THIRTEEN.

MARLENE || James reibt sich die Stirn, während seine Feder kratzend über das Pergament streicht, so hastig, dass sich bereits mehrere Flecken gebildet haben.

„Was könnte ich sonst noch so beschreiben, Mooney?" Flehend sieht er zu seinem Freund herüber, der gerade in aller Ruhe im Tagespropheten blättert. „Ich kann nicht schon wieder durchfallen in Muggelkunde."

Remus lässt die Zeitung sinken. „Die Toaster hast du eingebaut, ja?"

„Das sind diese Dinger, die das Brot rösten, oder? Ja, die hab ich drin."

„Was ist mit Telefonen?", schlägt Dorcas vor.

James schüttelt den Kopf. „Wie funktionieren die? Was muss ich dazu schreiben?"

„Du hältst es dir ans Ohr und kannst dann mit jedem anderen auf der Welt sprechen, der auch ein Telefon hat", erklärt sie.

„Aber dann muss man ja immer mit dem Ding in der Hand rumlaufen", meint James entsetzt. „Ist das Telefon dann an Muggeln festgebunden?"

Lily beißt sich auf die Unterlippe, als müsste sie sich ein Lachen verkneifen. „Das Telefon meldet sich, wenn jemand mit dir sprechen will. Es piept und dann kannst du es hochheben."

„Faszinierend." Sirius Augen funkeln und ich kann seine Begeisterung durchaus verstehen.

Wer hätte das gedacht, die Muggel haben tatsächlich etwas erfunden, dass sehr viel schneller als unsere Eulenpost ist.

„Und man kann wirklich mit jedem sprechen? Überall auf der Welt", hake ich nach.

Remus nickt. „Ja."

„Man braucht nur die richtige Nummer", ergänzt Lily. „Manchmal verwählt man sich mal und das kann peinlich enden."

Peter strahlt. „Das ist ja fast wie Zauberei."

Ich muss ihm insgeheim zustimmen und spiele einen Augenblick mit dem Gedanken, meine Eltern zu überreden, sich ein Telefon anzuschaffen. Doch ich weiß, dass es nur in Geschrei enden würde darüber, wie weit uns die Muggel hinterher sind und dass man sich mit ihnen nicht auch noch verbrüdern dürfte.

„Meinst du, du könntest mir in den Ferien mal zeigen, wie man ein Feleton benutzt, Lily?", fragt James vorsichtig.

Ich presse die Lippen aufeinander, weil er alles andere als unauffällig vorgeht, doch zu meiner Überraschung nickt die rothaarige Hexe tatsächlich.

„Es heißt nicht Feleton, sondern Telefon", meint Lily, ein kleines Grinsen im Gesicht. „Aber ja, ich schätze, ich kann es dir zeigen."

Einen Augenblick sieht es so aus, als würde James vor Schock der Aufsatz aus der Hand rutschen, dann hat er sich wieder gefangen. Hastig kritzelt er die Informationen über diese mysteriöse Telefon auf sein Pergament und verzieht dann das Gesicht, als ihm auffällt, dass ihm immer noch ein Absatz fehlt.

„Weitere Ideen für Muggelerfindungen?"

„Waschmaschinen?", schlägt Remus vor.

James nickt hastig. „Wie genau funktionieren die?"
„Nun, wenn du den genauen Prozess beschreiben muss, bin ich auch überfragt", meint Remus grinsend. „Man steckt die Wäsche rein und dann kommt sie sauber wieder raus. Das reicht mir an Wissen."

„Und es gibt gefühlt tausend Programme und ständig kämpft man mit der Waschmaschine, weil sie nicht richtig aufgeht", ergänzt Dorcas mit verzerrtem Gesicht. „Das ist manchmal echt nervig."

Ich sehe sie beindruckt an, weil es mich immer wieder überrascht, was Muggel so alles erleiden müssen. „Sind diese Waschmaschinen sehr gefährlich?"

Lily verschluckt sich vor Lachen an ihrem Kürbissaft, sodass Peter ihr hastig auf den Rücken haut.

„Waschmaschinen sind nicht gefährlich, Mar." Grinsend schlingt Dorcas mir ihren Arm um die Schulter. „Ehrlich, du und Sirius hättet auch lieber Muggelkunde belegen sollen. Vielleicht sollte ich dir in den Ferien mal einen Crashkurs geben."

„Es ist nicht so, als würde es mich nicht interessieren", erinnere ich sie seufzend. „Aber meine Eltern würden mich eher von der Schule nehmen, als mich den Muggelkundeunterricht besuchen zu lassen."

Sirius nickt zustimmend. „Ich habe es im ersten Semester gehabt, erinnert ihr euch an den Heuler, den meine Erzeuger mir daraufhin geschickt haben, als das aufgeflogen ist? Ich konnte eine Woche lang nicht mehr richtig hören."

Peter durchläuft ein Schauer. „Ich auch nicht und der Brief hat mich nicht mal betroffen."

„Wir haben schon lange keinen Heuler mehr bekommen, oder?", fragt James, den Kopf ein wenig schiefgelegt. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann der letzte –"

Genau in diesem Augenblick lässt Cliffer, unsere momentane Familieneule einen roten Brief auf meinen Teller fallen, der kurz zittert und dann anfängt zu flattern, während die Stimme meiner Mutter durch die gesamte große Halle schallt.

Ich mache mir nicht die Mühe, aufzuspringen und eilig davonzulaufen, weil ich weiß, dass die Heuler meiner Mutter ohnehin zu schnell sind. Dafür habe ich bereits genügend Erfahrung mit ihnen sammeln müssen. Auch heute explodiert der Brief förmlich, reißt all die Stille und das Leben mit sich, während er die Welt ein wenig dunkler macht.

„Marlene Ophelia McKinnon, ich bin sicher, dass meine letzten Briefe wohl in der Luft verloren gegangen sind, denn keines meiner Kinder würde es schließlich wagen, mich einfach zu ignorieren", beginnt ihre Litanei.

Seufzend rutsche ich ein wenig auf der Bank nach unten, mir nur zu bewusst, dass mich alle Leute in der Nähe neugierig anstarren.

„Ich erinnere dich hiermit noch einmal an den Weihnachtsball, der in drei Wochen stattfindet wird. Ein Anlass, an dem du unsere Familie würdig repräsentieren wirst, denn ansonsten werden wir beide ein Problem haben. Leider ist es dir bisher entgangen, mich über deine Begleitperson zu informieren. Teile mir bis Sonntag mit, ob du jemanden gefunden hast, denn ansonsten wird Regulus dich liebend gerne begleiten."

Mein Blick richtet sich auf den jüngeren der Black Brüder, der mir vom Slytherintisch vorsichtig zuwinkt und dabei ein arrogantes Grinsen im Gesicht hat. Am liebsten würde ich ihm den Brief an den Kopf knallen.

Der Brief springt einmal in die Höhe, dann geht er in Flammen auf und fliegt in einem Ascheregen auf meinen Teller herunter. So schnell zerstört, die Worte jedoch für immer in der Freiheit entkommen.

Ich funkele den Haufen an, als könnte ich somit meine Eltern treffen. Doch insgeheim ist mir bewusst, wie ich diesen Brief wirklich zu deuten habe.

Meine Mutter hat nicht geschrien, ihre Stimme ist eisigkalt und tonlos gewesen, doch gerade das ist das Gefährliche. In Momenten, in denen jede Lautstärke aus ihr verschwindet, explodiert sie innerlich und ich weiß, was das für Konsequenzen nach sich zieht. Wenn ich also nicht Regulus als Begleitung vorgesetzt kriegen will, muss ich schleunigst für Ersatz suchen.

„Wir sollten zu Verwandlung gehen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen", sage ich hastig, bevor meine Freunde auf die Idee kommen, die Szene zu kommentieren.

„Deine Mutter ist eine Schlange", meint Dorcas empört, während auch sie sich ihre Sachen schnappt.

Remus sieht mich aufmunternd an. „Es ist nur ein einziger Abend, oder? Vielleicht ist Regulus wirklich keine so schlechte Begleitung."

„Vielleicht", murmele ich ohne Überzeugung.

Sirius springt auf und verschwindet ohne weiteren Kommentar aus der Halle, während wir anderem ihm nur hinterherstarren können. Mein Magen fühlt sich an, als hätte jemand tausend Steine dorthinein gezaubert und ich muss mir eingestehen, dass ich mir Sorgen um Sirius Black mache. Aber das ist normal, das machen Freunde so.

„Was ist bitte mit dem los?", fragt Lily irritiert.

James zuckt mit den Achseln, doch ich kann die Dunkelheit in seinen Augen genau erkennen, weiß ich ihn doch besser zu lesen als mich selbst. „Wahrscheinlich hat er einfach schlecht geschlafen. Wir sollten wirklich los."

Als wir im Klassenzimmer für Zauberkunde ankommen, sitzt Sirius bereits auf seinem Platz und zaubert ein paar undurchsichtige Stacheln auf den Stuhl von Schniefelus, was zumindest seine Laune wieder anhebt.

Lily drückt James Zauberstabarm nach unten, als er ebenfalls Anstalten macht, ihn in Snapes Richtung zu strecken und funkelt ihn böse an.

„Versau es dir nicht, Jamie", murmele ich ihm zu. „Sie beginnt gerade dich zu mögen."

Er beißt sich auf die Lippe, das Kinn ein wenig vorgeschoben. „Glaubst du wirklich?"

Ich nicke stumm und setze mich dann neben Dorcas an unseren Tisch, der direkt nebem dem der Rumtreiber steht.

„Meine Lieben." Professor Slughorn rauscht mit wedelndem Umhang ins Klassenzimmer, den Stoff ein wenig von Pulver befüllt. „Es wird Zeit, dass wir uns mit einem wirklich wichtigen Zauber auseinandersetzen. Einem meiner liebsten, mit Verlaub, wenn ich das denn so sagen darf. Denn natürlich habe ich keine Lieblingstränke." Er zwinkert einmal und wirkt dabei ein wenig so, als hätte ihn eine Fliege im Auge erwischt. „Aber die Liebe, hach die Liebe. Ihr Jungspunde wisst sicherlich besser als ich, wie fantastisch sie ist. Wie sehr sie einen verzaubert und wie sehr sie schmerzen kann. Heute werden wir einen Liebestrank mischen, einen von den komplizierteren. Wenn ihr bitte Seite 175 im Lehrbuch aufschlagen würdet. Dann los."

„Vielleicht könntest du den Liebestrank nutzen, um eine Begleitung für den Ball zu kriegen, Marlie", sagt James grinsend in meine Richtung.

Ich lache und strecke ihm den Mittelfinger entgegen.

„Marlene braucht dafür keinen Trank", murmelt Sirius unwirsch. „Sie findet auch so eine Begleitung."

„Ich..." Ich blinzele, weil ich wirklich überfragt bin. „Ja, das werde ich schon. Danke."

Mein Dank klingt eher wie eine Frage, doch niemand von uns geht näher darauf ein.

Wir schlagen unsere Lehrbücher auf, meins so neu, dass es noch nach frischem Druck riecht, während das von Dorcas beinahe auseinanderfällt. Ich halte mich an die Anweisungen, arbeite gewissenhaft und dennoch schafft es Lily irgendwie, schon fertig zu sein, bevor ich überhaupt die Hälfte des Rezeptes ausgeführt habe.

„Manchmal bin ich echt neidisch, Lils", murmele ich in ihre Richtung.

Dorcas nickt grinsend. „Aber sowas von."

Lily lächelt ihr beschämtes Lächeln, das sie immer dann aufsetzt, wenn ihr die Aufmerksamkeit peinlich ist. Dabei ist das nichts, was ihr auch nur im Entferntesten unangenehm sein muss.

„Ich bin einfach – Peter, nicht die Rosenblätter reinwerfen, dass endet –"

Peters Kessel explodiert und verteilt rosaklebrige Masse über seinen gesamten Tisch.

„-nicht gut", meint Lily langsam.

Ich muss lachen, als ich sehe, wie James sich mit den Fingern mühsam den Schleim von der Brille wischt.

„Mister Pettigrew, alles in Ordnung mit Ihnen?" Slughorn eilt zu ihm herüber, ein gequältes Lächeln im Gesicht. „Sie sind mir ja einer, einfach fünf Schritte zu überspringen. Ein bisschen übereifrig, nicht wahr? Gehen Sie alle sich erst einmal waschen, Jungs."

Sofort hebt sich die Laune der Rumtreiber, die mit einem Grinsen das Klassenzimmer hinterlassen. Sirius zwinkert mir provozierend zu und ich wünschte, ich könnte ihn in dem Augenblick erwürgen.

„Warum haben wir unsere Kessel nicht explodieren lassen?", stöhnt Dorcas. „Ich will auch frei haben."

„Aber, aber meine Liebe." Slughorn tritt an unseren Tisch und zwinkert in die Runde. „Das will ich doch besser nicht gehört haben. Es gibt schließlich nichts Besseres als Zaubertränke, nicht wahr, Miss Melony?"

Dorcas nickt eilig und so heftig, dass ich mir nur schwer ein Grinsen verkneifen kann.

„Wo ich gerade schon einmal hier bin. Miss McKinnon, Miss Evans, morgen Abend findet ein Abendessen bei mir statt. Ganz gemütlich, nur ein paar Leute und sie beiden sind selbstverständlich eingeladen."

„Ich kann nicht, Professor", meine ich eilig. „Tut mir wirklich total leid, aber ich habe ein Date."

„Ulala, davon will ich sie natürlich nicht abhalten. Aber sie, Miss Evans? Sie sind doch sicherlich dabei?"

Lily nickt zustimmend, ein kleines Lächeln im Gesicht, von dem ich nicht ganz abschätzen kann, ob es echt ist oder nicht.

Slughorn sieht zufrieden aus. „Selbstverständlich können Sie auch eine Begleitung mitbringen."

Schwungvoll dreht er sich um und begutachtet die Zaubertränke am anderen Ende des Zimmers.

„Wie kann es sein, dass er nach sieben Jahren immer noch nicht deinen Nachnamen kennt?", fragt Lily.

„Ich habe absolut keine Ahung und ich bin absolut dafür", grinst Dorcas. „Das bedeutet nämlich, dass ich morgen nicht zu dem Treffen und mir schnarchlangweilige Gespräche antun muss."

„Sie sind nicht immer langweilig", meint Lily pflichtbewusst. „Oder, Mar?"

Ich grinse. „Meistens sind sie langweilig. Ich bin nicht wirklich traurig darüber, morgen nicht auftauchen zu müssen."

„Es wird sicherlich toll", meint Lily ein wenig zu begeistert, sodass ich genau weiß, dass sie den Abend auch lieber woanders verbracht hätte. „Und wenn ihr beiden nicht mitkommen wollt, nehme ich jemand anderen mit."

„Wen?", frage ich überrascht.

„Keine Ahnung." Achselzuckend sieht sie mich an. „Hast du morgen wirklich ein Date oder ist das eine Ausrede?"

Ich verziehe das Gesicht. „Ich wünschte, es wäre eine Ausrede. Aber ich sollte echt mit irgendwem ausgehen, um zu schauen, ob ich den Kerl mit zum Weihnachtsball mitbringen kann. Ich muss mir nur noch ein williges Opfer suchen."

Dorcas schlingt mir ein Arm um die Schulter. „Ich bin sicher, es finden sich einige willige Opfer."

Ich nicke stumm. Das Problem ist jedoch, dass es nur eine Person gibt, die ich wirklich gerne dabei hätte und genau ihn werde ich nicht fragen können. Nicht, wenn ich unsere Freundschaft nicht zerstören will.

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