. Leiste stimmte ich zu, ging an der Seite meines Vaters vorsichtig einen Schritt zur Seite und gab somit Louis frei.

Kurz sah ich zu Mason, nickte leicht mit meinem Kopf und bat ihn tonlos darum Louis zu stützen, welcher trotz abnehmender Strömung Schwierigkeiten hatte sich gegen das Wasser zu behaupten. Eleanor gesellte sich ebenfalls an Louis' Seite, weshalb ich mich beruhigt an die Schulter meines Vaters lehnte.

Mein Blick galt ausschließlich den beiden Omegas, bis ich mitbekam, wie Joseph half seinen Adoptivsohn aus dem Wasser zu heben. Ich nahm die Überforderung und Erschöpfung nur noch am Rande war, konzentrierte mich darauf was Joshua zu sagen hatte und hielt die Luft an, als ich seine Worte hörte.

"Pass gut auf sein altes Herz auf... ", lächelte Joshua und wandte sich plötzlich noch mehr Louis zu. Er schien ihm etwas zuzuflüstern und zu gern hätte ich verstanden, was er zu sagen hatte, doch allmählich kämpfte sich die Erschöpfung wieder in den Vordergrund und hinderte mich daran überhaupt etwas wahrzunehmen.

Die Gestalt meines Vaters und auch die von Joshua fingen an zu flimmern und auch nach mehrfachem Blinzeln verzerrten sich ihre Körper langsam. Ich verstand nicht was passierte, verlor mein Gleichgewicht und tauchte ins Wasser ein.

Ich hatte nicht einmal den Drang dazu mich zu erheben, oder Luft zu holen. Alles war dunkel und als ich losließ, fühlte es sich befreiend an. Mein Gefühl für die Zeit schwand und erst als ich etwas Weiches an meiner Wange spürte, fand ich die Kraft meine Augen zu öffnen und tief durchzuatmen.

Gradewegs sah ich in das schimmernde blau von Louis' Augen, blinzelte und realisierte nach und nach, dass ich am Ufer neben meinem Beta im Gras lag. Mit meinem Kopf ruhte ich in Louis' Schoß und als ich mich nach meinem Vater umsah, konnte ich seine flackernde Gestalt neben den von Liams Eltern und Joshua ausmachen.

"D-Du bist zusammengebrochen, Robin hat dich aus dem Wasser gezogen, bevor er dann zu Desmond musste... Ich weiß nicht wie ich dir helfen kann Hazza, ich- ich weiß es nicht", schniefte Louis und strich mir weiterhin über die Wange. Leise brummend legte ich meine Hand auf seine und fand nicht einmal mehr die Kraft seine Hand zu drücken.

Ich hörte ein tiefes Raunen aus der Richtung der Rudelmitglieder, blickte so wie Louis zu meinem Vater und bevor ich überhaupt die Chance hatte etwas zu sagen,  zerfielen die vier Körper zu klarem leuchtenden Wasser und wurden eins mit dem Fluss, welcher sie davontrug.

Der Schock, dass es ihr Besuch so schlagartig vorbei war, setzte sich in meiner Brust fest. Ich versuchte auf mich aufmerksam zu machen, schaffte es so gerade noch Louis' Namen zu auszusprechen, bevor ich mich mit dem Blick auf Liam gerichtet der Dunkelheit erneut hingab und meine Augen schweratmend schloss.

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[3871 Wörter, 04/09/2022]

💛☀️

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