- 018 -
"Vor deinen Gefühlen?", fragte ich unsicher nach und schloss kurz meine Augen. Natürlich hatte er Angst vor seinen Gefühlen. Louis wusste doch gar nicht was "richtig" und "falsch" war, wobei man es eigentlich gar nicht so unterteilen durfte. Vermutlich hatte er das, was er fühlte, noch nie wirklich empfunden.
Louis erwiderte nichts auf meine Frage und umso länger ich über diesen Tag vor fast 16 Jahren nachdachte desto mehr Details fielen mir zu unserer ersten Begegnung ein.
Ich war nicht zurückkehrt.
Diese Tatsache nahm mir die Luft zum Atmen. Ich hatte Louis dort allein gelassen. Über fünfzehn schlimme Jahre hatte ich Louis bei diesen vollkommen wahnsinnigen Wölfen gelassen. Ohne eine Möglichkeit sich überhaupt gegen sie wehren zu können.
Er hatte vermutlich alles gegeben und wurde im Endeffekt trotzdem weggeschickt... Oder von Toby und Tommy mitgenommen. Eigentlich wollte ich da auch nicht drüber nachdenken. Jetzt war er schließlich hier, hier bei mir und nicht dort bei diesen Monstern. In meinem Dorf würde Louis nichts mehr passieren.
Mein Magen zog sich bei meinen Gedanken schmerzhaft zusammen und es trieb mir auch die Tränen in die Augen. Louis' Geruch, sein Äußeres und auch diese Verzweiflung... "Es tut mit so unglaublich leid", wisperte ich und strich mir über die Augen. Ich wollte nicht jetzt anfangen zu weinen, nicht weil ich es als etwas Schlimmes empfand, viel eher, weil ich Louis nicht überfordern wollte.
"Was tut dir leid?", fragte Louis verwirrt und neigte seinen Kopf zur Seite. "D-Du hast mir doch geholfen", sprach er leise und legte seine Hände an meine Wangen. "Du hast mir Fleisch gegeben und mit mir gespielt", zählte er auf. "Und du hast mich warmgehalten."
Erinnerte er sich nicht an alles?
"Louis, du-"
Doch er war viel zu sehr damit beschäftigt mein Gesicht zu mustern und mit seinen Fingerspitzen über meine Wangenknochen zu streichen. Hatte er das schreckliche in seiner Kindheit einfach verdrängt?
"H-Harry?", fragte der Omega auf meinem Schoß nach einigen Minuten und legte seinen Daumen auf meine Lippen. Ich nickte sachte und beobachtete ihn genau. Er begann damit über meine Lippen zu streichen und senkte seinen Blick ebenfalls.
"Ja?", wisperte ich, küsste kurz seinen Daumen und sah ihn gespannt an. "Hast du auch Angst vor deinen Gefühlen?" Er sprach so zurückhaltend, dass ich ihn kaum verstehen konnte und einen Moment brauchte, um zu wissen, was er genau meinte.
"Ein wenig", erwiderte ich schlussendlich und verfestigte meinen Griff an seiner Hüfte, da Louis anfing unruhig auf mir herumzurutschen.
"Aber du bist ein Alpha, du darfst keine Angst haben", murmelte er verunsichert und rutschte wieder herum, weswegen ich ihn mahnend ansah. "Lass das bitte", bat ich Louis und lockerte meinen Griff als er stillhielt.
"Ich mache mir eher mehr Gedanken als das ich wirklich Angst habe. Es ist eher enormer Respekt vor der Situation", erklärte ich es und beobachtete seine Gesichtszüge.
Louis antwortete nicht sondern legte seine Hände wieder an meine Wangen und sah mich einfach nur an. In seinem Blick konnte ich erkennen, wie er nachdachte. "Was hast du mit Liam draußen gemacht?", fragte er plötzlich ganz aufgeregt und griff nach meinen Schultern, um mich leicht nach hinten zu drücken.
"Kannst du das auch mit mir machen?", bettelte Louis und richtete sich so auf, dass er zu mir hinuntersehen musste. "Bitte Hazza, das sah so schön aus", lachte er und brachte mich dazu ihn verwirrt anzusehen.
Machte ihm das vorherige Thema denn gar nichts aus? So wie ich mich gerade fühlte, hätte ich gar keine Lust, geschweige denn die Energie wegen so einer Sache zu betteln. Da Louis einfach nicht lockerließ stimmte ich nach wenigen Minuten zu. Wenn es ihn glücklich machte?
"Wirklich?", fragte er sicherheitshalber nach, machte es sich auf meinem Schoß bequem und legte seine Hände in meinen Nacken. "Ehm, ja... Können wir machen", wiederholte ich und versuchte mich zu beherrschen.
Langsam wurde es auch für mich schwierig ruhig zu bleiben, da Louis auf meinem Schoß sehr nah an meinem Oberkörper saß und sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Er biss sich auch schon die gesamte Zeit auf die Lippe, weswegen sie schon leicht rot war und auch sein neugieriger Blick...
Tief atmete ich durch und schob ihm meine Hand in den Nacken. "Wir machen das, um einen Einblick in den jeweils anderen zu bekommen, meist zum Abschied da man so den Wolf noch für ein paar Tage spürt und man nicht dieses schreckliche Gefühl hat allein gelassen zu werden." Ohne weiter darüber nachzudenken und was das in uns beiden auslösen könnte, legte ich meine Stirn an seine und schloss in derselben Sekunde meine Augen.
Zuerst passierte nichts, doch als ich mich noch etwas mehr auf Louis konzentrierte schlug mein Herz plötzlich schmerzhaft unregelmäßig, weswegen ich mich schnell von ihm löste und mit großen Augen ansah. "Das hat gekribbelt", lachte Louis und legte sich seine Hand auf den Bauch.
Ich blinzelte ihn verwirrt an und verstand nicht ganz, warum es bei uns nicht funktionierte. Normal schlug mein Herz nicht so komisch und ich würde auch mehr von den Gefühlen des anderen Wolfes spüren. Doch jetzt? Ich empfand gar nichts. Nicht ein kleiner Funke von irgendwas. Dabei- Dabei wusste ich doch wie sehr er meine Nähe genoss. Jedes Mal lehnte Louis sich meiner Berührung entgegen und verlange manchmal nach mehr.
Wie konnte ich da jetzt nichts spüren?
Bei Liam war da doch auch diese bedingungslose Liebe, welche uns seit mehr als 40 Jahren verband. Warum war bei Louis nichts?
"Halte mal still, ja?", bat ich ihn und legte meine Stirn erneut an die von Louis. Doch mein Herz reagierte genau gleich. Es stolperte, schlug mehrmals in einem anderen Rhythmus uns setzte kurz aus. "Das kribbelt wieder", lachte Louis und schüttelte sich. "Muss das so sein", fragte er und sah mich gespannt an.
"Nein, eigentlich nicht", murmelte ich in Gedanken versunken und legte meinen Zeige- und Mittelfinger an seine Halsschlagader. Langsam schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf seinen Puls.
Als ich das langsame Schlagen seines Herzens an meinen Fingerspitzen fühlte wurde mir schlagartig schlecht. Mit zittrigen Fingern griff ich mir ebenfalls an den Hals und tastete nach meinem Puls.
Das konnte nicht wahr sein.
Unsere Herzen schlugen exakt gleich. Selbst die Rhythmusstörung, welche ich seit meiner Geburt hatte und im Alter nicht besser wurde, war identisch.
Vollkommen perplex und unfähig überhaupt etwas dazu zu sagen, starrte ich ihn einfach nur an. Wie konnte das sein? Wann war das passiert?
"Ist alles in Ordnung? Passen wir nicht zusammen?", fragte er traurig und ließ sich von meinem Schoß auf das Polster gleiten. "K-Kannst du jetzt auch nicht Amélies Papa werden?", fragte er anschließend und ließ mir somit keine Zeit, um nachzudenken.
"Louis, gib mir bitte einen Moment", wisperte ich überfordert und stand auf. Nachdenklich lief ich im Wohnzimmer auf und ab und dachte angestrengt darüber nach. Bei der Geburt seiner Tochter war er mir beinahe weggesackt, da hatte er die Tage danach auch nicht denselben Puls. Schließlich hatte ich es die ganze Zeit überprüft. Aber wann hatte es sich so eingestellt? Wir hatten bisher keine besonderen Momente.
Oder?
Ich fuhr mir genervt durch die Haare und stockte in meiner Bewegung. Der Moment auf der Fensterbank? Als wir Stunde um Stunde gekuschelt hatten? Aber... Was war daran denn so besonders? Nichts davon kam ansatzweise an das heran, was passierte, wenn man seinen Herzschlag bewusst auf den anderen abstimmte.
"H-Hazza?", fragte Louis ungeduldig und schien es gar nicht mehr auszuhalten. Unruhig rutschte er hin und her und begann damit an dem Spucktuch zu ziehen. "Stimmt etwas nicht mit mir?"
Direkt hielt ich in meiner Bewegung inne und sah ihn mit großen Augen an. "Louis, mit dir ist alles in Ordnung." - "Okay", murmelte er leise, griff sich die Schale mit den Beeren von heute morgen und aß eine nach der anderen Beere.
Ratlos schloss ich meine Augen und atmete genervt aus. "Komm mal bitte her", bat ich ihn und hielt ihm meine Hand hin. Direkt stellte er die Schüssel beiseite, legte seine Hand in meine und lächelte mich schüchtern an. "Was ist denn?".
"Versuch so still wie möglich zu halten, in Ordnung?" Louis nickte langsam und sah mich neugierig an. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und legte meine Stirn an seine. Das Einzige was mir durch den Kopf ging war Louis und umso mehr ich mich auf ihn konzentrierte desto schmerzhafter wurde es.
Es fühlte sich an als würde mein Herz gleich aus der Brust springen und als ich mich von Louis löste kicherte er nur. "Das fühlt sich komisch an."
Funktionierte es einfach nicht? Warum nahm ich seine Gefühle nicht wahr?
Verzweifelt stieß ich die Luft, welche ich angehalten hatte, aus und ging wenige Schritte zurück. "Ich- Ich bin gleich wieder da", murmelte ich und wurde von Louis aufgehalten. "Habe ich etwas falsch gemacht?" Direkt schüttelte ich meinen Kopf und legte meine Lippen an seine Stirn.
"Nein, hast du nicht Louis. Mach dir bitte keine Gedanken. Tut mir leid, dass heute alles etwas durcheinander ist. Nimmst du dir das Obst aus der Küche und fängst schon mal an zu essen?"
Ich musste unbedingt mit Robin sprechen.
"K-Kommst du denn wieder?", fragte er verzweifelt und sah auch kurz zu Amélie, welche immer noch schlief. "Versprochen", erwiderte ich und ließ es mir nicht nehmen ihm ein Küsschen auf die Nasenspitze zu hauchen. "Es dauert nicht lange." - "Kannst du... Nochmal?", fragte Louis leise und sah mich flehend an. Ich beugte mir erneut zu ihm hinunter und drückte ihm noch ein Küsschen auf die Nase.
Zu meiner Überraschung hielt Louis mich jedoch an den Schultern fest und legte seine Lippen für einen Moment an meine Wange. "B-Bis gleich", flüsterte er leise, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und widmete sich dann Amélie, welche schmatzende Geräusche von sich gab.
Bei Robin angekommen war er in einer hitzigen Diskussion mit Joseph, welcher das Stück Fleisch in der Hand hielt und es genauestens begutachtete. "Ah Harry, gut das du da bist. Wir wissen wer es ist."
Vollkommen überrumpelt schluckte ich und nickte langsam. "Uhm... Und wer?", fragte ich benommen und wusste nicht, ob ich überhaupt fähig dazu war mir das jetzt auch noch durch den Kopf gehen zu lassen.
"Es war David. Der Bruder meines Onkels", erwiderte Robin. "Es wundert mich das er überhaupt hier war, aber ich würde mir keine weiteren Gedanken machen. Mason ist draußen und Eleanor ebenfalls. Bisher haben sie nicht gemeldet und es scheint soweit auch alles in Ordnung zu sein. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dich das nicht sonderlich interessiert..."
Ich sah ihn entschuldigend an und biss mir auf die Innenseite meiner Wange. "Was weißt du alles über Seelenverwandte?" Mein Vater sah mich überrascht an, jedoch lächelte er nach wenigen Sekunden sanft und ging zu seinem Bücherregal.
"Nicht all zu viel, da ich andere Dinge mehr verfolge, aber ich habe hier ein paar Aufzeichnungen von meiner Familie. Vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter. Zur Not musst du zu meiner Mutter."
Da ich um keinen Preis der Welt zu dieser alten Trulla wollte, nahm ich die Unterlagen entgegen. Jedoch konnte ich es kaum abwarten und öffnete das oberste Buch. Schnell überflog ich die Zeilen und dort stand nur das, was ich bereits wusste. Mir war klar, dass zwei Seelenverwandte gebunden stärker waren als jeder einzeln für sich.
Auch die restlichen Seiten gaben mir kaum Auskunft über das was ich wissen wollte. "Ich kann mich nicht mit Louis synchronisieren. Ich fühle nichts, da ist kein warmes Gefühl von Zuneigung. Es ist alles so kalt...", sprach ich dann doch aus und sah zu Robin, welcher in seiner Bewegung stoppte und mich fragend ansah. "Das beschäftigt dich?"
"Ja, natürlich... Ich-"
"War dir das nicht klar? Bei Seelenverwandten funktioniert das nicht. Ihr beide lebt bereits mit einem Herzen."
"A-Aber ich habe nichts gemacht, ich... Wie?", fragte ich fassungslos und konnte es mir einfach nicht erklären. "Harry", lachte mein Vater und grinste mich an. "Das kannst du auch schwer beeinflussen. Welchen Herzschlag habt ihr?" Jedoch hörte es nicht nach einer Frage an. Ich hatte das Gefühl, dass er mich auf etwas ganz Offensichtliches hinweisen wollte.
"Meinen", antwortete ich nachdenklich und fragte mich was Robin mir damit sagen wollte. "Weißt du, seit wann er den hat?" Ich schüttelte meinen Kopf und fuhr mir durch die Haare. "Bei der Geburt seiner Tochter war sein Puls weg... Ich habe nichts gespürt also muss" - "Nein", ging Robin direkt dazwischen und schüttelte seinen Kopf.
"Geh nicht danach, Harry. Wenn ihm oder dir etwas passiert geht es über die Markierung, welche euch beiden noch fehlt. Ihr werdet nicht spüren, wenn es dem anderen körperlich schlecht geht. Das was du bisher empfindest ist reiner Instinkt. Keine Bindung."
"Ja und seit wann hat er jetzt das?", fragte ich aufgebracht und fand einfach keine passende Erklärung. Wie sollte das Ganze denn überhaupt funktionieren? Ich hatte mich ehrlich gesagt auch noch nie mit all dem auseinandergesetzt.
"Seit seiner Geburt."
Mit großen Augen sah ich meinen Vater an und schluckte. "Seit... Was?" Robin zuckte mit seinen Schultern und lächelte mich an. "Egal was ihr beiden schon gemacht habt, du konntest es nicht beeinflussen, da es schon immer so war."
"Aber...Ich spüre es nicht. Ich- Muss ich da nicht etwas spüren?"
"Wie denn? Harry ihr beide seid nicht gebunden. Ihr tragt nicht das Mal des jeweils anderen. Ihr mögt beide dasselbe Herz haben, aber es ist nicht verbunden. Du kannst noch gar nichts spüren. Mach dich jetzt bitte nicht wahnsinnig und hör auf dir solche Gedanken zu machen. Es kommt, wie es kommt."
Nach seinen Worten fühlte ich mich komplett unwissend. Hatte ich so wenig Ahnung? "Ich dachte immer umso tiefer ein biss, desto intensiver ist die Bindung? Wie ist es dann bei Seelenverwandten? Ich- auch verstehe das alles nicht", murmelte ich verzweifelt und schluckte. Es war kein schönes Gefühl so ahnungslos zu sein.
"Entspann dich, Junge", fing Joseph an und lächelte sanft. "Sei froh, dass du ihn gefunden hast, manche finden ihren Partner ein Leben lang nicht. Genieß es Harry, sei stolz das du einen Omega an deiner Seite hast, welcher auch noch dasselbe Herz teilt. Sowas gibt es nur ein einziges Mal und sei dir bewusst wie gut du es hast, dass er während deiner Lebenszeit geboren wurde. Louis hatte auch Glück. Vermutlich wäre er nicht sonderlich alt geworden, wenn du nicht gewesen wärst."
Benommen von all den Informationen schaffte ich es nur zu nicken und klammerte mich mehr an den Unterlagen fest. "Ich... Ich muss-"
Robin legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich leicht an sich. "Geh zu ihm und genieß es Harry", flüsterte er mir zu und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. "Und finde es alles selbst heraus. Du bist alt genug. Versuch nicht immer alles zu wissen, sondern teste dich aus. Ich bin mir sicher, das Louis es auch gerne ausprobieren würde und seine Grenzen mit dir zusammen ausreizt. Ihr müsst nur an den Punkt kommen um so offen über alles reden zu können, aber das müsst ihr allein schaffen. Es gibt nicht immer eine Anleitung", erklärte er mir noch und widmete sich dann wieder seinem Beta.
Für einen Moment blieb ich noch stehen und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich wusste nicht was ich zu dem Ganzen sagen sollte. Wie... Wie konnte es sowas überhaupt geben? Was war mit all den Wölfen, die ihren Seelenverwandten nicht kennenlernten?
Was für Vorteile hatte dies?
"Vater? Du und Mama... Seid ihr?"
"Nein, Desmond und sie waren Seelenverwandte. Sonst gäbe es euch Kinder auch nicht."
Ich nickte langsam, sah in Gedanken versunken auf die Unterlagen hinunter und verabschiedete mich leise. "Danke und... Ich bringe es zurück, sobald ich es durchgelesen habe." Die beiden zwinkerten mir nur noch zu, weswegen ich zu Louis zurückkehrte.
Als ich die Tür öffnete, war es ganz still, weshalb ich leise einen Fuß vor den anderen setzte. Schmunzelnd blieb ich stehen und sah zu Louis, welcher dabei war Amélie zu stillen. Jedoch wollte sie nicht so recht, denn Louis Blick war eher verzweifelt und auch Amélie quengelte ziemlich, weswegen mein Lächeln fiel.
"Soll ich helfen?", fragte ich und atmete erleichtert aus als Louis nickte. "Ich weiß nicht was ich falsch mache. Es tut auch so weh, weil noch alles so wund ist", murmelte er und sah mich verzweifelt an. "Warum warst du denn weg?" - "Ich musste etwas bei Robin holen, es ist nicht so wichtig. Tut mir leid, dass ich so abrupt gegangen bin", erwiderte ich und legte die Bücher in den Flur.
Ich war mir bewusst das es nicht gut war ihn anzulügen, aber Louis war so wissbegierig und fragte so enorm viel... Da ich selbst noch zu wenig Ahnung von der ganzen Thematik hatte wollte ich ihn nicht wieder hinhalten, so wie mit der Frage, ob ich Amélies Papa werden konnte.
Darüber mussten wir ja auch noch sprechen...
Tief atmete ich durch, ging zu ihm hin und ließ mich neben ihm nieder. "Komm her, wir machen das nochmal zusammen", bot ich Louis an und küsste seine Schulter als er es sich auf meinem Schoß bequem machte und sich mit seinen Rücken gegen meine Brust drückte. "Louis...", murmelte ich als ich spürte, wie er leicht zitterte und auf seine Lippe biss.
"Es ist normal, wenn es nicht immer klappt und die Salbe mische ich dir noch an. Versprochen", wisperte ich, küsste wieder seine Schulter und half ihm dabei Amélie richtig an die Brust anzulegen. "D-Danke", nuschelte Louis leise und sah zu seiner Tochter hinab, welche zufrieden trank und sich mit ihren kleinen Fingerchen an seiner Brust festhielt.
"Louis?", fragte ich nach einem Moment und schloss meine Augen. Ich wusste nicht, wie ich das Thema ansprechen sollte. Unter keinen Umständen wollte ich ihm das Gefühl von Abweisung vermitteln, aber im Grunde tat ich nichts anderes. Louis sollte jedoch Gewissheit haben und sich nicht noch weiter Hoffnungen machen. Amélies Papa werden... Das war zu früh.
Wir wussten ja nicht einmal wo wir standen und jetzt mit all den neuen Informationen, die ich hatte... Ich musst mich erstmal selbst zurechtfinden.
"Mhm?", brummte er leise und sah über seine Schulter hinweg zu mir hoch. "Du wünscht dir das ich Amélies Papa werde, aber so einfach ist das nicht." Zu meiner Überraschung erwiderte er nichts, stand auf und brachte Amélie in sein Zimmer. "Louis...", fing ich an und erhob mich. "Warte." Er konnte doch jetzt nicht gehen... Wir mussten darüber sprechen, länger würde ich es auch nicht aushalten und vermutlich wahnsinnig werden. Mir ging so vieles du den Kopf und wenn ich all dem nicht Platz schaffte... Ich konnte kaum klar denken.
Auch jetzt erwiderte Louis nichts, weswegen ich ihm hinterherging. Geschockt blieb ich in der Tür stehen und ging einen Schritt zurück. "Was tust du da?", fragte ich aufgebracht und wandte meinen Blick von seinem nackten Körper ab.
"D-Dich überzeugen?"
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[3126 Wörter 11/06/2021]
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