Der Sturm

Kai musste sich auf Zehenspitzen stellen, um über Jacks Schulter die Crew zu betrachten. Alle standen in einer Reihe am Steg und blickten starr gerade aus. Gibbs hatte tatsächlich eine Menge Leute gefunden.

Frustriert mit ihrer Position hinter Jack, drängte Kai sich zwischen ihn und Will und lauschte Gibbs Worten.

Er erklärte, dass jeder von den Männern sich schon auf See befunden hatte und verrückt genug war, bei ihrem Plan mitzumachen.

Die Gruppe blieb vor einem Mann stehen, der nur halb so groß war, wie die Männer neben ihm. Auch wenn er kleiner war als der Rest, musste Kai zugeben, dass er entschlossener dreinblickte als die restliche Crew zusammen.

„Also das ist deine kraftprotzende Crew?", fragte Will abwertend.

Jack antwortete nicht, sondern ging weiter und blieb vor einem Mann mit Papagei stehen.

Der Papagei war ein wunderschönes Tier. Der Rücken, die Schwanzfedern und die Flügel waren hellblau. Die Federn am Bauch waren knallgelb und ein Teil des Kopfes war grün.

Jack achtete aber gar nicht auf das Tier, sondern sprach den Besitzer des Vogels an. „Hey, Seemann."

„Cotton, Sir.", half Gibbs.

„Mr. Cotton, habt ihr den Mut und die Kraft Befehlen zu folgen und treu zu sein im Angesicht des beinah sicheren Todes?"

Cotton antwortete nicht, sondern schaute fragend zu Gibbs.

„Mr. Cotton! Antwortet mir!"

Gibbs beugte sich leicht nach vorne und erklärte: „Ähh. Er ist stumm, Sir. Den armen Teufel haben sie die Zunge rausgeschnitten. Deswegen hat er den Papageien trainiert, damit er für ihn spricht. Nur keiner weiß bis jetzt wie."

Cotton öffnete seinen Mund, um den Stummel zu zeigen, der eigentlich einmal eine Zunge gewesen war.

Jack verzog angewidert das Gesicht und Kai stellte sich wieder auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können.

Wieso musste sie auch so klein sein?

„Mr. Cottons Papagei. Selbe Frage.", befahl Jack.

Kai hob ihre Augenbrauen, aber das Tier antwortete tatsächlich. „Wind in den Segeln. Wind in den Segeln."

„Meistens glauben wir, dass bedeutet „ja".", erklärte Gibbs lächelnd.

„Natürlich bedeutete es das.", sprach Jack autoritär.

Kai legte den Kopf schief und streckte vorsichtig die Hand nach dem Tier aus. Cotton nickte einmal, weswegen Kai selbstbewusster, sanft über die Federn des Vogels strich. Sie zog ihre Hand wieder zurück und grinste Will an, der lächelnd den Kopf schüttelte.

Jack hatte die kurze Interaktion gemustert und drehte sich nun auch zu Will um. „Zufrieden?"

„Naja, du hast bewiesen, dass sie verrückt sind.", zuckte Will mit den Schultern und Jack schaute wieder zur Crew.

Warum musste Turner an allem rumnörgeln?

„Und was springt für uns dabei raus?", fragte eine tiefe Stimme anklagend.

Alle drehte sich um und folgten Jack, die Reihe entlang.

An vorletzter Stelle stand ein kleiner Mann, dessen Gesicht von einem Hut verdeckt wurde.

Jack hob vorsichtig den Hut an und legte das Gesicht einer hübschen jungen Frau frei. Er entfernte den Hut ganz und die langen dunkelbraunen Haare der Frau fielen ihr über die Schultern.

Wenn Kai eines von Tortuga oder besser gesagt den Frauen von Tortuga gelernt hatte, dann das, wenn eine Frau diesen Gesichtsausdruck hatte, Jack Sparrow jeden Moment eine Ohrfeige kassieren würde.

„Anamaria.", lächelte Jack und schon im nächsten Moment holte die Frau aus und scheuerte ihm eine.

Jacks Gesicht wurde wieder zu Will und Kai herumgewirbelt und Will fragte: „Ich nehme an, die hast du auch nicht verdient?"

Zu Kais Überraschung verneinte Jack. „Nein. Die hab ich verdient."

Die Tatsache, dass Jack dies so offen zugab, ließ Kai nachdenken. Vielleicht sprach Sparrow doch öfters die Wahrheit, als sie am Anfang erwartet hatte.

Anamaria nickte hinter Jack und zischte: „Jack, du hast mein Boot gestohlen!"

Jack drehte sich wieder herum und wollte schon widersprechen, da bekam er noch eine Ohrfeige.

Kai hielt sich eine Hand vor dem Mund, um ihr Lachen zu kaschieren.

„Geborgt! Geborgt, ohne Erlaubnis, aber mit der aufrechten Absicht, es wieder zurückzubringen."

„Aber das hast du nicht!"

Jack wich bei Anamarias Geschrei etwas zurück und versprach gleich: „Du bekommst ein anderes."

Anamaria hob ihren Zeigefinger und Jack zuckte sofort zusammen in der Angst erneut geschlagen zu werden.

„Das werde ich."

„Ein besseres!", eilte Will Jack zur Hilfe.

Jack stimmte zu, doch als Will Anamaria die Interceptor versprach, schlief Jacks Grinsen ein. Widerwillig versprach Jack ihr das Schiff und Anamaria akzeptierte den Deal. Sie entriss Jack noch ihren Hut und stakste dann gemeinsam mit der Crew zum Ruderboot.

Kai drängte sich an den Männern vorbei, um zu Anamaria aufzuholen, die sie misstrauisch musterte.

Kai hielt ihr die Hand entgegen und lächelte: „Hi. Ich bin Kai"

Anamaria schlug ein und stellte sich noch einmal vor.

Jack beobachtete, die beiden Frauen und hörte Gibbs Protesten nur am Rande zu. Er konnte erkennen, dass Kai Anamaria gerade erklärte, weshalb sie Jack begleitete, und Jack wusste nicht, was er davon halten sollte, wenn sich die beiden Frauen tatsächlich miteinander anfreunden würden.

„Es bringt furchtbares Unglück eine Frau an Bord zu haben. Zwei noch dazu, Sir!"

Jack schaute noch einmal zurück zu Tortuga und erklärte schließlich: „Viel schlimmer wäre es, die beiden nicht dabei zu haben."

Danach folgte er seiner neuen Crew zum Ruderboot.

~~~

Will hatte Kai schon dreimal befohlen Unterdeck zu gehen, doch sie würde nicht auf ihn hören.

Jack steuerte das Schiff gerade durch einen heftigen Sturm, und die Crew konnte jede helfende Hand gebrauchen, die sie kriegen konnte.

Anamaria hatte ihr sobald sie auf der Interceptor angekommen waren, die Grundlagen des Segelns erklärt und auch wenn Kai sich nicht alles gemerkt hatte, bemühte sie sich.

Sie zog Knoten fester, half Segel aus- und einzuholen und hatte den kleineren Seemann, Marty, schon davor bewahrt, über die Reling gespült zu werden.

Eine Welle riss Gibbs und Will von den Füßen und Kai griff schnell nach dem sich lösenden Seil. Sie wartete, bis die beiden Männer es zurück zu ihr geschafft hatten.

Zu dritt, schafften sie es das Seil wieder fest zu ziehen.

Während Gibbs knotete, fragte Will: „Wie sollen wir zu einer Insel segeln, die keiner finden kann? Mit einem Kompass, der nicht funktioniert?"

„Der Kompass zeigt nicht nach Norden, aber wir versuchen ja auch nicht den Norden zu finden, oder?", grinste Gibbs und zog den Knoten fest.

Während Gibbs, zu Jack torkelte und Will das nächste Seil fester zog, blickte Kai über das Deck, um zu schauen, wo sie noch helfen konnte.

Sie entdeckte Marty, der Probleme mit einem der Seile hatte. Schnell wackelte sie auf den Seemann zu und griff gerade noch rechtzeitig nach dem Seil, bevor Marty den Halt verlieren konnte.

„Wo gehört es festgemacht?", schrie Kai über den tosenden Sturm hinweg.

Marty deutete auf die richtige Stelle und gemeinsam schafften sie das Seil zu fixieren. Während Kai es festknotete, torkelte Marty schon zur nächsten Aufgabe.

So arbeiteten sie weiter, bis sie endlich aus dem Sturm draußen waren. Ein Teil der Crew ging Unterdeck, um sich auszuruhen, doch Kai lehnte sich einfach erschöpft gegen die Reling.

Ihre Finger schmerzten und sie war klitschnass, doch als Will zu ihr rüber blickte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.

Sie drehte sich um und blickte voraus. Sie konnte den Sonnenaufgang hinter den ganzen Wolken fast nicht erkennen, aber selbst die grauen Wolken hatten auf See etwas Schönes an sich.

Das Wetter war grausamer als in Port Royal. Aber auch freier.

Sie stützte sich auf der Reling ab und starrte einfach nur in die Ferne.

Es erklangen Schritte hinter ihr und im nächsten Moment, konnte sie eine Bewegung in ihrem Augenwinkel erkennen.

Kai musste sich nicht zu Jack drehen, um ihn zu erkennen. Sie hatte bemerkt, dass er einen ganz eigenen Gang hatte, durch den sie ihn immer erkennen würde.

„Was ist an den Wolken so interessant?", durchbrach Jack schließlich die Stille und Kai linste zu ihm rüber.

Er lehnte mit dem Rücken an der Reling. Sein wacher Blick scannte seine Mannschaft und Anamaria, die das Steuer übernommen hatte, nachdem er ihr den Kurs genannt hatte.

„Ich habe sie schon lange nicht mehr so gesehen. Das ist erst mein zweites Mal auf See. Ich habe mein ganzes Leben nur in England oder Port Royal verbracht.", erklärte Kai und schaute wieder in den Himmel.

„Klingt langweilig."

Kai nickte leicht und wrang mit ihren Händen ihr durchnässtes Haar aus.

„Du schlägst dich übrigens ganz gut. Für dein zweites Mal auf See.", lobte Jack, schaute aber immer noch nicht zu ihr.

„Ich bemüh mich. Wie lange noch bis wir bei der Insel ankommen?"

„Ein Tag etwa. Schon nervös?"

Kai dachte lange über seine Frage nach. Falls Jack durch die lange Pause unwohl wurde, zeigte er es nicht. Er wartete einfach ab.

Schlussendlich antwortete Kai ehrlich: „Ich mache mir Sorgen um Elizabeth, aber ich bin nicht nervös meinetwegen."

Ein Grinsen breitete sich auf Jacks Gesicht aus und er drehte sich zu Kai. Nun lehnte er mit seiner Seite an der Reling und stützte sich mit einer Hand darauf ab. „Mutig im beinahe sicheren Angesichts des Todes.", stellte Jack fest und wiederholte somit beinahe seine Worte vom vorigen Tag.

„Weißt du was mich erwartet, wenn ich nach Port Royal zurückkehre, Jack?", fragte Kai leise und drehte ihren Kopf zu ihm. Sie wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern sprach gleich mit bitterer Stimme weiter: „Eine Hochzeit mit einem Mann, den ich kaum kenne. Ich werde seine Hausfrau sein und seine Kinder gebären."

Jack verzog leicht das Gesicht, doch Kai sprach weiter: „Ich werde nur reden, wenn man es von mir erwartet, da es sich für Frauen nicht gehört, genauso gebildet zu sein wie ihr Ehemann."

Kai machte eine kurze Pause und ihre Stimme wurde weicher. „Wenn ich bei dem Versuch meine Schwester zu retten sterben sollte, sterbe ich freier als ich in all meinen Jahren zuvor je war."

Kai seufzte leicht und schaute wieder aufs graue Meer hinaus. „Oder ich in meinen kommenden Jahren je sein würde."

Jack überlegte lange, was er darauf sagen sollte. Er musterte die Frau vor sich und legte den Kopf schief.

Kai war zwar klein, aber ihm war schon bei seiner ersten Begegnung mit ihr aufgefallen, dass sie durchaus muskulöser war als eine normale Edeldame. Ihre intelligenten Augen hatten die Farbe des Ozeans, wenn die Sonne am höchsten stand und ihre gebräunte Haut, zeigte, dass sie sich nicht nur in einer Villa all die Jahre versteckt hatte.

Sie zögerte nicht sich die Hände schmutzig zu machen, urteilte nicht zu schnell und richtete ihren Blick immer auf den Horizont.

Sie wäre ein guter Pirat gewesen, wenn sie anders aufgewachsen wäre.

Jacks freie Hand umgriff seinen Kompass. Er überlegte lange, ob er ihn Kai kurz geben sollte. Er war durchaus neugierig, wohin die Nadel zeigen würde.

Schlussendlich entschied er sich aber dagegen und setzte wieder ein lockeres Grinsen auf.

„Dann kehre nicht nach Port Royal zurück."

Kai ließ bei Jacks Worten den Kopf hängen und rieb sich mit ihren Händen übers Gesicht.

„Ich muss."

„Wieso?"

Kai versteifte sich und Jack befürchtete schon, dass er sie wütend gemacht hatte und er vielleicht seine fünfte Ohrfeige in kürzester Zeit kassieren würde, doch Kai drehte einfach nur ihren Kopf zu ihm und deutete zu Will.

Jack folgte ihrer Geste und bemerkte, dass dieser sie anscheinend schon die ganze Zeit beobachtete.

„Turner? Du hast Gefühle für ihn?", fragte Jack, dass Erste das ihm in den Sinn kam.

Kai schnaubte und schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Aber Elizabeth hat welche. Und wenn ich Theodore Groves heirate, hat sie als die jüngere Schwester vielleicht die Chance den Mann zu heiraten, den sie wirklich liebt."

Jack verzog bei dem Namen Theodore das Gesicht. Er wollte sich schon über den Namen vor Kai lustig machen, als er ihre Worte erst richtig realisierte.

Seine Miene verdüsterte sich und er fragte bitter: „Also gibst du deine eigene Freiheit für die deiner Schwester auf?"

Kai linste über ihre Schulter zu Jack und blickte dann stumm zurück auf's Meer, als sie seinen grimmigen Gesichtsausdruck sah.

Sie wusste nicht, wieso es ihn kümmerte, doch sie würde sich nicht rechtfertigen. Sie hatte Jack in den letzten Tagen studiert. Sie konnte nicht das Risiko eingehen, dass er ihre Meinung noch änderte. Sie wusste, er würde es vermutlich schaffen.

Deswegen stieß sie sich von der Reling ab und ging zu Will, der ihr wortlos ein Stück Brot reichte. Sie spürte Jacks Blick auf ihr, doch sie drehte sich nicht mehr zu ihm um.

Nachdem Kai sich neben Will gesetzt hatte und anfing an ihrem Brot zu knabbern, hörte sie, wie Jack zurück zum Steuerrad ging.

Will verfolgte Jack mit seinen Augen und fragte Kai dann misstrauisch: „Was hat Jack gewollt?"

Will hatte das ganze Gespräch aus der Ferne verfolgt, war aber nicht nah genug dran gewesen, um auch nur ein Wort zu verstehen.

Kai schenkte Will nur einen kurzen Blick, bevor sie leise antwortete: „Wir haben nur geredet."

Sie aßen schweigend und mit der Zeit breitete sich ein Nebel über dem Wasser aus. Kai hatte zwischendurch kurz geschlafen.

Auch als die restliche Crew wieder an Deck kam, änderte sich die Stimmung nicht.

Jack steuerte die Interceptor durch einen Schiffsfriedhof, den die Crew an der Reling mit düsteren Mienen betrachtete.

Kai saß beim Hauptmast und beobachte die Crew nachdenklich. Gibbs war der Erste, der sich wieder fing und an ihr vorbei ging, um ein Seil neu festzuknoten.

Will folgte Gibbs eifrig und fragte, wie Jack an seinen Kompass gekommen war.

Kai blickte automatisch zum Captain und sah ihn wieder auf seinen Kompass fixiert.

Gibbs antworte Will, während er arbeitete: „Ist nicht viel bekannt über Jack Sparrows Leben bevor er in Tortuga auftauchte mit der Absicht den Schatz der Isla de Muerta zu finden. Das war, bevor ich ihn traf, damals als er Captain der Black Pearl war."

Will und Kai reagierten beide mit aufgerissenen Augen und fragten gleichzeitig: „Was?"

Gibbs schaute ertappt zwischen den beiden hin und her und trank einen Schluck aus seinem Flachmann.

„Hat er gar nicht erwähnt.", murmelte Will noch.

„Naja. Er plaudert nie aus dem Nähkästchen. Das ist eine hart erlernte Lektion gewesen."

Kai blickte zu Gibbs und Will auf und lauschte, als Gibbs die Geschichte wiedergab.

„Drei Tage nach Beginn des Abenteuers kam der erste Maat zu ihm und sagte es gibt alles zu gleichen Teilen, dass bedeutet der Fundort des Schatzes auch. Also gab Jack die Position preis."

Gibbs machte eine dramatische Pause in der Kai zurück zu Jack linste.

„In der Nacht kam es zu einer Meuterei. Sie haben Jack auf einer Insel ausgesetzt und wollten ihn dort sterben lassen, aber erst nachdem ihn die Hitze wahnsinnig gemacht hat."

„Ahh. Das ist also der Grund für diese...", fragte Will und verzog das Gesicht. Er machte irgendwelche Handbewegungen, die Kai nicht verstand. Wenn Will Jack imitieren wollte, war er nicht sonderlich gut darin.

„Das hat gar nichts damit zu tun", grummelte Gibbs und setzte sich neben Kai.

„Also ihr beiden, wenn ein Pirat ausgesetzt wird, gibt man ihn eine Pistole mit einem einzigen Schuss. Nur ein Schuss!", fing an Gibbs zu erklären und schaute zwischen den beiden hin und her. „Der nützt einem nicht viel. Weder um zu jagen noch um gerettet zu werden, aber nach drei Wochen mit hungrigem Magen und Durst, da begann die Pistole richtig freundlich auszusehen..."

Gibbs formte mit seinen Fingern eine Pistole und deutete auf seine Schläfe. Kai schluckte und spielte mit ihren Fingern. Sie wollte gar nicht wissen wie schrecklich solch ein Schicksal sein musste.

„Aber Jack kann von der Insel fliehen und hat noch immer diesen einen Schuss. Er hat ihn nicht vergeudet. Er hat ihn aufgespart für einen Mann. Seinen meuterten ersten Maat."

„Barbossa.", schlussfolgerte Kai und Gibbs nickte schnell.

„Aye."

Will zog seine Augenbrauen zusammen und fragte: „Wie ist Jack von der Insel runtergekommen?"

Energetisch fing Gibbs an zu erzählen. Kai bemerkte, dass Gibbs es anscheinend liebte zu tratschen. Wenn es um das ging, war er nicht besser als die Hofdamen in Port Royal. Jedoch war Gibbs weit aus sympathischer.

„Er watete hinaus ins seichte Wasser und verharrte dort drei Tage und drei Nächte. So dass alle möglichen Arten von Meereskreaturen sich an seine Anwesenheit gewöhnen konnten. Am vierten Morgen, da band er sich an zwei Schildkröten, zurrte sie zusammen und baute sich so ein Floß!"

Unglaubwürdig starrte Kai Gibbs an. Der konnte diese Geschichte doch nicht allen Ernstes glauben? Kai glaubte kaum, dass solch eine Flucht möglich war.

Auch Will fragte unsicher: „Er hat zwei Schildkröten zusammengebunden?"

„Aye. Schildkröten."

„Was hat er als Seil benutzt?"

Gibbs hatte keine Antwort auf Wills Frage und schaute etwas ertappt, als er sich drehte und Jack vor sich stehen sah. Auch Kai zuckte leicht erschrocken zusammen.

„Menschenhaar. Von meinem Rücken.", beantwortete Jack und Gibbs grinste.

Kai schnaubte unbeeindruckt und schüttelte leicht den Kopf.

Jack musterte sie einmal kurz und gab dann den Befehl, den Anker auszuwerfen. Danach erklärte er: „Der junge Mr. Turner und ich gehen an Land."

Kai wollte schon widersprechen, aber Jack schaute ihr direkt in die Augen und sprach: „Desto weniger Leute dort rein gehen, desto sicherer ist es. Wenn wir Miss Swann retten, sind wir schon zu dritt. Deine Anwesenheit würde ihre Rettung schwieriger machen."

Kai kniff die Augen zusammen, nickte aber schließlich.

Jack ging schon zum Ruderboot, da sprang Gibbs auf und fragte: „Captain, was passiert, wenn der schlimmste Fall eintritt?"

„Immer an den Codex halten!"

Verwirrt folgte Kai den Männern. Als Jack und Will im Boot saßen und Jack die Ruder in die Hand nahm, seufzte Kai.

„Seid vorsichtig."

Die Männer nickten und ruderten Richtung Insel.

Kai blickte ihnen hinterher bis der Nebel sie verschluckte. Sie drehte sich zu Gibbs und fragte dann vorsichtig: „An was für einen Codex sollen wir uns halten?"

Gibbs lächelte mitleidig und erklärte sanft: „An den Piratencodex."

„Und was besagt der?"

Gibbs antwortete nicht sofort, aber schließlich sagte er genau das, das Kai befürchtet hatte. „Jeder Mann, der zurückbleibt, wird zurückgelassen."

Kai schluckte und drehte sich wieder zur Reling. Sie betete, dass beide Männer gesund und munter mit ihrer Schwester zurückkehrten. 

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