- 045 -
Liam sah meinen Omega überrascht an und wirkte plötzlich ausgesprochen verlegen. Waren ihm seine eigenen Worte so unangenehm? Ich konnte die Röte in seinem Gesicht sehen und spüren, wie behaglich er sich gerade fühlte. "Du... Du hast zugehört?", fragte Liam und versuchte seine Gefühlte nicht anmerken zu lassen, doch ich konnte genau spürten, was er gerade empfand.
Louis nickte zurückhaltend, setzte sich auf und sah erst zu meinem Beta und dann zu mir. "W-Was ist das denn für ein Mal und... und über welche starken Gefühle sprecht ihr...?", hakte mein Omega nach und erwiderte meinen Blick mit purem Interesse.
"Gibt mir einen Moment, dann erkläre ich es dir, in Ordnung?" - "Kannst du mir das nicht jetzt erklären?". Doch ich schüttelte meinen Kopf. "Lass mich gerade noch mit Liam sprechen und dann beantworte ich all deine Fragen, ja?"
Louis schnaufte leise, stimmte meinem Vorschlag aber nach wenigen Atemzügen zu und kuschelte sich zurück an meine Brust, jedoch nicht ohne vorher noch herumzurutschen und eine bequemere Position zu suchen. "Danke", wisperte ich und war froh, ihm nicht in diesem Moment Rede und Antwort stehen zu 'müssen'.
Ich brauchte noch einen Augenblick und spürte, wie Liam allmählich zur Ruhe kam. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, dass auch mein Beta jetzt mehr mit dem Thema zurechtkam, weshalb ich tief durchatmete, Louis einen Kuss auf die Haare gab und mich zurück an Liam wandte.
"Diesen Drang dir nah zu sein habe vorhin auch gespürt und ich bin unheimlich froh dich zu haben Liam, das bin ich wirklich. Meine Gefühle sind für dich kein Geheimnis, aber ich möchte mich dir nicht auf diese Art und Weise hingezogen fühlen. Das wäre gegenüber Louis nicht fair", sprach ich ehrlich an meinen Beta gerichtet und schluckte bei den Gedanken, welche sich in meinem Kopf ausbreiteten.
So ehrlich war ich seit langer Zeit nicht mehr und es machte mir ein wenig Angst, mich so vor Louis zu offenbaren... Dabei hatte er nur die Wahrheit verdient.
"Und Zayn gegenüber auch nicht. Wir beide wissen, wie das endet. Das haben wir bereits durchgemacht und ich denke, dass wir das nicht ein zweites Mal erleben wollen..."
Träge nickte ich, seufzte leise als ich an das Ende unserer Beziehung dachte und atmete tief durch. "Hazza?", fragte Louis besorgt, drehte sich mehr zu mir und legte seine Hand an meine Wange. "Du siehst traurig aus", stellte er fest und strich mit seinen Fingern nachdenklich über meine Haut.
Kurz schloss ich meine Augen, legte meinen Kopf an seinen und dachte über meine folgenden Worte nach. "Ein wenig... Trennungen und die damit verbundenen Gefühle sind nie schön", murmelte ich und atmete überrascht ein als ich Louis' Lippen auf meinen spürte.
"Aber Liam ist doch noch da", sprach er verwundert und stupste mich mit seiner Nase an. "Und du kannst ihn so lieben, wie du möchtest. Wenn alle damit zurechtkommen, dann... dann ist es doch in Ordnung", wisperte Louis und wurde zum Ende hin immer leiser. "Ich fände das zumindest schön...", hauchte er und verstummte dann, bevor er sich in meinen Armen versteckte und sein Gesicht an meiner Schulter vergrub.
"Louis..." Doch mein Omega reagierte gar nicht mehr und griff nur nach meinem Arm, damit ich ihn wieder um seine Taille legte. Liam sah mich verblüfft an und wusste genauso wenig, wie man darauf reagieren sollte.
Du kannst dich so unheimlich glücklich schätzen, so jemanden wie ihn an deiner Seite zu wissen, Harry. Louis ist unglaublich.
Ich nickte nur, unfähig zu verstehen, wie einzigartig Louis war und verfestigte meinen Griff um seinen Körper. Sanft fuhr ich ihm durch die Haare, strich ein paar Strähnen zu Seite und beugte mich ein wenig zu seinem Ohr hin. "Ich liebe dich, Lou", hauchte ich fast tonlos und lächelte als Louis meine Worte erwiderte.
Es blieb eine Weile still, bis Liam das Wort ergriff und fragte, ob wir die Zeremonie wie damals vollziehen wollten. "Li, was macht dir denn Sorgen?", wollte ich wissen und hielt die Luft an als er auf meine Augen zeigte. "Ich weiß ja, wie sich die Kälte bei dir anfühlt und ich verstehe auch all deine Gründe, aber ich habe Sorge, dass wenn wir uns neu verbinden, ich es nicht aushalten werde..."
"Ich passe schon auf", erwiderte ich und wusste nicht recht, wie ich ihm die Sicherheit geben sollte, dass alles gut werden würde. Mehr als es ihm sagen konnte ich auch nicht tun, vor allem nachdem er bereits wusste, wie sich die Kälte anfühlte und was für eine Kraft sie hatte.
"Du würdest mir auch sagen, wenn etwas nicht stimmt und du es nicht kontrollieren kannst?", wollte Liam wissen und bevor ich antwortete ließ ich Louis aufstehen und beobachtete ihn dabei, wie er unsere Tochter aus ihrem Korb holte.
"Natürlich werde ich das", versprach ich meinem Beta und zog Louis auf meinen Schoß zurück. "Vorsichtig, ich hab' Amélie", meckerte mein Omega. "Ich bin immer vorsichtig", hauchte ich und biss ihm zärtlich ins Ohrläppchen, was Louis zum Quietschen brachte.
Liam musterte uns mit einem Lächeln auf den Lippen und sah mich nach wenigen Sekunden wieder vollkommen ernst an. "Du fühlst doch gerade das, was in mir vorgeht, oder nicht? Ich kann dich nicht einmal anlügen, selbst wenn ich es wollen würde."
Mein Beta nickte direkt und auf einmal fing er an zu schmunzeln. "Ich spüre sogar das, was du für Louis empfindest. Es ist schön zu wissen, dass dieses warme Gefühl dich gänzlich umhüllt." - "Er macht mich nun mal glücklich... Sehr sogar", gestand ich leise und drückte Louis einen Kuss auf den Kopf. "Beide", fügte ich hinzu und legte Amélie meine Hand auf den Bauch.
Mach dir bitte nicht allzu große Sorgen. Ich kann verstehen, wenn du Respekt vor der Situation hast, einfach ist es nicht. Aber ich würde niemanden von uns in Gefahr bringen. Nicht absichtlich, ließ ich Liam wissen und merkte langsam, wie er mir mehr Vertrauen schenkte.
Wir sprachen kaum mehr über die Zeremonie, sondern über Robins Verhalten mir gegenüber und was ich am besten meiner Mutter sagen sollte, damit sie ihren Mann ein wenig mehr im Auge behielt.
Da ich merkte wie ungeduldig Louis wurde, kehrten wir auch schon bald nach Hause zurück und in dem Moment, indem die Tür ins Schloss fiel, begann Louis all seine Fragen zu stellen.
Mein Omega wollte wissen, was es für ein Siegel war, über das wir gesprochen hatten, was er sich unter der Zeremonie vorstellen sollte und warum Liam und ich so starke Gefühle für den jeweils anderen empfanden und aus welchem Grund Zayn es nicht sonderlich mochte, wenn wir uns wieder einen Herzschlag teilten.
"Warte mal", lachte ich, unterbrach ihn in seinem Redefluss und stellte den Korb, indem Amélie rücklings lag und mit ihrem Kuscheltier herumwedelte im Wohnzimmer ab.
"Mach mal langsam Louis, wir können gerne über alles reden, aber atme mal tief durch."
Mein Omega fing an zu Schmollen und als ich vorschlug, schon mal mit dem Kochen anzufangen, zog er eine Schnute und kniff mir in die Seite. "Hazza... Du wolltest mir-"
"Werde ich ja auch", unterbrach ich ihn mit fester Stimme. "Ich möchte nur schon mal das Essen vorbereiten. Ich gehe mal davon aus, dass du vorhin nichts gegessen hast?" Louis nickte beschämt und spielte an seinem Oberteil herum. "Liam wollte zwar was machen, ich aber nicht... Du hast doch auch nichts gegessen, oder?"
Ich seufzte leise. "Doch ich hatte schon etwas... Vorhin, als ich draußen bei den Wilden war", erwiderte ich schweren Herzens und wurde erneut daran erinnert, dass ich ein Stück von dem verrotteten Wolfsfleisch gegessen hatte...
"Sie haben dir was gegeben?", fragte Louis überrascht, musterte mich interessiert und murmelte ein leises 'Oh' als ich es mit einem Nicken bestätigte. Schlechtes Gewissen flammte in mir auf und fing an mich von Innen heraus zu verbrennen. Wie sollte ich ihm das, was vorhin schon Thema war, bloß sagen? Wie sollte ich ihm überhaupt erklären, dass es seine Mutter war, welche dort draußen wartete und mir als nette Geste etwas von ihrer Nahrung gegeben hatte?
Ich verlief mich immer mehr in meinen eigenen Gedanken und merkte viel zu spät, dass Louis an mir rüttelte und meinen Namen nannte. "T-Tut mir leid, ich... ich hatte über etwas wichtiges nachgedacht", versuchte ich mich zu erklären und schluckte benommen meine aufkommenden Gefühle hinunter.
Ich konnte gar nicht mehr an das Kochen denken, schlang meine Finger um Louis' Handgelenk und zog ihn zum Sofa. "Harry?", hakte er nach, doch ich schüttelte nur meinen Kopf und setzte mich mit ihm hin. Vorsichtig nahm ich sein Hand in meine, umschloss sie sanft und fuhr mit meinem Daumen über seinen Handrücken.
"W-Was ist denn los?", fragte Louis und sah mich mit Panik in den Augen an. "Ich..." Tief atmete ich durch, versuchte einen guten Anfang für meine folgenden Worte zu finden, doch mir kam einfach nichts Passendes in den Sinn. Alles was mir durch den Kopf ging, hörte sich nicht nur falsch, sondern auch vollkommen respektlos an.
"Du meintest ich rieche nach deiner Mutter, richtig?" Louis nickte langsam, sah auf unsere Hände und löste sich aus meinem Griff. "Tust du immer noch", murmelte er, rutschte etwas näher an mich heran und schnupperte an meiner Schulter. Sanft schlang ich meine Arme um seine Taille, zog ihn auf meinen Schoß und legte mein Kinn auf seiner Schulter ab.
"Ich denke sie ist einer der Wilden", fing ich an und hielt die Luft an als Louis sich in meinen Armen verkrampfte. "Deswegen haftet ihr Duft so stark an mir... Draußen bei den Wilden war sie mir die meiste Zeit sehr nah", erzählte ich weiter und begann über seinen Rücken zu streicheln.
Behutsam fuhr ich mit meiner Hand unter sein Oberteil und legte meine Hand auf seine warme Haut. "M-Mama ist... Mama ist also wirklich da draußen?", hakte er mit belegter Stimme leise nach. Ich hörte das Zittern heraus während er sprach und spürte kurz darauf wie seine Tränen mein Oberteil durchnässten.
"Das ist meine Vermutung, ja", erwiderte ich und verstärkte meinen Griff als Louis immer mehr weinte. "Zuerst wollte ich sichergehen und dir nicht einfach Hoffnungen machen, aber es ist etwas passiert, was meinen Verdacht nur bestätigt..." Ich wusste nicht, wie ich weitersprechen sollte, atmete tief durch und legte meine Lippen auf Louis' Stirn als er sich zurücklehnte und mich mit tränengefüllten Augen musterte. Mir fiel es unheimlich schwer so sachlich zu bleiben...
"W-Was ist denn noch passiert?", fragte er schniefend und rieb sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. "Mark... Dein Vater..."
"E-Er ist tot, oder? Papas... Papas Geruch haftet auch an dir", hauchte Louis und weinte stärker. Fest biss ich mir auf die Lippe, kämpfte schon selbst mit den Tränen und war nur noch im Stande zu nicken.
Louis schluchzte leise, stemme sich plötzlich hoch und legte seine Arme um meinen Hals. "Louis?" Doch er schüttelte seinen Kopf leicht und verstärkte seine Umarmung. Ich wollte ihm sagen, wie unglaublich leid es mir tat, doch als Louis' Schluchzen verstummte, löste er sich von mir und sah mich nicht nur mit verweinten Augen an, sondern erhob auch seine Stimme.
"Hat... Hat Mama ihn-?" Er sprach seine Frage nicht aus, doch ich wusste genau was er meinte. "Ich denke schon, ja", erwiderte ich zögerlich und hielt die Luft an als Louis nickte. "Sie... Sie hat es ihm angedroht", hauchte er zittrig und wurde von einem Frösteln heimgesucht. Ich konnte nicht nur die Gänsehaut auf seinem Körper sehen, sondern auch den kläglichen Versuch sich selbst zu umarmen.
"Komm her", wisperte ich, öffnete meine Arme und atmete erleichtert auf als Louis sich zurück an meinen Oberkörper schmiegte. Sanft griff ich um, schob meine Hand unter seinen Hintern und presste ihn beim Aufstehen näher an mich heran.
Direkt schlang Louis seine Beine um meine Hüfte, hielt sich an meinen Schultern fest und wimmerte leise als ich ihm einen Kuss in die Halsbeuge gab. Sollte ich ihm sagen, was mit Mark geschehen war? Das seine verkommenen Überreste nur noch als Nahrung dienten?
Ich hatte auf meine Fragen keine Antworten und wusste nicht, wie ich ihm jemals die Wahrheit sagen sollte. Doch meine Überlegungen waren hinfällig als Louis meinen Blick suchte und seine Hand von meiner Schulter löste, nur um sie an meine Wange zu legen.
"Hast du mit ihm das gleiche wie mit Toby gemacht?", wollte er wissen und sah mit seinen blauen Augen starr in meine. Langsam nickte ich, spürte das schlechte Gewissen in mir brodeln und wie es sich über meine Adern in meinem ganzen Körper verteilte. "Ja", hauchte ich und schluckte als das Pochen in meiner Brust stärker zunahm.
Mein Omega erwiderte nichts, sah mich nur für einen weiteren Moment an und ließ sich von mir Kommentarlos in die Küche bringen.
Die unangenehme Stille war für mich kaum auszuhalten. Ich wollte sie so gerne brechen, doch ich hatte das Gefühl, dass ich es lassen sollte, dass ich Louis diesen Moment Ruhe einfach geben musste.
Ich begann das Essen für uns beide vorzubereiten, sah zwischendurch nach Amélie und erschrak leicht als Louis von der Arbeitsplatte sprang und seine Hand auf meinen unteren Rücken legte. "Harry?", fragte er leise und platzierte seine andere Hand auf meinen Oberarm.
"Es ist okay."
Etwas überforderte blickte ich zu ihm und wusste nicht ganz, wie ich seine Worte verstehen sollte. "Du... Du hast ihm doch damals gedroht, oder nicht? Er hatte sich so aufgeregt als du verschwunden warst... Vater hatte gelacht, dachte du machst deine Worte nicht wahr, aber- Das hast du jetzt", sprach Louis zögerlich und sah mich mit zerknitterter Stirn an.
"Louis", fing ich an, doch ich fand einfach keine passenden Worte, weshalb ich es mal wieder nur schaffte zu nicken. "D-Du hast... Du hast nichts falsch gemacht", ließ er mich wissen und umarmte mich von der Seite. Mit klopfendem Herzen sah ich zu ihm hinab, legte meine Arme um ihn und hielt ihn für einen Moment bei mir, bis ich meine Hände unter seine Achseln schob und ihn auf die Arbeitsplatte setzte.
Mein Omega kommentierte dies mit einem aufgeregten Quietschen und musterte mich mit großen Augen. Ich konnte kaum verstehen, wie er mir so viel Verständnis für das, was ich getan hatte, entgegenbringen konnte. Louis schien zu merken, dass ich weiterhin mit mir selbst kämpfte, denn er wiederholte sich immer wieder und versicherte mir, dass alles okay war.
"Du hast so geweint", brach ich mein Schweigen und lehnte meinen Kopf an seinen. "Wegen Mama... Und was sie jetzt fühlen muss", murmelte er und zupfte so lange an meinem Oberteil bis ich es auszog und ihm gab. "Ich möchte zu ihr", sprach Louis nach einem Moment Stille fordernd und sah mir fest in die Augen. "W-Wenn sie das wirklich ist... Dann... Dann mag ich zu meiner Mama."
Tief atmete ich durch und bejahte seinen Wunsch direkt. Ich war selbst mehrere Stunden bei ihnen, warum sollte ich es Louis verwehren? Zwar würde ich ihn nicht alleine gehen lassen, aber mit mir an meiner Seite sollte es funktionieren.
"Morgen, okay?" Ich hatte gedacht, dass Louis vielleicht sogar noch jetzt gehen wollte, doch er stimmte zu, zog sich mein Shirt an und schlang seine Arme um mich. Ich musste einen Schritt nach vorne machen, stellte mich zwischen seine Beine und legte meine Hände neben seinem Po auf die Arbeitsplatte.
"Okay", wisperte er leise und stupste mit seiner Nase gegen meine. "Das alles tut mir so leid, Lou", hauchte ich und atmete auf als Louis seine Hand an meine Wange legte. Besorgt blickte ich in seine noch vom Weinen leicht roten Augen und sah kurz zu seinen Lippen hinab.
Mein Omega nickte nur, zog mich ein wenig mehr zu sich heran und gab mir einen kleinen Kuss. Mein Kopf war voll, unglaublich schwer und so mit Gedanken gefüllt, dass ich kaum reagieren konnte. Erst als Louis seinem Kopf an meinem Kiefer rieb und mit seiner Nase gegen meinen Mundwinkel tippte, erwachte ich aus meiner Starre und reagierte auf seine Berührungen.
Zaghaft schob ich meine Hand in seinen Nacken, drückte jedoch nicht so wie sonst zu, sondern ließ sie einfach locker auf seiner Haut ruhen. Louis schmiegte sich der leichten Berührung entgegen und seufzte leise als ich mit meinem Daumen über seine Halsschlagader strich.
Ich gab ihm zwei kleine Küsse, bevor mir Louis wieder zeigte, dass er Hunger hatte und ich mich daraufhin weiter dem Kochen widmete. Tatsächlich dauerte es nicht allzu lange und als das Essen auf dem Herd köchelte hatte ich mich mit ihm an den Tisch gesetzt und zeigte ihm die Bücher, welche ein wenig über das Blutsiegel zwischen einem Alpha und Beta berichteten.
"Die Bücher riechen nach dir", stellte er kichernd fest, schob seinen Finger zwischen die Seiten, wo eine Abbildung war, die ich ihm erklären wollte und schlug es zu. Louis schnupperte an dem Einband und sah dann zu mir. "Lou", murrte ich leise und mochte es nicht so wirklich mit den alten und vor allem staubigen Dingern verglichen zu werden.
"Aber es stimmt doch", lachte Louis und hielt mir das Buch unter die Nase. "Du bist bestimmt genauso alt", grinste er schelmisch und beschwerte sich als ich ihm das Buch abnahm und wieder aufschlug. Louis grummelte nicht gerade begeistert und legte seine Hand auf meine nackte Brust. "Du willst nur nicht hören, dass du alt bist", schmollte er und atmete erschrocken auf als ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen anknurrte.
Louis erstarrte, blickte mich mit großen Augen an und knurrte plötzlich zurück. Seine linke Hand ruhte auf der Tischplatte und mit der rechten berührte er mich weiterhin oberhalb meines Herzens als er sich mir immer weiter näherte.
"Alter Mann", stichelte er, knurrte leise und stupste dann mit seinem Kopf gegen mein Kinn. Seine Haare kitzelten mich ein wenig und nach wenigen Sekunden konnte ich einfach nicht anders, packte ihn im Nacken und drückte seinen Kopf hinunter. Lachend sah ich ihm dabei zu wie er versuchte sich aus meinem Griff zu lösen, jedoch kläglich daran scheiterte.
"Haarreeeeh", lachte Louis, stampfte mit den Füßen auf den Boden und knurrte wieder. Ich konnte die Vibration an seinem Hals fühlen und ohne wirklich nachzudenken strich ich seine Haare aus dem Nacken, beugte mich zu hinunter und zwickte ihm in den Hals.
Mein Omega hielt abrupt still, weshalb ich noch ein bisschen mehr Druck aufbaute und spürte wie meine Zähne in seine erste Hautschicht eindrangen. "H-Harry", wimmerte Louis leise und krallte sich mehr in mein Knie, auf dem es sich seit dem Biss abstützte. Nur langsam ließ ich von ihm ab, fuhr mit meiner Zunge die leichten Spuren meiner Zähne nach und lächelte leicht als die Haut sich rosa verfärbte.
Louis betrachtete mich mit großen Augen, legte seine Hand in den Nacken und fing dann an zu lächeln. "Ich... Ich mag das", sprach er schüchtern und kletterte auf einmal auf meinen Schoß. Lächelnd schlang ich meine Arme um seine Taille und drückte ihn so nah an mich, dass sein Rücken meine Brust berührte. Ich wollte noch etwas sagen, doch Louis blätterte bereits in einem der Bücher, welche vor uns lagen und musterte eine Zeichnung.
Still beobachtete ich ihn bis er mich antippte. "Das Bild ist schön, schau mal", bat Louis mich und zeigte mir eines der gezeichneten Bilder, welches zwei Wölfe darstellte. Sie standen eng beieinander, hatten ihre Köpfe beisammen und hinter ihnen strahlte der Mond.
"Warum gibt es so viele Bilder zu dem was ihr machen wollt, aber nicht für den Bund zwischen einem Alpha und... O-Omega?", fragte Louis nachdem wir uns schon weitere Bücher angesehen hatten.
Ich atmete durch, schlug eines der Bücher mit rotem Einband auf und zeigte ihm ein Bild, das die komplette linke Seite einnahm. "Deswegen", erwiderte ich und fuhr die Linien des Bildes nach. "Was ist das?", wollte er neugierig wissen, nahm mir das Buch ab und hielt es sich vors Gesicht. Nachdenklich betrachtete er es und blickte zu mir als er keine Antwort fand.
"Historisch gesehen ist die Verbindung zwischen einem Alpha und Omega nur von Bedeutung, wenn es um den Nachwuchs geht. Es war in der Geschichte der Wölfe nie etwas Besonderes. War eine Verbindung hergestellt, dann war Nachwuchs meist nicht mehr wegzudenken... Hingegen ist eine Bindung zwischen einem Alpha und seinem ausgewählten Beta von weit aus höherer Bedeutung. Ein Bund zweier Wölfe, welche bedingungslos füreinander einstehen und gemeinsam für die Sicherheit des Rudels sorgen können."
"Aber... A-Aber das-" Louis war viel zu sprachlos, um etwas erwidern zu können und ich teilte seine Meinung. Es war etwas Grausames anzunehmen, das ein Bund zwischen Alpha und Omega so unwichtig war und nur für Welpen sorgen sollte... "Daher auch die weit verbreitete Ansicht, das Omegas zu nichts anderes nützen", murmelte ich und seufzte leise als Louis sich an den Bauch fasste und dann zu Amélie sah.
"Es ist... Es ist doch mehr als nur-" Ich nickte, zog Louis näher an mich heran und legte meine Hand zu seiner. Sanft strich ich über seinen Bauch und lehnte meinen Kopf an seinen. "Ich weiß Liebster. Es ist nur das was hier in diesen Büchern steht. Es ist kein Gesetz, sondern die Meinung desjenigen, der es niedergeschrieben hat. Es ist okay dem zu widersprechen. Du bist für mich mehr als nur jemand der mir in Zukunft Welpen schenkt", erklärte ich mit ruhiger Stimme und lächelte wie sehr Louis unter meinen Berührungen entspannte.
"Welpen...", murmelte Louis leise vor sich hin, erwiderte meinen Blick nur für den Bruchteil einer Sekunde und sah dann auf das Buch, welches vor uns lag. Mein Omega blätterte ein wenig darin herum und schlug dann eines der interessanteren Bilder auf.
Dort war ein Wolfskind im Leib der Mutter abgebildet und nach meinem Gefühl zu urteilen hatte dieses Bild es Louis angetan. Er betrachtete es, fuhr mit seinem Zeigefinger die Nabelschnur entlang und umrandete dann die Fruchtblase, die nur schwach mit feinen Linien dargestellt wurde.
"Louis?", fragte ich vorsichtig als er auf meine Berührungen nicht reagierte, drehte ihn zu mir und legte meine Hand an seine Wange. "Über was denkst du nach? Lässt du mich daran teilhaben?"
Doch entgegen meiner Erwartungen schüttelte Louis seinen Kopf, schloss das Buch und drückte es fest an seine Brust. "Darf ich das zum Üben haben?" Etwas irritiert nickte ich langsam, hatte das Gefühl das Louis es nicht wegen der Texte zum Lesen, sondern eher zum Betrachten der Bilder haben wollte. "Natürlich, es gehört dir", erwiderte ich und drückte meine Lippen an seine Schläfe.
"Holen wir etwas zu essen und dann erkläre ich dir mehr zur Zeremonie?", fragte ich und beobachtete meinen Omega für einen Moment. Das er vorhin bitterlich geweint hatte war ihm kaum mehr anzusehen. Nur seine noch leicht geschwollenen Augen waren ein Hinweis seiner Tränen.
Wir waren schon fast fertig mit dem Essen als Louis seine Finger um mein Handgelenk schlang und meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ich stoppte in meiner Erzählung über die Zeremonie am Fluss und meine Gefühle für Liam und sah ihn erwartungsvoll an.
"I-Ich habe das Gefühl, dass das mit Liam viel schöner wird als mit mir...", murmelte er zurückhaltend und ließ seine Schultern sinken. "Ich weiß was du meinst Lou, man bekommt leicht das Gefühl, das der Bund zwischen Alpha und Omega nichts wert wäre, wenn dieser nur durch Geschlechtsverkehr besiegelt werden kann. Aber dem ist nicht so, es ist mehr als nur Lust. Das Gefühl ist so einnehmend, berauschend und voller Liebe", fing ich an zu erklären und lächelte leicht als Louis sich wieder etwas aufrichtete.
"Du... Du hast es schon mal erlebt?", fragte er zögerlich und biss sich auf die Lippe. "Ja einmal, aber diese Verbindung habe ich wieder gelöst, nachdem wir gemerkt hatten, dass wir nicht glücklich werden können." Louis schien bedrückt und ließ mein Handgelenk langsam los.
"Was ist los?", hakte ich direkt nach und wollte unter keinen Umständen, dass er sich zurückzog und mich nicht an seinen Gedanken teilhaben ließ. "Harry, du... du hast einfach schon so viel mehr erlebt als ich und- ich komme mir vor wie... Ach, ich weiß auch nicht", schnaufte er bedrückt und stellte seinen Teller auf den kleinen Beistelltisch.
"Die Jahre an Erfahrungen sind aber nichts wert, wenn man erst jetzt denjenigen kennt und liebt, der den gleichen Herzschlag besitzt."
_____
[3892 Wörter, 24/04/2022]
ପ(๑•ᴗ•๑)ଓ ♥️
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top