TEN.
MARLENE || Die Decke der großen Halle ist in den wunderschönsten Sternenhimmel verzaubert, das Universum so klar und funkelnd und unendlich weit weg. An jedem anderen Tag hätte ich vor Staunen den Blick nicht abwenden können, in der letzten Stunde hatte ich nur ein müdes Lächeln dafür über.
Viel zu leer ist mein Magen, viel zu dunkel sind meine Gedanken, viel zu laut ist das Schluchzen von allen Seiten.
Viel zu leer ist der Platz am Tisch der Ravenclaws, an dem Eric Brown hätte sitzen sollen.
Stattdessen liegt er leblos, meilenweit von Hogwarts entfernt, hoffentlich an einem besseren Ort.
Dumbledore hebt seine Arme in die Höhe, lässt seinen Blick über die Schülerschaft gleiten und wie immer schafft er es, dass ich mich direkt angesprochen fühle.
„Eric Brown war nicht nur ein intelligenter, eifriger und engagierter Schüler", meint Dumbledore mit sanfter Stimme. „Vor allem war er ein wundervoller Freund. Er hat so viele von euch berührt, so viel Leben in diese Schlossmauern gebracht und ich bin mir sicher, dass wir ihn alle vermissen werden."
Ich schlucke, als ich sehe wie ein Mädchen am Ravenclawtisch zusammenbricht, das Gesicht an der Schulter ihrer Sitznachbarin vergraben.
„Das ist Milly, eine der Vertrauensschüler von Ravenclaw", flüstert Lily gebrochen. „Sie war seine Freundin."
James hebt seinen Arm, dann legt er ihn ihr um die Schulter, so zögernd, als würde er eine Schlange umarmen.
„Dunkle Zeiten sind angebrochen, das kann niemand leugnen", fliegt die Stimme des Schulleiters über uns hinweg, die große Halle, sonst so voller Leben, in diesem Augenblick totenstill. „Das Zaubereiministerium ist der Ansicht, dass ihr zu jung seid, um darüber informiert zu werden. Ich sehe es anders, müsst ihr doch alle wissen, mit wem wir es zu tun haben. Voldemort –"
Peter neben mir ist bei Weitem nicht der Einzige, der bei diesem Namen zusammenzuckt und ich drücke seine Hand, in dem Versuch, ihm ein wenig Trost zu geben.
„Voldemort", ruft Dumbledore nun lauter, um das Tuscheln zu übertönen und wartet dann, bis es wieder stillgeworden ist, „gewinnt an Macht. Der Angriff auf Hogsmeade gestern war nicht der erste und er wird auch nicht der Letzte gewesen sein. Menschen sind gestorben, Eric Brown ist gestorben und das ist unverzeihlich. Die Toten werden in unseren Erinnerungen weiterleben."
Ich schlucke und rutsche ein wenig näher an James heran, der seinen Arm um mich legt, Lily immer noch auf seiner anderen Seite.
„Doch in den dunkelsten Zeiten zeigt sich, wer wir wirklich sind. Ob wir zu den Starken, den Mutigen gehören. Den Menschen, die nicht schweigen, sondern für andere einstehen", meint Dumbledore. „Seid gewiss, dass ich nicht aufgeben werde. Dass wir alle nicht aufgeben dürfen. Nur wenn wir zusammenhalten, nur wenn wir unsere Differenzen umgehen und Freundschaften schließen, werden wir diesen Krieg gewinnen. Aber denkt daran, verliert nie die Hoffnung. Denn in den dunkelsten Zeiten strahlen die Sterne am hellsten."
Dumbledore lässt seine Arme sinken, ein letztes Mal heute Nachmittag. „Professor, wenn Sie so gut wären."
Professor McGonagall tritt an seine Seite. „Wenn Sie nun bitte alle die Zauberstäbe zücken würden. Wir werden ein Zeichen als Gedenken an Eric Brown setzen. Von uns gegangen, aber immer in unseren Herzen."
Wir folgen ihrer Anweisung dann werden still tausend Lichter in den Nachthimmel über uns geschossen. Ein Lichtermeer, für einen Augenblick lang Ewigkeit.
Eine Weile sehen wir alle stumm an die Decke hinauf, dann wedelt Dumbledore mit seinem Zauberstab und die Lichter vergehen in einem Sternenhagel.
„Seid versichert, dass eure Lehrer in den kommenden Tagen ein offenes Ohr für sie haben werden. Die Hauslehrer haben an den Nachmittagen Sprechstunden eingerichtet", sagt McGonagall schließlich. „Der Unterricht ist bis Mittwoch ausgesetzt, danach werden wir wieder mit der Ausbildung starten. Bitte denkt daran, dass bis aufs Weitere ab neun Uhr abends eine Ausgangssperre herrscht. Vertrauensschüler werden regelmäßig patrouillieren. Versuchen Sie, heute ein wenig Schlaf zu finden."
McGonagall schenkt uns allen ein trauriges Lächeln, dann klatscht sie einmal in die Hände und die Lichter der großen Halle erstrahlen wieder. Der Raum leert sich deutlich langsamer und geordneter als an anderen Tagen.
Sobald wir durch die großen Tore geschritten sind, fühlt es sich an, als könnte ich endlich wieder freier Atmen. Unschlüssig bleiben wir ein wenig abseits des Durchgangs stehen.
Dorcas ist die erste, die die Stille durchbricht. „Was machen wir jetzt?"
„Für das Kämpfen, an das wir glauben", entgegnet James voller Überzeugung.
Mein Mund verzieht sich zu einem halben Lächeln. „Das auch, aber Dor meinte eher, was wir jetzt direkt machen."
„Wir haben Sirius versprochen, auf die Krankenstation zu kommen und ihn zu beschäftigen", meint Remus. „Wahrscheinlich helfen wir damit eher Madame Pomfrey, die ansonsten wahnsinnig wird mit ihm."
„Wir sind dabei", beschließt Dorcas. „Ein wenig Ablenkung tut uns allen bestimmt ganz gut."
Zu sechst schreiten wir die Korridore entlang, denen eine Dunkelheit anzuhängen zu scheint, die gestern Morgen noch nicht da war. Als wäre das Leben von einer Sekunde auf die andere so viel düsterer geworden.
„Lily, wir müssen heute Abend noch die Pläne für die Vertrauensschüler absprechen", sagt James schließlich, als wir an der Bibliothek entlanglaufen.
Es ist das erste Mal in diesem Schuljahr, dass mir wirklich bewusst wird, dass mein bester Freund aus unerfindlichen Gründen dieses Jahr neben Lily als Schulsprecher ausgewählt wurde. Während der Sommerferien haben Sirius und ich uns laufend darüber lustig gemacht, gerade jedoch nickt James so souverän, dass ich mich frage, ob wir ihm vielleicht Unrecht getan haben.
„Werden wir machen", antwortet die Rothaarige und sieht Remus dann fragend an. „Hast du irgendwelche Wünsche, mit wem du unterwegs sein willst?"
„Remus ist mein Partner", wirft James ein, bevor dieser überhaupt die Möglichkeit hat, den Mund zu öffnen. „Komm schon, Evans. Das kannst du mir nicht nehmen."
„Ich dachte bloß, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn wir die Fünftklässler mit den siebten Klassen mischen." Lilys Blick wird dunkler, die Anspannung in ihren Schultern deutlich zu erkennen. „Falls wirklich etwas passieren wird, wären diese besser geschützt. Aber wenn du denkst, dass das –"
James berührt kurz ihre Hand, so sanft und schnell, dass es mir beinahe nicht aufgefallen wäre. „Das ist wahrscheinlich vernünftig. Remus, irgendwelche Wünsche?"
„Mir egal, solange es nicht Arrow ist", meint dieser.
Mein bester Freund grinst, das Grinsen jedoch nur ein Abklatsch seiner sonstigen Freude. „Will Arrow dir immer noch an die Wäsche?"
„Alle, nur nicht Arrow", wiederholt Remus bloß.
Im Krankenflügel sind wir bei Weitem nicht die Einzigen, die Einlass suchen und Madame Pomfrey ist darum bemüht, ganze Schülerscharren wieder zurückzuschicken.
„Es sind bereits genügend Besucher hier. Die Station platzt aus allen Nähten." Die Schwester steht mit verschränkten Armen an der Tür, bereit, alle Eindringlinge zu verteidigen. „Ich verstehe, dass Sie sich Sorgen um ihre Freunde machen, aber ich kann ihnen versichern, dass es allen gut geht. Bitte, kommen Sie morgen wieder."
„Wie genau wollen wir jetzt zu Sirius?", fragt Lily stirnrunzelnd.
Zu meiner Überraschung ist es Peter, der tatsächlich die Idee hat.
„Sir Nicholas", ruft der schmächtige Junge, die Ärmel seines Umhangs wie immer ein wenig zu groß, sodass seine Hände fast darin verschwinden.
Der Kopflose Nick fliegt in unsere Richtung und tippt sich gegen die Stirn, wodurch sein Kopf ein wenig verrutscht. Seufzend fängt er ihn wieder ein. „Die Herrschaften."
„Meinen Sie, Sie könnten uns vielleicht helfen?", bittet Peter, seine Augen groß und unschuldig, die Schultern ein wenig eingezogen, sodass ihm niemand etwas böse kann. „Sehen Sie, Padfoot ist im Krankenflügel weil er gestern wirklich heldenhaft Marlene verteidigt hat und wir wollen ihm ein bisschen Gesellschaft leisten."
„Das ist jetzt ein bisschen sehr dick aufgetragen", murmele ich, woraufhin James mir auf den Fuß tritt und dann den kopflosen Nick anstrahlt. „Wir können uns doch auf Sie verlassen, Sir Nicholas? Sie müssten auch nur ganz kurz Madame Pomfrey ablenken. Könnten Sie das für uns tun?"
„Aber sicherlich doch." Der Kopflose Nick zwinkert uns zu. „Wir Gryffindor müssen doch zusammenhalten, nicht wahr? Ihr könnt euch auf mich verlassen."
Er schwebt auf Madame Pomfrey zu und verwickelt Sie in ein intensives Gespräch über die möglichen Heilungsvorteile von Alraunen. Das angeregte Gespräch dauert einige Minuten, dann hat er sie überzeugt, ihm kurz ihren Vorrat zu zeigen. Bevor Madame Pomfrey ihn wegführt, zwinkert der kopflose Nick uns noch einmal zu.
„Meint ihr, er war wirklich ebenfalls Schüler in Gryffindor?", fragt Dorcas, während wir uns über den Korridor stehlen und im Krankenflügel von Bett zu Bett huschen.
James zuckt mit den Achseln. „Ich habe jedenfalls noch nie etwas Gegenteiliges gehört. Und der kopflose Nick ist immer mal wieder bereit, uns bei einigen Missionen zu helfen."
„Du meinst euer sinnloses Brechen von Regeln?", meint Lily trocken. „Ich bin mir nicht sicher, ob das so dafürspricht, dass er wirklich ein Gryffindor ist."
„Wir sind auch in Gryffindor, trotz unserem sinnlosen Brechen von Regeln", grinst mein bester Freund, vollkommen unbekümmert. Wenn mich nicht alles täuscht, zuckt Lilys Mundwinkel tatsächlich ein wenig nach oben.
„Mir hat der kopflose Nick erzählt, dass er in Gryffindor war", meint Peter so leise, dass wir ihn erst nicht verstehen.
„Mir hat er erzählt, er wäre Ritter in Alaska gewesen vor seinem... Unfall." Remus zieht den Vorhang an Sirius Bett auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir so viel auf seine Worte geben sollten. Er ist manchmal ziemlich realitätsfern."
Sirius sieht uns grinsend an, leicht auf das Kissen in seinem Bett gestützt. „Redet ihr über mich?"
„Immer, wenn es darum geht, wie realitätsfern Menschen sein können", entgegne ich trocken.
Aber ich schenke ihm ein kleines Lächeln, das er ebenso unsicher erwidert.
Einen Augenblick lang bin ich in seinen grauen Augen gefangen, die garantiert gestern noch nicht so verdammt einladend gewirkt haben. Die Luft flirrt, leicht und unbedeutend und gleichzeitig doch so bedeutungsvoll.
Sirius ist der erste, der sich blinzelnd abwendet und dann auffordernd winkt. „Setzt euch doch. Prasad liegt ein Bett weiter, dem könnt ihr seinen Stuhl klauen. Der ist total betäubt und kriegt nichts mit."
Remus klaut den Stuhl neben dem Bett des Hufflepuffs, der wirklich verdammt weggetreten wirkt und sicherlich nichts dagegen hat. Lily und Dorcas quetschen sich zusammen auf einen der beiden Stühle, Peter und Remus neben den zweiten ein, was wirklich nicht sehr bequem aussieht. James lässt sich kurzerhand neben Sirius ins Bett fallen, ein wenig vorsichtiger als sonst, und ich mache es mir auf dem Boden gemütlich, den Rücken gegen Dorcas Beine gelehnt.
„Wie geht es dir?", fragt Lily, die unterdrückte Besorgnis in ihrer Stimme nicht zu überhören. „Madame Pomfrey hat sich gestern geweigert, uns reinzulassen und wollte uns nichts verraten."
„Gestern war hier auch wirklich die Hölle los, wie in einem Irrenhaus." Sirius zuckt mit den Achseln. „Aber mir geht es gut. Wirklich. Sie hat mir einen Trank gegeben, der meine Knochen wieder richtig zusammenwachsen lässt. Das wirkt so gut, dass ich spätestens morgen wieder ganz der Alte bin. Und ich habe ein Mittel gegen die Schmerzen gekriegt, dass mich fühlen lässt, als würde ich fliegen. Könnte also definitiv schlimmer sein."
Erst jetzt fällt mir auf, dass seine Augen leicht fiebrig wirken und sein rechtes Bein am Bett festgebunden ist.
Meine Finger wandern in die Luft, ganz ohne mein Zutun, dann zucke ich zusammen und presse sie eilig gegen meinen Oberschenkel, bevor ich auf doofe Ideen komme. Wie seine Bettdecke zurechtzurücken oder ihm durch die Haare zu streichen. Merlin bewahre. Der Schock von gestern muss mich echt aus der Bahn geworfen haben.
„Also, was habe ich verpasst?" Sirius stemmt sich ein wenig weiter im Bett hoch, wobei er unwirsch James Arm abschüttelt, der ihm helfen will. „Erzählt mir was, ich gehe hier vor Langeweile ein."
„Vorhin war die Gedenkfeier für Eric Brown", murmelt Remus.
Sirius Züge werden weicher. „Davon habe ich bereits gehört. Der arme Kerl. Es hätte jeden von uns erwischen können."
Ich schlucke, weil seine Worte die Wahrheit selbst sind. Wäre er nicht vor mich gesprungen, hätten er und James mich gestern nicht gefunden, dann ginge es mir nun wahrscheinlich wie Eric Brown.
„Ich verstehe es einfach nicht", meint James und fährt sich durch die Haare, die ohnehin bereits in alle Richtungen abstehen. „Wie können Leute so verblendet sein? Wie können Sie wirklich Du-weißt-schon-wer einfach so blind folgen? Wer glaubt den bitte den Schwachsinn, den er da erzählt? Über reines Blut und Würde und all diesen anderen Quatsch?"
„Du wärst überrascht, wie viele Leute wirklich alles davon glauben." Sirius Stimme fehlt jegliche Kraft, sie ist wie ein Eishauch im kältesten Winter. „So viele von ihnen sind echt der Ansicht, dass sie ehrvoll handeln."
Dorcas wirft die Hände in die Luft, so schwungvoll, dass sie beinahe Lily von ihrer Seite des Stuhls schiebt. „Aber das ist einfach...Das ist einfach nicht logisch."
„Logik spielt für sie keine Rolle." Ich muss an all die Versammlungen bei den Lestranges, Blacks und Goyles denken, die ich in den letzten Jahren hinter mich bringen musste. „Es ist einfach blinde Überzeugung. Da kommst du mit Argumenten nicht gegen an."
„Und es ist nicht, als hätte ich es nicht versucht", meint Sirius und lacht dann tonlos. „Wir wissen alle, wie das geendet hat. Ich habe kein Zuhause mehr, Reg ist voller Dunkelheit und mein Vater...Nun, wir wissen alle, was mit ihm ist."
James und ich tauschen einen stummen Blick, beide gefangen in unseren Erinnerungen an den gestrigen Nachmittag. An Orion Black, der seinen Zauberstab gegen seinen eigenen Sohn erhoben hat, als wäre sein Herz bereits vor langer Zeit gestorben.
„Können wir bitte nicht mehr darüber reden?" Lilys Stimme zittert leicht. „Bitte, nur heute nicht. Ich kann es nicht mehr ertragen, andauernd darüber nachzudenken."
Remus zieht ein Kartenspiel aus dem Umhang und zuckt bloß mit den Achseln, als wir ihn alle überrascht ansehen. „Was denn? Ich hatte mir schon gedacht, dass man Padfoot beschäftigen muss. Er ist ein ganz furchtbarer Patient."
Sirius fiebrige Augen funkeln ein bisschen zu sehr. „Gar nicht wahr."
„Wohl war", meint Peter. „Du hast dich letzten Monat nach...du weißt schon...einen Tag lang im Bett aufgeführt, als würdest du sterben, dabei hattest du nur einen Kratzer."
„Den man nicht einmal gesehen hat", ergänzt James grinsend.
Sirius schnaubt. „Lasst mich vor den Damen nicht so schlecht dastehen."
„Damen?" Remus zwinkert uns Mädchen zu. „Ich sehe hier keine Damen."
Dorcas nimmt ihm das Kartenspiel aus der Hand und beginnt routiniert zu mischen. „Was wollen wir spielen?"
Je öfter wir Snape im Spiel explodieren lassen, desto mehr fielen Trauer und Dunkelheit von mir ab. Sie würden nie ganz verschwinden, stets begleitet von der Angst vor der Zukunft, aber wir würden lernen müssen, damit zu leben. Sie in den Hintergrund zu schieben, stets ein ungewollter Begleiter, der uns die Freude stehlen will.
Als der Himmel langsam der Schwärze der Nacht weicht, flackernde Lichter über unseren Köpfen und wir uns gerade bei unserer zwanzigsten Partie Karten befinden, kommt McGonagall zu uns getreten.
„Potter. Da sind sie ja. Ich hätte mir direkt denken sollen, dass ich sie hier finde. Trotz eindeutiger Verbote. Es wird Zeit, dass wir uns unterhalten", seufzt unsere Hauslehrerin und durchbohrt erst James, dann Sirius mit ihrem Blick. „Ich hatte ihnen beiden gestern eine ganz klare Anweisung erteilt. Sie sollten beide zurück zum Schloss gehen. Nicht wie Verrückte wieder zurück ins Chaos laufen. Das hier ist kein Spaß, sondern bitterer Ernst. Ist ihnen das eigentlich überhaupt bewusst?"
Sirius schiebt die Schultern nach vorne. „Das wissen wir und genau deswegen sind wir ja auch zurückgerannt."
„Marlene war noch da draußen", meint James, das Kinn erhoben. „Wir lassen unsere Freunde in so einer Situation doch nicht einfach alleine."
Professor McGonagall spitzt die Lippen. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie einfach verdammt mutig oder verdammt dumm sind."
„Vielleicht ein bisschen von beidem?", erwidert Sirius mit einem halben Grinsen.
Sie schüttelt seufzend den Kopf. „Zehn Punkte Abzug für das Missachten eines direkten Befehls."
Es ist tatsächlich Lily Evans, die Regelliebhaberin schlechthin, die als Erstes protestiert. „Das können sie nicht machen, Professor!"
Unsere Hauslehrerin hebt die Hand. „Ich war noch nicht fertig. Zwanzig Punkte kriegen sie gutgeschrieben für bewundernswerte Freundschaft. Nächstes Mal werde ich aber nicht so nachsichtig sein. Haben Sie das verstanden?"
Sie lässt ihren Blick einmal über unsere Runde gleiten, bleibt bei James und Sirius ein wenig länger hängen, bevor sie dann nickt.
„Erholen Sie sich gut, Mister Black. Ich erwarte sie spätestens Mittwoch wieder in meinem Klassenzimmer. Und nun ab ins Bett mit ihnen."
„Aber –"
„Sie alle, Potter", meint McGonagall und sieht uns mit verschränkten Armen an. „Die Besuchszeit ist vorbei."
Seufzend geben wir uns unserem Schicksal hin und verabschieden uns von Sirius, der ein wenig weiter in seine Kissen sinkt.
Als ich gehe, streift Sirius meine Hand mit seiner. So federleicht, dass ich kurz überzeugt bin, dass ich es mir eingebildet hätte, hätte mein Herz nicht einen einzigen Sprung nach oben gemacht.
Einen Moment bloß, eine Sekunde, aber manchmal kann ein einziger Augenblick alles verändern.
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