seven
* * *
{ Ein Weihnachtsmorgen im Schnee }
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„Glaubst du wirklich das wird dich retten, Dimples?"
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich ein unangenehmes Hämmern in meinem Kopf. Der Feuerwhisky hatte definitiv seine Spuren hinterlassen. Instinktiv griff ich nach meinem Wasserglas, was ich immer auf meinem Nachtisch stehen hatte und leerte es in nur wenigen Schlucken. Ich fühlte mich ganz schön ranzig.
Meine Laune besserte sich auch nicht gerade, als ich Fred und George unten im Gemeinschaftsraum sah, die komplett fit wirkten.
„Wie könnt ihr beiden keinen Kater haben?", fragte ich die Zwillinge verwirrt. Ich setze mich zu den beiden an den Tisch und massierte meine Schläfen, da diese angefangen hatten zu pochen.
„Trink das.", sagte George und schob mir eine kleine Flasche mit einer lilafarbenen Flüssigkeit zu. Misstrauisch beäugte ich diese.
„Was ist das?"
„Geheimrezept, aber es hilft mit den Kopfschmerzen.", meinte Fred grinsend. Meine Gedanken trugen mich für einen Augenblick zurück zu gestern Abend und zu Freds und meiner abgeschlossenen Wette. Ich musterte ihn aufmerksam, aber er verzog keine Miene und ich fragte mich, ob er überhaupt noch wusste, was wir abgemacht hatten.
„Wehe ihr verarscht mich und testet jetzt irgendeinen von euren neuen Scherzartikel an mir.", funkelte ich die beiden an, ehe ich die Flasche öffnete und sie in einem Zug leer trank.
„Bring uns auf keine falschen Gedanken, Dimples.", erwiderte Fred grinsend.
Sofort merkte ich wie der Trank seine Wirkung erfüllte. Meine Kopfschmerzen verflogen innerhalb weniger Moment und insgesamt war ich plötzlich viel Energiegeladener. Man schien es mir direkt anzusehen, beide Weasleys fingen an breit zu grinsen.
„Das Zeug ist genial, oder?", fragte mich George.
„Der absolute Wahnsinn.", nickte ich, was die beiden Jungs zum Lachen brachte.
Meine Gemütslage war direkt besser geworden, auch wenn die Niederlage von gestern immer noch wie ein dunkler Schatten über den Gryffindors hing.
* * *
Der November blieb genau so verregnet, wie er schon am ersten Wochenende angefangen hatte. Die Tage zogen sich, mit einer grauen Landschaft vor den Fenstern so dahin und plötzlich war es schon Mitte Dezember. Der erste Schnee war gefallen und im ganzen Schloss begann sich eine weihnachtliche Vorfreude zu entwickeln.
Die Schüler konnten kaum auf die Ferien warten, aber Lehrer hingegen fingen an über unsere ZAGs zu sprechen und predigten uns allen jetzt schon mit dem Lernen anzufangen. Ich hatte bereits ein wenig Stoff wiederholt, aber war noch lange nicht soweit, wie ich eigentlich schon sein wollte. Grund dafür waren Fred und Georges Scherzartikel, die uns häufig bis tief in die Nacht unseren kostbaren Schlaf raubten.
Wir hatten es nach gefühlten Ewigkeiten geschafft, einen geeigneten Zauber für einen Juxzauberstab zu kreieren. Dieser war zwar bei weitem noch nicht ausgereift, aber als Fred einen der Zauberstäbe eines abends berührte, knallte es einmal und der Zauberstab zerfiel zu einem Klumpen Aluminium.
„Nicht schlecht, Livie. Jetzt muss es nur noch eine richtige Gestalt annehmen.", meinte George und musterte das Häufchen Aluminium. Ich nickte und notierte den Zauberspruch, den ich verwendet hatte auf das Stück Papier vor mir.
„Ich werde über Weihnachten nochmal ein paar Bücher über Verwandlung büffeln.", sagte ich an die Zwillinge gewandt.
Ich würde über Weihnachten in Hogwarts bleiben, weil mein Vater schon wieder auf Reisen war. Er hatte mir zwar in einem Brief geschrieben, dass er für mich nach England zurückkommen würde, aber ich wollte ihm diesen Reisestress nicht antun. Es störte mich nicht, über die Feiertage in Hogwarts zu bleiben. Es war soagr gut, dann konnte ich endlich in Ruhe für die ZAGs lernen.
„Oh," meinte Fred plötzlich und schlug sich mit seiner flachen Hand gegen die Stirn „wir hatten ganz vergessen zu sagen, Mom meinte, dass du über Weihnachten mit in den Fuchsbau kommen kannst."
„Stimmt, Freddie. Das hat sie und schon vor über einer Woche geschrieben.", fügte George hinzu, der sich jetzt auch wieder an den Brief von seiner Mutter erinnerte. Ein breites Grinsen erschien auf meinem Gesicht und mir wurde warm ums Herz. Molly Weasley war eine der nettesten und liebsten Menschen, die ich kannte und es freute mich ungemein, dass sie mich zu Weihnachten eingeladen hatte.
„Ehrlich? Und es macht auch keine Umstände?", fragte ich die beiden unsicher. Die Zwillinge schüttelten direkt den Kopf.
„Ach Quatsch. Dadurch, dass Ron hier bleibt, zusammen mit Harry und Hermine, und Charlie und Bill auch nicht kommen, kriegst du glaube ich sogar dein eigenes Zimmer.", meinte Fred und George nickte. Meine Stimmung hebte sich ungemein. Weihnachten im Fuchsbau würde wundervoll werden, da war ich mir sicher.
* * *
„Olivia, Schatz, es ist so wundervoll dich zu sehen.", verkündete Molly Weasley freudestrahlend und zog mich, kaum hatte ich den Kamin verlassen in eine feste Umarmung.
Sie lehnte sich ein Stückchen zurück und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Eindringlich musterte sie mich.
„Vielen Dank für die Einladung, Mrs Weasley.", sagte ich lächelnd, aber die kleine Frau vor mir winkte ab.
„Du bist hier immer herzlich willkommen, Olivia, das solltest du doch mittlerweile wissen und bitte, nenn mich Molly.", zwinkerte mir Mrs Weasley zu.
„Da kommen die eigenen Kinder nach über drei Monaten endlich mal wieder nach Hause und die eigene Mutter hat nur Augen für jemand anderen.", beschwerte sich George, der nun aus dem Kamin hinter mir kam und sich den Ruß noch von den Klamotten putzte.
„Eine echte Frechheit.",fügte Fred hinzu, aber man konnte deutlich hören, dass es beide eher amüsant fanden.
„Ach, kommt her ihr beiden.", grinste Molly Weasley und zog ihre Söhne ebenfalls in eine herzliche Umarmung und drückte beiden noch einen Kuss auf die Wange.
„So, ihr bringt erstmal eure Sachen nach oben und dann gibt es Tee und Kekse.", verkündete Mrs Weasley „Olivia, du kannst in Rons Zimmer gehen, das ist genau neben dem von Ginny."
Ich nickte mit einem Lächeln und schnappte mir dann meine Taschen.
„Livie, ich kann dir zeigen, wo du hinmusst.", meinte Ginny mit leuchtenden Augen. Ihre Haare schimmerten genauso rot, wie das ihrer Geschwister. Sie war aktuell in ihrem zweiten Schuljahr in Hogwarts und obwohl wir drei Jahre auseinander waren, verstand ich mich mit ihr richtig gut. Sie hatte das gleiche gerissene Funkeln in ihren Augen, wie Fred und George und war für jeden Spaß zu haben.
„Na dann mal los.", erwiderte ich und folgte Ginny die Treppe hoch. Fred und George liefen uns hinterher, vollgepackt mit ihren Sachen.
Das Zimmer der Zwillinge lag noch ein Stockwerk höher und während ich schon meine Taschen aufs Bett geschmissen hatte, trotteten die beiden Jungs noch mehr Treppen nach oben.
Der Nachmittag verflog zügig, während wir alle zusammen in der Küche saßen und Zaubererschach und Snape explodiert spielten. Selbst Percy war dabei und hatte sich mal nicht in seinem Zimmer verkrochen. Abends kam dann Arthur Weasley von der Arbeit nach Hause und begrüßte uns alle ebenfalls herzlich und fragte uns über die neusten Ereignisse in Hogwarts aus. Kurze Zeit später stand auch schon das wundervoll duftende Essen auf dem Tisch, den Ginny und ich gedeckt hatten. Das Abendessen schmeckte unglaublich lecker und mit einem viel zu schweren Magen fiel ich schließlich relativ früh ins Bett.
Als ich am Weihnachtsmorgen aufwachte, konnte ich eine weiße Landschaft vor dem Fenster sehen. Über Nacht hatte es anscheinend tüchtig geschneit und es fielen immer noch kleine Flocken vom Himmel. Ein breites Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich liebte es einfach, wenn die Wiesen und Bäume unter einer weißen Decke verschwanden und alles so wunderschön ruhig und vollkommen aussah.
Während ich aus dem Fenster sah, kam mir eine Idee und rasch warf ich mir eine lange Hose über und eine Strickjacke. Ich öffnete meine Tür und lauschte ins Treppenhaus. Es war noch recht früh, deswegen hörte ich noch nicht mal Mrs Weasley in der Küche. Sie war anscheinend auch noch am Schlafen. Ich schlich rüber zu Ginnys Zimmer und öffnete leise die Tür. Ginny war noch fest am Schlafen.
Sachte rüttelte ich sie wach und mit müden Augen sah sie mich schließlich an.
„Was'n los?", fragte sie mich mit verschlafener Stimme. Leise erzählte ich ihr von meinem Plan und ganz plötzlich war sie hellwach. Ein kleines verwegenes Lächeln erschien auf ihren Lippen und ihre Augen begannen zu funkeln.
Keine zwei Minuten später hatte sie sich auch etwas wärmeres angezogen und wir schlichen zusammen die Treppen hinab, durch die Küche und zur Tür nach draußen. Wir zogen jeweils ein paar Schuhe an, die auf einer Matte neben der Tür standen. Die kalte Winterluft schlug uns entgegen, als wir die Tür öffneten. Ginny reichte mir einen der Eimer, die draußen vor dem Eingabg standen und sofort begannen wir diesen mit dem frischen Schnee zu füllen.
Mit den vollen Eimern liefen wir wieder zurück ins Haus und gingen leise die Treppen hoch, bis in den dritten Stock. Vor dem Zimmer von Fred und George blieb ich stehen und blickte kurz zu Ginny. Ich sah, dass sie tückisch grinste und auch ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ein kurzes Nicken von ihr und ich öffnete ganz leise die Tür.
Die Zwillinge waren noch tief am Schlafen. Freds Bett stand auf der linken Seite vom Fenster und Georges rechts davon. Ich öffnete die Tür komplett und sie knarzte leise, aber keiner von beiden rührte sich. Mit einer kleinen Handbewegung bedeutete ich Ginny mir zu folgen und deutete anschließend auf George. Sie verstand direkt und schlich rüber auf seine Seite des Zimmers. Ich ging zu Fred und stellte mich über ihn. Seine Haare waren ganz zerzaust und seine Gesichtszüge waren komplett entspannt.
Ginny warf mir einen Blick zu. Sie stand mit dem Schneeeimer über George gebeugt. Auf mein Nicken hin schüttete sie den eiskalten Inhalt ihres Eimers auf George und ich tat das gleiche bei Fred. Kaum hatten Ginny und ich die Eimer geleert, fingen wir beide an lauthals zu lachen und die Zwillinge schreckten wie von der Tarantel gestochen hoch.
„Was zum-", begann George verwirrt, der noch komplett verschlafen wirkte und nur langsam realisierte, was soeben passiert ist. Er warf seinem Bruder einen Blick zu, der viel fitter wirkte als er selbst. Er hatte dieses eiskalte Erwachen viel besser verkraftet als George.
„Dafür werdet ihr bezahlen.", meinte Fred ernst, aber ein fieses Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er sprang aus seinem Bett und kurz erhaschte ich einen Blick auf seinen durchtrainierten Oberkörper. Er trug nur eine Boxershorts und wie im Trance starrte ich Fred an, während ich neben mir Ginnys Hand ergriff.
„Lauf, Ginny.", sagte ich laut und zog sie an ihrer Hand mit mir, raus aus dem Zimmer. Laut lachend rannten wir die Treppen wieder hinab. Wir hatten noch nicht mal die letzte Stufe erreicht, als wir schon die Zwillinge die Treppe herunterlaufen hörten. Wir waren sowas von geliefert.
Zusammen sprinteten wir nach draußen und als wir den Schuppen erreicht hatten, warf ich einen Blick zurück. Fred und George zogen sich gerade noch ihre Schuhe an und im nächsten Moment kamen sie auf Ginny und mich zu gerannt. Das rothaarige Mädchen und ich schienen das gleiche zu denken, denn wir beiden nickten uns nur einmal kurz zu, ehe sie Richtung Auffahrt rannte und ich in die andere Richtung, zum Garten.
Fred und George riefen sich hinter uns irgendetwas zu und aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie sich die beiden auch aufteilten. Ich war bereits nach wenigen Meter komplett außer Puste und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich eingeholt wurde. Also lief ich hinter einem Baum und kam dort schlitternd zum Stehen, um erstmal durchzuatmen und um mich auf meinen vorstehenden Untergang vorzubereiten. Fred kam kurze Zeit später auf der anderen Seite des Baumes an. Er hatte sich einen Pullover übergezogen und trug nun auch eine Jogginghose.
„Glaubst du wirklich das wird dich retten, Dimples?", fragte er mit hochgezogen Brauen und grinste mich von der anderen Seite des Baumes schief an. Ein verschmitztes Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Augen funkelten voller Schadenfreude. Seine Haare waren etwas feucht vom geschmolzenen Schnee und sein Gesicht war von der Kälte leicht gerötet. Er sah unverschämt gut aus.
„Du kriegst mich nie.", erwiderte ich, aber mir war sonnenklar, dass ich mir gerade selbst etwas vormachte. Fred war das auch bewusst denn er begann zu lachen. Er warf einen Blick über seine Schulter, um nach George und Ginny zu sehen. Ich nutze seine Unaufmerksamkeit schamlos aus. Rasch hob ich eine Handvoll Schnee auf und formte sie zu einem Ball.
Kaum hatte Fred sich wieder zu mir gedreht, hatte ihn auch schon mein Schneeball mitten im Gesicht getroffen. Perplex taumelte er einen Schritt zurück und rieb sich den Schnee aus seinem Gesicht.
„Dimples.", hörte ich ihn noch Knurren, aber ich hatte schon wieder zu einem neuen Sprint angesetzt. Mein Ziel war jetzt einfach vor Fred am Fuchsbau zu sein und mich dort im Bad oder in meinem Zimmer einzuschließen. Aber bis zum Haus waren es einige Meter und Fred war mir schon wieder auf den Fersen.
Gerade als ich noch einen weiteren Blick über meine Schulter wagen wollte, spürte ich zwei Hände an meinem Unterarm und ich wurde mit voller Kraft herumgewirbelt. Ich prallte gegen Fred, der süffisant auf mich hinab grinste, aber auch etwas außer Atem war.
„Hab ich dich.", lachte er, aber kampflos gab ich auf keinen Fall auf. Ich fing an wild herumzuzappeln und probierte seinen Griff zu lösen. Wir rangelten eine ganze Weile, aber er hatte deutlich die Oberhand. Ich probierte sein eines Bein wegzuziehen, allerdings verlor ich selbst das Gleichgewicht und rutschte weg.
Ich krallte mich an Fred, um nicht hinzufallen, aber dieser verlor auch den Halt und zusammen fielen wir in den Schnee. Fred lag halb auf mir drauf und wir beide wurden von einem Lachanfall nur so geschüttelt. Ich bekam bereits Bauchschmerzen, als Freds Lachen verklang und ich seinen Blick auf mir merkte. Er sah mich eindringlich an. Mein Lachen erstarb auch und ich merkte jetzt erst, wie nah wir uns waren.
Fred hatte seinen einen Arm rechts von meinem Kopf abgestützt, während der andere an meiner Taille lag, wo er vergebens probierte hatte mich vor dem Fall zu schützen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Seine Augen fixierten meine und vorsichtig strich er mir eine meiner dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich vergaß einen Moment zu atmen, als sein Blick kurz zu meinen Lippen huschte.
„Komm Fred, ich hab Ginny gefangen.", rief George von irgendwoher und Freds Kopf schoss hoch. Sein Lächeln erschien wieder auf seinen Lippen. Fred rappelte sich auf und eine Anspannung fiel von mir ab, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte.
„Du und deine Komplizin müsst noch einiges Lernen.", meinte Fred zwinkernd und hielt mir die Hand hin, um mir hoch zu helfen. Ich ergriff diese und er zog mich auf meine Beine.
„Nächstes Mal kriegt ihr uns definitiv nicht so schnell.", grinste ich und zusammen liefen wir zurück zum Fuchsbau. Ich probierte unseren Moment, den wir eben hatten einfach aus meinem Kopf zu streichen. Vorerst zumindest.
Mrs Weasley stand mittlerweile in der Küche und als sie uns bemerkte, schüttelte sie nur den Kopf, hatte aber ein kleines Lächeln im Gesicht.
„Ihr seid ja auch komplett durchnässt. Zieht euch erstmal etwas Warmes an und dann kommt runter zum Frühstücken.", meinte Mrs Weasley ernst. Erst jetzt spürte ich die Kälte und die Nässe an meinem Rücken. Freds Nähe hatte mich das komplett vergessen lassen, als wir in den Schnee gefallen waren.
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Heyho! Das Kapitel hat ein Tickchen länger gedauert, weil ich einfach viel zutun hatte. Bin aber insgesamt wirklich sehr zufrieden :)
Lasst gerne Feedback da!
Ganz viel Liebe <3
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