- 010 -
"Ist es nicht grausam, dass wir so mit dem Leben anderer spielen? Lori denkt ihre Schwester sei an den Verletzungen gestorben und nicht daran, dass wir ihr Leben für das von Lori geopfert haben."
"Wir spielen nicht mit dem Leben anderer. Wir haben unsere Gefühle abgestellt und konnten so klar denken und mit Logik handeln. Emily hätte es niemals geschafft. Sie und auch Lori wären an ihren Verletzungen gestorben und so konnten wir wenigstens eine der beiden retten."
Eleanor nickte leicht und atmete tief durch. "Es ist aber trotzdem falsch ist..." - "Ich weiß", erwiderte ich leise und schlang meinen Arm um ihren zierlichen Körper. "Wäre Joshua durch die Hand von jemand anderen gestorben... Hättest du ihn auch gerettet?" Sie sah mich mit großen Augen fragend an und hob ihre Augenbraue.
"Selbstverständlich", antwortete ich und schluckte. Ich hätte ihn so gerne gerettet. "Ist Anne deswegen etwas in Panik verfallen? Ich hab' gehört was sie gesagt hat als ich alles andere vorbereitet habe..." - "Sie fand nicht gut das wir unsere Gefühle damals ausgeschaltet haben und das ich es jetzt wieder getan hatte... Sowas gefällt ihr einfach nicht."
"Sie weiß doch, dass wir uns nicht verlieren können. Wir haben Familie, wir haben eine Menge Wölfe die uns lieben. So schnell passiert uns doch nichts." - "Das stimmt zwar alles, trotzdem ist es gefährlich", stellte ich klar und löste mit meiner freien Hand das Lederband aus meinen Haaren. "Darf ich?" Anstatt auf eine Antwort zu warten nahm sie es mir einfach aus der Hand und fuhr mit ihren Fingern durch meine Haare.
"Wie lange wollen wir hier eigentlich noch auf dem Boden sitzen bleiben? Du solltest Louis vielleicht etwas Gesellschaft leisten." Während sie das sagte drehte ich ihr meinen Rücken zu damit sie meine Haare besser flechten konnte.
"Ich warte auf Robin. Ich gehe erst wieder zu Louis, wenn ich ihm die Schmerzen nehmen kann. Anders ertrage ich es einfach nicht... Er ist noch so jung und musste in den vergangenen Stunden so viel leiden."
"Würde ihm deine Anwesenheit nicht guttun?" - "Ich will es nicht überstrapazieren, es ist das erste Mal seit wenigen Wochen, dass er mich bei sich duldet. Ich- Ich habe einfach nur..." Ich brach den Satz ab und zuckte leicht mit den Schultern.
"Bin fertig", lächelte El und rieb ihren Kopf leicht an meinen bevor sie ihr Kinn auf meine Schulter legte. "Auch wenn du vielleicht Angst hast, du solltest trotzdem zu ihm." - "Ich weiß nicht", murmelte ich und bekam für die Antwort direkt zwei Finger zwischen die Rippen.
"Ey", beschwerte ich mich und drehte mich zu ihr herum. "Du machst dir zu viele Gedanken", beschwerte sie sich und stupste mit ihrem Kopf leicht gegen meine Schulter.
"Ich mache mir zu viele Gedanken und du bist zu lange als Wolf umhergelaufen. Ehrlich, du musst länger bei uns bleiben. Du bist viel zu oft da draußen." - "Niemand kann die anderen so gut im Auge behalten, wie ich es kann. Außerdem komme ich durch jede Schutzwand durch."
"El, ich weiß das. Trotzdem wirst du hier vermisst. Wann willst du wieder los?"
"In ein paar Tagen, aber wir werden trotzdem nicht allzu viel gemeinsam machen können. Die Zeit ist schon für Lori reserviert", grinste sie und lehnte sich wieder an meine Seite.
"Du weiß, dass du-"
"Ich weiß das ich auch mehr hier sein könnte. Momentan werden aber die Dörfer angegriffen... Wir wurden verschont, aber wie lange wird das noch so bleiben? Solange ich keine neuen Informationen habe, bleibe ich da draußen."
"Die Angriffe finden doch seit einigen Tagen vermehrt im Norden statt... Vielleicht ist es auch vorbei. Das was sie suchen haben sie in dieser Gegend nicht gefunden", überlegte ich und sah auf die Tür als ich leise Geräusche hörte. Jedoch wurde es schnell still, weswegen ich wieder zu Eleanor sah.
Sie nickte und schlang ihren Arm um meinen. "Es sind mittlerweile über hunderte von Meilen, aber... Warum haben diese Wesen einige Dörfer um uns herum zerstört und unseres nicht? Wir sind ein einfaches Dorf, niemand von uns gehört zu der besonderen Blutlinie, welche bereits über tausend Jahre alt ist und die stärksten Alphas hervor- Oh. Denkst... Denkst du- Wir haben so jemanden hier", stellte sie erschrocken fest und sah mich mit großen Augen an. Ich nickte leicht und sah zur Tür.
"Sie ist für Alter viel zu stark. Der einzige Grund ist diese Blutlinie."
"Wenn ihr Vater einer von denen war... Wieso ist er dann tot? Harry, das kann unglaublich gefährlich werden. Was ist, wenn ihre Familie kommt und sie holen will?", flüsterte sie und strich sich nervös durch die Haare.
"Louis und er haben sich kurz vor dem Angriff gestritten. Ich glaube beide sind über die Grenze und es ist ja auch nicht unmöglich so einen Alpha umzubringen. Man braucht nur mehr Wölfe und Geduld."
"Ja, okay... Aber was ist, wenn ihre Familie kommt?"
"Wird sie nicht."
"Wird sie nicht? Woher willst du das wissen?"
"Robin und ich... Wir haben schon dafür gesorgt. Unabsichtlich. Es gab vor mehreren Jahren einen schlimmen Kampf. Wir wurden darin verwickelt und es gab einfach keine andere Möglichkeit. Nacheinander haben wir sie ausgeschaltet." Eleanor sah mich geschockt an und schüttelte leicht ihren Kopf. "Ihr seid verrückt... Denkst du Louis weiß wer sein Mann war?"
"Ich weiß es nicht...", überlegte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ich kann mir nur schwer vorstellen das Louis nicht wusste wer sein Mann war."
Wir beide sahen auf, als Robin schweratmend in den Flur trat und sich an der Wand abstütze. "Bin... Bin ich zu spät?" Direkt schüttelte ich meinen Kopf und stand auf. "Nein bist du nicht. Ich kann ihm wenigstens jetzt die Schmerzen nehmen. Danke."
Robin lächelte mich zufrieden an und reichte mir die Tasche. Ich nahm sie ihm ab und ging mit Eleanor zu Louis. Da er und sein Welpe schliefen versuchten wir so leise wie möglich zu sein. Während Eleanor seinen Arm freimachte bereitete ich die Spritze vor.
"Ist das nicht zu wenig?" Doch ich schüttelte meinen Kopf und spritze ihm das Schmerzmittel. "Er darf nicht so viel. Auch wenn das kleine Mädchen sehr stark ist... Ich möchte es nicht riskieren. Vermutlich stillt er sie nachher und so schnell kann sein Körper das nicht abbauen."
Ich warf noch einen Blick in die Tasche und lächelte. Robin hatte in dem ganzen Stress auch noch an die Salben gedacht. Damit das alles auch direkt wirken konnte nahm ich die Decke langsam weg und schob das Kleid soweit hoch, dass ich die Wunde eincremen konnte.
"Harry du starrst", flüsterte Eleanor mir zu und stupste mich wieder mit ihrem Kopf an. Sie war echt so sehr an ihre Wolfsgestalt gewöhnt, dass sie die Gesten auch als Mensch machte. Doch das machte sie zu etwas Besonderem.
"Ist ja gut", erwiderte ich leise, wandte meinen Blick von seiner Mitte ab und wartete einen Moment bis die Salbe etwas eingezogen war und bedeckte ihn wieder.
"Bleib doch endlich bei ihm", flüsterte Eleanor mir zu und stupste mit ihrem spitzen Ellbogen in meine Seite. "Wir hatten doch schon darüber gesprochen... Er war die ganzen Tage von meiner Anwesenheit nicht wirklich angetan..." - "Jetzt macht er doch einen friedlichen Eindruck."
"Du bist echt blöd. Er schläft."
"Ja, aber friedlich. Außerdem grummelt er süß, wenn du seine Haut berührst. Bleib doch einfach hier. Ich kann mich ja um Liam kümmern und wir schaffen auch ein paar Tage ohne dich", bot sie an und grinste.
"Ein paar Tage?"
"Ein paar Tage. Was denkst du denn? Ein paar Stunden und du gehst wieder? Ich denke, wenn er sich erstmal an dich gekuschelt hat, lässt er dich nicht mehr gehen."
"Wenn er mich nachher wieder wegschickt bist du es schuld", stellte ich klar, konnte mir ein Grinsen aber auch nicht mehr verkneifen.
"Jetzt leg dich doch endlich zu ihm. Das Bett ist groß genug und er mag es bestimmt an deiner starken Brust zu liegen", trieb sie es weiter.
"Raus", knurrte ich spielerisch und stupste sie an.
"Ist ja schon gut", lachte sie leise und beugte sich dann aber noch über das kleine Mädchen und betrachtete sie genauer. "Wenn es stimmt... Hazza dann musst du dir in ein paar Jahren Sorgen um deine Stellung machen. Es sei denn du hast dich bis dahin endlich an Louis gebunden und bist ihr zweiter Papa, dann überlässt du ihr die Position natürlich."
"El..."
"Harry...", sprach sie mir in der gleichen Tonlage nach und stupste mich wieder an. "Schau doch mal..." Sie nahm meine Hand und legte sie auf Louis' Oberarm. Direkt drehte sich Louis leicht und seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. "Er genießt es. Leg dich einfach zu ihm. Louis ist eh zu schwach, um sich aufzuregen."
Ich hörte ihr gar nicht mehr richtig zu, sondern strich vorsichtig über seine Haut und lächelte als sich eine leichte Gänsehaut ausbreitete. "Sagte doch, dass er es genießt, oder glaubst du mir nicht? Louis wird dich bestimmt nicht mehr auf Abstand halten."
"Ich wäre mir da nicht so sicher...", murmelte ich und betrachtete ihn für einen Moment. "Jetzt leg dich gefälligst zu ihm", motze sie leise und huschte dann breit lächelnd aus dem Zimmer.
Ich nahm meine Hand von seinem Oberarm, ging ums Bett herum und überlegte für einige Minuten ob ich mich wirklich neben ihm legen sollte. Entschied mich jedoch dagegen, da es zu aufdringlich wäre und zog einen der Stühle heran, setzte mich hin und nahm Louis' Hand sanft in meine.
Es vergingen Stunden, die ich an seinem Bett verbrachte, ihm hin und wieder Schmerzmittel spritze, eine neue Infusion mit Liams Blut legte oder auch frische Salbe auftrug. Seiner Tochter ging es auch hervorragend. Sie war zwischendurch kurz wach, hatte sich aber dann nur noch mehr an Louis' Brust geschmiegt und war wieder eingeschlafen.
Es war längst die Sonne aufgegangen als Louis seine Augen öffnete und meine Hand ganz leicht drückte. "H-Harry?"
"Ich bin hier", erwiderte ich und strich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. "D-Du... Du hast uns nicht... nicht v-verlassen?" Ich schüttelte leicht mit meinem Kopf und erhob mich vom Stuhl. "Ich bin hiergeblieben." Ich hatte es ihm doch versprochen... Da würde ich es niemals brechen.
"D-Danke", flüsterte er leise und sah mich mit seinen blauen Augen müde an. "Hast du starke Schmerzen?" Besorgt musterte ich ihn, doch er schüttelte leicht mit seinem Kopf und drückte meine Hand erneut. "Mir geht's g-gut."
Es war... Ich konnte nicht beschreiben, wie es sich anfühlte, dass ich ihn jetzt endlich berühren durfte. Ich hatte etwas Sorge, das Louis mich wieder komplett wegstoßen würde und dann hätte ich nicht gewusst, wie ich das noch hätte retten können.
Louis schien tatsächlich weit aus fitter zu sein als ich gedacht hatte, weswegen ich lächeln musste. Liams Blut schien ihm gut zu tun, denn seine Wangen waren wieder leicht rosa und auch sonst machte er mir nicht den Eindruck, dass er gleich wieder einschlafen würde. "Sag mir bitte, wenn es dir schlechter geht. Du musst keine Schmerzen aushalten. Nicht noch einmal."
Louis nickte leicht und sah zu seiner Tochter herunter, welche langsam ihre Augen öffnete. Er fing an zu schniefen und strich ihr mit zittrigen Fingern über die Wange. Ich konnte meinen Gefühlen nicht widerstehen und drückte Louis einen Kuss aufs Haar, anstatt zurückzuzucken lehnte er sich mir sogar noch etwas mehr entgegen, weswegen ich es wiederholte.
Louis machte Anstalten sich aufzusetzen, weswegen ich ihm half und statt ein Kissen zu nehmen, um seinen Oberkörper oben zu halten, setzte ich mich hinter ihn. Direkt legte er seinen Kopf an meine Brust und atmete tief durch. "Ist das okay?", fragte ich leise, winkelte meine Beine leicht an und genoss es ihn so nah bei mir zu haben.
"Du bist warm", erwiderte Louis und schmiegte sich noch etwas näher an mich heran.
__________
[1951 Wörter 25/04/20201]
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top