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Ich wurde in letzter Zeit mehrmals gefragt, ob es überhaupt ein Happy End gibt. Ich kann diese Sorge verstehen, aber ein wenig verletzt es mich auch. Schließlich baue ich das mit Harry und Louis alles so sorgfältig auf... Und dann stirbt einer der beiden oder Schlimmeres? Hinterlasse ich den Eindruck, das ich das tun würde?

Diese Geschichte, sowie all die anderen, enden immer mit einem Happy End. Immer. Was anderes kann ich zwar schreiben, aber nicht veröffentlichen. Auch wenn der Weg sehr holprig sein mag, am Ende lächelt ihr wieder (づ◡﹏◡)づ

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"H-Harry", murmelte Louis verängstigt, krabbelte mit Mühe zurück auf meinem Schoß und legte seine Hände, nach dem er sich die Tränen weggewischt hatte, an meine Wange. "D-Du... Du musst zurückkommen", wimmerte er leise und sah mich mit Angst in seinen blauen Augen an. "Du sollst doch... bitte", stammelte Louis hilflos vor sich hin und machte den Anschein, dass er gar nicht wusste, was er überhaupt sagen wollte.

"Lass mich aufstehen", erwiderte ich auf seine verzweifelten Versuche mich von etwas zu überzeugen, was momentan mehr als nur sinnlos war. "U-Und dann?", fragte der Omega unsicher, strich mit seinen zittrigen Daumen über meine Wange und war erneut den Tränen nahe.

"Ich muss meine Wunden versorgen, du hast doch selbst bemerkt, das nichts heilt. Länger kann ich nicht herumsitzen und deinem Gestotter zuhören. Denk in Ruhe nach was du mir sagen willst, anstatt nur halbe Sätze von dir zu geben."

Der Jüngere sah mich verletzt an, senkte seinen Blick und atmete tief durch. "Du meinst das nicht so... Mein Harry ist nicht so gemein, wie du es gerade bist", wisperte er leise, hob seinen Kopf an und sah mir geradewegs in die Augen. "E-Einen Moment noch, ja?", wisperte er und rieb sich seine mit Blut verschmierten Hände an seinem Oberteil ab. Ich versuchte seinen Blick zu deuten, wollte etwas erwidern, doch Louis drückte seine Lippen auf meine und zog sich an meinen Schultern hoch.

Ich sah keinen Sinn darin den Kuss zu erwidern, doch irgendwas in meinem Inneren brachte mich dazu meine Lippen wenigstens ein wenig gegen seine zu bewegen. Ihm schien das zu gefallen, denn er seufzte leise in den Kuss und plötzlich spürte ich das Zittern, welches von seinem Körper ausging. Als Louis sich löste sah ich ihm in die Augen und stellte fest, dass sich dort erneut Tränen sammelten.

Es kamen immer mehr nach, weshalb schon nach wenigen Sekunden die ersten über seine geröteten Wangen kullerten. "D-Du bist noch da drin... Ich- Ich weiß das Hazza. Du bist noch da", murmelte der Omega schniefend vor sich hin und legte seine Hände in meinen Nacken.

"Kann ich jetzt aufstehen und mich verarzten?", fragte ich ihn mit monotoner Stimme. Da mir der Omega viel zu lang brauchte, stand ich einfach mit ihm in meinen Armen auf. Direkt schlang er seine zittrigen Beine um meine Hüfte und legte seine Arme enger um meinen Hals.

"Harry, warte. Ich glaube nicht, dass-" Ich hob meinen Blick und sah zu dem Beta, welcher mich angespannt musterte. "Was glaubst du?", hakte ich nach und konnte nicht begreifen, warum sich alle so schwer taten anständige Sätze zu formulieren. Liams Angst konnte ich ohne Probleme riechen und auch seine Körperhaltung war mehr als nur deutlich.

Wovor hatte er denn so Angst?

"Was machst du mit Louis?", fragte er nach einem tiefen Atemzug mit sicherer Stimme und sah mich prüfend an. War das seine Sorge? Der Omega, welcher sich an mir festhielt und leise etwas murmelte?

"Was sollte ich denn mit ihm machen? Er klebt an mir und lässt nicht los. Bevor er noch weiter rumheult nehme ich ihn lieber mit. Er muss ja keine Tränen vergeuden." Bei meinen Worten zuckte der Omega in meinen Armen leicht zusammen, weshalb ich zu ihm sah und seinen traurigen Blick auffing. "Ich mache schon nichts mit dir, Klammeräffchen", besänftigte ich ihn seufzend und schaute wieder zu Liam, welcher absolut nicht begeistert aussah.

Meine Schwester und auch die anderen stellen sich zu ihm und blickten mich mit traurigen, aber auch sorgenvollen Blicken an.

"Du bist so gefühlskalt", fauchte Liam und konnte sich ein Knurren nicht verkneifen. Ich schnaufte deswegen und wollte etwas erwidern, da kam mir der Omega überraschenderweise zuvor. Er löste seine Beine um meine Hüfte, ließ langsam meinen Hals los und stellte sich auf die Beine. "Li... Er ist nicht gefühlskalt", sprach er zögerlich an den Beta gerichtet und sah anschließend zu mir hoch.

Da mich die Worte der beiden nicht kümmerten und es wichtigeres gab als jetzt auszudiskutieren, wie ich mich verhielt, wollte ich nach Hause laufen.

"Mama war oft so...", begann Louis plötzlich zu erzählen und hielt mich mit diesen Worten auf. Als er mich ansah, nahm er auch meine Hand vorsichtig in seine. Jedoch so, dass er die Verletzungen, welche ich noch von den Metallstäben hatte, kaum berührte. "Ich erinnere mich wieder, wenn ich in Harrys schwarze Augen sehe", fuhr er fort, verstummte aber und betrachtete meine Hand, welche in seiner kleineren lag.

"Ich... Ich muss ihn versorgen."

Liam schien zu sprachlos, um irgendwas zu erwidern, doch es hätte mir nicht weniger egal sein können. So sagte er wenigstens nichts Belangloses und ich konnte ungestört über Louis' Worte nachdenken. Auch die anderen blieben still, wandten sich an Liam und ließen uns beide in Ruhe.

Der Omega zog mich zu meinem Haus, wobei er immer wieder Augenkontakt herstellte und mich fragte, ob ich irgendwas empfinden würde. Seine Fragerei ging mir ein wenig auf die Nerven, aber ich blieb still. Das er in Tränen ausbrach wollte ich vermeiden. Es war unnötig wegen mir zu weinen.

Louis ging mit mir die Treppe hoch und drückte mich mit einiges an Kraft auf den Badewannenrand. Lustlos ließ ich mich nieder und behielt den Jüngeren, welcher anfing sämtliche Dinge zusammenzusuchen, im Auge. "Was war mit deiner Mutter?", fragte ich nachdem er mir mit warmem Wasser und einem Waschlappen den Dreck von meinem Oberkörper gewaschen hatte.

Er hielt in seiner Bewegung den Waschlappen auszuwringen inne, stellte das Wasser aus und betrachtete mich nachdenklich, bis er seine Schultern hängen ließ und tief durchatmete. "Darüber spreche ich nicht mit bösem Harry. Das darf nur mein Harry wissen." Ich schnaubte, nahm ihm den Waschlappen ab und tauchte diesen in das frische heiße Wasser, damit ich meine Wunden selbst auswaschen konnte.

Der Omega hatte allein nur bei dem Dreck gezittert und so unruhige Hände konnte ich bei den tiefen Wunden einfach nicht gebrauchen. Louis war gerade absolut keine Hilfe.

"Du wirst wieder verschwinden", ließ er mich nach einem Moment wissen und kramte in der Schublade herum, fand aber nicht das, was er anscheinend suchte. "Ich- Ich kenne mich nicht so gut aus... Du- Naja, also Harry hat mich immer verarztet, wenn ich mir die Knie draußen beim Spielen aufgeschlagen oder ich wegen dem Kochen eine Schnittwunde hatte."

"Ich bin Harry", erwiderte ich lediglich und war nach einer guten halben Stunde langsam genervt, dass er mich nicht als das sah, was ich nun mal war. "Bist du nicht", brummte er beleidigt und stupste mir mit seinem Zeigefinger gegen die Brust. "Du bist nicht mein Harry, garantiert nicht. Mein Harry hätte mich anders geküsst, er hätte seine Hand wie immer in meinen Nacken gelegt, mir zugeflüstert wie sehr er mich lieben würde und mich wissen lassen, dass es vorbei ist... Das Amélies Vater tot ist..."

Woher nahm er all den Mut das zu sagen? Draußen vor der Barriere war er ein kleines Häufchen Elend und jetzt zeigte er eine mentale Stärke, welche ich nicht so schnell erwartet hätte.

Da ich nicht mit Louis diskutieren wollte zog ich ihn an seinem Arm näher an mich heran. Der Omega fiepte leise als ich ihn noch etwas näher holte und ihm tief in die blauen Augen sah. Bevor er etwas sagen konnte presste ich meine Lippen auf seine und schob meine Hand - so wie er es gesagt hatte- in seinen Nacken. Bei dem aufgebauten Druck wimmerte er leise, erwiderte den Kuss nur kurz und stemmte sich danach mit seiner freien Hand gegen meine Brust.

"Besser?", fragte ich hauchend gegen seine leicht rötlichen Lippen und musterte ihn. "N-Nein, da ist kein warmes Gefühl", ließ er mich leise wissen, ging jedoch keinen Schritt zurück, sondern legte seine beiden Hände an meinen Kopf. Mit seinen Daumen strich er mir zittrig über die Schläfe und schien in meinen Augen irgendwas zu suchen.

"Ich gebe nicht auf", flüsterte er und küsste meine Stirn für einen Moment. Ich zuckte nur mit meinen Schultern, stand auf und zwang ihn dadurch zur Seite zu gehen. "Ich komme nicht zurück. Mein Körper würde das nicht aushalten. Wäre dir ein toter Harry lieber?" - "A-Aber... Aber...", stammelte Louis hilflos und sah mich mit aufgerissenen Augen an. "D-Du musst trotzdem verschwinden. Du kannst nicht für immer bleiben."

"Beruhig dich doch bitte. So viel Panik tut deinem Herzen auch nicht gut. Ohne all das", dabei zeigte ich auf meine Augen und fing seinen Blick auf: "Könnte ich gar nicht hier sein."

Louis brauchte einen Moment, murmelte leise etwas vor sich hin und schien sich selbst von etwas überzeugen zu wollen. "Mein Harry ist stark genug. Er kann das auch ohne dich durchstehen. Ich hole mir das, was mir gehört, zurück." Ich brummte nur und rollte mit meinen Augen.

Aus der Schublade suchte ich alles zusammen, was ich brauchte, um meine noch offenen Wunden zu nähen. "Was ist mit deinem Arm?", fragte der Omega plötzlich, schien nicht mehr über meinen möglichen Tod sprechen zu wollen und zeigte auf den Arm, bei dem die Knochen falsch zusammengewachsen waren.

"Darum kümmere ich mich später. Die anderen Verletzungen sind wichtiger", erwiderte ich nur und holte zum Schluss eine Nadel hervor. "Kannst du das allein, oder soll ich Hilfe holen?", fragte Louis und sah mich von der Seite neugierig an. Die Angst, welche ich vorhin noch an ihm riechen konnte, war beinahe verschwunden.

"Ich? Hilfe?"

Louis nickte und nahm meine Hand, mit der ich die Nadel festhielt. "Ja, warum denn nicht? Du kannst doch nur einen Arm benutzen und das wird etwas schwierig, wenn du dich nicht anständig versorgen kannst, oder?" - "Du machst mich so langsam echt wütend."

Anstatt das er zurückschrecke, lächelte er vor sich hin und fragte mich noch weiter Dinge, die mir echt die Nerven strapazierten. Während ich meine Wunden etwas umständlich selbst nähte und anschließend eine Salbe auftrug, begann Louis von sich selbst und 'Harry' zu erzählen. Er erzählte mir all das, was in diesem Moment so unwichtig war, dass es mich nur noch mehr ärgerte.

"Es reicht", fauchte ich laut und brachte ihn somit das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit zum Schweigen. Erschrocken blinzelte er mich an, atmete anschließend tief durch und musterte mich plötzlich mit einem liebevollen Blick. Von dem ganzen hin und her genervt, beendete ich die Wundversorgung und räumte alles zurück und schmiss das, was man nicht mehr gebrauchen konnte, weg.

"Ich lege mich jetzt was hin und ruhe mich aus. Hör auf mir die Ohren blutig zu quatschen. Das sind alles Dinge, die gerade absolut nicht sachdienlich sind", erklärte ich ihm mit monotoner Stimme und wickelte den besonderen Verband aus Pflanzenfasern um meine Taille. Meine Brust, sowie meine Schulter waren bereits verbunden und die Nähte waren tief unter den Verbänden verborgen.

"Ich dachte du bist was Besonderes und brauchst keine Ruhe."

Gereizt stieß ich die eingeatmete Luft aus, ging einfach an ihm vorbei und steuerte das Schlafzimmer an. Auf dem Bett lag Amélie, welche ruhig schlief. Louis drängte sich an mir vorbei, nahm seine Tochter hoch und legte sie in das geflochtene Körbchen, welches neben seiner Seite des Bettes auf dem Boden stand.

"Sie schläft doch auch sonst immer im Bett, hast du Angst das ich ihr was antue?", fragte ich, zog mir währenddessen frische Unterwäsche an und kontrollierte ein letztes Mal die Verbände, welche mich so in der Bewegung einschränkten, dass ich mich nur steif bewegen konnte.

"Nein, habe ich nicht. Amélie soll dich aber nicht kennenlernen. Ich möchte, dass sie ihren Papa sieht und nicht... nicht dich. Außerdem riechst du immer noch nach Tod und das... das will ich ihr einfach nicht antun. Es reicht schon, wenn ihr beide im gleichen Raum seid", erklärte er mir und zog sich sein Schlafshirt und etwas von meiner Unterwäsche an. Die Hose saß unglaublich locker, aber ihm schien es nichts auszumachen.

"Ihren Papa?", fragte ich mich hochgezogener Augenbraue und ließ mich langsam mit einem Ächzen auf dem Bett nieder. Ohne auf seine Antwort zu warten legte ich mich hin und zog mir die Decke über die Beine. Ich spürte nicht mal die Kälte ohne das Stück Stoff, aber es war irgendwie eine Gewohnheitssache, weswegen ich mich zudeckte.

"Ihren Papa", antwortete der Omega lediglich und kletterte zu mir ins Bett und steckte seine Beine mit unter die Decke, welche meinen Körper bis zur Hälfte bedeckte. Nachdenklich musterte ich Louis und schnaufte leise als er seinen Kopf ganz vorsichtig auf meiner bandagierten Brust platzierte.

"Lässt du meinen Harry wissen, dass ich ihn liebe?", fragte Louis nach einer Weile, in der ich bereits das Licht gelöscht und meine Augen geschlossen hatte. "Du redest schon die ganze Zeit mit mir Louis. Denkst du ich höre nicht zu, oder was?" Ich spürte, wie er seinen Kopf leicht schüttelte und begann mit seinen Fingern kleine Muster auf meine Haut zu malen. Wenn ich mich etwas konzentrierte, konnte ich die Buchstaben, die er auf die Haut zeichnete, erahnen.

Hazza.

In der Zeit, in der Louis hier war, hatte er sich nie so merkwürdig nüchtern verhalten. Es war komisch, sehr sogar. Ich war schließlich noch der gleiche, nur ohne den ganzen unwichtigen Quatsch, welcher mir jetzt das Leben kosten würde. Umso mehr ich darüber nachdachte, desto mehr regte mich die gesamte Situation auf. Das war nicht der Louis, mit dem ich seit seinem Auftauchen hier zusammengelebt habe... und ich...

Meine Gedanken konnte ich gar nicht mehr abstellen, alles drehte sich nur noch um den Omega, welcher mittlerweile aufrecht im Bett saß und sich gegen das Kopfteil lehnte. Er quatschte wieder über irgendwas, was ich 'Harry' erzählen sollte.

Die Hitze, welche sich bei meinem Ärger entwickelte, konnte ich nicht mehr abwenden. Das Gefühl nahm mich vollkommen ein und heizte mich von meiner Bauchmitte aus auf. Die Wärme kroch durch meine Adern und hinterließ ein qualvoll brennendes Gefühl. Ich konnte die Kälte nur noch in meinen Fingerspitzen ausmachen, bis auch meine Hände in Flammen standen.

Keuchend wandte ich mich, drehte mich auf den Bauch und stützte mich mit meiner gesunden Hand schweratmend ab. Zeitgleich zog ich meine Beine an, bis ich auf meinen Schienbeinen saß und zu Louis blickte. Im schwachen Licht konnte ich erkennen, wie er mich anlächelte.

"L-Louis", wimmerte ich unter unvorstellbaren Schmerzen. Der Omega krabbelte langsam näher und schlang seine Arme um meine Mitte. Schluchzend presste er sich an meine Brust und weinte herzzerreißend in den Verband. "D-Du bist... zurück", wimmerte er erleichtert, doch ich musste ihn enttäuschen und schüttelte keuchend mit meinem Kopf.

"N-Nicht ganz", krächzte ich und sah auf meinen Omega herab. Sanft schlang ich meinen Arm um seinen zitternden Körper und zog ihn ein wenig von mir weg. "W-Warum nicht gan-?", wollte er fragen, verschluckte sich jedoch als er zu mir hochsah und mich genauer betrachtete.

"Deshalb", erwiderte ich und sah in seine geschockten blauen Augen, welche sich direkt wieder mit Tränen füllten. "Dein- Dein Auge. Eins ist noch... Eins ist noch schwarz", wisperte Louis mit tränenerstickter Stimme und starrte mich an. Ich nickte benommen, spürte die Kälte auf meiner linken Gesichtshälfte und sah zu meinem Arm, welcher unheimlich schmerzte. Liam musste das noch richten.

Warum... Warum hatte mein Schatten-Ich das nicht getan?

"H-Hast du starke Schmerzen?", fragte Louis schniefend, hatte seine Hand auf seinem Herzen liegen und musterte mich besorgt. "Sie werden wieder schwächer", murmelte ich und atmete tief durch. Ich spürte das was mit meiner Lunge nicht stimmte, aber wie hätte das bisher auch heilen sollen?

"Louis... Was auch immer du tust... Bitte, bitte hör nicht auf mich mit dieser Art aufzuregen, in Ordnung? Egal was für Worte ich in den Mund nehme und egal wie ich darauf reagiere... Ich liebe dich, ja? Gib nicht auf", flehte ich ihn an.

"Gib mich nicht auf."

"Werde ich nicht, Hazza", erwiderte er unter Tränen, strich sich mit dem Handrücken über die Augen und richtete sich langsam auf. Ich wollte mich bei ihm bedanken, doch zu meiner Überraschung legte er seine warmen, weichen Lippen auf meine und verwickelte mich in einen - wegen der Tränen - sehr feuchten Kuss.

Doch das war unwichtig. Ich war froh wenigstens für ein paar Sekunden seine unglaublich liebevolle Wärme zu spüren.

"I-Ich liebe dich auch", hauchte er gegen meine Lippen als er sich von mir löste und musterte mich nachdenklich. "K-Kannst du dich an etwas erinnern?" Ich nickte langsam und fasste ihn an seiner Wange an. Mit meinen Fingerspitzen glitt ich über seine nasse Haut und fuhr anschließend über seinen Hals. Durch seine Halsschlagader spürte ich das schnelle Pochen seines Herzens.

"Kann ich, aber es fühlt sich an als wäre ich nur dabei gewesen... Als wäre nicht ich derjenige gewesen, der dies alles getan hat." Sorge breitete sich in seinem Blick aus, doch diese konnte ich ihm direkt nehmen. "Lou... Das ist reiner Selbstschutz. Glaub mir... Das ist so in Ordnung. Bei der Geburt von Amélie-"

Ich stockte als sich Schmerzen in meinem Kopf bereitmachen und mich dazu zwangen eine kleine Pause einzulegen. "I-Ich habe mich damals nicht anders gefühlt, aber... aber das ist nicht mit der jetzigen Situation vergleichbar... Jetzt- Ich..."

Ohne dass ich es wollte fielen mir die Augen zu. Ich hörte wie Louis nach Luft schnappte, mich mit einiges an Kraft und Mühe irgendwie unter die Bettdecke zog und sich anschließend an meine Seite kuschelte. "W-Wir schaffen das schon, oder...?", hörte ich ihn leise fragen und brummte zufrieden als er begann durch meine Locken zu streichen.

"W-Werden wir, Lou", wisperte ich kraftlos und gab mich wieder der Kälte, welche dafür sorgte, dass die Schmerzen nachließen, hin. Dadurch konnte ich auch wieder tief Luft holen, meine Muskeln entspannen und mich auf die Regeneration konzentrieren, welche langsam einsetzte.

"W-Würdest du es auch ohne dieses kalte und nach Tod stinkende Etwas überstehen?"

"I-Ich hatte es schon mal geschafft und da war ich allein. Jetzt habe ich dich. Lass mich nur nicht gehen, Louis. B-Bitte", schaffte ich es noch so gerade zu sagen, bevor sich die Kälte über meinen ganzen Körper legte und die Stellen kühlte, welche gerade eben noch von dem brennenden Schmerz betroffen waren.

"Du warst immer für mich da... I-Ich bin jetzt dran."

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[3091 Wörter  08/09/2021]

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