10. ᴛᴀɢ, ɴᴀᴄʜᴛ - ʟᴏᴜɪs' ᴢɪᴍᴍᴇʀ

"A tender kiss, I know I'm gonna die of this. And that's because I could drown myself in someone like you. I could dive so deep I never come out" - Impossible, Nothing But Thieves

Es brennt kein Licht und so blinzle ich mehrmals, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und kneife die Augen zusammen.

"Kann ich dir helfen?", ertönt hinter mir plötzlich Louis' Stimme und im selben Moment, in dem er die Tür schließt, knipst er die Deckenlampe an.

Ich fahre herum und schlucke, als mich sein Blick trifft.

Zayns Frage war wirklich berechtigt, denn was zum Teufel suche ich überhaupt hier? Wieso bin ich ihm nachgerannt?

"Ich wollte nur wissen, was du machst, denke ich", erwidere ich wie ein absoluter Vollidiot und beiße mir peinlich berührt auf die Lippe.

Louis scheint etwas verwirrt und hebt dann langsam die linke Hand, in der er seine Zigarettenpackung hält. "Ich wollte rauchen."

"Oh", mache ich bloß und will am liebsten vor Scham im Erdboden versinken. Habe ich allen Ernstes gedacht, er wäre gegangen, weil Joey mich geküsst hat? Wie bescheuert kann man eigentlich sein?

"Möchtest du auch eine?", bietet er mir an und öffnet das Fenster, sobald er sich seine Zigarette angesteckt hat.

"Ich rauche eigentlich nicht."

"Auch nicht mit mir?" Ein kleines Grinsen stiehlt sich auf seine Lippen, bevor er wieder an dem Glimmstängel zieht.

Zögernd trete ich näher und als er mir ohne Vorwarnung eine Wolke Rauch ins Gesicht bläst, huste ich erschrocken auf und reibe mir die brennenden Augen.

"Sorry", lacht er und streckt mir seine Zigarette entgegen. "Willst du?"

"Ich habe zuletzt als Teenager geraucht, ich bin vermutlich aus der Übung", warne ich ihn vor, bevor ich mich vorbeuge und einen tiefen Zug nehme, der schrecklich in meinem Brustkorb brennt. Meine Lippen berühren dabei Louis' Finger und beinahe vergesse ich, mich wieder von ihm zu lösen, doch er nimmt es mir ab, indem er seine Hand zurückzieht und die Zigarette selbst wieder in den Mund nimmt.

"Na so aus der Übung bist du aber nicht." Seine Augen mustern mich neugierig, während er den Qualm in die Nachtluft pustet, und mein Puls nimmt bei dem Anblick Fahrt auf.

"Ich rauche einfach nicht gerne, weil es ungesund und teuer ist."

"Stimmt", nickt er und drückt den Zigarettenstummel wie schon vor Tagen bei mir im Zimmer auf dem Fensterbrett aus. "Stört es dich, dass ich rauche?"

"Nein, das ist deine Sache. Aber klug finde ich es nicht besonders."

"Da kann ich dir nicht einmal widersprechen", sagt er und lässt seinen Blick über mich gleiten.
Seit wir zurück sind, trage ich bloß eine Hose und ein Hemd und vielleicht ist er das ungewohnt 'männliche' Auftreten nicht gewohnt. "Joey scheint ganz schön auf dich abzufahren, was?"

"Ja, ich glaube er mag mich", antworte ich etwas überrascht, weil er das Thema doch angesprochen hat.

"Und? Magst du ihn auch?"

"Das hast du mich schonmal gefragt und die Antwort ist nach wie vor die gleiche. Ich finde ihn nett."

"Nett", wiederholt er und klingt etwas spöttisch.

"Er ist nett", beharre ich auf meine Meinung und Louis legt mit einem seltsamen Blick den Kopf schief und stützt sich auf die Fensterbank.

"Okay", meint er dann schulterzuckend und wartet einen Moment, ehe er weiterspricht. "Ich finde dich auch nett."

"Ja, ich dich auch, ich finde einige Leute nett", erwidere ich nicht ganz sicher, was er mir mit dieser Information sagen will.

"Netter als Joey?"

"Ich... naja..." Unsicher sehe ich ihn an und warte auf eine Reaktion, die nicht nur aus einem stummen Blick besteht, doch er lässt mich warten.

„Vielleicht solltest du es mit Joey versuchen, wenn du ihn magst", schlägt er nach einer Weile vor und sieht hinaus in die sternenklare Nacht. Der Außenbereich der Villa ist bereits stockdunkel und die Luft, die zum offenen Fenster herein weht, erfrischend kühl.

„Nein", widerspreche ich jedoch sofort und er hebt fragend die Augenbrauen ohne mich anzusehen.

„Nein?"

„So sehr mag ich ihn nicht. Und ich fände es unfair ihm etwas vorzuspielen, nur um irgendwelche Vorzüge genießen zu können."

„Vermutlich", erwidert Louis leise und atmet hörbar durch.

Schweigen folgt auf seine Antwort und ich stehe weiß Gott wie lange neben ihm und betrachte ihn dabei, wie er ins Nichts starrt. Und alleine das reicht aus, um mein Herz fröhlich klopfen zu lassen. Die Tatsache, dass ich hier sein und ihn ansehen kann. Es ist beinahe lächerlich.

Ein Klopfen an der Tür durchbricht die Stille und Louis hebt mit einem Ruck den Kopf. Kurz wirft er mir einen Blick zu und wartet ein weiteres Klopfen ab, ehe er laut ‚Herein' sagt.

„Entschuldige die Störung, ich wollte dich nur fragen, ob Harry bei dir-", sagt Zayn, während er ins Zimmer kommt, doch bei meinem Anblick spart er es sich, den Satz zu Ende zu bringen. „Okay, hat sich erledigt."

„Wir besprechen unseren nächsten Tanz. Ein Charleston ist nicht ganz einfach", lügt Louis und dämpft damit meine Freude darüber, dass er mich nicht erneut im Badezimmer versteckt hat.

„Mir ist völlig egal, was ihr hinter verschlossenen Türen macht, Louis. Du musst dich nicht rechtfertigen", entgegnet Zayn bloß und richtet seine Aufmerksamkeit auf mich. „Alles okay?"

„Alles okay", antworte ich mit einem Räuspern und der Schwarzhaarige neigt den Kopf.

Fragend sieht er mich noch einen Moment an, um sich zu versichern, dass wirklich alles in Ordnung ist und er gehen kann, weshalb ich möglichst unauffällig nicke. „Okay, dann gute Nacht."

Mit einem Klicken lässt er die Tür ins Schloss fallen und lässt mich und meinen Tanzpartner erneut in der nächtlichen Stille zurück.

„Er ist wie ein Wachhund", stellt dieser fest und tritt vom Fenster zurück, um es zu schließen.

„Ich weiß es zu schätzen, dass er so auf mich aufpasst. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche. Wenn ich Glück habe, will er auch nach der Sendung noch mit mir befreundet sein."

„Ich glaube nicht, dass du dir darüber Sorgen machen musst."

„Wirst du denn mit Danny befreundet bleiben?", frage ich und bereue es im Nachhinein ein klein wenig, weil ich kein Streitgespräch wie damals bei der zweiten Liveshow haben möchte. Zumindest nicht mehr heute.

„Ich weiß es noch nicht", sagt er sehr zu meiner Überraschung und geht hinüber zu seinem Bett, um sich die Socken und die Hose auszuziehen.

„Gehst du nicht mehr nach unten? Die anderen feiern bestimmt noch ein paar Stunden." Das Danny-Thema will ich ungern weiter ausschöpfen und so bin ich ganz froh, über die Möglichkeit des Themenwechsels.

„Nein, ich habe genug. Außerdem müssen wir morgen wieder üben." Mit einer etwas unbeholfenen Bewegung zieht er sein Shirt nach oben und bleibt mit dem Kopf im Ausschnitt stecken. „Kannst du mir helfen?", kommt es etwas gedämpft unter dem Stoff hervor und er winkt auffordernd mit den nach oben gestreckten Armen.

„Dann halt aber auch still", verlange ich und gehe mit pochendem Herz zu ihm hinüber, um seiner Bitte Folge zu leisten.

„Danke", sagt er, sobald ich ihn aus dem Shirt befreit und es ihm gereicht habe. Ordentlich faltet er es zusammen und legt es dann neben sich auf die Bettdecke, ehe er den Blick zu mir hebt und mich mit schief gelegtem Kopf betrachtet. „Ich mag das Hemd."

„Es ist nur ein schwarzes Hemd", erwidere ich etwas verwirrt und lache amüsiert auf.

Er lächelt mich bloß halbherzig an und lässt sich dann mit einem Seufzen nach hinten fallen.

„Irgendwie bin ich schon froh, wenn dieser ganze Wettbewerb vorbei ist", sagt er mehr zu sich selbst als zu mir.

„Bin ich ein so schrecklicher Tanzpartner?", witzle ich, doch als ich keine Antwort bekomme, ist das auch eine.
Darauf hoffend, dass er meinen Satz nicht einfach so stehen lässt und mir widerspricht, gebe ich ihm noch eine weitere Minute und wende mich, als nichts kommt, enttäuscht zur Tür.

„Warte", hält er mich jedoch zurück und sitzt mit einem Ruck wieder kerzengerade auf dem Bett. „Du bist kein schrecklicher Tanzpartner."

„Sehr überzeugend, danke", entgegne ich sarkastisch und will von ihm wegtreten, doch seine Hand schnellt vor und packt mich beim Handgelenk.

„Ich bin froh, dass du mein Tanzpartner geworden bist."

Skeptisch sehe ich ihn an und wehre mich erfolglos dagegen, bei seinem durchdringenden Blick keine zittrige Knie zu bekommen.

„Weil ich dich mag", spricht er weiter und wird von Wort zu Wort immer leiser. „Aber ich mag dich nicht."

„Das macht keinen Sinn", stelle ich fest und löse mich unsanft aus seinem Griff.

„Ich weiß", stimmt er zu, doch als er fortfahren möchte, unterbreche ich ihn, denn so sehr mein Herz seine Nähe genießt, lasse ich mich doch nicht für dumm verkaufen.

„Hör mal, Louis. Für so einen Unsinn ist mir meine Zeit zu schade. Du magst mich und magst mich nicht? Gib mir Bescheid, wenn du es mit deinen Mitte zwanzig fertiggebracht hast, dich zu entscheiden. So schwer kann das nicht sein."

„Du hast doch keine Ahnung", fährt er mich jedoch unerwartet verärgert an, als ich endgültig gehen möchte, sodass ich abermals innehalte und überrascht auf ihn hinuntersehe.

„Wovon habe ich keine Ahnung?"

„Davon, wie es mir geht."

„Hast du mir jemals gesagt, wie es dir geht? Woher soll ich es denn wissen?", erwidere ich in eben jenem angriffslustigen Tonfall, den er gerade an den Tag legt.

Schweigen und ein wütender Blick sind seine Antwort, doch dabei hält er mich fest umklammert, um zu verhindern, dass ich ihn alleine lasse.

„Es ist nicht fair", flüstert er dann plötzlich ganz leise und presst für einen Moment die Lippen zusammen. „Ich bin nicht schwul, ich stehe nicht auf Männer. Stand ich noch nie."

„Das erwähntest du bereits vor ein paar Tagen."

„Nein, du verstehst mich nicht", widerspricht er kopfschüttelnd und macht nun ein fast verzweifeltes Gesicht. „Ich bin nicht schwul. Ich bin nicht schwul, Harry. Ein Penis ist vermutlich das Unerotischste, was ich mir bisher vorstellen konnte. Aber ich-" Nervös wendet er den Blick ab, lässt mich los und streicht sich die Haare mit beiden Händen auf einmal nach hinten. „Aber ich würde nicht nein sagen, wenn du mich fragen würdest, ob ich das aus der Nacht der letzten Aftershowparty wiederholen wollen würde."

Sprachlos stehe ich da und lasse dieses Geständnis erst einmal sacken, bevor ich mich mit unsicherer Stimme wieder zu Wort melde.

„Ich bin kein Versuchskaninchen für Heteros, die mal ausprobieren wollen, wie es ist, mit einem Mann zu schlafen, Louis. Nur weil es mit mir vielleicht leichter ist, weil ich Gendergrenzen verschwimmen lasse, bin ich kein Objekt für deine Experimente."

Es kostet mich große Mühe, nach seinen Worten bei klarem Verstand zu bleiben, und mich nicht in meinen wirren Gefühlen zu verlieren, doch ich weiß, dass ich nicht einknicken und mich willenlos zur Verfügung stellen darf, nur weil er mein Herz zum Rasen bringt.

„Aber darum geht es mir nicht", widerspricht er und mein Widerstand bröckelt, als er seinen rechten Zeigefinger in die Gürtellasche an meiner Jeans hakt und mich daran näher zu sich zieht. „Sieh dich an, bist du jetzt etwa total feminin? Hast du gerade einen Rock an oder hast du deinen Bart frisch rasiert? Nein. Und trotzdem finde ich dich..." Er stockt und schluckt schwer, ehe er es schafft, auszusprechen, was ihm keine Ruhe lässt. „Ich finde dich attraktiv."

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Ich wünsche euch eine schöne Woche! :)

Bis bald,
Maybe

[1865 Wörter]

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