6. ᴛᴀɢ, ɴᴀᴄʜᴛ - ʙᴇsᴜᴄʜ

"All that fear and all that pressure. I'm hoping that my love will keep you up tonight" - How Do You Sleep?, Sam Smith

Louis hat nicht wieder bei mir geschlafen, mir dafür aber seine Decke gelassen und mich heute morgen in aller Früh aus dem Bett geholt, um weiter zu traineren.

Es war ein langer Tag mit wenig Gesprächen außerhalb des Tanzens und so bin ich froh, als ich spät Abends endlich entspannen kann.
Zumindest solange ich nicht an den morgigen Auftritt denke, denn der bereitet mir nervöses Herzklopfen.

Bemüht ruhig erledige ich meine Abendroutine und weil es trotz offenem Fenster heute ziemlich heiß im Zimmer ist und ich mich wieder einigermaßen gesund fühle, ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus.

Ein plötzliches Klopfen an der Tür beschert mir ein erwartungsvolles Ziehen in der Brust und als es wirklich Louis ist, bin ich seltsam erleichtert und erfreut.

"Hi", heiße ich ihn willkommen und sehe ihm dabei zu, wie er zügig die Tür hinter sich schließt und sich erst dann mit einem merklichen Aufatmen zu mir dreht.

"Hey", gibt er zurück und lässt seinen Blick über mein Erscheinungsbild huschen. "Bist du aufgeregt wegen der ersten Liveshow, bei der wir rausfliegen könnten?"

"Deswegen kommst du extra noch einmal vorbei?", frage ich und er nickt langsam. "Ich bin nervös, aber ich versuche nicht zu viel daran zu denken."

"Vielleicht haben wir Glück und können uns dadurch aus dem Voting retten, dass wir am meisten Punkte holen. Aber das glaube ich fast nicht. Wir sind nicht schlecht, aber die anderen sind eben auch gut."

Ich weiß nicht, wohin diese Unterhaltung führen soll und so gebe ich nur ein "Ja" zur Antwort, worauf kurz Stille herrscht, dicht gefolgt von einem Räuspern seinerseits.

"Du hast Zayn nach dem Abendessen die Nägel gemacht und gemeint, dass du heute keine Lust mehr hast, deine frisch zu lackieren."

Abwartend sehe ich ihn an, weil ich so langsam wirklich nicht mehr weiß, auf was das alles hinauslaufen soll, und er zieht ein etwas verlegenes Gesicht.

"Ich kann sie dir machen, wenn du willst. Ich habe fünf Schwestern, ich musste schon oft zur Maniküre herhalten."

Im ersten Moment bin ich sprachlos, doch dann kann ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. "Du willst mir die Nägel lackieren?"

"Wenn du magst." Er tritt von einem Bein aufs andere und überspielt seine Unsicherheit damit, dass er fordernd die Augenbrauen hebt und mich dadurch dazu drängt, eine Entscheidung zu fällen.

"Okay", stimme ich seinem Angebot zu, reiche ihm meine Toilettetasche mit dem Nagel-Equipment, mit dessen Hilfe ich vor etwa einer Stunde noch Zayns Nägeln einen dunkelblauen Anstrich verpasst habe, setze mich aufs Bett und lehne mich gegen das Kopfkissen.

Zögernd lässt er sich im Schneidersitz vor mir nieder und rutscht zwischen meine Füße, um besser an meine Hände heranzukommen, weshalb ich ihm kurzerhand die Beine links und rechts auf die Oberschenkel lege und es ihm ermögliche, noch näher zu kommen.

Der beißende Geruch des Nagellackentferners sticht mir in der Nase, als er den alten Lack entfernt und dann nach einem neuen sucht.
"Welche Farbe möchtest du?", fragt er und in seiner Stimme schwingt ein undeutbarer Unterton mit. Vielleicht bereitet ihm unsere Position Unbehagen, doch solange er das nicht irgendwie deutlich macht, möchte ich sie nicht wechseln, denn ich finde es angenehm, wie es gerade ist.

"Ist mir egal", erwidere ich gleichgültig und er entscheidet sich für ein helles Lila, das er durch bemühte Pinselstriche auf meinen Nägeln verteilt.

Vor dem Fenster zirpen die Grillen und die Sonne geht unter, weshalb wir bald das Licht anschalten müssen. Louis' Hände sind warm und berühren meine nur so viel wie nötig, doch das macht den Hautkontakt fast noch verlockender, denn jedes Mal, wenn er mich vorsichtig angreift oder versehentlich meinen nackten Oberschenkel streift, kribbelt die Stelle und ich wünsche mir, dass er sich trauen würde, nur eine Sekunde länger auf mir zu verweilen.

Die Nacht ist längst hereingebrochen, als er fertig ist und vorsichtig Luft auf meine Finger bläst, um den Lack schneller trocknen zu lassen.

"Ich bin beeindruckt, dankeschön", sage ich leise und inspiziere seine Arbeit, ehe ich meine Hände achtsam neben mir platziere, um nirgends anzustoßen.

"Gerne", erwidert er ebenso leise, schraubt das Nagellackfläschchen zu und stellt es auf das Nachtkästchen. "Hast du keine Angst, dass du wieder krank wirst?" Bedeutungsvoll sieht er auf meine spärliche Bekleidung hinunter und stützt sich schließlich vorsichtig mit den Armen auf meinen Oberschenkeln ab.

"Ich habe dank dir ganze zwei Bettdecken, so schnell wird mir schon nicht kalt."

Nachdenklich betrachtet er mich und mein Herz bleibt vor Schock beinahe stehen, als er die rechte Hand ausstreckt und mit dem Zeigefinger über den Bund meiner Boxershorts fährt. Kaum spürbar streicht er dann über meinen Bauch und sieht mir dabei nicht in die Augen.

"Wieso ein Farn?"

"Ein Farn?", wiederhole ich mit trockenem Mund und er hebt den Blick.

"Das Tattoo."

"Oh", mache ich, als mir bewusst wird, dass er sich nur meinen Körperschmuck angesehen hat. "Keine Ahnung, um ehrlich zu sein habe ich bei vielen Tattoos keine Ahnung, wieso ich sie mir habe stechen lassen."

"Das kenne ich", grinst er und zeichnet mit der Fingerspitze gedankenverloren die Blätter nach, weshalb ich mit klopfendem Herzen die Luft anhalte. "Wer denkst du, fliegt morgen raus?"

"Das kann ich irgendwie gar nicht einschätzen. Vielleicht Danny oder Zayn, je nachdem wie viele Zuschauer nach der Auseinandersetzung auf wessen Seite waren", antworte ich und atme lautstark ein, weil meine Lungen dringend nach Sauerstoff verlangen.

"Mir war bis gestern nicht klar, dass du von so vielen Männern hier drin umgarnt wirst", wechselt er abrupt das Thema und seine Worte klingen spöttisch, doch seine blauen Augen sehen mich aufmerksam an.

"Na, weil es auch nicht so ist."

Ungläubig hebt er die Augenbrauen. "Joey macht dir förmlich einen Heiratsantrag und Zayn ist besessen von dir."

"Zayn und ich sind Freunde."

"Und Joey?"

"Joey ist nett."

"Nett. Weißt du, wie alt er ist?", fragt er und ich erschaudere unter einem kühlen Luftzug und Louis' Fingern, die nun unter meinem Bauchnabel verweilen.

"Woher soll ich das wissen?"

"Ich habe ihn gefragt, er ist siebenundzwanzig. Wie alt bist du? Zwanzig?"

"Zweinundzwanzig", verbessere ich ihn und Louis legt den Kopf schief.

"Macht dir der Altersunterschied nichts?"

"Nein, wieso auch? Wieso willst du das überhaupt wissen?" Argwöhnisch betrachte ich ihn und atme flach, weil er seine Hand nun wieder auf meinen Oberschenkel legt und dort beiläufig Kreise mit dem Finger zieht.

"Es interessiert mich bloß. Würdest du mit ihm ausgehen?"

"Ich weiß es nicht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht."

Louis spart sich eine Antwort und beugt sich ein wenig nach vorne, weshalb ich nervös schlucke.

"Zieh' dir etwas an, morgen musst du performen können", flüstert er und lächelt mich an. Und noch ehe ich es richtig begriffen habe, ist sein warmer Körper unter mir verschwunden und er hat das Zimmer mit einem 'Schlaf gut' verlassen.

-

Da schreibt man so eine Szene vor Ewigkeiten und bis man sie veröffentlicht hat Harry tatsächlich schon seine eigene Nagellackmarke. Verrückt.
Bitte entschuldigt meine unregelmäßige Anwesenheit auf Wattpad und meine spärlichen Updates. Durch den Schulstress des Abschlussjahres habe ich leider oft andere Sorgen. Ich hoffe, es sind noch nicht alle abgesprungen.

Bis bald
Maybe

[1204 Wörter]

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